und trocknem zu Pulver geriebenen Thon aus einer irdenen Retorte destillirt, wobey sich nur wenig halbsaures Gas erzeugt, das man durch eine nochmalige Destillation bey gelindem Feuer leicht von der Säure trennen kan.
Das eigenthümliche Gewicht der Salpetersäure ist = 1,4043. Reine Salpetersäure hat eine weiße Farbe, sie wird aber leicht gelb, oder roth und dampfend. Das Salpersaure oder die rothe Salpetersäure verbindet sich leicht mit dem Wasser; es entsteht Wärme, und die Mischung ist blau oder grün.
Daß die Salpetersäure aus Sauerstoff und Stickstoff bestehe, suchen die Antiphlogistiker durch folgende Versuche zu erweisen. Reiner Salpeter, in einer Retorte dem Feuer ausgesetzt, giebt zuerst Lebensluft, dann Stickgas, und in der Retorte bleibt das Laugensalz rein zurück. Die Dämpfe der Salpetersäure durch ein glühendes irdenes oder gläsernes Rohr geleitet, geben Lebensluft, Stickgas und nitröses Gas. Eine Auflösung von Quecksilber und Salpetersäure so lange destillirt, bis alles Flüßige übergetrieben ist, und nur der rothe Quecksilberkalk in der Retorte zurückbleibt, giebt nitröse Luft; aber das Quecksilber hat genau so viel am Gewichte zugenommen, als es zunimmt, wenn es in Lebensluft gesäuert (verkalkt) wird, und wenn man das Feuer verstärkt fortsetzt, bis das Quecksilber wieder hergestellt ist, so erhält man daraus eben so viel Lebensluft wieder, als die Salpetersäure verloren hatte. Man erhält überhaupt bey allen Zerlegungen der Salpetersäure nichts, als Lebensluft, Stickgas und nitröses Gas, deren Grundlagen Sauerstoff und Stickstoff sind.
Eben dieses zeigt sich auch durch die Zusammensetzung. Nitröses Gas giebt mit Lebensluft vermischt rothe Dämpfe, beyde Gasarten verdichten sich, entlassen den Wärmestoff, und vereinigen sich zu Salpetersaurem. Folglich fehlt dem nitrösen Gas weiter nichts, als etwas Sauerstoff, um Salpetersaures zu werden- Wenn man eine Mischung von Lebensluft, brennbarer Luft und Stickgas einer höhern Temperatur aussetzt, so erhält man schwache flüßige Salpetersäure, indem der Sauerstoff mit dem Hydrogen Wasser, mit dem Azote Salpetersäure gebildet hat. Endlich beweiset dieses
und trocknem zu Pulver geriebenen Thon aus einer irdenen Retorte deſtillirt, wobey ſich nur wenig halbſaures Gas erzeugt, das man durch eine nochmalige Deſtillation bey gelindem Feuer leicht von der Saͤure trennen kan.
Das eigenthuͤmliche Gewicht der Salpeterſaͤure iſt = 1,4043. Reine Salpeterſaͤure hat eine weiße Farbe, ſie wird aber leicht gelb, oder roth und dampfend. Das Salperſaure oder die rothe Salpeterſaͤure verbindet ſich leicht mit dem Waſſer; es entſteht Waͤrme, und die Miſchung iſt blau oder gruͤn.
Daß die Salpeterſaͤure aus Sauerſtoff und Stickſtoff beſtehe, ſuchen die Antiphlogiſtiker durch folgende Verſuche zu erweiſen. Reiner Salpeter, in einer Retorte dem Feuer ausgeſetzt, giebt zuerſt Lebensluft, dann Stickgas, und in der Retorte bleibt das Laugenſalz rein zuruͤck. Die Daͤmpfe der Salpeterſaͤure durch ein gluͤhendes irdenes oder glaͤſernes Rohr geleitet, geben Lebensluft, Stickgas und nitroͤſes Gas. Eine Aufloͤſung von Queckſilber und Salpeterſaͤure ſo lange deſtillirt, bis alles Fluͤßige uͤbergetrieben iſt, und nur der rothe Queckſilberkalk in der Retorte zuruͤckbleibt, giebt nitroͤſe Luft; aber das Queckſilber hat genau ſo viel am Gewichte zugenommen, als es zunimmt, wenn es in Lebensluft geſaͤuert (verkalkt) wird, und wenn man das Feuer verſtaͤrkt fortſetzt, bis das Queckſilber wieder hergeſtellt iſt, ſo erhaͤlt man daraus eben ſo viel Lebensluft wieder, als die Salpeterſaͤure verloren hatte. Man erhaͤlt uͤberhaupt bey allen Zerlegungen der Salpeterſaͤure nichts, als Lebensluft, Stickgas und nitroͤſes Gas, deren Grundlagen Sauerſtoff und Stickſtoff ſind.
Eben dieſes zeigt ſich auch durch die Zuſammenſetzung. Nitroͤſes Gas giebt mit Lebensluft vermiſcht rothe Daͤmpfe, beyde Gasarten verdichten ſich, entlaſſen den Waͤrmeſtoff, und vereinigen ſich zu Salpeterſaurem. Folglich fehlt dem nitroͤſen Gas weiter nichts, als etwas Sauerſtoff, um Salpeterſaures zu werden- Wenn man eine Miſchung von Lebensluft, brennbarer Luft und Stickgas einer hoͤhern Temperatur ausſetzt, ſo erhaͤlt man ſchwache fluͤßige Salpeterſaͤure, indem der Sauerſtoff mit dem Hydrogen Waſſer, mit dem Azote Salpeterſaͤure gebildet hat. Endlich beweiſet dieſes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0794"xml:id="P.5.782"n="782"/><lb/>
und trocknem zu Pulver geriebenen Thon aus einer irdenen Retorte deſtillirt, wobey ſich nur wenig halbſaures Gas erzeugt, das man durch eine nochmalige Deſtillation bey gelindem Feuer leicht von der Saͤure trennen kan.</p><p>Das eigenthuͤmliche Gewicht der Salpeterſaͤure iſt = 1,4043. Reine Salpeterſaͤure hat eine weiße Farbe, ſie wird aber leicht gelb, oder roth und dampfend. Das Salperſaure oder die rothe Salpeterſaͤure verbindet ſich leicht mit dem Waſſer; es entſteht Waͤrme, und die Miſchung iſt blau oder gruͤn.</p><p>Daß die Salpeterſaͤure aus <hirendition="#b">Sauerſtoff</hi> und <hirendition="#b">Stickſtoff</hi> beſtehe, ſuchen die Antiphlogiſtiker durch folgende Verſuche zu erweiſen. Reiner Salpeter, in einer Retorte dem Feuer ausgeſetzt, giebt zuerſt Lebensluft, dann Stickgas, und in der Retorte bleibt das Laugenſalz rein zuruͤck. Die Daͤmpfe der Salpeterſaͤure durch ein gluͤhendes irdenes oder glaͤſernes Rohr geleitet, geben Lebensluft, Stickgas und nitroͤſes Gas. Eine Aufloͤſung von Queckſilber und Salpeterſaͤure ſo lange deſtillirt, bis alles Fluͤßige uͤbergetrieben iſt, und nur der rothe Queckſilberkalk in der Retorte zuruͤckbleibt, giebt nitroͤſe Luft; aber das Queckſilber hat genau ſo viel am Gewichte zugenommen, als es zunimmt, wenn es in Lebensluft geſaͤuert (verkalkt) wird, und wenn man das Feuer verſtaͤrkt fortſetzt, bis das Queckſilber wieder hergeſtellt iſt, ſo erhaͤlt man daraus eben ſo viel Lebensluft wieder, als die Salpeterſaͤure verloren hatte. Man erhaͤlt uͤberhaupt bey allen Zerlegungen der Salpeterſaͤure nichts, als Lebensluft, Stickgas und nitroͤſes Gas, deren Grundlagen Sauerſtoff und Stickſtoff ſind.</p><p>Eben dieſes zeigt ſich auch durch die Zuſammenſetzung. Nitroͤſes Gas giebt mit Lebensluft vermiſcht rothe Daͤmpfe, beyde Gasarten verdichten ſich, entlaſſen den Waͤrmeſtoff, und vereinigen ſich zu Salpeterſaurem. Folglich fehlt dem nitroͤſen Gas weiter nichts, als etwas Sauerſtoff, um Salpeterſaures zu werden- Wenn man eine Miſchung von Lebensluft, brennbarer Luft und Stickgas einer hoͤhern Temperatur ausſetzt, ſo erhaͤlt man ſchwache fluͤßige Salpeterſaͤure, indem der Sauerſtoff mit dem Hydrogen Waſſer, mit dem Azote Salpeterſaͤure gebildet hat. Endlich beweiſet dieſes<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[782/0794]
und trocknem zu Pulver geriebenen Thon aus einer irdenen Retorte deſtillirt, wobey ſich nur wenig halbſaures Gas erzeugt, das man durch eine nochmalige Deſtillation bey gelindem Feuer leicht von der Saͤure trennen kan.
Das eigenthuͤmliche Gewicht der Salpeterſaͤure iſt = 1,4043. Reine Salpeterſaͤure hat eine weiße Farbe, ſie wird aber leicht gelb, oder roth und dampfend. Das Salperſaure oder die rothe Salpeterſaͤure verbindet ſich leicht mit dem Waſſer; es entſteht Waͤrme, und die Miſchung iſt blau oder gruͤn.
Daß die Salpeterſaͤure aus Sauerſtoff und Stickſtoff beſtehe, ſuchen die Antiphlogiſtiker durch folgende Verſuche zu erweiſen. Reiner Salpeter, in einer Retorte dem Feuer ausgeſetzt, giebt zuerſt Lebensluft, dann Stickgas, und in der Retorte bleibt das Laugenſalz rein zuruͤck. Die Daͤmpfe der Salpeterſaͤure durch ein gluͤhendes irdenes oder glaͤſernes Rohr geleitet, geben Lebensluft, Stickgas und nitroͤſes Gas. Eine Aufloͤſung von Queckſilber und Salpeterſaͤure ſo lange deſtillirt, bis alles Fluͤßige uͤbergetrieben iſt, und nur der rothe Queckſilberkalk in der Retorte zuruͤckbleibt, giebt nitroͤſe Luft; aber das Queckſilber hat genau ſo viel am Gewichte zugenommen, als es zunimmt, wenn es in Lebensluft geſaͤuert (verkalkt) wird, und wenn man das Feuer verſtaͤrkt fortſetzt, bis das Queckſilber wieder hergeſtellt iſt, ſo erhaͤlt man daraus eben ſo viel Lebensluft wieder, als die Salpeterſaͤure verloren hatte. Man erhaͤlt uͤberhaupt bey allen Zerlegungen der Salpeterſaͤure nichts, als Lebensluft, Stickgas und nitroͤſes Gas, deren Grundlagen Sauerſtoff und Stickſtoff ſind.
Eben dieſes zeigt ſich auch durch die Zuſammenſetzung. Nitroͤſes Gas giebt mit Lebensluft vermiſcht rothe Daͤmpfe, beyde Gasarten verdichten ſich, entlaſſen den Waͤrmeſtoff, und vereinigen ſich zu Salpeterſaurem. Folglich fehlt dem nitroͤſen Gas weiter nichts, als etwas Sauerſtoff, um Salpeterſaures zu werden- Wenn man eine Miſchung von Lebensluft, brennbarer Luft und Stickgas einer hoͤhern Temperatur ausſetzt, ſo erhaͤlt man ſchwache fluͤßige Salpeterſaͤure, indem der Sauerſtoff mit dem Hydrogen Waſſer, mit dem Azote Salpeterſaͤure gebildet hat. Endlich beweiſet dieſes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/794>, abgerufen am 25.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.