Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


zureiche, mit dem Wärmestoffe Licht zu bilden. Wegen dieser Vereinigung des Brennstoffs entstehe auch nur eine unvollkommene phlogistisirte Salpetersäure.

Nach dieser Theorie ließe sich auch ein Grund angeben, warum in der Atmosphäre keine Salpetersäure erzeugt wird; weil nämlich das Azote in der Stickluft durch den Brennstoff zurückgehalten, und gehindert würde, sich mit der Basis der Lebensluft zu vereinigen.

Girtanner Anfangsgründe der antiphlogistischen Chemie. Kap. 23. S. 157 u. f.

Grens system. Handbuch der gesammten Chemie. Halle, 1794. §. 646--720.

Salpeterstoff, s. Stickstoff

unten in diesem Bande.

Salpeterstoffgas

s. den Zus. des Art. Gas, phlogistisirtes, oben S. 449 u. f.

Salzsäure.

Zusatz zu diesem Art. Th. III. S. 770--776.

Diese Säure heißt in der Nomenclatur des antiphlogistischen Systems Acide muriatique, Acidum muriaticum, Kochsalzsäure (Girtanner), vollkommne Meersalzsäure (Hermbstädt). Die Benennung ist nach Bergmann und de Morveau von dem lateinischen Muria (salsugo, Columell. XII. 25.) entlehnt. Die Salzsäure besteht aus dem Oxygen, und einem eignen Grundstoffe (Radical muriatique), den wir im abgesonderten Zustande noch gar nicht kennen. Es giebt zween Grade der Verbindung dieses Grundstoffs mit dem Oxygen; da aber hier der besondere Umstand eintritt, daß die Säure durch den höhern Grad der Säurung flüchtiger wird, so hat man diesem die Benennung des übersauren (oxygene), und dem niedrigern die Endung in ique gegeben, daß also das Acide muriateux, oder die unvollkommene Salzsäure ganz fehlet. Herr Gren behält die alte Benennung der gemeinen oder phlogistisirten Salzsäure bey, weil er sie als eine Verbindung der salzsauren Grundlage mit der Basis des Lichts, oder seinem Brennstoffe, betrachtet.

Nach der Lehre der Antiphlogistiker kan die Salzsäure für sich allein bey der gewöhnlichen Temperatur und dem gewöhnlichen


zureiche, mit dem Waͤrmeſtoffe Licht zu bilden. Wegen dieſer Vereinigung des Brennſtoffs entſtehe auch nur eine unvollkommene phlogiſtiſirte Salpeterſaͤure.

Nach dieſer Theorie ließe ſich auch ein Grund angeben, warum in der Atmoſphaͤre keine Salpeterſaͤure erzeugt wird; weil naͤmlich das Azote in der Stickluft durch den Brennſtoff zuruͤckgehalten, und gehindert wuͤrde, ſich mit der Baſis der Lebensluft zu vereinigen.

Girtanner Anfangsgründe der antiphlogiſtiſchen Chemie. Kap. 23. S. 157 u. f.

Grens ſyſtem. Handbuch der geſammten Chemie. Halle, 1794. §. 646—720.

Salpeterſtoff, ſ. Stickſtoff

unten in dieſem Bande.

Salpeterſtoffgas

ſ. den Zuſ. des Art. Gas, phlogiſtiſirtes, oben S. 449 u. f.

Salzſaͤure.

Zuſatz zu dieſem Art. Th. III. S. 770—776.

Dieſe Saͤure heißt in der Nomenclatur des antiphlogiſtiſchen Syſtems Acide muriatique, Acidum muriaticum, Kochſalzſaͤure (Girtanner), vollkommne Meerſalzſaͤure (Hermbſtaͤdt). Die Benennung iſt nach Bergmann und de Morveau von dem lateiniſchen Muria (ſalſugo, Columell. XII. 25.) entlehnt. Die Salzſaͤure beſteht aus dem Oxygen, und einem eignen Grundſtoffe (Radical muriatique), den wir im abgeſonderten Zuſtande noch gar nicht kennen. Es giebt zween Grade der Verbindung dieſes Grundſtoffs mit dem Oxygen; da aber hier der beſondere Umſtand eintritt, daß die Saͤure durch den hoͤhern Grad der Saͤurung fluͤchtiger wird, ſo hat man dieſem die Benennung des uͤberſauren (oxygèné), und dem niedrigern die Endung in ique gegeben, daß alſo das Acide muriateux, oder die unvollkommene Salzſaͤure ganz fehlet. Herr Gren behaͤlt die alte Benennung der gemeinen oder phlogiſtiſirten Salzſaͤure bey, weil er ſie als eine Verbindung der ſalzſauren Grundlage mit der Baſis des Lichts, oder ſeinem Brennſtoffe, betrachtet.

Nach der Lehre der Antiphlogiſtiker kan die Salzſaͤure fuͤr ſich allein bey der gewoͤhnlichen Temperatur und dem gewoͤhnlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0797" xml:id="P.5.785" n="785"/><lb/>
zureiche, mit dem Wa&#x0364;rme&#x017F;toffe Licht zu bilden. Wegen die&#x017F;er Vereinigung des Brenn&#x017F;toffs ent&#x017F;tehe auch nur eine unvollkommene phlogi&#x017F;ti&#x017F;irte Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure.</p>
              <p>Nach die&#x017F;er Theorie ließe &#x017F;ich auch ein Grund angeben, warum in der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re keine Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure erzeugt wird; weil na&#x0364;mlich das Azote in der Stickluft durch den Brenn&#x017F;toff zuru&#x0364;ckgehalten, und gehindert wu&#x0364;rde, &#x017F;ich mit der Ba&#x017F;is der Lebensluft zu vereinigen.</p>
              <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Girtanner</hi> Anfangsgründe der antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;chen Chemie. Kap. 23. S. 157 u. f.</hi> </p>
              <p><hi rendition="#b">Grens</hi> &#x017F;y&#x017F;tem. Handbuch der ge&#x017F;ammten Chemie. Halle, 1794. §. 646&#x2014;720.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Salpeter&#x017F;toff, &#x017F;. Stick&#x017F;toff</head><lb/>
              <p>unten in die&#x017F;em Bande.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Salpeter&#x017F;toffgas</head><lb/>
              <p>&#x017F;. den Zu&#x017F;. des Art. <hi rendition="#b">Gas, phlogi&#x017F;ti&#x017F;irtes,</hi> oben S. 449 u. f.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Salz&#x017F;a&#x0364;ure.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu&#x017F;atz zu die&#x017F;em Art. Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 770&#x2014;776.</hi> </p>
              <p>Die&#x017F;e Sa&#x0364;ure heißt in der Nomenclatur des antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;chen Sy&#x017F;tems <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Acide muriatique,</hi> Acidum muriaticum,</hi> <hi rendition="#b">Koch&#x017F;alz&#x017F;a&#x0364;ure</hi> (Girtanner), <hi rendition="#b">vollkommne Meer&#x017F;alz&#x017F;a&#x0364;ure</hi> (Hermb&#x017F;ta&#x0364;dt). Die Benennung i&#x017F;t nach <hi rendition="#b">Bergmann</hi> und <hi rendition="#b">de Morveau</hi> von dem lateini&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Muria (&#x017F;al&#x017F;ugo, Columell. XII. 25.)</hi> entlehnt. Die Salz&#x017F;a&#x0364;ure be&#x017F;teht aus dem Oxygen, und einem eignen Grund&#x017F;toffe (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Radical muriatique</hi></hi>), den wir im abge&#x017F;onderten Zu&#x017F;tande noch gar nicht kennen. Es giebt zween Grade der Verbindung die&#x017F;es Grund&#x017F;toffs mit dem Oxygen; da aber hier der be&#x017F;ondere Um&#x017F;tand eintritt, daß die Sa&#x0364;ure durch den ho&#x0364;hern Grad der Sa&#x0364;urung flu&#x0364;chtiger wird, &#x017F;o hat man die&#x017F;em die Benennung des <hi rendition="#b">u&#x0364;ber&#x017F;auren</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">oxygèné</hi></hi>), und dem niedrigern die Endung in <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">ique</hi></hi> gegeben, daß al&#x017F;o das <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Acide muriateux,</hi></hi> oder die unvollkommene Salz&#x017F;a&#x0364;ure ganz fehlet. Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> beha&#x0364;lt die alte Benennung der <hi rendition="#b">gemeinen</hi> oder <hi rendition="#b">phlogi&#x017F;ti&#x017F;irten Salz&#x017F;a&#x0364;ure</hi> bey, weil er &#x017F;ie als eine Verbindung der &#x017F;alz&#x017F;auren Grundlage mit der Ba&#x017F;is des Lichts, oder &#x017F;einem Brenn&#x017F;toffe, betrachtet.</p>
              <p>Nach der Lehre der Antiphlogi&#x017F;tiker kan die Salz&#x017F;a&#x0364;ure fu&#x0364;r &#x017F;ich allein bey der gewo&#x0364;hnlichen Temperatur und dem gewo&#x0364;hnlichen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[785/0797] zureiche, mit dem Waͤrmeſtoffe Licht zu bilden. Wegen dieſer Vereinigung des Brennſtoffs entſtehe auch nur eine unvollkommene phlogiſtiſirte Salpeterſaͤure. Nach dieſer Theorie ließe ſich auch ein Grund angeben, warum in der Atmoſphaͤre keine Salpeterſaͤure erzeugt wird; weil naͤmlich das Azote in der Stickluft durch den Brennſtoff zuruͤckgehalten, und gehindert wuͤrde, ſich mit der Baſis der Lebensluft zu vereinigen. Girtanner Anfangsgründe der antiphlogiſtiſchen Chemie. Kap. 23. S. 157 u. f. Grens ſyſtem. Handbuch der geſammten Chemie. Halle, 1794. §. 646—720. Salpeterſtoff, ſ. Stickſtoff unten in dieſem Bande. Salpeterſtoffgas ſ. den Zuſ. des Art. Gas, phlogiſtiſirtes, oben S. 449 u. f. Salzſaͤure. Zuſatz zu dieſem Art. Th. III. S. 770—776. Dieſe Saͤure heißt in der Nomenclatur des antiphlogiſtiſchen Syſtems Acide muriatique, Acidum muriaticum, Kochſalzſaͤure (Girtanner), vollkommne Meerſalzſaͤure (Hermbſtaͤdt). Die Benennung iſt nach Bergmann und de Morveau von dem lateiniſchen Muria (ſalſugo, Columell. XII. 25.) entlehnt. Die Salzſaͤure beſteht aus dem Oxygen, und einem eignen Grundſtoffe (Radical muriatique), den wir im abgeſonderten Zuſtande noch gar nicht kennen. Es giebt zween Grade der Verbindung dieſes Grundſtoffs mit dem Oxygen; da aber hier der beſondere Umſtand eintritt, daß die Saͤure durch den hoͤhern Grad der Saͤurung fluͤchtiger wird, ſo hat man dieſem die Benennung des uͤberſauren (oxygèné), und dem niedrigern die Endung in ique gegeben, daß alſo das Acide muriateux, oder die unvollkommene Salzſaͤure ganz fehlet. Herr Gren behaͤlt die alte Benennung der gemeinen oder phlogiſtiſirten Salzſaͤure bey, weil er ſie als eine Verbindung der ſalzſauren Grundlage mit der Baſis des Lichts, oder ſeinem Brennſtoffe, betrachtet. Nach der Lehre der Antiphlogiſtiker kan die Salzſaͤure fuͤr ſich allein bey der gewoͤhnlichen Temperatur und dem gewoͤhnlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/797
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/797>, abgerufen am 25.06.2024.