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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Drucke unserer Atmosphäre nicht anders, als in Gasgestalt, erscheinen, s. Gas, salzsaures.

Salzsäure, dephlogistisirte.

Zusatz zu diesem Art. Th. III. S. 776--780.

In diesem Artikel ist S. 777. Z. 5. statt; Salpetergeiste, zu lesen: Salzgeiste.

Das antiphlogistische System sieht diese Säure, als eine mit Sauerstoff übersättigte Salzsäure an, und giebt ihr daher die Namen Acide muriatique oxygene, Acidum muriaticum oxygenatum, übersaure Kochsalzsäure (Girtanner), oxygenesirte Meersalzsäure (Hermbstädt). In Herrn Grens neuerm System behält sie den vorigen Namen der dephlogistisirten oder brennstoffleeren Salzsäure; von Hrn. Westrumb wird sie zündendes Salzgas genannt.

Daß sie in der Kälte zu einer festen krystallinischen Masse von spießigter Gestalt gerinnt, und daher nicht zu den Gasarten gerechnet werden kan, ist eine Entdeckung von Karsten (Physisch-chemische Abhandl. Halle, 1786. Heft II. S. 151 ff.), obgleich Herr Westrumb (in Crells chem. Ann. 1790. B. II. S. 49 ff.) diese Gerinnbarkeit von dem Braunsteine ableitet, den sie aufgelöst enthält, und mit verflüchtiget hat.

Nach dem antiphlogistischen System bringt die Uebersättigung mit Oxygen bey dem Radical muriatique eine ganz andere Wirkung, als beym Schwefel, hervor. Der letztere wird dadurch feuerbeständiger und mit dem Wasser mischbarer; dahingegen die Grundlage der Salzsäure flüchtiger und mit dem Wasser weniger mischbar wird. Bey der Destillation über Braunstein entreißt diesem der Salzgeist den Sauerstoff, wird dadurch flüchtig, und geht in der Wärme als Dampf über.

Man sucht diese Zusammensetzung der übersauren Kochsalzsäure aus der salzsauren Grundlage und dem Sauerstoff durch viele Versuche zu erweisen. Hier können nur einige davon angeführt werden. Hat man z. B aus dem Braunsteine vorher durch Hitze die Lebensluft ausgetrieben, so wird man hernach, wenn man Salzgeist über denselben destillirt,


Drucke unſerer Atmoſphaͤre nicht anders, als in Gasgeſtalt, erſcheinen, ſ. Gas, ſalzſaures.

Salzſaͤure, dephlogiſtiſirte.

Zuſatz zu dieſem Art. Th. III. S. 776—780.

In dieſem Artikel iſt S. 777. Z. 5. ſtatt; Salpetergeiſte, zu leſen: Salzgeiſte.

Das antiphlogiſtiſche Syſtem ſieht dieſe Saͤure, als eine mit Sauerſtoff uͤberſaͤttigte Salzſaͤure an, und giebt ihr daher die Namen Acide muriatique oxygèné, Acidum muriaticum oxygenatum, uͤberſaure Kochſalzſaͤure (Girtanner), oxygeneſirte Meerſalzſaͤure (Hermbſtaͤdt). In Herrn Grens neuerm Syſtem behaͤlt ſie den vorigen Namen der dephlogiſtiſirten oder brennſtoffleeren Salzſaͤure; von Hrn. Weſtrumb wird ſie zuͤndendes Salzgas genannt.

Daß ſie in der Kaͤlte zu einer feſten kryſtalliniſchen Maſſe von ſpießigter Geſtalt gerinnt, und daher nicht zu den Gasarten gerechnet werden kan, iſt eine Entdeckung von Karſten (Phyſiſch-chemiſche Abhandl. Halle, 1786. Heft II. S. 151 ff.), obgleich Herr Weſtrumb (in Crells chem. Ann. 1790. B. II. S. 49 ff.) dieſe Gerinnbarkeit von dem Braunſteine ableitet, den ſie aufgeloͤſt enthaͤlt, und mit verfluͤchtiget hat.

Nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem bringt die Ueberſaͤttigung mit Oxygen bey dem Radical muriatique eine ganz andere Wirkung, als beym Schwefel, hervor. Der letztere wird dadurch feuerbeſtaͤndiger und mit dem Waſſer miſchbarer; dahingegen die Grundlage der Salzſaͤure fluͤchtiger und mit dem Waſſer weniger miſchbar wird. Bey der Deſtillation uͤber Braunſtein entreißt dieſem der Salzgeiſt den Sauerſtoff, wird dadurch fluͤchtig, und geht in der Waͤrme als Dampf uͤber.

Man ſucht dieſe Zuſammenſetzung der uͤberſauren Kochſalzſaͤure aus der ſalzſauren Grundlage und dem Sauerſtoff durch viele Verſuche zu erweiſen. Hier koͤnnen nur einige davon angefuͤhrt werden. Hat man z. B aus dem Braunſteine vorher durch Hitze die Lebensluft ausgetrieben, ſo wird man hernach, wenn man Salzgeiſt uͤber denſelben deſtillirt,

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[786/0798] Drucke unſerer Atmoſphaͤre nicht anders, als in Gasgeſtalt, erſcheinen, ſ. Gas, ſalzſaures. Salzſaͤure, dephlogiſtiſirte. Zuſatz zu dieſem Art. Th. III. S. 776—780. In dieſem Artikel iſt S. 777. Z. 5. ſtatt; Salpetergeiſte, zu leſen: Salzgeiſte. Das antiphlogiſtiſche Syſtem ſieht dieſe Saͤure, als eine mit Sauerſtoff uͤberſaͤttigte Salzſaͤure an, und giebt ihr daher die Namen Acide muriatique oxygèné, Acidum muriaticum oxygenatum, uͤberſaure Kochſalzſaͤure (Girtanner), oxygeneſirte Meerſalzſaͤure (Hermbſtaͤdt). In Herrn Grens neuerm Syſtem behaͤlt ſie den vorigen Namen der dephlogiſtiſirten oder brennſtoffleeren Salzſaͤure; von Hrn. Weſtrumb wird ſie zuͤndendes Salzgas genannt. Daß ſie in der Kaͤlte zu einer feſten kryſtalliniſchen Maſſe von ſpießigter Geſtalt gerinnt, und daher nicht zu den Gasarten gerechnet werden kan, iſt eine Entdeckung von Karſten (Phyſiſch-chemiſche Abhandl. Halle, 1786. Heft II. S. 151 ff.), obgleich Herr Weſtrumb (in Crells chem. Ann. 1790. B. II. S. 49 ff.) dieſe Gerinnbarkeit von dem Braunſteine ableitet, den ſie aufgeloͤſt enthaͤlt, und mit verfluͤchtiget hat. Nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem bringt die Ueberſaͤttigung mit Oxygen bey dem Radical muriatique eine ganz andere Wirkung, als beym Schwefel, hervor. Der letztere wird dadurch feuerbeſtaͤndiger und mit dem Waſſer miſchbarer; dahingegen die Grundlage der Salzſaͤure fluͤchtiger und mit dem Waſſer weniger miſchbar wird. Bey der Deſtillation uͤber Braunſtein entreißt dieſem der Salzgeiſt den Sauerſtoff, wird dadurch fluͤchtig, und geht in der Waͤrme als Dampf uͤber. Man ſucht dieſe Zuſammenſetzung der uͤberſauren Kochſalzſaͤure aus der ſalzſauren Grundlage und dem Sauerſtoff durch viele Verſuche zu erweiſen. Hier koͤnnen nur einige davon angefuͤhrt werden. Hat man z. B aus dem Braunſteine vorher durch Hitze die Lebensluft ausgetrieben, ſo wird man hernach, wenn man Salzgeiſt uͤber denſelben deſtillirt,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/798>, abgerufen am 23.11.2024.