Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Vorzüglich aber hat Herr Schröter (Selenotopographische Fragmente. Lilienthal, 1791. gr. 4. §. 379--396. 398. 402. 416. 417. §. 525. 526.) das Daseyn der Mondatmosphäre aus einer Menge zufälliger Veränderungen geschlossen, die er an den Flecken wahrnahm, und die sich kaum anders, als durch atmosphärische Ursachen, erklären lassen. So ward z. B. an gewissen Stellen abwechselnd ein nebelähnliches dunkles Gemisch wahrgenommen; an einem Berge im Cleomedes erschien bisweilen eine große außerordentlich helle Einsenkung, die zu anderer Zeit unter völlig gleichem Erleuchtungswinkel nicht gesehen ward, u. s. w. Dennoch muß diese Atmosphäre des Monds ganz anders, als der Dunstkreis der Erde, beschaffen, ungleich trockner, feinet und reiner seyn. Die atmosphärischen Verdickungen bilden nicht, wie auf der Erde und im Jupiter, große sich weit verbreitende Decken, sondern geben nur einzelnen kleinen Theilen der Fläche ein etwas verändertes Ansehen. Wahrscheinlich senken sich die aufgestiegnen Theile, welche die Gegenstände unkenntlich machen, bald wieder zur Mondfläche nieder; auch ist keine Spur von ausgebreiteten und anhaltenden atmosphärischen Bewegungen oder Winden zu entdecken. Herr Schröter bemerkt noch, daß die monatlich abwechselnde Mondnacht allem Ansehen nach auf die Modification der Atmosphäre großen Einfluß habe, und vielleicht auf Wachsthum und Farbe vieler Flächentheile eben so, wie unser Sommer und Winter, wirke. Dahin gehört der Gedanke von Herrn Bode, daß vielleicht die Dünste der Tagseite wegen der Wärme nach der kältern Nachtseite getrieben werden, und deswegen die erleuchtete Fläche immer heiter erscheint. Auch einige Schwächung des Sonnenlichts durch die Mondatmosphäre schien sich aus Herrn Schröters Beobachtungen an der Lichtgrenze des Monds zu ergeben; von einer Dämmerung aber hatte er damals noch keine Spur wahrgenommen.
Vorzuͤglich aber hat Herr Schroͤter (Selenotopographiſche Fragmente. Lilienthal, 1791. gr. 4. §. 379—396. 398. 402. 416. 417. §. 525. 526.) das Daſeyn der Mondatmoſphaͤre aus einer Menge zufaͤlliger Veraͤnderungen geſchloſſen, die er an den Flecken wahrnahm, und die ſich kaum anders, als durch atmoſphaͤriſche Urſachen, erklaͤren laſſen. So ward z. B. an gewiſſen Stellen abwechſelnd ein nebelaͤhnliches dunkles Gemiſch wahrgenommen; an einem Berge im Cleomedes erſchien bisweilen eine große außerordentlich helle Einſenkung, die zu anderer Zeit unter voͤllig gleichem Erleuchtungswinkel nicht geſehen ward, u. ſ. w. Dennoch muß dieſe Atmoſphaͤre des Monds ganz anders, als der Dunſtkreis der Erde, beſchaffen, ungleich trockner, feinet und reiner ſeyn. Die atmoſphaͤriſchen Verdickungen bilden nicht, wie auf der Erde und im Jupiter, große ſich weit verbreitende Decken, ſondern geben nur einzelnen kleinen Theilen der Flaͤche ein etwas veraͤndertes Anſehen. Wahrſcheinlich ſenken ſich die aufgeſtiegnen Theile, welche die Gegenſtaͤnde unkenntlich machen, bald wieder zur Mondflaͤche nieder; auch iſt keine Spur von ausgebreiteten und anhaltenden atmoſphaͤriſchen Bewegungen oder Winden zu entdecken. Herr Schroͤter bemerkt noch, daß die monatlich abwechſelnde Mondnacht allem Anſehen nach auf die Modification der Atmoſphaͤre großen Einfluß habe, und vielleicht auf Wachsthum und Farbe vieler Flaͤchentheile eben ſo, wie unſer Sommer und Winter, wirke. Dahin gehoͤrt der Gedanke von Herrn Bode, daß vielleicht die Duͤnſte der Tagſeite wegen der Waͤrme nach der kaͤltern Nachtſeite getrieben werden, und deswegen die erleuchtete Flaͤche immer heiter erſcheint. Auch einige Schwaͤchung des Sonnenlichts durch die Mondatmoſphaͤre ſchien ſich aus Herrn Schroͤters Beobachtungen an der Lichtgrenze des Monds zu ergeben; von einer Daͤmmerung aber hatte er damals noch keine Spur wahrgenommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" xml:id="P.5.74" n="74"/><lb/> allemal um die Mondſcheibe zeigt, und von ihm ſelbſt am 24. Jun. 1778 auf dem Meere zwiſchen Tercera und Cap St. Vincent beobachtet ward.</p> <p>Vorzuͤglich aber hat Herr <hi rendition="#b">Schroͤter</hi> <hi rendition="#aq">(Selenotopographiſche Fragmente. Lilienthal, 1791. gr. 4. §. 379—396. 398. 402. 416. 417. §. 525. 526.)</hi> das Daſeyn der Mondatmoſphaͤre aus einer Menge zufaͤlliger Veraͤnderungen geſchloſſen, die er an den Flecken wahrnahm, und die ſich kaum anders, als durch atmoſphaͤriſche Urſachen, erklaͤren laſſen. So ward z. B. an gewiſſen Stellen abwechſelnd ein nebelaͤhnliches dunkles Gemiſch wahrgenommen; an einem Berge im Cleomedes erſchien bisweilen eine große außerordentlich helle Einſenkung, die zu anderer Zeit unter voͤllig gleichem Erleuchtungswinkel nicht geſehen ward, u. ſ. w. Dennoch muß dieſe Atmoſphaͤre des Monds ganz anders, als der Dunſtkreis der Erde, beſchaffen, ungleich trockner, feinet und reiner ſeyn. Die atmoſphaͤriſchen Verdickungen bilden nicht, wie auf der Erde und im Jupiter, große ſich weit verbreitende Decken, ſondern geben nur einzelnen kleinen Theilen der Flaͤche ein etwas veraͤndertes Anſehen. Wahrſcheinlich ſenken ſich die aufgeſtiegnen Theile, welche die Gegenſtaͤnde unkenntlich machen, bald wieder zur Mondflaͤche nieder; auch iſt keine Spur von ausgebreiteten und anhaltenden atmoſphaͤriſchen Bewegungen oder Winden zu entdecken. Herr <hi rendition="#b">Schroͤter</hi> bemerkt noch, daß die monatlich abwechſelnde Mondnacht allem Anſehen nach auf die Modification der Atmoſphaͤre großen Einfluß habe, und vielleicht auf Wachsthum und Farbe vieler Flaͤchentheile eben ſo, wie unſer Sommer und Winter, wirke. Dahin gehoͤrt der Gedanke von Herrn <hi rendition="#b">Bode,</hi> daß vielleicht die Duͤnſte der Tagſeite wegen der Waͤrme nach der kaͤltern Nachtſeite getrieben werden, und deswegen die erleuchtete Flaͤche immer heiter erſcheint. Auch einige Schwaͤchung des Sonnenlichts durch die Mondatmoſphaͤre ſchien ſich aus Herrn <hi rendition="#b">Schroͤters</hi> Beobachtungen an der Lichtgrenze des Monds zu ergeben; von einer Daͤmmerung aber hatte er damals noch keine Spur wahrgenommen.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0086]
allemal um die Mondſcheibe zeigt, und von ihm ſelbſt am 24. Jun. 1778 auf dem Meere zwiſchen Tercera und Cap St. Vincent beobachtet ward.
Vorzuͤglich aber hat Herr Schroͤter (Selenotopographiſche Fragmente. Lilienthal, 1791. gr. 4. §. 379—396. 398. 402. 416. 417. §. 525. 526.) das Daſeyn der Mondatmoſphaͤre aus einer Menge zufaͤlliger Veraͤnderungen geſchloſſen, die er an den Flecken wahrnahm, und die ſich kaum anders, als durch atmoſphaͤriſche Urſachen, erklaͤren laſſen. So ward z. B. an gewiſſen Stellen abwechſelnd ein nebelaͤhnliches dunkles Gemiſch wahrgenommen; an einem Berge im Cleomedes erſchien bisweilen eine große außerordentlich helle Einſenkung, die zu anderer Zeit unter voͤllig gleichem Erleuchtungswinkel nicht geſehen ward, u. ſ. w. Dennoch muß dieſe Atmoſphaͤre des Monds ganz anders, als der Dunſtkreis der Erde, beſchaffen, ungleich trockner, feinet und reiner ſeyn. Die atmoſphaͤriſchen Verdickungen bilden nicht, wie auf der Erde und im Jupiter, große ſich weit verbreitende Decken, ſondern geben nur einzelnen kleinen Theilen der Flaͤche ein etwas veraͤndertes Anſehen. Wahrſcheinlich ſenken ſich die aufgeſtiegnen Theile, welche die Gegenſtaͤnde unkenntlich machen, bald wieder zur Mondflaͤche nieder; auch iſt keine Spur von ausgebreiteten und anhaltenden atmoſphaͤriſchen Bewegungen oder Winden zu entdecken. Herr Schroͤter bemerkt noch, daß die monatlich abwechſelnde Mondnacht allem Anſehen nach auf die Modification der Atmoſphaͤre großen Einfluß habe, und vielleicht auf Wachsthum und Farbe vieler Flaͤchentheile eben ſo, wie unſer Sommer und Winter, wirke. Dahin gehoͤrt der Gedanke von Herrn Bode, daß vielleicht die Duͤnſte der Tagſeite wegen der Waͤrme nach der kaͤltern Nachtſeite getrieben werden, und deswegen die erleuchtete Flaͤche immer heiter erſcheint. Auch einige Schwaͤchung des Sonnenlichts durch die Mondatmoſphaͤre ſchien ſich aus Herrn Schroͤters Beobachtungen an der Lichtgrenze des Monds zu ergeben; von einer Daͤmmerung aber hatte er damals noch keine Spur wahrgenommen.
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