Herumführung geschieht in einem Kreise, dessen Mittelpunkt im Mittelpunkte des Thurms ist, von einem einzigen Menschen, vermittelst eines kleinen Wagens, über einem Kreisringe auf dem Erdboden, dessen größerer Durchmesser = 72 Fuß, der kleinere = 54 Fuß, 4 Zoll ist. Dicht vor dem Oculareinsatze befindet sich ein Cabinet, 8 Fuß lang, 4 Fuß breit, gegen Wind und Wetter gesichert, mit Schreibtisch, Sitz, Pendel, und was zu den Oculareinsätzen gehört. Die Politur des Spiegels hat Hr. Schröter nur mäßig gelassen, aus Furcht, daß er verunglücken möchte, hoft aber noch mehr zu leisten, wenn ihm ein etwas größerer Spiegel glücken sollte.
Dieses Teleskop löset die Milchstraße durchaus in unzählbare Sternchen auf, schon bey einer 179fachen Vergrößerung, bey welcher es ein Gesichtsfeld von 15 Min. faßt. Am 3. Jan. 1794 ließ Hr. Schröter ohngefähr 20 Grad von der Milchstraße nach und nach durch das unverrückte Teleskop gehen, und fand alle weiße Stellen dicht mit Sternen übersäet, die er zu zählen nicht im Stande war. Das s des Orions sahe er wenigstens zwölffach, die etwas entlegnen Sterne nicht dazu gerechnet.
Hr. Schrader hat nicht lange nachher ein 26füßiges Teleskop zu Stande gebracht, und von dessen Bau in einer eignen Schrift (Beschreibung des Mechanismus eines 26- füßigen Teleskops ohnweit Kiel. Hamburg, 1794. gr. 8.) ausführliche Nachricht gegeben. Dieses ist anjetzt nach dem 40füßigen Herschelischen das größte.
Im Intelligenzblatte der Jenaischen Allg. Litt. Zeit. von 1795. Num. 81. finde ich angekündigt, daß den Aphroditographischen Fragmenten des Hrn. O. A. Schröter, welche zu Ende 1795 in Helmstädt herauskommen sollen, eine vollständige Darstellung der mechanischen Einrichtung eines von Hrn. Schr. zu Stande gebrachten 27füßigen Newtonianischen Teleskops mit einer großen Kupfertafel beygefügt werde.
Daß Hr. Carroches ein 22füßiges dem Herschelischen ähnliches verfertiget habe, welches 10000 Livres koste, wird
Herumfuͤhrung geſchieht in einem Kreiſe, deſſen Mittelpunkt im Mittelpunkte des Thurms iſt, von einem einzigen Menſchen, vermittelſt eines kleinen Wagens, uͤber einem Kreisringe auf dem Erdboden, deſſen groͤßerer Durchmeſſer = 72 Fuß, der kleinere = 54 Fuß, 4 Zoll iſt. Dicht vor dem Oculareinſatze befindet ſich ein Cabinet, 8 Fuß lang, 4 Fuß breit, gegen Wind und Wetter geſichert, mit Schreibtiſch, Sitz, Pendel, und was zu den Oculareinſaͤtzen gehoͤrt. Die Politur des Spiegels hat Hr. Schroͤter nur maͤßig gelaſſen, aus Furcht, daß er verungluͤcken moͤchte, hoft aber noch mehr zu leiſten, wenn ihm ein etwas groͤßerer Spiegel gluͤcken ſollte.
Dieſes Teleſkop loͤſet die Milchſtraße durchaus in unzaͤhlbare Sternchen auf, ſchon bey einer 179fachen Vergroͤßerung, bey welcher es ein Geſichtsfeld von 15 Min. faßt. Am 3. Jan. 1794 ließ Hr. Schroͤter ohngefaͤhr 20 Grad von der Milchſtraße nach und nach durch das unverruͤckte Teleſkop gehen, und fand alle weiße Stellen dicht mit Sternen uͤberſaͤet, die er zu zaͤhlen nicht im Stande war. Das σ des Orions ſahe er wenigſtens zwoͤlffach, die etwas entlegnen Sterne nicht dazu gerechnet.
Hr. Schrader hat nicht lange nachher ein 26fuͤßiges Teleſkop zu Stande gebracht, und von deſſen Bau in einer eignen Schrift (Beſchreibung des Mechanismus eines 26- fuͤßigen Teleſkops ohnweit Kiel. Hamburg, 1794. gr. 8.) ausfuͤhrliche Nachricht gegeben. Dieſes iſt anjetzt nach dem 40fuͤßigen Herſcheliſchen das groͤßte.
Im Intelligenzblatte der Jenaiſchen Allg. Litt. Zeit. von 1795. Num. 81. finde ich angekuͤndigt, daß den Aphroditographiſchen Fragmenten des Hrn. O. A. Schroͤter, welche zu Ende 1795 in Helmſtaͤdt herauskommen ſollen, eine vollſtaͤndige Darſtellung der mechaniſchen Einrichtung eines von Hrn. Schr. zu Stande gebrachten 27fuͤßigen Newtonianiſchen Teleſkops mit einer großen Kupfertafel beygefuͤgt werde.
Daß Hr. Carroches ein 22fuͤßiges dem Herſcheliſchen aͤhnliches verfertiget habe, welches 10000 Livres koſte, wird
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0872"xml:id="P.5.860"n="860"/><lb/>
Herumfuͤhrung geſchieht in einem Kreiſe, deſſen Mittelpunkt im Mittelpunkte des Thurms iſt, von einem einzigen Menſchen, vermittelſt eines kleinen Wagens, uͤber einem Kreisringe auf dem Erdboden, deſſen groͤßerer Durchmeſſer = 72 Fuß, der kleinere = 54 Fuß, 4 Zoll iſt. Dicht vor dem Oculareinſatze befindet ſich ein Cabinet, 8 Fuß lang, 4 Fuß breit, gegen Wind und Wetter geſichert, mit Schreibtiſch, Sitz, Pendel, und was zu den Oculareinſaͤtzen gehoͤrt. Die Politur des Spiegels hat Hr. <hirendition="#b">Schroͤter</hi> nur maͤßig gelaſſen, aus Furcht, daß er verungluͤcken moͤchte, hoft aber noch mehr zu leiſten, wenn ihm ein etwas groͤßerer Spiegel gluͤcken ſollte.</p><p>Dieſes Teleſkop loͤſet die Milchſtraße durchaus in unzaͤhlbare Sternchen auf, ſchon bey einer 179fachen Vergroͤßerung, bey welcher es ein Geſichtsfeld von 15 Min. faßt. Am 3. Jan. 1794 ließ Hr. Schroͤter ohngefaͤhr 20 Grad von der Milchſtraße nach und nach durch das unverruͤckte Teleſkop gehen, und fand alle weiße Stellen dicht mit Sternen uͤberſaͤet, die er zu zaͤhlen nicht im Stande war. Das <foreignxml:lang="grc">σ</foreign> des Orions ſahe er wenigſtens zwoͤlffach, die etwas entlegnen Sterne nicht dazu gerechnet.</p><p>Hr. <hirendition="#b">Schrader</hi> hat nicht lange nachher ein 26fuͤßiges Teleſkop zu Stande gebracht, und von deſſen Bau in einer eignen Schrift (Beſchreibung des Mechanismus eines 26- fuͤßigen Teleſkops ohnweit Kiel. Hamburg, 1794. gr. 8.) ausfuͤhrliche Nachricht gegeben. Dieſes iſt anjetzt nach dem 40fuͤßigen Herſcheliſchen das groͤßte.</p><p>Im Intelligenzblatte der Jenaiſchen Allg. Litt. Zeit. von 1795. Num. 81. finde ich angekuͤndigt, daß den Aphroditographiſchen Fragmenten des Hrn. O. A. <hirendition="#b">Schroͤter,</hi> welche zu Ende 1795 in Helmſtaͤdt herauskommen ſollen, eine vollſtaͤndige Darſtellung der mechaniſchen Einrichtung eines von Hrn. Schr. zu Stande gebrachten 27fuͤßigen Newtonianiſchen Teleſkops mit einer großen Kupfertafel beygefuͤgt werde.</p><p>Daß Hr. <hirendition="#b">Carroches</hi> ein 22fuͤßiges dem Herſcheliſchen aͤhnliches verfertiget habe, welches 10000 Livres koſte, wird<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[860/0872]
Herumfuͤhrung geſchieht in einem Kreiſe, deſſen Mittelpunkt im Mittelpunkte des Thurms iſt, von einem einzigen Menſchen, vermittelſt eines kleinen Wagens, uͤber einem Kreisringe auf dem Erdboden, deſſen groͤßerer Durchmeſſer = 72 Fuß, der kleinere = 54 Fuß, 4 Zoll iſt. Dicht vor dem Oculareinſatze befindet ſich ein Cabinet, 8 Fuß lang, 4 Fuß breit, gegen Wind und Wetter geſichert, mit Schreibtiſch, Sitz, Pendel, und was zu den Oculareinſaͤtzen gehoͤrt. Die Politur des Spiegels hat Hr. Schroͤter nur maͤßig gelaſſen, aus Furcht, daß er verungluͤcken moͤchte, hoft aber noch mehr zu leiſten, wenn ihm ein etwas groͤßerer Spiegel gluͤcken ſollte.
Dieſes Teleſkop loͤſet die Milchſtraße durchaus in unzaͤhlbare Sternchen auf, ſchon bey einer 179fachen Vergroͤßerung, bey welcher es ein Geſichtsfeld von 15 Min. faßt. Am 3. Jan. 1794 ließ Hr. Schroͤter ohngefaͤhr 20 Grad von der Milchſtraße nach und nach durch das unverruͤckte Teleſkop gehen, und fand alle weiße Stellen dicht mit Sternen uͤberſaͤet, die er zu zaͤhlen nicht im Stande war. Das σ des Orions ſahe er wenigſtens zwoͤlffach, die etwas entlegnen Sterne nicht dazu gerechnet.
Hr. Schrader hat nicht lange nachher ein 26fuͤßiges Teleſkop zu Stande gebracht, und von deſſen Bau in einer eignen Schrift (Beſchreibung des Mechanismus eines 26- fuͤßigen Teleſkops ohnweit Kiel. Hamburg, 1794. gr. 8.) ausfuͤhrliche Nachricht gegeben. Dieſes iſt anjetzt nach dem 40fuͤßigen Herſcheliſchen das groͤßte.
Im Intelligenzblatte der Jenaiſchen Allg. Litt. Zeit. von 1795. Num. 81. finde ich angekuͤndigt, daß den Aphroditographiſchen Fragmenten des Hrn. O. A. Schroͤter, welche zu Ende 1795 in Helmſtaͤdt herauskommen ſollen, eine vollſtaͤndige Darſtellung der mechaniſchen Einrichtung eines von Hrn. Schr. zu Stande gebrachten 27fuͤßigen Newtonianiſchen Teleſkops mit einer großen Kupfertafel beygefuͤgt werde.
Daß Hr. Carroches ein 22fuͤßiges dem Herſcheliſchen aͤhnliches verfertiget habe, welches 10000 Livres koſte, wird
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/872>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.