Feuerstoffluft, als Lichtstoffluft, vorhanden, so kan sich der Phosphor auch bey geringerer Temperatur freywillig entzünden, wie die Versuche mit unreiner Feuerstoffluft beweisen. Diese Antwort befriediget doch nicht ganz, und überhaupt sind in Herrn G. Theorie die Verhältnisse zwischen Licht- und Feuerstoff noch nicht deutlich genug aus einander gesetzt.
Noch einige, mehr dem phlogistischen System angemessene, Erklärungen des Verbrennens will ich nur mit wenigem erwähnen. Wie nach Herrn de Luc dephlogistisirte und phlogistisirte Luft durch das Verbrennen des Schwefels, des Phosphors, der Kohle und der brennbaren Luft modificirt werden, zeigt Herr Lampadius (Kurze Darstellung der vorzüglichsten Theorien des Feuers rc. Göttingen, 1793. 8. S. 124--133). Als Beyspiel mag die Verbrennung des Schwefels dienen. Der Schwefel besteht aus Vitriolsäure, Phlogiston und etwas durch das Phlogiston gebundenem Feuer. Die dephlogistisirte Luft besteht aus Feuer, Wasser, und einem noch unbekannten Bindungsmittel, das der Vereinigung von beyden (die sonst Dampf wäre) die Gasgestalt giebt. Wird nun durch fremdes Feuer, Reiben u. dgl. das Phlogiston des Schwefels in Bewegung gesetzt, so wird dasselbe von der dephlogistisirten Luft angezogen, es verläßt den Schwefel, und das Feuer wird sowohl im letztern, als in der Luft, plötzlich und in großer Menge entbunden, so daß es sich durch den Druck zerstört, und sein Fluidum deferens, das Licht, entweicht. Ein Theil Wasser wird von der im Schwefel gelegnen Vitriolsäure angezogen; ein anderer Theil bildet mit Feuer und der durch das Phlogiston verflüchtigten Vitriolsäure schwefelsaure Luft. Eine bestimmte Menge Feuer bleibt mit der Vitriolsäure verbunden, und macht einen Bestandtheil derselben aus. Wenn daher Schwefel entzündet wird, so ist der Erfolg 1. Entstehung einer Menge freyen Feuers, welche so lange fortdauert, als noch Phlogiston aus dem Schwefel entweichen kan, oder noch dephlogistisirte Luft vorhanden ist, 2. Verschwinden der dephlogistisirten Luft, 3. Zurückbleiben einer Menge schwefelsaurer Luft, 4. Ausscheidung der Vitriolsäure
Feuerſtoffluft, als Lichtſtoffluft, vorhanden, ſo kan ſich der Phosphor auch bey geringerer Temperatur freywillig entzuͤnden, wie die Verſuche mit unreiner Feuerſtoffluft beweiſen. Dieſe Antwort befriediget doch nicht ganz, und uͤberhaupt ſind in Herrn G. Theorie die Verhaͤltniſſe zwiſchen Licht- und Feuerſtoff noch nicht deutlich genug aus einander geſetzt.
Noch einige, mehr dem phlogiſtiſchen Syſtem angemeſſene, Erklaͤrungen des Verbrennens will ich nur mit wenigem erwaͤhnen. Wie nach Herrn de Luc dephlogiſtiſirte und phlogiſtiſirte Luft durch das Verbrennen des Schwefels, des Phosphors, der Kohle und der brennbaren Luft modificirt werden, zeigt Herr Lampadius (Kurze Darſtellung der vorzuͤglichſten Theorien des Feuers rc. Goͤttingen, 1793. 8. S. 124—133). Als Beyſpiel mag die Verbrennung des Schwefels dienen. Der Schwefel beſteht aus Vitriolſaͤure, Phlogiſton und etwas durch das Phlogiſton gebundenem Feuer. Die dephlogiſtiſirte Luft beſteht aus Feuer, Waſſer, und einem noch unbekannten Bindungsmittel, das der Vereinigung von beyden (die ſonſt Dampf waͤre) die Gasgeſtalt giebt. Wird nun durch fremdes Feuer, Reiben u. dgl. das Phlogiſton des Schwefels in Bewegung geſetzt, ſo wird daſſelbe von der dephlogiſtiſirten Luft angezogen, es verlaͤßt den Schwefel, und das Feuer wird ſowohl im letztern, als in der Luft, ploͤtzlich und in großer Menge entbunden, ſo daß es ſich durch den Druck zerſtoͤrt, und ſein Fluidum deferens, das Licht, entweicht. Ein Theil Waſſer wird von der im Schwefel gelegnen Vitriolſaͤure angezogen; ein anderer Theil bildet mit Feuer und der durch das Phlogiſton verfluͤchtigten Vitriolſaͤure ſchwefelſaure Luft. Eine beſtimmte Menge Feuer bleibt mit der Vitriolſaͤure verbunden, und macht einen Beſtandtheil derſelben aus. Wenn daher Schwefel entzuͤndet wird, ſo iſt der Erfolg 1. Entſtehung einer Menge freyen Feuers, welche ſo lange fortdauert, als noch Phlogiſton aus dem Schwefel entweichen kan, oder noch dephlogiſtiſirte Luft vorhanden iſt, 2. Verſchwinden der dephlogiſtiſirten Luft, 3. Zuruͤckbleiben einer Menge ſchwefelſaurer Luft, 4. Ausſcheidung der Vitriolſaͤure
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Feuerſtoffluft, als Lichtſtoffluft, vorhanden, ſo kan ſich der Phosphor auch bey geringerer Temperatur freywillig entzuͤnden, wie die Verſuche mit unreiner Feuerſtoffluft beweiſen. Dieſe Antwort befriediget doch nicht ganz, und uͤberhaupt ſind in Herrn G. Theorie die Verhaͤltniſſe zwiſchen Licht- und Feuerſtoff noch nicht deutlich genug aus einander geſetzt.</p><p>Noch einige, mehr dem phlogiſtiſchen Syſtem angemeſſene, Erklaͤrungen des Verbrennens will ich nur mit wenigem erwaͤhnen. Wie nach Herrn <hirendition="#b">de Luc</hi> dephlogiſtiſirte und phlogiſtiſirte Luft durch das Verbrennen des Schwefels, des Phosphors, der Kohle und der brennbaren Luft modificirt werden, zeigt Herr <hirendition="#b">Lampadius</hi> (Kurze Darſtellung der vorzuͤglichſten Theorien des Feuers rc. Goͤttingen, 1793. 8. S. 124—133). Als Beyſpiel mag die Verbrennung des Schwefels dienen. Der Schwefel beſteht aus Vitriolſaͤure, Phlogiſton und etwas durch das Phlogiſton gebundenem Feuer. Die dephlogiſtiſirte Luft beſteht aus Feuer, Waſſer, und einem noch unbekannten Bindungsmittel, das der Vereinigung von beyden (die ſonſt Dampf waͤre) die Gasgeſtalt giebt. Wird nun durch fremdes Feuer, Reiben u. dgl. das Phlogiſton des Schwefels in Bewegung geſetzt, ſo wird daſſelbe von der dephlogiſtiſirten Luft angezogen, es verlaͤßt den Schwefel, und das Feuer wird ſowohl im letztern, als in der Luft, ploͤtzlich und in großer Menge entbunden, ſo daß es ſich durch den Druck zerſtoͤrt, und ſein <hirendition="#aq">Fluidum deferens,</hi> das Licht, entweicht. Ein Theil Waſſer wird von der im Schwefel gelegnen Vitriolſaͤure angezogen; ein anderer Theil bildet mit Feuer und der durch das Phlogiſton verfluͤchtigten Vitriolſaͤure ſchwefelſaure Luft. Eine beſtimmte Menge Feuer bleibt mit der Vitriolſaͤure verbunden, und macht einen Beſtandtheil derſelben aus. Wenn daher Schwefel entzuͤndet wird, ſo iſt der Erfolg 1. Entſtehung einer Menge freyen Feuers, welche ſo lange fortdauert, als noch Phlogiſton aus dem Schwefel entweichen kan, oder noch dephlogiſtiſirte Luft vorhanden iſt, 2. Verſchwinden der dephlogiſtiſirten Luft, 3. Zuruͤckbleiben einer Menge ſchwefelſaurer Luft, 4. Ausſcheidung der Vitriolſaͤure<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Feuerſtoffluft, als Lichtſtoffluft, vorhanden, ſo kan ſich der Phosphor auch bey geringerer Temperatur freywillig entzuͤnden, wie die Verſuche mit unreiner Feuerſtoffluft beweiſen. Dieſe Antwort befriediget doch nicht ganz, und uͤberhaupt ſind in Herrn G. Theorie die Verhaͤltniſſe zwiſchen Licht- und Feuerſtoff noch nicht deutlich genug aus einander geſetzt.
Noch einige, mehr dem phlogiſtiſchen Syſtem angemeſſene, Erklaͤrungen des Verbrennens will ich nur mit wenigem erwaͤhnen. Wie nach Herrn de Luc dephlogiſtiſirte und phlogiſtiſirte Luft durch das Verbrennen des Schwefels, des Phosphors, der Kohle und der brennbaren Luft modificirt werden, zeigt Herr Lampadius (Kurze Darſtellung der vorzuͤglichſten Theorien des Feuers rc. Goͤttingen, 1793. 8. S. 124—133). Als Beyſpiel mag die Verbrennung des Schwefels dienen. Der Schwefel beſteht aus Vitriolſaͤure, Phlogiſton und etwas durch das Phlogiſton gebundenem Feuer. Die dephlogiſtiſirte Luft beſteht aus Feuer, Waſſer, und einem noch unbekannten Bindungsmittel, das der Vereinigung von beyden (die ſonſt Dampf waͤre) die Gasgeſtalt giebt. Wird nun durch fremdes Feuer, Reiben u. dgl. das Phlogiſton des Schwefels in Bewegung geſetzt, ſo wird daſſelbe von der dephlogiſtiſirten Luft angezogen, es verlaͤßt den Schwefel, und das Feuer wird ſowohl im letztern, als in der Luft, ploͤtzlich und in großer Menge entbunden, ſo daß es ſich durch den Druck zerſtoͤrt, und ſein Fluidum deferens, das Licht, entweicht. Ein Theil Waſſer wird von der im Schwefel gelegnen Vitriolſaͤure angezogen; ein anderer Theil bildet mit Feuer und der durch das Phlogiſton verfluͤchtigten Vitriolſaͤure ſchwefelſaure Luft. Eine beſtimmte Menge Feuer bleibt mit der Vitriolſaͤure verbunden, und macht einen Beſtandtheil derſelben aus. Wenn daher Schwefel entzuͤndet wird, ſo iſt der Erfolg 1. Entſtehung einer Menge freyen Feuers, welche ſo lange fortdauert, als noch Phlogiſton aus dem Schwefel entweichen kan, oder noch dephlogiſtiſirte Luft vorhanden iſt, 2. Verſchwinden der dephlogiſtiſirten Luft, 3. Zuruͤckbleiben einer Menge ſchwefelſaurer Luft, 4. Ausſcheidung der Vitriolſaͤure
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 913. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/925>, abgerufen am 22.11.2024.
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