Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Hr. Bode in dem Entwurfe des alten gestirnten Himmels (Cl. Prolemäus Beschreib. der Gestirne. Berlin und Stett 1795. 8.) zieht aus 19 Vergleichungen von Längen nach Prolemäus und Tobias Mayers Angaben ein Mittel, nach welchem das Rückgehen in 100 Jahren 1° 23' 59",0 der jährlich 50,39 Sec. beträgt, und der völlige Umlauf des ganzen Himmels in 25716 Jahren vollendet wird. Zu S. 500. Von den hier erwähnten Vorrichtungen, die Stellung der Weltpole auf künstlichen Himmelskugeln der Zeit gemäß zu verändern, urtheilt Hr. Kästner, sie würden Mühe und Kosten nicht vergelten. Für ein Jahrhundert sey eine solche Vorrichtung unnöthig, da der immer veränderte Zustand der ganzen Sternkunde fast binnen noch kürzerer Zeit ganz neue Himmelskugeln zu erfordern pflege; und wolle man die Pole so gestellt haben, wie sie vor tausend und mehr Jahren standen, so sey es besser, dazu eine eigne Kugel vorzurichten. Planisphäre zu diesem Gebrauch hat Hr. Bode zuerst in der Fortinschen Ausgabe des Flamstead (Vorstellung der Gestirne. Berlin u. Strals. 1782. Taf. XXXIII. XXXIV.) und dann noch vollkommner durch die 1795 herausgegebnen ptolemäischen Himmelskarten geliefert, s. den Zus. des Art. Sternbilder, oben S. 865. Zu S. 501. Hr. de la Place hat durch neuere Untersuchungen über die wechselseitige Einwirkung der Weltkörper gefunden, daß vermöge der Wirkung der Planeten die Nachtgleichen längst dem Aequator 0",2016, oder längst der Ekliptik 0",1849 vorwärts gehen, daß also wegen der vereinigten Wirkung der Sonne und des Monds das Rückgehen eigentlich 50",4349 betragen müsse, damit nach Abzug des Vorwärtsgehens noch 50",25 übrig bleiben (s. de Lambre Connoiss. des Temps 1792). Von Newtons nicht ganz glücklichem Versuch, mittelst des Vorrückens der Nachtgleichen die alte Chronologie zu verbessern (Chronologia veterum regnorum emendata. Lond. 1728. und in Jo. Castilionei Ausgabe von Newtoni Opusc. Lausann. 1744. To. III. n. 23.) hat Hr. Hofrath Kästner (Vorrede der deutschen Uebers. von Martin's Hr. Bode in dem Entwurfe des alten geſtirnten Himmels (Cl. Prolemaͤus Beſchreib. der Geſtirne. Berlin und Stett 1795. 8.) zieht aus 19 Vergleichungen von Laͤngen nach Prolemaͤus und Tobias Mayers Angaben ein Mittel, nach welchem das Ruͤckgehen in 100 Jahren 1° 23′ 59″,0 der jaͤhrlich 50,39 Sec. betraͤgt, und der voͤllige Umlauf des ganzen Himmels in 25716 Jahren vollendet wird. Zu S. 500. Von den hier erwaͤhnten Vorrichtungen, die Stellung der Weltpole auf kuͤnſtlichen Himmelskugeln der Zeit gemaͤß zu veraͤndern, urtheilt Hr. Kaͤſtner, ſie wuͤrden Muͤhe und Koſten nicht vergelten. Fuͤr ein Jahrhundert ſey eine ſolche Vorrichtung unnoͤthig, da der immer veraͤnderte Zuſtand der ganzen Sternkunde faſt binnen noch kuͤrzerer Zeit ganz neue Himmelskugeln zu erfordern pflege; und wolle man die Pole ſo geſtellt haben, wie ſie vor tauſend und mehr Jahren ſtanden, ſo ſey es beſſer, dazu eine eigne Kugel vorzurichten. Planiſphaͤre zu dieſem Gebrauch hat Hr. Bode zuerſt in der Fortinſchen Ausgabe des Flamſtead (Vorſtellung der Geſtirne. Berlin u. Stralſ. 1782. Taf. XXXIII. XXXIV.) und dann noch vollkommner durch die 1795 herausgegebnen ptolemaͤiſchen Himmelskarten geliefert, ſ. den Zuſ. des Art. Sternbilder, oben S. 865. Zu S. 501. Hr. de la Place hat durch neuere Unterſuchungen uͤber die wechſelſeitige Einwirkung der Weltkoͤrper gefunden, daß vermoͤge der Wirkung der Planeten die Nachtgleichen laͤngſt dem Aequator 0″,2016, oder laͤngſt der Ekliptik 0″,1849 vorwaͤrts gehen, daß alſo wegen der vereinigten Wirkung der Sonne und des Monds das Ruͤckgehen eigentlich 50″,4349 betragen muͤſſe, damit nach Abzug des Vorwaͤrtsgehens noch 50″,25 uͤbrig bleiben (ſ. de Lambre Connoiſſ. des Temps 1792). Von Newtons nicht ganz gluͤcklichem Verſuch, mittelſt des Vorruͤckens der Nachtgleichen die alte Chronologie zu verbeſſern (Chronologia veterum regnorum emendata. Lond. 1728. und in Jo. Caſtilionei Ausgabe von Newtoni Opuſc. Lauſann. 1744. To. III. n. 23.) hat Hr. 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Zu S. 500. Von den hier erwaͤhnten Vorrichtungen, die Stellung der Weltpole auf kuͤnſtlichen Himmelskugeln der Zeit gemaͤß zu veraͤndern, urtheilt Hr. Kaͤſtner, ſie wuͤrden Muͤhe und Koſten nicht vergelten. Fuͤr ein Jahrhundert ſey eine ſolche Vorrichtung unnoͤthig, da der immer veraͤnderte Zuſtand der ganzen Sternkunde faſt binnen noch kuͤrzerer Zeit ganz neue Himmelskugeln zu erfordern pflege; und wolle man die Pole ſo geſtellt haben, wie ſie vor tauſend und mehr Jahren ſtanden, ſo ſey es beſſer, dazu eine eigne Kugel vorzurichten.
Planiſphaͤre zu dieſem Gebrauch hat Hr. Bode zuerſt in der Fortinſchen Ausgabe des Flamſtead (Vorſtellung der Geſtirne. Berlin u. Stralſ. 1782. Taf. XXXIII. XXXIV.) und dann noch vollkommner durch die 1795 herausgegebnen ptolemaͤiſchen Himmelskarten geliefert, ſ. den Zuſ. des Art. Sternbilder, oben S. 865.
Zu S. 501. Hr. de la Place hat durch neuere Unterſuchungen uͤber die wechſelſeitige Einwirkung der Weltkoͤrper gefunden, daß vermoͤge der Wirkung der Planeten die Nachtgleichen laͤngſt dem Aequator 0″,2016, oder laͤngſt der Ekliptik 0″,1849 vorwaͤrts gehen, daß alſo wegen der vereinigten Wirkung der Sonne und des Monds das Ruͤckgehen eigentlich 50″,4349 betragen muͤſſe, damit nach Abzug des Vorwaͤrtsgehens noch 50″,25 uͤbrig bleiben (ſ. de Lambre Connoiſſ. des Temps 1792).
Von Newtons nicht ganz gluͤcklichem Verſuch, mittelſt des Vorruͤckens der Nachtgleichen die alte Chronologie zu verbeſſern (Chronologia veterum regnorum emendata. Lond. 1728. und in Jo. Caſtilionei Ausgabe von Newtoni Opuſc. Lauſann. 1744. To. III. n. 23.) hat Hr. Hofrath Kaͤſtner (Vorrede der deutſchen Ueberſ. von Martin's
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