mit etwas Baumwolle ausgefüttert, die nur an wenig Punkten den untern Theil der Thermometerkugel berührte, so stieg das Thermometer während des Umlaufs um 5--6 Grade, ohne daß am äußern Rande der Schale ein Reiben vorgieng. Die äußerst weichen Fasern der Baumwolle waren also unter allen das wirksamste Mittel, durch Reiben Wärme zu erregen. Herr Pictet findet sich durch diese Versuche überzeugt, daß beym Reiben weder die Luft, noch die Härte der reibenden Substanzen, die unmittelbare Ursache der Wärme seyn könne. Daß die abgeschlagnen Stahlstückchen nur in der Luft, nicht im Vacuum, geschmolzen, oder vielmehr verkalkt, sind, kömmt blos daher, weil ohne Luft, oder nach dem neuern System ohne Sauerstoff, keine Verkalkung statt findet, und es im luftleeren Raume an Oxygen mangelt. Herr P. vermuthet, die Ursache der Wärme liege vielleicht in der durchs Reiben erregten Elektricität, oder in einer schwingenden Bewegung, in welche der Wärmestoff zwischen den reibenden Flächen versetzt werde. So nehme auch Thompson(Philos. Transact. Vol. LXXI. P. II.) an, die Explosion des Pulvers versetze das Feuer (den Wärmestoff) in Schwingungen, und er erkläre daraus, warum sich der Lauf eines Geschützes weit stärker erhitze, wenn es blos mit Pulver, als wenn es zugleich mit einer Kugel geladen sey, weil nämlich die Explosion des Pulvers ohne Kugel das Feuer in weit stärkere Schwingungen versetze, die Kugel aber diese hindere. Ueberhaupt habe Thompson überzeugend dargethan, daß das entzündete Pulver durch seine eigne Wärme nur einen sehr geringen Theil von der Hitze hergeben könne, welche nach dem Schlusse an dem Rohre gefühlt wird. Nun frage sich aber weiter, welche Eigenschaft der Körper es sey, die diese Schwinguugen des Wärmestoffs hervorbringe? Die Elasticität scheine es, obigen Versuchen nach, nicht zu seyn. Vielleicht wirke die specifische Wärme der Substanzen und ihre Leitungskraft für die Feuermaterie mit bey den Erscheinungen des Reibens, welche die Experimentaluntersuchung hierüber sehr verwickelt und schwer machen würde.
Die S. 537. angeführten Beobachtungen, durch welche Herr de Luc seine Theorie der Erwärmung durch die Sonnenstralen
mit etwas Baumwolle ausgefuͤttert, die nur an wenig Punkten den untern Theil der Thermometerkugel beruͤhrte, ſo ſtieg das Thermometer waͤhrend des Umlaufs um 5—6 Grade, ohne daß am aͤußern Rande der Schale ein Reiben vorgieng. Die aͤußerſt weichen Faſern der Baumwolle waren alſo unter allen das wirkſamſte Mittel, durch Reiben Waͤrme zu erregen. Herr Pictet findet ſich durch dieſe Verſuche uͤberzeugt, daß beym Reiben weder die Luft, noch die Haͤrte der reibenden Subſtanzen, die unmittelbare Urſache der Waͤrme ſeyn koͤnne. Daß die abgeſchlagnen Stahlſtuͤckchen nur in der Luft, nicht im Vacuum, geſchmolzen, oder vielmehr verkalkt, ſind, koͤmmt blos daher, weil ohne Luft, oder nach dem neuern Syſtem ohne Sauerſtoff, keine Verkalkung ſtatt findet, und es im luftleeren Raume an Oxygen mangelt. Herr P. vermuthet, die Urſache der Waͤrme liege vielleicht in der durchs Reiben erregten Elektricitaͤt, oder in einer ſchwingenden Bewegung, in welche der Waͤrmeſtoff zwiſchen den reibenden Flaͤchen verſetzt werde. So nehme auch Thompſon(Philoſ. Transact. Vol. LXXI. P. II.) an, die Exploſion des Pulvers verſetze das Feuer (den Waͤrmeſtoff) in Schwingungen, und er erklaͤre daraus, warum ſich der Lauf eines Geſchuͤtzes weit ſtaͤrker erhitze, wenn es blos mit Pulver, als wenn es zugleich mit einer Kugel geladen ſey, weil naͤmlich die Exploſion des Pulvers ohne Kugel das Feuer in weit ſtaͤrkere Schwingungen verſetze, die Kugel aber dieſe hindere. Ueberhaupt habe Thompſon uͤberzeugend dargethan, daß das entzuͤndete Pulver durch ſeine eigne Waͤrme nur einen ſehr geringen Theil von der Hitze hergeben koͤnne, welche nach dem Schluſſe an dem Rohre gefuͤhlt wird. Nun frage ſich aber weiter, welche Eigenſchaft der Koͤrper es ſey, die dieſe Schwinguugen des Waͤrmeſtoffs hervorbringe? Die Elaſticitaͤt ſcheine es, obigen Verſuchen nach, nicht zu ſeyn. Vielleicht wirke die ſpecifiſche Waͤrme der Subſtanzen und ihre Leitungskraft fuͤr die Feuermaterie mit bey den Erſcheinungen des Reibens, welche die Experimentalunterſuchung hieruͤber ſehr verwickelt und ſchwer machen wuͤrde.
Die S. 537. angefuͤhrten Beobachtungen, durch welche Herr de Luc ſeine Theorie der Erwaͤrmung durch die Sonnenſtralen
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mit etwas Baumwolle ausgefuͤttert, die nur an wenig Punkten den untern Theil der Thermometerkugel beruͤhrte, ſo ſtieg das Thermometer waͤhrend des Umlaufs um 5—6 Grade, ohne daß am aͤußern Rande der Schale ein Reiben vorgieng. Die aͤußerſt weichen Faſern der Baumwolle waren alſo unter allen das wirkſamſte Mittel, durch Reiben Waͤrme zu erregen. Herr Pictet findet ſich durch dieſe Verſuche uͤberzeugt, daß beym Reiben weder die Luft, noch die Haͤrte der reibenden Subſtanzen, die unmittelbare Urſache der Waͤrme ſeyn koͤnne. Daß die abgeſchlagnen Stahlſtuͤckchen nur in der Luft, nicht im Vacuum, geſchmolzen, oder vielmehr verkalkt, ſind, koͤmmt blos daher, weil ohne Luft, oder nach dem neuern Syſtem ohne Sauerſtoff, keine Verkalkung ſtatt findet, und es im luftleeren Raume an Oxygen mangelt. Herr P. vermuthet, die Urſache der Waͤrme liege vielleicht in der durchs Reiben erregten Elektricitaͤt, oder in einer ſchwingenden Bewegung, in welche der Waͤrmeſtoff zwiſchen den reibenden Flaͤchen verſetzt werde. So nehme auch Thompſon (Philoſ. Transact. Vol. LXXI. P. II.) an, die Exploſion des Pulvers verſetze das Feuer (den Waͤrmeſtoff) in Schwingungen, und er erklaͤre daraus, warum ſich der Lauf eines Geſchuͤtzes weit ſtaͤrker erhitze, wenn es blos mit Pulver, als wenn es zugleich mit einer Kugel geladen ſey, weil naͤmlich die Exploſion des Pulvers ohne Kugel das Feuer in weit ſtaͤrkere Schwingungen verſetze, die Kugel aber dieſe hindere. Ueberhaupt habe Thompſon uͤberzeugend dargethan, daß das entzuͤndete Pulver durch ſeine eigne Waͤrme nur einen ſehr geringen Theil von der Hitze hergeben koͤnne, welche nach dem Schluſſe an dem Rohre gefuͤhlt wird. Nun frage ſich aber weiter, welche Eigenſchaft der Koͤrper es ſey, die dieſe Schwinguugen des Waͤrmeſtoffs hervorbringe? Die Elaſticitaͤt ſcheine es, obigen Verſuchen nach, nicht zu ſeyn. Vielleicht wirke die ſpecifiſche Waͤrme der Subſtanzen und ihre Leitungskraft fuͤr die Feuermaterie mit bey den Erſcheinungen des Reibens, welche die Experimentalunterſuchung hieruͤber ſehr verwickelt und ſchwer machen wuͤrde.
Die S. 537. angefuͤhrten Beobachtungen, durch welche Herr de Luc ſeine Theorie der Erwaͤrmung durch die Sonnenſtralen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 932. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/944>, abgerufen am 22.11.2024.
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