bestätigte, sind von Herrn Pictet selbst (Versuch über das Feuer; a. d. Frz. Tübingen, 1790. 8. Kap. 8. S. 160. u. f.) ausführlich beschrieben, und mit mehrern merkwürdigen Folgerungen begleitet worden. Es wurden an einem vertikal aufgerichteten Mastbaume einige Thermometer in verschiedenen Höhen, insbesondere eines 75 Schuh hoch über der Erde an freyer Sonne, und ein anderes 5 Schuh hoch über dem Boden im Schatten, angebracht, und der Gang derselben sorgfältig beobachtet. An diesen Thermometern fand Herr Pictet folgendes unerwartete Phänomen. Des Morgens, 2--2 1/2 Stunde nach Sonnenaufgang, standen beyde gleich hoch; so, wie sich die Sonne mehr erhob, erwärmte sich das untere Thermometer mehr, als das obere, und der größte Unterschied, der in dem wärmsten Augenblicke des Tages statt hatte, gieng ohngefähr bis auf 2 Grad der 80theiligen Scale. Nachher näherten sich beyde Thermometer einander wieder, trafen einige Zeit vor Sonnenuntergang zusammen, und giengen dann auf die entgegengesetzte Art von einander ab, indem nun das untere niedriger, als das obere, stand. Dieser Unterschied nahm von Sonnenuntergang bis zum Ende der Dämmerung schnell zu, und gieng bis auf 2 Grad und drüber. So blieb es die Nacht hindurch unverändert, nur erst einige Zeit nach Aufgang der Sonne fiengen die Thermometer wieder an, sich zu nähern, und erreichten nach 2 Stunden einen übereinstimmenden Stand. Dies war ihr beständiger Gang bey ruhigen und heitern Tagen; nur bey heftigen Winden und bey gleichförmig trübem Himmel trafen beyde Thermometer fast den ganzen Tag über beynahe zusammen. Herr de Luc (Sechster Brief an de la Metherie, in Grens Journal der Phys. B. IV. S. 233. u. f.) gründet auf diese Versuche den Beweis, daß die Sonnenstralen nicht an sich warm sind, mithin nicht durch Mittheilung erwärmen, weil in den höhern Gegenden der Atmosphäre ein von der Sonne beschienenes Thermometer nicht soviel Wärme zeigt, als ein im Schatten stehendes in den untern Gegenden. De Luc erklärt dieses daraus, daß die Sonnenstralen in der dünnern und trocknern Luft der obern Schichten nicht soviel Wärmestoff, den sie rege
beſtaͤtigte, ſind von Herrn Pictet ſelbſt (Verſuch uͤber das Feuer; a. d. Frz. Tuͤbingen, 1790. 8. Kap. 8. S. 160. u. f.) ausfuͤhrlich beſchrieben, und mit mehrern merkwuͤrdigen Folgerungen begleitet worden. Es wurden an einem vertikal aufgerichteten Maſtbaume einige Thermometer in verſchiedenen Hoͤhen, insbeſondere eines 75 Schuh hoch uͤber der Erde an freyer Sonne, und ein anderes 5 Schuh hoch uͤber dem Boden im Schatten, angebracht, und der Gang derſelben ſorgfaͤltig beobachtet. An dieſen Thermometern fand Herr Pictet folgendes unerwartete Phaͤnomen. Des Morgens, 2—2 1/2 Stunde nach Sonnenaufgang, ſtanden beyde gleich hoch; ſo, wie ſich die Sonne mehr erhob, erwaͤrmte ſich das untere Thermometer mehr, als das obere, und der groͤßte Unterſchied, der in dem waͤrmſten Augenblicke des Tages ſtatt hatte, gieng ohngefaͤhr bis auf 2 Grad der 80theiligen Scale. Nachher naͤherten ſich beyde Thermometer einander wieder, trafen einige Zeit vor Sonnenuntergang zuſammen, und giengen dann auf die entgegengeſetzte Art von einander ab, indem nun das untere niedriger, als das obere, ſtand. Dieſer Unterſchied nahm von Sonnenuntergang bis zum Ende der Daͤmmerung ſchnell zu, und gieng bis auf 2 Grad und druͤber. So blieb es die Nacht hindurch unveraͤndert, nur erſt einige Zeit nach Aufgang der Sonne fiengen die Thermometer wieder an, ſich zu naͤhern, und erreichten nach 2 Stunden einen uͤbereinſtimmenden Stand. Dies war ihr beſtaͤndiger Gang bey ruhigen und heitern Tagen; nur bey heftigen Winden und bey gleichfoͤrmig truͤbem Himmel trafen beyde Thermometer faſt den ganzen Tag uͤber beynahe zuſammen. Herr de Luc (Sechſter Brief an de la Metherie, in Grens Journal der Phyſ. B. IV. S. 233. u. f.) gruͤndet auf dieſe Verſuche den Beweis, daß die Sonnenſtralen nicht an ſich warm ſind, mithin nicht durch Mittheilung erwaͤrmen, weil in den hoͤhern Gegenden der Atmoſphaͤre ein von der Sonne beſchienenes Thermometer nicht ſoviel Waͤrme zeigt, als ein im Schatten ſtehendes in den untern Gegenden. De Luc erklaͤrt dieſes daraus, daß die Sonnenſtralen in der duͤnnern und trocknern Luft der obern Schichten nicht ſoviel Waͤrmeſtoff, den ſie rege
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beſtaͤtigte, ſind von Herrn Pictet ſelbſt (Verſuch uͤber das Feuer; a. d. Frz. Tuͤbingen, 1790. 8. Kap. 8. S. 160. u. f.) ausfuͤhrlich beſchrieben, und mit mehrern merkwuͤrdigen Folgerungen begleitet worden. Es wurden an einem vertikal aufgerichteten Maſtbaume einige Thermometer in verſchiedenen Hoͤhen, insbeſondere eines 75 Schuh hoch uͤber der Erde an freyer Sonne, und ein anderes 5 Schuh hoch uͤber dem Boden im Schatten, angebracht, und der Gang derſelben ſorgfaͤltig beobachtet. An dieſen Thermometern fand Herr Pictet folgendes unerwartete Phaͤnomen. Des Morgens, 2—2 1/2 Stunde nach Sonnenaufgang, ſtanden beyde gleich hoch; ſo, wie ſich die Sonne mehr erhob, erwaͤrmte ſich das untere Thermometer mehr, als das obere, und der groͤßte Unterſchied, der in dem waͤrmſten Augenblicke des Tages ſtatt hatte, gieng ohngefaͤhr bis auf 2 Grad der 80theiligen Scale. Nachher naͤherten ſich beyde Thermometer einander wieder, trafen einige Zeit vor Sonnenuntergang zuſammen, und giengen dann auf die entgegengeſetzte Art von einander ab, indem nun das untere niedriger, als das obere, ſtand. Dieſer Unterſchied nahm von Sonnenuntergang bis zum Ende der Daͤmmerung ſchnell zu, und gieng bis auf 2 Grad und druͤber. So blieb es die Nacht hindurch unveraͤndert, nur erſt einige Zeit nach Aufgang der Sonne fiengen die Thermometer wieder an, ſich zu naͤhern, und erreichten nach 2 Stunden einen uͤbereinſtimmenden Stand. Dies war ihr beſtaͤndiger Gang bey ruhigen und heitern Tagen; nur bey heftigen Winden und bey gleichfoͤrmig truͤbem Himmel trafen beyde Thermometer faſt den ganzen Tag uͤber beynahe zuſammen. Herr de Luc (Sechſter Brief an de la Metherie, in Grens Journal der Phyſ. B. IV. S. 233. u. f.) gruͤndet auf dieſe Verſuche den Beweis, daß die Sonnenſtralen nicht an ſich warm ſind, mithin nicht durch Mittheilung erwaͤrmen, weil in den hoͤhern Gegenden der Atmoſphaͤre ein von der Sonne beſchienenes Thermometer nicht ſoviel Waͤrme zeigt, als ein im Schatten ſtehendes in den untern Gegenden. De Luc erklaͤrt dieſes daraus, daß die Sonnenſtralen in der duͤnnern und trocknern Luft der obern Schichten nicht ſoviel Waͤrmeſtoff, den ſie rege
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 933. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/945>, abgerufen am 22.11.2024.
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