Flüßigkeiten der expansibeln Materien gemein haben. Die ganze in der Atmosphäre verbreitete Wärmemasse erhält also durch die Gegenwart der Sonne eine Vermehrung ihrer Expansibilität, und dem Aufhören dieser Wirkung ist es vorzüglich zuzuschreiben, daß nach Sonnenuntergang an heitern Tagen eine schleunige Erkältung der Atmosphäre entsteht. Eben dadurch erklären sich auch die jährlichen Abwechselungen der Wärme und Kälte; denn je länger und anhaltender die Sonne Stralen zur Erde schickt, und je größer der Winkel ist, unter dem diese auf die Flächen der Körper fallen, desto mehr wird Feuer gebildet, und desto mehr die expansive Kraft des schon vorhandenen vergrößert.
Die Wärme, als die Wirkung des freyen Feuers in andern Substanzen, ist stets der ausdehnenden Kraft des Feuers angemessen; daher wird sie auch durch die Wirkungen der Lichtstralen vermehrt. Die Verstärkung der ausdehnenden Kraft des Feuers durch neues Licht hat aber auch ihre Grenzen. Denn, wenn sie zu einer gewissen Höhe gestiegen ist, so giebt das Feuer sein überschüßiges Licht wieder her. Hieraus erklärt Herr de Luc die Helligkeit, die sich in der Nacht zeigt, wenn auch gleich die Stralen der andern leuchtenden Weltkörper nicht zur Erde gelangen, ingleichen die übrigen phosphorischen Phänomene, z. B. des leuchtenden Holzes, der Lichtmagneten, des in die Sonne gelegten Papieres, u. s. w.
Schwarze und dunkelgefärbte Körper werden von den Sonnenstralen stärker erhitzt, als hellgefärbte und weiße, offenbar darum, weil die letztern den größten Theil der Stralen zurückwerfen. Franklin(Letters on philosophical subjects lettr. 56.) hat vortrefliche Versuche hierüber mit Stückchen Tuch von verschiedenen Farben angestellt, die er auf Schnee im Sonnenschein legte. Auch bey Pictet (Vers. über das Feuer, Kap. III.) finden sich schöne Versuche über die Menge der Wärme, welche polirte, matte oder geschwärzte Flächen von Glas, Kartenpapier u. s. w. aufnehmen oder zurückwerfen.
Zu S. 546. u. f. Die Schwere des Wärmestoffs ist in allen Fällen so gering, daß man ihn sicher als impon-
Fluͤßigkeiten der expanſibeln Materien gemein haben. Die ganze in der Atmoſphaͤre verbreitete Waͤrmemaſſe erhaͤlt alſo durch die Gegenwart der Sonne eine Vermehrung ihrer Expanſibilitaͤt, und dem Aufhoͤren dieſer Wirkung iſt es vorzuͤglich zuzuſchreiben, daß nach Sonnenuntergang an heitern Tagen eine ſchleunige Erkaͤltung der Atmoſphaͤre entſteht. Eben dadurch erklaͤren ſich auch die jaͤhrlichen Abwechſelungen der Waͤrme und Kaͤlte; denn je laͤnger und anhaltender die Sonne Stralen zur Erde ſchickt, und je groͤßer der Winkel iſt, unter dem dieſe auf die Flaͤchen der Koͤrper fallen, deſto mehr wird Feuer gebildet, und deſto mehr die expanſive Kraft des ſchon vorhandenen vergroͤßert.
Die Waͤrme, als die Wirkung des freyen Feuers in andern Subſtanzen, iſt ſtets der ausdehnenden Kraft des Feuers angemeſſen; daher wird ſie auch durch die Wirkungen der Lichtſtralen vermehrt. Die Verſtaͤrkung der ausdehnenden Kraft des Feuers durch neues Licht hat aber auch ihre Grenzen. Denn, wenn ſie zu einer gewiſſen Hoͤhe geſtiegen iſt, ſo giebt das Feuer ſein uͤberſchuͤßiges Licht wieder her. Hieraus erklaͤrt Herr de Luc die Helligkeit, die ſich in der Nacht zeigt, wenn auch gleich die Stralen der andern leuchtenden Weltkoͤrper nicht zur Erde gelangen, ingleichen die uͤbrigen phosphoriſchen Phaͤnomene, z. B. des leuchtenden Holzes, der Lichtmagneten, des in die Sonne gelegten Papieres, u. ſ. w.
Schwarze und dunkelgefaͤrbte Koͤrper werden von den Sonnenſtralen ſtaͤrker erhitzt, als hellgefaͤrbte und weiße, offenbar darum, weil die letztern den groͤßten Theil der Stralen zuruͤckwerfen. Franklin(Letters on philoſophical ſubjects lettr. 56.) hat vortrefliche Verſuche hieruͤber mit Stuͤckchen Tuch von verſchiedenen Farben angeſtellt, die er auf Schnee im Sonnenſchein legte. Auch bey Pictet (Verſ. uͤber das Feuer, Kap. III.) finden ſich ſchoͤne Verſuche uͤber die Menge der Waͤrme, welche polirte, matte oder geſchwaͤrzte Flaͤchen von Glas, Kartenpapier u. ſ. w. aufnehmen oder zuruͤckwerfen.
Zu S. 546. u. f. Die Schwere des Waͤrmeſtoffs iſt in allen Faͤllen ſo gering, daß man ihn ſicher als impon-
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Fluͤßigkeiten der expanſibeln Materien gemein haben. Die ganze in der Atmoſphaͤre verbreitete Waͤrmemaſſe erhaͤlt alſo durch die Gegenwart der Sonne eine Vermehrung ihrer Expanſibilitaͤt, und dem Aufhoͤren dieſer Wirkung iſt es vorzuͤglich zuzuſchreiben, daß nach Sonnenuntergang an heitern Tagen eine ſchleunige Erkaͤltung der Atmoſphaͤre entſteht. Eben dadurch erklaͤren ſich auch die jaͤhrlichen Abwechſelungen der Waͤrme und Kaͤlte; denn je laͤnger und anhaltender die Sonne Stralen zur Erde ſchickt, und je groͤßer der Winkel iſt, unter dem dieſe auf die Flaͤchen der Koͤrper fallen, deſto mehr wird Feuer gebildet, und deſto mehr die expanſive Kraft des ſchon vorhandenen vergroͤßert.</p><p>Die Waͤrme, als die Wirkung des freyen Feuers in andern Subſtanzen, iſt ſtets der ausdehnenden Kraft des Feuers angemeſſen; daher wird ſie auch durch die Wirkungen der Lichtſtralen vermehrt. Die Verſtaͤrkung der ausdehnenden Kraft des Feuers durch neues Licht hat aber auch ihre Grenzen. Denn, wenn ſie zu einer gewiſſen Hoͤhe geſtiegen iſt, ſo giebt das Feuer ſein uͤberſchuͤßiges Licht wieder her. Hieraus erklaͤrt Herr <hirendition="#b">de Luc</hi> die Helligkeit, die ſich in der Nacht zeigt, wenn auch gleich die Stralen der andern leuchtenden Weltkoͤrper nicht zur Erde gelangen, ingleichen die uͤbrigen phosphoriſchen Phaͤnomene, z. B. des leuchtenden Holzes, der Lichtmagneten, des in die Sonne gelegten Papieres, u. ſ. w.</p><p>Schwarze und dunkelgefaͤrbte Koͤrper werden von den Sonnenſtralen ſtaͤrker erhitzt, als hellgefaͤrbte und weiße, offenbar darum, weil die letztern den groͤßten Theil der Stralen zuruͤckwerfen. <hirendition="#b">Franklin</hi><hirendition="#aq">(Letters on philoſophical ſubjects lettr. 56.)</hi> hat vortrefliche Verſuche hieruͤber mit Stuͤckchen Tuch von verſchiedenen Farben angeſtellt, die er auf Schnee im Sonnenſchein legte. Auch bey <hirendition="#b">Pictet</hi> (Verſ. uͤber das Feuer, Kap. <hirendition="#aq">III.)</hi> finden ſich ſchoͤne Verſuche uͤber die Menge der Waͤrme, welche polirte, matte oder geſchwaͤrzte Flaͤchen von Glas, Kartenpapier u. ſ. w. aufnehmen oder zuruͤckwerfen.</p><p><hirendition="#b">Zu S.</hi> 546. u. f. Die <hirendition="#b">Schwere des Waͤrmeſtoffs</hi> iſt in allen Faͤllen ſo gering, daß man ihn ſicher als <hirendition="#b">impon-<lb/></hi></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Fluͤßigkeiten der expanſibeln Materien gemein haben. Die ganze in der Atmoſphaͤre verbreitete Waͤrmemaſſe erhaͤlt alſo durch die Gegenwart der Sonne eine Vermehrung ihrer Expanſibilitaͤt, und dem Aufhoͤren dieſer Wirkung iſt es vorzuͤglich zuzuſchreiben, daß nach Sonnenuntergang an heitern Tagen eine ſchleunige Erkaͤltung der Atmoſphaͤre entſteht. Eben dadurch erklaͤren ſich auch die jaͤhrlichen Abwechſelungen der Waͤrme und Kaͤlte; denn je laͤnger und anhaltender die Sonne Stralen zur Erde ſchickt, und je groͤßer der Winkel iſt, unter dem dieſe auf die Flaͤchen der Koͤrper fallen, deſto mehr wird Feuer gebildet, und deſto mehr die expanſive Kraft des ſchon vorhandenen vergroͤßert.
Die Waͤrme, als die Wirkung des freyen Feuers in andern Subſtanzen, iſt ſtets der ausdehnenden Kraft des Feuers angemeſſen; daher wird ſie auch durch die Wirkungen der Lichtſtralen vermehrt. Die Verſtaͤrkung der ausdehnenden Kraft des Feuers durch neues Licht hat aber auch ihre Grenzen. Denn, wenn ſie zu einer gewiſſen Hoͤhe geſtiegen iſt, ſo giebt das Feuer ſein uͤberſchuͤßiges Licht wieder her. Hieraus erklaͤrt Herr de Luc die Helligkeit, die ſich in der Nacht zeigt, wenn auch gleich die Stralen der andern leuchtenden Weltkoͤrper nicht zur Erde gelangen, ingleichen die uͤbrigen phosphoriſchen Phaͤnomene, z. B. des leuchtenden Holzes, der Lichtmagneten, des in die Sonne gelegten Papieres, u. ſ. w.
Schwarze und dunkelgefaͤrbte Koͤrper werden von den Sonnenſtralen ſtaͤrker erhitzt, als hellgefaͤrbte und weiße, offenbar darum, weil die letztern den groͤßten Theil der Stralen zuruͤckwerfen. Franklin (Letters on philoſophical ſubjects lettr. 56.) hat vortrefliche Verſuche hieruͤber mit Stuͤckchen Tuch von verſchiedenen Farben angeſtellt, die er auf Schnee im Sonnenſchein legte. Auch bey Pictet (Verſ. uͤber das Feuer, Kap. III.) finden ſich ſchoͤne Verſuche uͤber die Menge der Waͤrme, welche polirte, matte oder geſchwaͤrzte Flaͤchen von Glas, Kartenpapier u. ſ. w. aufnehmen oder zuruͤckwerfen.
Zu S. 546. u. f. Die Schwere des Waͤrmeſtoffs iſt in allen Faͤllen ſo gering, daß man ihn ſicher als impon-
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/947>, abgerufen am 22.11.2024.
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