Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


kann man ein bestimmtes Volumen Luft durch einerley Wärmestrom in weit kürzerer Zeit vom Gefrierpunkte bis zu einer gewissen Temperatur erheben, als ein gleiches Volumen Schnee. Nähme man also diese Art der Bestimmung an, so würde man der Luft eine stärkere wärmeleitende Kraft, als dem Schnee, beylegen müssen. Der Ritter Thompson, jetzt Graf von Rumford, von dem wir die zahlreichsten Versuche hierüber haben, und mit ihm Hr. Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 741.), nimmt die wärmeleitende Kraft für das Vermögen der Körper, unter übrigens gleichen Umständen die Abkühlung eines in ihnen eingeschloßenen erhitzten Körpers fchneller oder langsamer zuzulassen. Der Körper, der diese Abkühlung schneller zuläßt, ist der bessere, der, welcher sie langsamer verstattet, der schlechtere Leiter. Schlechte Leiter der Wärme, z. B. Wolle, Federn, Haare, Pelzwerk, werden im gemeinen Leben warmhaltende Körper genannt.

Monge theilt in einem noch ungedruckten Tableau sur les combinaisons du calorique die Körper in Nichtleiter, Halbleiter, und vollkommne Leiter der Wärme. Nichtleiter ist Eis unter 0; Halbleiter sind die meisten Körper, Harze und Glas die schlechtesten; dem Ideale vollkommner Leiter kommen die Metalle am nächsten.

Thompson, aus dessen älterer Schrift (New Experiments upon Heat, by Colon. Sir Benj. Thompson Lond. 1786. 4. Philos. Trans Vol. LXXVI. LXXVII.) schon im Art. S. 556 einige Resultate angeführt sind, hat sich bey seinen neuern Versuchen (Exp. upon Heat by Major-General Sir Benj. Thompson, in den Philos. Transact. Vol. LXXXII. for the year 1792. P. II. p. 48 übers. in Grens Journ. der Phys. B. VII. S. 245 u. f.), um die wärmeleitende Kraft mehrerer Körper zu bestimmen, folgender Methode bedient. Er hieng ein empfindliches Quecksilberthermometer, dessen Röhre ohngefähr 10 Zoll lang war, in der Axe einer cylindrischen Glasröhre von etwa 3/4 Zoll Durchmesser, die in eine Kugel von 1,6 Zoll Durchmesser auslief, so auf, daß die Kugel des Thermometers die Mitte der Kugel des Gefäßes einnahm. Der Raum zwischen der innern


kann man ein beſtimmtes Volumen Luft durch einerley Waͤrmeſtrom in weit kuͤrzerer Zeit vom Gefrierpunkte bis zu einer gewiſſen Temperatur erheben, als ein gleiches Volumen Schnee. Naͤhme man alſo dieſe Art der Beſtimmung an, ſo wuͤrde man der Luft eine ſtaͤrkere waͤrmeleitende Kraft, als dem Schnee, beylegen muͤſſen. Der Ritter Thompſon, jetzt Graf von Rumford, von dem wir die zahlreichſten Verſuche hieruͤber haben, und mit ihm Hr. Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 741.), nimmt die waͤrmeleitende Kraft fuͤr das Vermoͤgen der Koͤrper, unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden die Abkuͤhlung eines in ihnen eingeſchloßenen erhitzten Koͤrpers fchneller oder langſamer zuzulaſſen. Der Koͤrper, der dieſe Abkuͤhlung ſchneller zulaͤßt, iſt der beſſere, der, welcher ſie langſamer verſtattet, der ſchlechtere Leiter. Schlechte Leiter der Waͤrme, z. B. Wolle, Federn, Haare, Pelzwerk, werden im gemeinen Leben warmhaltende Koͤrper genannt.

Monge theilt in einem noch ungedruckten Tableau ſur les combinaiſons du calorique die Koͤrper in Nichtleiter, Halbleiter, und vollkommne Leiter der Waͤrme. Nichtleiter iſt Eis unter 0; Halbleiter ſind die meiſten Koͤrper, Harze und Glas die ſchlechteſten; dem Ideale vollkommner Leiter kommen die Metalle am naͤchſten.

Thompſon, aus deſſen aͤlterer Schrift (New Experiments upon Heat, by Colon. Sir Benj. Thompſon Lond. 1786. 4. Philoſ. Trans Vol. LXXVI. LXXVII.) ſchon im Art. S. 556 einige Reſultate angefuͤhrt ſind, hat ſich bey ſeinen neuern Verſuchen (Exp. upon Heat by Major-General Sir Benj. Thompſon, in den Philoſ. Transact. Vol. LXXXII. for the year 1792. P. II. p. 48 uͤberſ. in Grens Journ. der Phyſ. B. VII. S. 245 u. f.), um die waͤrmeleitende Kraft mehrerer Koͤrper zu beſtimmen, folgender Methode bedient. Er hieng ein empfindliches Queckſilberthermometer, deſſen Roͤhre ohngefaͤhr 10 Zoll lang war, in der Axe einer cylindriſchen Glasroͤhre von etwa 3/4 Zoll Durchmeſſer, die in eine Kugel von 1,6 Zoll Durchmeſſer auslief, ſo auf, daß die Kugel des Thermometers die Mitte der Kugel des Gefaͤßes einnahm. Der Raum zwiſchen der innern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0958" xml:id="P.5.946" n="946"/><lb/>
kann man ein be&#x017F;timmtes Volumen Luft durch einerley Wa&#x0364;rme&#x017F;trom in weit ku&#x0364;rzerer Zeit vom Gefrierpunkte bis zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en Temperatur erheben, als ein gleiches Volumen Schnee. Na&#x0364;hme man al&#x017F;o die&#x017F;e Art der Be&#x017F;timmung an, &#x017F;o wu&#x0364;rde man der Luft eine &#x017F;ta&#x0364;rkere wa&#x0364;rmeleitende Kraft, als dem Schnee, beylegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Der Ritter <hi rendition="#b">Thomp&#x017F;on,</hi> jetzt Graf von Rumford, von dem wir die zahlreich&#x017F;ten Ver&#x017F;uche hieru&#x0364;ber haben, und mit ihm Hr. <hi rendition="#b">Gren</hi> (Grundriß der Naturl. 1793. §. 741.), nimmt die wa&#x0364;rmeleitende Kraft fu&#x0364;r das Vermo&#x0364;gen der Ko&#x0364;rper, unter u&#x0364;brigens gleichen Um&#x017F;ta&#x0364;nden die Abku&#x0364;hlung eines in ihnen einge&#x017F;chloßenen erhitzten Ko&#x0364;rpers fchneller oder lang&#x017F;amer zuzula&#x017F;&#x017F;en. Der Ko&#x0364;rper, der die&#x017F;e Abku&#x0364;hlung &#x017F;chneller zula&#x0364;ßt, i&#x017F;t der be&#x017F;&#x017F;ere, der, welcher &#x017F;ie lang&#x017F;amer ver&#x017F;tattet, der &#x017F;chlechtere Leiter. Schlechte Leiter der Wa&#x0364;rme, z. B. Wolle, Federn, Haare, Pelzwerk, werden im gemeinen Leben <hi rendition="#b">warmhaltende</hi> Ko&#x0364;rper genannt.</p>
              <p><hi rendition="#b">Monge</hi> theilt in einem noch ungedruckten <hi rendition="#aq">Tableau &#x017F;ur les combinai&#x017F;ons du calorique</hi> die Ko&#x0364;rper in Nichtleiter, Halbleiter, und vollkommne Leiter der Wa&#x0364;rme. Nichtleiter i&#x017F;t Eis unter 0; Halbleiter &#x017F;ind die mei&#x017F;ten Ko&#x0364;rper, Harze und Glas die &#x017F;chlechte&#x017F;ten; dem Ideale vollkommner Leiter kommen die Metalle am na&#x0364;ch&#x017F;ten.</p>
              <p><hi rendition="#b">Thomp&#x017F;on,</hi> aus de&#x017F;&#x017F;en a&#x0364;lterer Schrift <hi rendition="#aq">(New Experiments upon Heat, by <hi rendition="#i">Colon. Sir Benj. Thomp&#x017F;on</hi> Lond. 1786. 4. Philo&#x017F;. Trans Vol. LXXVI. LXXVII.)</hi> &#x017F;chon im Art. S. 556 einige Re&#x017F;ultate angefu&#x0364;hrt &#x017F;ind, hat &#x017F;ich bey &#x017F;einen neuern Ver&#x017F;uchen <hi rendition="#aq">(Exp. upon Heat by <hi rendition="#i">Major-General Sir Benj. Thomp&#x017F;on,</hi></hi> in den <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Transact. Vol. LXXXII. for the year 1792. P. II. p. 48</hi> u&#x0364;ber&#x017F;. in <hi rendition="#b">Grens</hi> Journ. der Phy&#x017F;. B. <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 245 u. f.), um die wa&#x0364;rmeleitende Kraft mehrerer Ko&#x0364;rper zu be&#x017F;timmen, folgender Methode bedient. Er hieng ein empfindliches Queck&#x017F;ilberthermometer, de&#x017F;&#x017F;en Ro&#x0364;hre ohngefa&#x0364;hr 10 Zoll lang war, in der Axe einer cylindri&#x017F;chen Glasro&#x0364;hre von etwa 3/4 Zoll Durchme&#x017F;&#x017F;er, die in eine Kugel von 1,6 Zoll Durchme&#x017F;&#x017F;er auslief, &#x017F;o auf, daß die Kugel des Thermometers die Mitte der Kugel des Gefa&#x0364;ßes einnahm. Der Raum zwi&#x017F;chen der innern<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[946/0958] kann man ein beſtimmtes Volumen Luft durch einerley Waͤrmeſtrom in weit kuͤrzerer Zeit vom Gefrierpunkte bis zu einer gewiſſen Temperatur erheben, als ein gleiches Volumen Schnee. Naͤhme man alſo dieſe Art der Beſtimmung an, ſo wuͤrde man der Luft eine ſtaͤrkere waͤrmeleitende Kraft, als dem Schnee, beylegen muͤſſen. Der Ritter Thompſon, jetzt Graf von Rumford, von dem wir die zahlreichſten Verſuche hieruͤber haben, und mit ihm Hr. Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 741.), nimmt die waͤrmeleitende Kraft fuͤr das Vermoͤgen der Koͤrper, unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden die Abkuͤhlung eines in ihnen eingeſchloßenen erhitzten Koͤrpers fchneller oder langſamer zuzulaſſen. Der Koͤrper, der dieſe Abkuͤhlung ſchneller zulaͤßt, iſt der beſſere, der, welcher ſie langſamer verſtattet, der ſchlechtere Leiter. Schlechte Leiter der Waͤrme, z. B. Wolle, Federn, Haare, Pelzwerk, werden im gemeinen Leben warmhaltende Koͤrper genannt. Monge theilt in einem noch ungedruckten Tableau ſur les combinaiſons du calorique die Koͤrper in Nichtleiter, Halbleiter, und vollkommne Leiter der Waͤrme. Nichtleiter iſt Eis unter 0; Halbleiter ſind die meiſten Koͤrper, Harze und Glas die ſchlechteſten; dem Ideale vollkommner Leiter kommen die Metalle am naͤchſten. Thompſon, aus deſſen aͤlterer Schrift (New Experiments upon Heat, by Colon. Sir Benj. Thompſon Lond. 1786. 4. Philoſ. Trans Vol. LXXVI. LXXVII.) ſchon im Art. S. 556 einige Reſultate angefuͤhrt ſind, hat ſich bey ſeinen neuern Verſuchen (Exp. upon Heat by Major-General Sir Benj. Thompſon, in den Philoſ. Transact. Vol. LXXXII. for the year 1792. P. II. p. 48 uͤberſ. in Grens Journ. der Phyſ. B. VII. S. 245 u. f.), um die waͤrmeleitende Kraft mehrerer Koͤrper zu beſtimmen, folgender Methode bedient. Er hieng ein empfindliches Queckſilberthermometer, deſſen Roͤhre ohngefaͤhr 10 Zoll lang war, in der Axe einer cylindriſchen Glasroͤhre von etwa 3/4 Zoll Durchmeſſer, die in eine Kugel von 1,6 Zoll Durchmeſſer auslief, ſo auf, daß die Kugel des Thermometers die Mitte der Kugel des Gefaͤßes einnahm. Der Raum zwiſchen der innern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/958
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 946. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/958>, abgerufen am 22.11.2024.