Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


werden. Diese Versuche gaben bey jeder Verbrennung eine Quantität Wasser, deren Gewicht mit dem Gewichte der verbrannten Luftarten (die rückständige Stickluft abgerechnet) übereinstimmte, und einen säuerlichen Geschmack hatte.

Unter den französischen Chemisten, welche seit 1783. diese Versuche wiederholten, war der erste Herr Monge in Mezieres. Er erhielt nach dem Verbrennen Wasser, welches etwas säuerlich war.

Nachher machten die Herren Lavoisier und Meusnier in Gegenwart der Commissarien der Akademie der Wissenschaften einen zweyten Versuch. Die dephlogistisirte Luft, deren man sich dabey bediente, wog 5 Unzen, 5 Quentchen und 12 Gran. Sie ließ in einer engen mit trocknem Laugensalze angefüllten Röhre, durch welche sie geleitet ward, 35 Gran Wasser zurück, welches sie enthalten hatte. Die brennbare Luft wog 6 Quentchen und 30 Gran, und ließ in dem trocknen Laugensalze 44 Gran Feuchtigkeit zurück. Folglich ward verbrannt

5 Unz.4 Quentch. 49 Gran dephlogistisirte
mit5 Quentch. 58 Gran brennbarer Luft
6 Unz.2 Quentch. 35 Gran.

Nach dem Verbrennen blieben 6 Quentchen 24 Gran gemischtes Gas übrig; mithin waren 5 Unzen 4 Quentch. 11 Gran verbrannt worden. Das erhaltene Wasser wog 5 Unz. 4 Quentch. 41 Gran, solglich 30 Gran mehr, als die verbrannten Gasarten, welcher Unterschied durch einen kleinen Fehler der Wage veranlasset ward. Das erhaltene Wasser war säuerlich, und jede Unze desselben enthielt 5 Gran Salpetersäure, welche man, wie schon im Art. S. 652. bemerkt ist, bey allen Versuchen dieser Art ohne Ausnahme mit erhalten hat.

Diese Versuche gaben nun den Anlaß zur Vollendung des antiphlogistischen Systems. Es ward in dasselbe der Wasserstoff eingeführt, und das Wasser als eine Verbindung desselben mit dem Sauerstoffe betrachtet; der Stickstoff aber für die Basis der Salpetersäure angenommen,


werden. Dieſe Verſuche gaben bey jeder Verbrennung eine Quantitaͤt Waſſer, deren Gewicht mit dem Gewichte der verbrannten Luftarten (die ruͤckſtaͤndige Stickluft abgerechnet) uͤbereinſtimmte, und einen ſaͤuerlichen Geſchmack hatte.

Unter den franzoͤſiſchen Chemiſten, welche ſeit 1783. dieſe Verſuche wiederholten, war der erſte Herr Monge in Mezieres. Er erhielt nach dem Verbrennen Waſſer, welches etwas ſaͤuerlich war.

Nachher machten die Herren Lavoiſier und Meusnier in Gegenwart der Commiſſarien der Akademie der Wiſſenſchaften einen zweyten Verſuch. Die dephlogiſtiſirte Luft, deren man ſich dabey bediente, wog 5 Unzen, 5 Quentchen und 12 Gran. Sie ließ in einer engen mit trocknem Laugenſalze angefuͤllten Roͤhre, durch welche ſie geleitet ward, 35 Gran Waſſer zuruͤck, welches ſie enthalten hatte. Die brennbare Luft wog 6 Quentchen und 30 Gran, und ließ in dem trocknen Laugenſalze 44 Gran Feuchtigkeit zuruͤck. Folglich ward verbrannt

5 Unz.4 Quentch. 49 Gran dephlogiſtiſirte
mit5 Quentch. 58 Gran brennbarer Luft
6 Unz.2 Quentch. 35 Gran.

Nach dem Verbrennen blieben 6 Quentchen 24 Gran gemiſchtes Gas uͤbrig; mithin waren 5 Unzen 4 Quentch. 11 Gran verbrannt worden. Das erhaltene Waſſer wog 5 Unz. 4 Quentch. 41 Gran, ſolglich 30 Gran mehr, als die verbrannten Gasarten, welcher Unterſchied durch einen kleinen Fehler der Wage veranlaſſet ward. Das erhaltene Waſſer war ſaͤuerlich, und jede Unze deſſelben enthielt 5 Gran Salpeterſaͤure, welche man, wie ſchon im Art. S. 652. bemerkt iſt, bey allen Verſuchen dieſer Art ohne Ausnahme mit erhalten hat.

Dieſe Verſuche gaben nun den Anlaß zur Vollendung des antiphlogiſtiſchen Syſtems. Es ward in daſſelbe der Waſſerſtoff eingefuͤhrt, und das Waſſer als eine Verbindung deſſelben mit dem Sauerſtoffe betrachtet; der Stickſtoff aber fuͤr die Baſis der Salpeterſaͤure angenommen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0995" xml:id="P.5.983" n="983"/><lb/>
werden. Die&#x017F;e Ver&#x017F;uche gaben bey jeder Verbrennung eine Quantita&#x0364;t Wa&#x017F;&#x017F;er, deren Gewicht mit dem Gewichte der verbrannten Luftarten (die ru&#x0364;ck&#x017F;ta&#x0364;ndige Stickluft abgerechnet) u&#x0364;berein&#x017F;timmte, und einen &#x017F;a&#x0364;uerlichen Ge&#x017F;chmack hatte.</p>
              <p>Unter den franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Chemi&#x017F;ten, welche &#x017F;eit 1783. die&#x017F;e Ver&#x017F;uche wiederholten, war der er&#x017F;te Herr <hi rendition="#b">Monge</hi> in Mezieres. Er erhielt nach dem Verbrennen Wa&#x017F;&#x017F;er, welches etwas &#x017F;a&#x0364;uerlich war.</p>
              <p>Nachher machten die Herren <hi rendition="#b">Lavoi&#x017F;ier</hi> und <hi rendition="#b">Meusnier</hi> in Gegenwart der Commi&#x017F;&#x017F;arien der Akademie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften einen zweyten Ver&#x017F;uch. Die dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irte Luft, deren man &#x017F;ich dabey bediente, wog 5 Unzen, 5 Quentchen und 12 Gran. Sie ließ in einer engen mit trocknem Laugen&#x017F;alze angefu&#x0364;llten Ro&#x0364;hre, durch welche &#x017F;ie geleitet ward, 35 Gran Wa&#x017F;&#x017F;er zuru&#x0364;ck, welches &#x017F;ie enthalten hatte. Die brennbare Luft wog 6 Quentchen und 30 Gran, und ließ in dem trocknen Laugen&#x017F;alze 44 Gran Feuchtigkeit zuru&#x0364;ck. Folglich ward verbrannt <table><row><cell/><cell>5 Unz.</cell><cell>4 Quentch. 49 Gran dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irte</cell></row><row><cell>mit</cell><cell/><cell>5 Quentch. 58 Gran brennbarer Luft</cell></row><row><cell/><cell>6 Unz.</cell><cell>2 Quentch. 35 Gran.</cell></row></table></p>
              <p>Nach dem Verbrennen blieben 6 Quentchen 24 Gran gemi&#x017F;chtes Gas u&#x0364;brig; mithin waren 5 Unzen 4 Quentch. 11 Gran verbrannt worden. Das erhaltene Wa&#x017F;&#x017F;er wog 5 Unz. 4 Quentch. 41 Gran, &#x017F;olglich 30 Gran mehr, als die verbrannten Gasarten, welcher Unter&#x017F;chied durch einen kleinen Fehler der Wage veranla&#x017F;&#x017F;et ward. Das erhaltene Wa&#x017F;&#x017F;er war &#x017F;a&#x0364;uerlich, und jede Unze de&#x017F;&#x017F;elben enthielt 5 Gran <hi rendition="#b">Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure,</hi> welche man, wie &#x017F;chon im Art. S. 652. bemerkt i&#x017F;t, bey allen Ver&#x017F;uchen die&#x017F;er Art ohne Ausnahme mit erhalten hat.</p>
              <p>Die&#x017F;e Ver&#x017F;uche gaben nun den Anlaß zur Vollendung des antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;chen Sy&#x017F;tems. Es ward in da&#x017F;&#x017F;elbe der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff eingefu&#x0364;hrt, und das Wa&#x017F;&#x017F;er als eine Verbindung de&#x017F;&#x017F;elben mit dem Sauer&#x017F;toffe betrachtet; der Stick&#x017F;toff aber fu&#x0364;r die Ba&#x017F;is der Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure angenommen,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[983/0995] werden. Dieſe Verſuche gaben bey jeder Verbrennung eine Quantitaͤt Waſſer, deren Gewicht mit dem Gewichte der verbrannten Luftarten (die ruͤckſtaͤndige Stickluft abgerechnet) uͤbereinſtimmte, und einen ſaͤuerlichen Geſchmack hatte. Unter den franzoͤſiſchen Chemiſten, welche ſeit 1783. dieſe Verſuche wiederholten, war der erſte Herr Monge in Mezieres. Er erhielt nach dem Verbrennen Waſſer, welches etwas ſaͤuerlich war. Nachher machten die Herren Lavoiſier und Meusnier in Gegenwart der Commiſſarien der Akademie der Wiſſenſchaften einen zweyten Verſuch. Die dephlogiſtiſirte Luft, deren man ſich dabey bediente, wog 5 Unzen, 5 Quentchen und 12 Gran. Sie ließ in einer engen mit trocknem Laugenſalze angefuͤllten Roͤhre, durch welche ſie geleitet ward, 35 Gran Waſſer zuruͤck, welches ſie enthalten hatte. Die brennbare Luft wog 6 Quentchen und 30 Gran, und ließ in dem trocknen Laugenſalze 44 Gran Feuchtigkeit zuruͤck. Folglich ward verbrannt 5 Unz. 4 Quentch. 49 Gran dephlogiſtiſirte mit 5 Quentch. 58 Gran brennbarer Luft 6 Unz. 2 Quentch. 35 Gran. Nach dem Verbrennen blieben 6 Quentchen 24 Gran gemiſchtes Gas uͤbrig; mithin waren 5 Unzen 4 Quentch. 11 Gran verbrannt worden. Das erhaltene Waſſer wog 5 Unz. 4 Quentch. 41 Gran, ſolglich 30 Gran mehr, als die verbrannten Gasarten, welcher Unterſchied durch einen kleinen Fehler der Wage veranlaſſet ward. Das erhaltene Waſſer war ſaͤuerlich, und jede Unze deſſelben enthielt 5 Gran Salpeterſaͤure, welche man, wie ſchon im Art. S. 652. bemerkt iſt, bey allen Verſuchen dieſer Art ohne Ausnahme mit erhalten hat. Dieſe Verſuche gaben nun den Anlaß zur Vollendung des antiphlogiſtiſchen Syſtems. Es ward in daſſelbe der Waſſerſtoff eingefuͤhrt, und das Waſſer als eine Verbindung deſſelben mit dem Sauerſtoffe betrachtet; der Stickſtoff aber fuͤr die Baſis der Salpeterſaͤure angenommen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/995
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 983. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/995>, abgerufen am 22.11.2024.