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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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III. Buch/ Cap. III.
gegen Abwesende/ um sonder- oder offenbares Recht zu erhalten und
zu beschützen/ auch Schaden abzuwenden/ sonsten müste das angefan-
gene Werck niedergerissen werden.

Schädlichen
Gebäues Ab-
schaffungs
Recht.

§. 26. Wer nun ein ungebührend oder schädlich Gebäu wieder
Billigkeit und altes Herkommen vornimt/ demselben mag es durch
Gerichts-Frohnen/ oder von selbst eigener Person der Obrigkeit oder
angehenden Leuten angekündiget werden/ sich dessen zu enthalten/
weilen es unleidlich/ und zwar muß solches geschehen an dem Ort/ wo
das Gebäue würcklich in der Arbeit begriffen/ nach welcher beschehe-
nen Ankündigung der andere des Baues sich enthalten soll/ biß ihm
zuerkant/ daß er Recht/ Fug und Macht dazu habe; So mag man
auch wohl einen Stein oder Holtz vom Gebäu abwerffen/ und also mit
der That seine Wiedersprechung des neuen Gebäus anzeigen; wann
aber jener Versicherung thut/ solches nach Erkäntniß/ daß er kein Recht
zum bauen habe/ wieder hinweg zu thun/ mag er darauff fortfahren;
wofern alsdann dessen Unfug erkant wird/ muß er das Gebäu wieder
abschaffen/ und verliehret Baukosten.

L. 20. §. 1. ff. quod vi aut clam. L. 1. §. 7. ff. Eod. L. de pupillo, §. si is cui & §. memi-
nisse L. 21. §. 4. ff. de nov. oper. nunc. L. 8. §. 4. L. 20. §. 1. & 3. L 1. in pr. L.
11. ff. Eod. L. 15. L. 20. §. 9. ff. h. t. L. 21. §. si quis, ff. Eod. L. 6. §. 1. ff. si
serv. vindic.
Dienstbarkei-
ten Bau und
Besserungs
Recht.

§. 27. Bey allen vorgemeldt- und obangezogenen Güter Dienst-
barkeiten gehöret Bau- und Besserung demselben zu/ der sie gebraucht/
derowegen er dazu über frembden Grund den nähesten Weg/ den er
kommen kan/ zu gehen befugt ist. So ist auch Rechtens/ daß ein Mitge-
sell allein einem gesamten Grund-Gut keine Dienstbarkeit auffbür-
den noch erwerben kan/ wann aber alle in der Gesellschafft zu ver-
schiedenen Zeiten dergleichen thun/ so werden aus letzter Handlung die
vorigen bestärcket. Sonsten ist endlich zu wissen/ daß alles Recht der
Dienstbarkeit verlohren geht durch wiederwärtige verstattete Hand-
Dienstbare
Gerechtigkeit
wann verloh-
ren.
lungen/ so den rechten Gebrauch verhindern/ oder durch Untergang
der Sache/ wie auch durch 10. und 20. jährigen Brauchs Nachlas-
sung unter An- und Abwesenden/ so nicht durch Nothfall daran verhin-
dert/ oder durch oberwehnte gedoppelte Zeit/ wann es nur im Sommer
oder Winter oder jähr- und monatlich Abwechselungs Weise zu ge-
brauchen/ oder mit stillen Beding nachbarlichen Freundschafft er-
beten/ das etwa verweigert.

L. 34. in fin. cum L. seq. ff. de serv. praed. rust. L. fin. quemadm. serv. amitt. L. 6. §.
Etiam. L. 11. ff. Eod.
§. 28. Nie-

III. Buch/ Cap. III.
gegen Abweſende/ um ſonder- oder offenbares Recht zu erhalten und
zu beſchuͤtzen/ auch Schaden abzuwenden/ ſonſten muͤſte das angefan-
gene Werck niedergeriſſen werden.

Schaͤdlichen
Gebaͤues Ab-
ſchaffungs
Recht.

§. 26. Wer nun ein ungebuͤhrend oder ſchaͤdlich Gebaͤu wieder
Billigkeit und altes Herkommen vornimt/ demſelben mag es durch
Gerichts-Frohnen/ oder von ſelbſt eigener Perſon der Obrigkeit oder
angehenden Leuten angekuͤndiget werden/ ſich deſſen zu enthalten/
weilen es unleidlich/ und zwar muß ſolches geſchehen an dem Ort/ wo
das Gebaͤue wuͤrcklich in der Arbeit begriffen/ nach welcher beſchehe-
nen Ankuͤndigung der andere des Baues ſich enthalten ſoll/ biß ihm
zuerkant/ daß er Recht/ Fug und Macht dazu habe; So mag man
auch wohl einen Stein oder Holtz vom Gebaͤu abwerffen/ und alſo mit
der That ſeine Wiederſprechung des neuen Gebaͤus anzeigen; wann
aber jener Verſicherung thut/ ſolches nach Erkaͤntniß/ daß er kein Recht
zum bauen habe/ wieder hinweg zu thun/ mag er darauff fortfahren;
wofern alsdann deſſen Unfug erkant wird/ muß er das Gebaͤu wieder
abſchaffen/ und verliehret Baukoſten.

L. 20. §. 1. ff. quod vi aut clam. L. 1. §. 7. ff. Eod. L. de pupillo, §. ſi is cui & §. memi-
niſſe L. 21. §. 4. ff. de nov. oper. nunc. L. 8. §. 4. L. 20. §. 1. & 3. L 1. in pr. L.
11. ff. Eod. L. 15. L. 20. §. 9. ff. h. t. L. 21. §. ſi quis, ff. Eod. L. 6. §. 1. ff. ſi
ſerv. vindic.
Dienſtbarkei-
ten Bau und
Beſſerungs
Recht.

§. 27. Bey allen vorgemeldt- und obangezogenen Guͤter Dienſt-
barkeiten gehoͤret Bau- und Beſſerung demſelben zu/ der ſie gebraucht/
derowegen er dazu uͤber frembden Grund den naͤheſten Weg/ den er
kommen kan/ zu gehen befugt iſt. So iſt auch Rechtens/ daß ein Mitge-
ſell allein einem geſamten Grund-Gut keine Dienſtbarkeit auffbuͤr-
den noch erwerben kan/ wann aber alle in der Geſellſchafft zu ver-
ſchiedenen Zeiten dergleichen thun/ ſo werden aus letzter Handlung die
vorigen beſtaͤrcket. Sonſten iſt endlich zu wiſſen/ daß alles Recht der
Dienſtbarkeit verlohren geht durch wiederwaͤrtige verſtattete Hand-
Dienſtbare
Gerechtigkeit
wann verloh-
ren.
lungen/ ſo den rechten Gebrauch verhindern/ oder durch Untergang
der Sache/ wie auch durch 10. und 20. jaͤhrigen Brauchs Nachlaſ-
ſung unter An- und Abweſenden/ ſo nicht durch Nothfall daran verhin-
dert/ oder durch oberwehnte gedoppelte Zeit/ wann es nur im Sommer
oder Winter oder jaͤhr- und monatlich Abwechſelungs Weiſe zu ge-
brauchen/ oder mit ſtillen Beding nachbarlichen Freundſchafft er-
beten/ das etwa verweigert.

L. 34. in fin. cum L. ſeq. ff. de ſerv. præd. ruſt. L. fin. quemadm. ſerv. amitt. L. 6. §.
Etiam. L. 11. ff. Eod.
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[254/0261] III. Buch/ Cap. III. gegen Abweſende/ um ſonder- oder offenbares Recht zu erhalten und zu beſchuͤtzen/ auch Schaden abzuwenden/ ſonſten muͤſte das angefan- gene Werck niedergeriſſen werden. §. 26. Wer nun ein ungebuͤhrend oder ſchaͤdlich Gebaͤu wieder Billigkeit und altes Herkommen vornimt/ demſelben mag es durch Gerichts-Frohnen/ oder von ſelbſt eigener Perſon der Obrigkeit oder angehenden Leuten angekuͤndiget werden/ ſich deſſen zu enthalten/ weilen es unleidlich/ und zwar muß ſolches geſchehen an dem Ort/ wo das Gebaͤue wuͤrcklich in der Arbeit begriffen/ nach welcher beſchehe- nen Ankuͤndigung der andere des Baues ſich enthalten ſoll/ biß ihm zuerkant/ daß er Recht/ Fug und Macht dazu habe; So mag man auch wohl einen Stein oder Holtz vom Gebaͤu abwerffen/ und alſo mit der That ſeine Wiederſprechung des neuen Gebaͤus anzeigen; wann aber jener Verſicherung thut/ ſolches nach Erkaͤntniß/ daß er kein Recht zum bauen habe/ wieder hinweg zu thun/ mag er darauff fortfahren; wofern alsdann deſſen Unfug erkant wird/ muß er das Gebaͤu wieder abſchaffen/ und verliehret Baukoſten. L. 20. §. 1. ff. quod vi aut clam. L. 1. §. 7. ff. Eod. L. de pupillo, §. ſi is cui & §. memi- niſſe L. 21. §. 4. ff. de nov. oper. nunc. L. 8. §. 4. L. 20. §. 1. & 3. L 1. in pr. L. 11. ff. Eod. L. 15. L. 20. §. 9. ff. h. t. L. 21. §. ſi quis, ff. Eod. L. 6. §. 1. ff. ſi ſerv. vindic. §. 27. Bey allen vorgemeldt- und obangezogenen Guͤter Dienſt- barkeiten gehoͤret Bau- und Beſſerung demſelben zu/ der ſie gebraucht/ derowegen er dazu uͤber frembden Grund den naͤheſten Weg/ den er kommen kan/ zu gehen befugt iſt. So iſt auch Rechtens/ daß ein Mitge- ſell allein einem geſamten Grund-Gut keine Dienſtbarkeit auffbuͤr- den noch erwerben kan/ wann aber alle in der Geſellſchafft zu ver- ſchiedenen Zeiten dergleichen thun/ ſo werden aus letzter Handlung die vorigen beſtaͤrcket. Sonſten iſt endlich zu wiſſen/ daß alles Recht der Dienſtbarkeit verlohren geht durch wiederwaͤrtige verſtattete Hand- lungen/ ſo den rechten Gebrauch verhindern/ oder durch Untergang der Sache/ wie auch durch 10. und 20. jaͤhrigen Brauchs Nachlaſ- ſung unter An- und Abweſenden/ ſo nicht durch Nothfall daran verhin- dert/ oder durch oberwehnte gedoppelte Zeit/ wann es nur im Sommer oder Winter oder jaͤhr- und monatlich Abwechſelungs Weiſe zu ge- brauchen/ oder mit ſtillen Beding nachbarlichen Freundſchafft er- beten/ das etwa verweigert. Dienſtbare Gerechtigkeit wann verloh- ren. L. 34. in fin. cum L. ſeq. ff. de ſerv. præd. ruſt. L. fin. quemadm. ſerv. amitt. L. 6. §. Etiam. L. 11. ff. Eod. §. 28. Nie-

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/261>, abgerufen am 20.05.2024.