Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.III. Buch/ Cap. VI. liche Verlöbniß gehalten/ davon sie nicht wieder befreyet gewesen; kanalso hierwieder nicht helffen/ daß sie sich eydlich verpflichtet/ sondern wann der Eyd vom vermeynten Bräutigam vorgeschrieben/ also un- förmlich/ viel weniger mit gebührenden Erwegung aus Zeit Mangel unterschrieben; so ist den Gesetzen zu wieder aus Ubereilung und weibli- chen Geschlechts Schwachheit geschehene Verbindung ohne Krafft und nichtig/ wann sie den Fehler bereuet und ihren Wiederwillen erkläret. §. 32. Wann der zur Eheverbindung allerdings nöthige Consens C. 5. X. de condit. appos. C. 25. X. de sponsal. C. 1. de constit. in 6. c. 23. & 29. X. de Sponsal. L. 7. ff. de dol. mal. arg. L. 13. C. de probat. Aufflösungs Recht wegen Bräutigams Reue. §. 33. Wann einer beym andern seine Tochter zu ehelichen an- weilen
III. Buch/ Cap. VI. liche Verloͤbniß gehalten/ davon ſie nicht wieder befreyet geweſen; kanalſo hierwieder nicht helffen/ daß ſie ſich eydlich verpflichtet/ ſondern wann der Eyd vom vermeynten Braͤutigam vorgeſchrieben/ alſo un- foͤrmlich/ viel weniger mit gebuͤhrenden Erwegung aus Zeit Mangel unterſchrieben; ſo iſt den Geſetzen zu wieder aus Ubereilung und weibli- chen Geſchlechts Schwachheit geſchehene Verbindung ohne Krafft und nichtig/ wann ſie den Fehler bereuet und ihren Wiederwillen erklaͤret. §. 32. Wann der zur Eheverbindung allerdings noͤthige Conſens C. 5. X. de condit. appoſ. C. 25. X. de ſponſal. C. 1. de conſtit. in 6. c. 23. & 29. X. de Sponſal. L. 7. ff. de dol. mal. arg. L. 13. C. de probat. Auffloͤſungs Recht wegen Braͤutigams Reue. §. 33. Wann einer beym andern ſeine Tochter zu ehelichen an- weilen
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III. Buch/ Cap. VI.
liche Verloͤbniß gehalten/ davon ſie nicht wieder befreyet geweſen; kan
alſo hierwieder nicht helffen/ daß ſie ſich eydlich verpflichtet/ ſondern
wann der Eyd vom vermeynten Braͤutigam vorgeſchrieben/ alſo un-
foͤrmlich/ viel weniger mit gebuͤhrenden Erwegung aus Zeit Mangel
unterſchrieben; ſo iſt den Geſetzen zu wieder aus Ubereilung und weibli-
chen Geſchlechts Schwachheit geſchehene Verbindung ohne Krafft und
nichtig/ wann ſie den Fehler bereuet und ihren Wiederwillen erklaͤret.
§. 32. Wann der zur Eheverbindung allerdings noͤthige Conſens
der Braut-Leute durch uͤberſchickte Brieffe/ darinn die Liebe zu ver-
ſtehen gegeben/ auch durch Geſchenck/ als Ring und Schnupff-Tuchs
Verwechſelung/ daß ſolche Liebe ehelich gemeynet/ bekraͤfftiget und
erwieſen/ vorhanden iſt/ und zwar aus freyem Willen/ ohne liſtige
Uberredung/ von denen dazu gebrauchten Perſonen geſchehen/ noch
die Braut wegen ihrer Jugend dazu verleitet worden/ auch kein Be-
trug durch Kupplerinnen dabey vorgefallen/ etwa ſolche vorgeſchriebe-
ne Brieffe nachzuſchreiben/ ſondern ihn gutwillig ihren Braͤutigam
genannt/ und in dem Sinn kuͤnfftiger Ehehaltung das Geſchenck an-
genommen und behalten/ ſo kan daraus nichts anders als eine Rechts
beſtaͤndige Eheverloͤbniß erzwungen werden/ wann ſie aber Muͤtter-
oder Großmuͤtterliche Einwilligung vorbedungen/ gehoͤret ſolche auch
darzu/ ehe die Verloͤbniß guͤltig; wann ſonſt Beyſchlaff die Ver-
loͤbniß vorhergegangen/ iſt er nicht genung/ den Eheſtand zu befeſtigen.
Eheverbin-
dung was da-
zu noͤthig.
Beyſchlaff ob
genung zur
Ehe.
C. 5. X. de condit. appoſ. C. 25. X. de ſponſal. C. 1. de conſtit. in 6. c. 23. & 29. X. de
Sponſal. L. 7. ff. de dol. mal. arg. L. 13. C. de probat.
§. 33. Wann einer beym andern ſeine Tochter zu ehelichen an-
gehalten/ dieſer auch darinn verwilliget/ und zur Verloͤbniß Zeit an-
geſetzt/ der Braͤutigam aber an ſelbigem Tage aus Urſachen/ daß ihm
die Eheſteuer nicht genung/ zuruͤck getreten und davon gezogen/ her-
nach wieder gekommen/ ſich anders beſonnen/ jenen durch ſeiner Freun-
de Bewerbung abermahl zur Heyrath Einwilligung bewegen laſſen/
darauff anderwaͤrtige Verloͤbniß ſo weit vollenzogen/ daß ſie mit ein-
ander Geſchencke verwechſelt/ der Braͤutigam dennoch wieder ver-
reiſet und uͤber ein Jahr weg geweſen/ auch des freundlichen Erin-
nerns ungeachtet zu Vollenziehung der Ehe ſich nicht wieder einfin-
den wollen/ ſondern vielmehr die Eheſtifftung zerſchnitten/ zuruͤck ge-
ſandt und vermelden laſſen/ daß er des andern Schwieger-Sohn nim-
mer werden/ dazu alle Freundſchafft getrennet wiſſen wolte/ alsdann
wird billig das Maͤgdgen frey geſprochen/ ſich anders zu verheyrathen/
weilen
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