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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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III. Buch/ Cap. VI.
gehalten worden/ dann sonst jemand muthwillig zur Verlassung Ur-
sach geben könte/ um desto freyer zu sündigen/ derowegen die rechte
Straffe nicht so leicht nachzulassen.

Zufälligen Un-
vermögenheit
Recht wegen
Ehescheidung.

§. 43. Wann nun ein Paar junge Leute ehelich versprochen/ bey-
de mit einander getrauet und Hochzeit gehalten/ auch eine Zeit lang
friedlich sich beygewohnet/ hernach aber unter ihnen Wiederwärtig-
keit daher entstehet/ daß der Mann durch unversehenen Unglücks-Fall
an seinem heimlichen Ort dergleichen Schaden bekommen/ daß er
hinführo dem Weibe die eheliche Pflicht nicht leisten kan/ mag dennoch
desfalls ein Ehegatte vom andern nicht abgesetzt noch Ehescheidung für-
genommen werden/ sondern sollen sich getreu seyn/ und göttlicher
Schickung in Gedult unterworffen bleiben.

Einfalt und
natürlichen
Unvermögen-
heit Recht.

§. 44. Wann sonst ein bleich- und unbärtiger Mann natürlichen
Unvermögenheit sich bewust/ und dennoch vergeßlich in Ehestand ge-
treten/ soll er willkührlich gestrafft/ auch der Klägerin erlittenen Scha-
den und Unkosten auff gerichtlich vorhergehende Mässigung zu erle-
gen schuldig seyn; Solte aber ein Unvermögender aus Einfalt mey-
nen/ es wäre mit und in der Ehe nichts anders/ denn daß sich zwo Per-
sonen mit einander ernehren müsten/ hätte auch vor dem ehelichen
Beylager von keiner andern Pflicht gewust/ muß er solches auff sein
Gewissen eydlich sagen/ und so mag das Weib frey und leedig von
ihm seyn.

Unvermögen-
heit Recht vor
oder nach dem
Beylager er-
kannt.

§. 45. Wann GOtt ohne diesen Mangel keine Kinder giebt/ soll
man Gedult haben/ wofern aber folcher Fehl von bösen Leuten/ soll
man GOtt um Besserung bitten/ und so fern die Kranckheit oder Aus-
satz nach dem Beylager erfolget/ werden sie nicht geschieden; also wann
Unvermögenheit im Beyliegen nach etliche mahl verübtem Beyschlaff
erkannt/ löset sie Ehestand nicht auff/ wann sie aber vorhero be-
funden/ giebt es dem Weibe Freyheit/ einen andern Mann zu nehmen.

C. si uxor, 32. q. 5. C. tantum cum seq. 32. q. 7. C. si per sortiarios, 33. q. 2. c. hi qui,
32. q. 7. c. 1. & 2. de conjug. lepr. L. si cum dotem, §. si maritus, ff. sol matr.
C. admonere, 33. q. 2. C. quod autem, c. 27. q. 2.
Unvermögen-
heit Erkundi-
gungs Recht.

§. 46. Sonst aber mag man sich in solchen Unvermögenheits
Fällen erkundigen/ ob Beklagter jemahls mit Weibern zu thun gehabt/
oder berüchtet gewesen/ daß er selbige verhast/ dazu von ehrlichen ver-
ständigen Männern besichtiget/ und augenscheinlich zum Weibe un-
tüchtig befunden/ auch ihme zu helffen unmüglich erkannt/ massen er
von erster Mannes Krafft Zeit seines Lebens weder im Alter noch

Jugend

III. Buch/ Cap. VI.
gehalten worden/ dann ſonſt jemand muthwillig zur Verlaſſung Ur-
ſach geben koͤnte/ um deſto freyer zu ſuͤndigen/ derowegen die rechte
Straffe nicht ſo leicht nachzulaſſen.

Zufaͤlligen Un-
vermoͤgenheit
Recht wegen
Eheſcheidung.

§. 43. Wann nun ein Paar junge Leute ehelich verſprochen/ bey-
de mit einander getrauet und Hochzeit gehalten/ auch eine Zeit lang
friedlich ſich beygewohnet/ hernach aber unter ihnen Wiederwaͤrtig-
keit daher entſtehet/ daß der Mann durch unverſehenen Ungluͤcks-Fall
an ſeinem heimlichen Ort dergleichen Schaden bekommen/ daß er
hinfuͤhro dem Weibe die eheliche Pflicht nicht leiſten kan/ mag dennoch
desfalls ein Ehegatte vom andern nicht abgeſetzt noch Eheſcheidung fuͤr-
genommen werden/ ſondern ſollen ſich getreu ſeyn/ und goͤttlicher
Schickung in Gedult unterworffen bleiben.

Einfalt und
natuͤrlichen
Unvermoͤgen-
heit Recht.

§. 44. Wann ſonſt ein bleich- und unbaͤrtiger Mann natuͤrlichen
Unvermoͤgenheit ſich bewuſt/ und dennoch vergeßlich in Eheſtand ge-
treten/ ſoll er willkuͤhrlich geſtrafft/ auch der Klaͤgerin erlittenen Scha-
den und Unkoſten auff gerichtlich vorhergehende Maͤſſigung zu erle-
gen ſchuldig ſeyn; Solte aber ein Unvermoͤgender aus Einfalt mey-
nen/ es waͤre mit und in der Ehe nichts anders/ denn daß ſich zwo Per-
ſonen mit einander ernehren muͤſten/ haͤtte auch vor dem ehelichen
Beylager von keiner andern Pflicht gewuſt/ muß er ſolches auff ſein
Gewiſſen eydlich ſagen/ und ſo mag das Weib frey und leedig von
ihm ſeyn.

Unvermoͤgen-
heit Recht vor
oder nach dem
Beylager er-
kannt.

§. 45. Wann GOtt ohne dieſen Mangel keine Kinder giebt/ ſoll
man Gedult haben/ wofern aber folcher Fehl von boͤſen Leuten/ ſoll
man GOtt um Beſſerung bitten/ und ſo fern die Kranckheit oder Aus-
ſatz nach dem Beylager erfolget/ werden ſie nicht geſchieden; alſo wann
Unvermoͤgenheit im Beyliegen nach etliche mahl veruͤbtem Beyſchlaff
erkannt/ loͤſet ſie Eheſtand nicht auff/ wann ſie aber vorhero be-
funden/ giebt es dem Weibe Freyheit/ einen andern Mann zu nehmen.

C. ſi uxor, 32. q. 5. C. tantum cum ſeq. 32. q. 7. C. ſi per ſortiarios, 33. q. 2. c. hi qui,
32. q. 7. c. 1. & 2. de conjug. lepr. L. ſi cum dotem, §. ſi maritus, ff. ſol matr.
C. admonere, 33. q. 2. C. quod autem, c. 27. q. 2.
Unvermoͤgen-
heit Erkundi-
gungs Recht.

§. 46. Sonſt aber mag man ſich in ſolchen Unvermoͤgenheits
Faͤllen erkundigen/ ob Beklagter jemahls mit Weibern zu thun gehabt/
oder beruͤchtet geweſen/ daß er ſelbige verhaſt/ dazu von ehrlichen ver-
ſtaͤndigen Maͤnnern beſichtiget/ und augenſcheinlich zum Weibe un-
tuͤchtig befunden/ auch ihme zu helffen unmuͤglich erkannt/ maſſen er
von erſter Mannes Krafft Zeit ſeines Lebens weder im Alter noch

Jugend
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[284/0291] III. Buch/ Cap. VI. gehalten worden/ dann ſonſt jemand muthwillig zur Verlaſſung Ur- ſach geben koͤnte/ um deſto freyer zu ſuͤndigen/ derowegen die rechte Straffe nicht ſo leicht nachzulaſſen. §. 43. Wann nun ein Paar junge Leute ehelich verſprochen/ bey- de mit einander getrauet und Hochzeit gehalten/ auch eine Zeit lang friedlich ſich beygewohnet/ hernach aber unter ihnen Wiederwaͤrtig- keit daher entſtehet/ daß der Mann durch unverſehenen Ungluͤcks-Fall an ſeinem heimlichen Ort dergleichen Schaden bekommen/ daß er hinfuͤhro dem Weibe die eheliche Pflicht nicht leiſten kan/ mag dennoch desfalls ein Ehegatte vom andern nicht abgeſetzt noch Eheſcheidung fuͤr- genommen werden/ ſondern ſollen ſich getreu ſeyn/ und goͤttlicher Schickung in Gedult unterworffen bleiben. §. 44. Wann ſonſt ein bleich- und unbaͤrtiger Mann natuͤrlichen Unvermoͤgenheit ſich bewuſt/ und dennoch vergeßlich in Eheſtand ge- treten/ ſoll er willkuͤhrlich geſtrafft/ auch der Klaͤgerin erlittenen Scha- den und Unkoſten auff gerichtlich vorhergehende Maͤſſigung zu erle- gen ſchuldig ſeyn; Solte aber ein Unvermoͤgender aus Einfalt mey- nen/ es waͤre mit und in der Ehe nichts anders/ denn daß ſich zwo Per- ſonen mit einander ernehren muͤſten/ haͤtte auch vor dem ehelichen Beylager von keiner andern Pflicht gewuſt/ muß er ſolches auff ſein Gewiſſen eydlich ſagen/ und ſo mag das Weib frey und leedig von ihm ſeyn. §. 45. Wann GOtt ohne dieſen Mangel keine Kinder giebt/ ſoll man Gedult haben/ wofern aber folcher Fehl von boͤſen Leuten/ ſoll man GOtt um Beſſerung bitten/ und ſo fern die Kranckheit oder Aus- ſatz nach dem Beylager erfolget/ werden ſie nicht geſchieden; alſo wann Unvermoͤgenheit im Beyliegen nach etliche mahl veruͤbtem Beyſchlaff erkannt/ loͤſet ſie Eheſtand nicht auff/ wann ſie aber vorhero be- funden/ giebt es dem Weibe Freyheit/ einen andern Mann zu nehmen. C. ſi uxor, 32. q. 5. C. tantum cum ſeq. 32. q. 7. C. ſi per ſortiarios, 33. q. 2. c. hi qui, 32. q. 7. c. 1. & 2. de conjug. lepr. L. ſi cum dotem, §. ſi maritus, ff. ſol matr. C. admonere, 33. q. 2. C. quod autem, c. 27. q. 2. §. 46. Sonſt aber mag man ſich in ſolchen Unvermoͤgenheits Faͤllen erkundigen/ ob Beklagter jemahls mit Weibern zu thun gehabt/ oder beruͤchtet geweſen/ daß er ſelbige verhaſt/ dazu von ehrlichen ver- ſtaͤndigen Maͤnnern beſichtiget/ und augenſcheinlich zum Weibe un- tuͤchtig befunden/ auch ihme zu helffen unmuͤglich erkannt/ maſſen er von erſter Mannes Krafft Zeit ſeines Lebens weder im Alter noch Jugend

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/291>, abgerufen am 22.11.2024.