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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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III. Buch/ Cap. VI.
Bey Eheschei-
dungs Fall wer
Huren-Kind
ernehret.

§. 57. Ferner/ bey Ehescheidungs-Fall wegen Ehebruch unter ver-
lobten Personen/ obschon der Mann solchen groben Schmach halben
zur Versöhnung sich bequemen liesse/ mag er dennoch/ das Huren-
Kind zu unterhalten und zu ernehren/ nicht gezwungen seyn/ sondern es
gehöret diese Pflicht dem Buhler zu; wofern aber keine Verzeihung er-
folget/ müssen der Weibes Person alle eingebrachte Mitgiffts-Güther
wieder gelieffert werden/ und hat deren Verlust Straffe hier keine
Statt/ die sonst gültig ist wegen begangenen Ehebruchs/ weilen dieselbe
in diesem Fall nicht währenden Ehestandes/ sondern annoch ausser-
halb gesündiget hat.

L. 8. §. 3. C. de Repud. Nov. 117. C. 8.

Ehescheidung
auff Tisch und
Bette.

§. 58. Wan sich befindet/ daß Mann und Weib einander mit
Gifft oder sonst nach ihrem Leben gestanden/ auch solches erwiesen/ o-
der genugsame Anzeigen und Vermuthungen vorhanden/ soll die ver-
dächtige Person von weltlicher Obrigkeit/ darunter sie gesessen/ ge-
strafft werden. Daferne nun Ehescheidung auff Tisch und Bette we-
gen urveränderlichen mit Lebens-Gefahr verknüpfften Tyranney
geschiehet/ und der Mann nicht genugsamen Bürgen stellet/ muß er alle
Unkosten und dem geschiedenen Weibe Nahrung darreichen/ oder ihr
Guth/ so ferne es zu Lebens-Mitteln genung ist/ zurück-erstatten.

Nov. 117 c. 14. c. 1. X. ut lite non contest. C. 13. X. de rest. Spol.

Ehscheidungs
Recht wegen
Eheweibs Un-
treu.

§. 59. Wann auch ein Eheweib aus ihres Mannes Hause eini-
ge Sachen wegnähme/ die mögen Nahmen haben wie sie wollen/ soll
sie dieselbe ins Hauß wieder einlieffern/ hernach dem Mann abbitten/
daß sie ihn gröblich beleidiget/ und genungsame Bürgen stellen oder
Versicherung leisten/ daß sie ihn inskünfftige als ihren Ehemann lieben/
und allen gebührenden Respect erweisen/ ingleichen seine Kinder mit
gebührendem Glimpff erziehen/ hingegen sich aller Gewaltthat wider
sein Hauß enthalten wolle/ alsdann muß sie der Mann wieder anneh-
men/ und wie seine Ehefrau halten; Falls sie aber sich dessen weigert/
mögen sie auff Tisch und Bette geschieden werden/ auch ist sie nicht
desto minder alle weggenommene Sachen zu erstatten/ und daß sie ein
mehrers/ als wieder herbey gebracht/ nicht entwandt/ noch wegtragen
lassen/ eydlich zu betheuren schuldig.

§. 60. Wann sie aber nach solcher Erstattung gebührend erwei-
sen würde/ daß etwa darunter einige frembde Sachen befindlich/ so
muß billig der Mann die ihm nicht zuständige Sachen dem Eigener
heraus geben/ ja wenn Ehescheidung auff Tisch und Bette geschehen/

muß
III. Buch/ Cap. VI.
Bey Eheſchei-
dungs Fall weꝛ
Huren-Kind
ernehret.

§. 57. Ferner/ bey Eheſcheidungs-Fall wegen Ehebruch unter ver-
lobten Perſonen/ obſchon der Mann ſolchen groben Schmach halben
zur Verſoͤhnung ſich bequemen lieſſe/ mag er dennoch/ das Huren-
Kind zu unterhalten und zu ernehren/ nicht gezwungen ſeyn/ ſondern es
gehoͤret dieſe Pflicht dem Buhler zu; wofern aber keine Verzeihung er-
folget/ muͤſſen der Weibes Perſon alle eingebrachte Mitgiffts-Guͤther
wieder gelieffert werden/ und hat deren Verluſt Straffe hier keine
Statt/ die ſonſt guͤltig iſt wegen begangenen Ehebruchs/ weilen dieſelbe
in dieſem Fall nicht waͤhrenden Eheſtandes/ ſondern annoch auſſer-
halb geſuͤndiget hat.

L. 8. §. 3. C. de Repud. Nov. 117. C. 8.

Eheſcheidung
auff Tiſch und
Bette.

§. 58. Wan ſich befindet/ daß Mann und Weib einander mit
Gifft oder ſonſt nach ihrem Leben geſtanden/ auch ſolches erwieſen/ o-
der genugſame Anzeigen und Vermuthungen vorhanden/ ſoll die ver-
daͤchtige Perſon von weltlicher Obrigkeit/ darunter ſie geſeſſen/ ge-
ſtrafft werden. Daferne nun Eheſcheidung auff Tiſch und Bette we-
gen urveraͤnderlichen mit Lebens-Gefahr verknuͤpfften Tyranney
geſchiehet/ und der Mann nicht genugſamen Buͤrgen ſtellet/ muß er alle
Unkoſten und dem geſchiedenen Weibe Nahrung darreichen/ oder ihr
Guth/ ſo ferne es zu Lebens-Mitteln genung iſt/ zuruͤck-erſtatten.

Nov. 117 c. 14. c. 1. X. ut lite non conteſt. C. 13. X. de reſt. Spol.

Ehſcheidungs
Recht wegen
Eheweibs Un-
treu.

§. 59. Wann auch ein Eheweib aus ihres Mannes Hauſe eini-
ge Sachen wegnaͤhme/ die moͤgen Nahmen haben wie ſie wollen/ ſoll
ſie dieſelbe ins Hauß wieder einlieffern/ hernach dem Mann abbitten/
daß ſie ihn groͤblich beleidiget/ und genungſame Buͤrgen ſtellen oder
Verſicherung leiſten/ daß ſie ihn inskuͤnfftige als ihren Ehemann lieben/
und allen gebuͤhrenden Reſpect erweiſen/ ingleichen ſeine Kinder mit
gebuͤhrendem Glimpff erziehen/ hingegen ſich aller Gewaltthat wider
ſein Hauß enthalten wolle/ alsdann muß ſie der Mann wieder anneh-
men/ und wie ſeine Ehefrau halten; Falls ſie aber ſich deſſen weigert/
moͤgen ſie auff Tiſch und Bette geſchieden werden/ auch iſt ſie nicht
deſto minder alle weggenommene Sachen zu erſtatten/ und daß ſie ein
mehrers/ als wieder herbey gebracht/ nicht entwandt/ noch wegtragen
laſſen/ eydlich zu betheuren ſchuldig.

§. 60. Wann ſie aber nach ſolcher Erſtattung gebuͤhrend erwei-
ſen wuͤrde/ daß etwa darunter einige frembde Sachen befindlich/ ſo
muß billig der Mann die ihm nicht zuſtaͤndige Sachen dem Eigener
heraus geben/ ja wenn Eheſcheidung auff Tiſch und Bette geſchehen/

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[288/0295] III. Buch/ Cap. VI. §. 57. Ferner/ bey Eheſcheidungs-Fall wegen Ehebruch unter ver- lobten Perſonen/ obſchon der Mann ſolchen groben Schmach halben zur Verſoͤhnung ſich bequemen lieſſe/ mag er dennoch/ das Huren- Kind zu unterhalten und zu ernehren/ nicht gezwungen ſeyn/ ſondern es gehoͤret dieſe Pflicht dem Buhler zu; wofern aber keine Verzeihung er- folget/ muͤſſen der Weibes Perſon alle eingebrachte Mitgiffts-Guͤther wieder gelieffert werden/ und hat deren Verluſt Straffe hier keine Statt/ die ſonſt guͤltig iſt wegen begangenen Ehebruchs/ weilen dieſelbe in dieſem Fall nicht waͤhrenden Eheſtandes/ ſondern annoch auſſer- halb geſuͤndiget hat. L. 8. §. 3. C. de Repud. Nov. 117. C. 8. §. 58. Wan ſich befindet/ daß Mann und Weib einander mit Gifft oder ſonſt nach ihrem Leben geſtanden/ auch ſolches erwieſen/ o- der genugſame Anzeigen und Vermuthungen vorhanden/ ſoll die ver- daͤchtige Perſon von weltlicher Obrigkeit/ darunter ſie geſeſſen/ ge- ſtrafft werden. Daferne nun Eheſcheidung auff Tiſch und Bette we- gen urveraͤnderlichen mit Lebens-Gefahr verknuͤpfften Tyranney geſchiehet/ und der Mann nicht genugſamen Buͤrgen ſtellet/ muß er alle Unkoſten und dem geſchiedenen Weibe Nahrung darreichen/ oder ihr Guth/ ſo ferne es zu Lebens-Mitteln genung iſt/ zuruͤck-erſtatten. Nov. 117 c. 14. c. 1. X. ut lite non conteſt. C. 13. X. de reſt. Spol. §. 59. Wann auch ein Eheweib aus ihres Mannes Hauſe eini- ge Sachen wegnaͤhme/ die moͤgen Nahmen haben wie ſie wollen/ ſoll ſie dieſelbe ins Hauß wieder einlieffern/ hernach dem Mann abbitten/ daß ſie ihn groͤblich beleidiget/ und genungſame Buͤrgen ſtellen oder Verſicherung leiſten/ daß ſie ihn inskuͤnfftige als ihren Ehemann lieben/ und allen gebuͤhrenden Reſpect erweiſen/ ingleichen ſeine Kinder mit gebuͤhrendem Glimpff erziehen/ hingegen ſich aller Gewaltthat wider ſein Hauß enthalten wolle/ alsdann muß ſie der Mann wieder anneh- men/ und wie ſeine Ehefrau halten; Falls ſie aber ſich deſſen weigert/ moͤgen ſie auff Tiſch und Bette geſchieden werden/ auch iſt ſie nicht deſto minder alle weggenommene Sachen zu erſtatten/ und daß ſie ein mehrers/ als wieder herbey gebracht/ nicht entwandt/ noch wegtragen laſſen/ eydlich zu betheuren ſchuldig. §. 60. Wann ſie aber nach ſolcher Erſtattung gebuͤhrend erwei- ſen wuͤrde/ daß etwa darunter einige frembde Sachen befindlich/ ſo muß billig der Mann die ihm nicht zuſtaͤndige Sachen dem Eigener heraus geben/ ja wenn Eheſcheidung auff Tiſch und Bette geſchehen/ muß

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/295>, abgerufen am 22.11.2024.