Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von gerichtlichem Beweiß und Kundschafft. durch verschwornen Rache/ Absagungs- und andere gerichtlicheBrieffe/ darinn des Beklagten Bekäntniß oder Verurtheilung ent- halten. Andere Ubelthaten aber/ die nicht in Schrifften begangen/ son- dern in würcklichen Thaten bestehen/ ob schon sie nicht schrifftlich/ mögen dennoch deren Anzeigen durch Brieffschafften erwiesen wer- den; als Ehebruch wird zwar nicht durch Liebes-Brieffe bewiesen/Liebes-Brieffe Anzeig-Recht. jedoch geben solche Schreiben gegen deren Schreiber starcke Arg- wohns Muthmassung. L. fin. C. de probat. L. 22. ff. de fals. L. in Exercendis, C. de fide instrum. L. 2. C. quorum appell. non recip. L. 1. §. 1. ff. ad L. jul. Majest. L. fin. C. de re judic. §. 19. Also auch im Laster des Verraths oder beleidigten soVerrath und §. 20. Deßgleichen bey Pasquillen/ Schand- oder Schmäh-Pasquillen und §. 21. Ja/ wenn sonst jemand eines Verbrechen halber gefangen §. 22. Beweiß-Art durch die Parthey selbst/ ist die gerichtlicheBekäutniß Be- heit E 3
Von gerichtlichem Beweiß und Kundſchafft. durch verſchwornen Rache/ Abſagungs- und andere gerichtlicheBrieffe/ darinn des Beklagten Bekaͤntniß oder Verurtheilung ent- halten. Andere Ubelthaten aber/ die nicht in Schrifften begangen/ ſon- dern in wuͤrcklichen Thaten beſtehen/ ob ſchon ſie nicht ſchrifftlich/ moͤgen dennoch deren Anzeigen durch Brieffſchafften erwieſen wer- den; als Ehebruch wird zwar nicht durch Liebes-Brieffe bewieſen/Liebes-Brieffe Anzeig-Recht. jedoch geben ſolche Schreiben gegen deren Schreiber ſtarcke Arg- wohns Muthmaſſung. L. fin. C. de probat. L. 22. ff. de falſ. L. in Exercendis, C. de fide inſtrum. L. 2. C. quorum appell. non recip. L. 1. §. 1. ff. ad L. jul. Majeſt. L. fin. C. de re judic. §. 19. Alſo auch im Laſter des Verraths oder beleidigten ſoVerrath und §. 20. Deßgleichen bey Pasquillen/ Schand- oder Schmaͤh-Pasquillen und §. 21. Ja/ wenn ſonſt jemand eines Verbrechen halber gefangen §. 22. Beweiß-Art durch die Parthey ſelbſt/ iſt die gerichtlicheBekaͤutniß Be- heit E 3
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Von gerichtlichem Beweiß und Kundſchafft.
durch verſchwornen Rache/ Abſagungs- und andere gerichtliche
Brieffe/ darinn des Beklagten Bekaͤntniß oder Verurtheilung ent-
halten. Andere Ubelthaten aber/ die nicht in Schrifften begangen/ ſon-
dern in wuͤrcklichen Thaten beſtehen/ ob ſchon ſie nicht ſchrifftlich/
moͤgen dennoch deren Anzeigen durch Brieffſchafften erwieſen wer-
den; als Ehebruch wird zwar nicht durch Liebes-Brieffe bewieſen/
jedoch geben ſolche Schreiben gegen deren Schreiber ſtarcke Arg-
wohns Muthmaſſung.
Liebes-Brieffe
Anzeig-Recht.
L. fin. C. de probat. L. 22. ff. de falſ. L. in Exercendis, C. de fide inſtrum. L. 2. C.
quorum appell. non recip. L. 1. §. 1. ff. ad L. jul. Majeſt. L. fin. C. de re judic.
§. 19. Alſo auch im Laſter des Verraths oder beleidigten ſo
wohl goͤtt-als weltlichen Majeſtaͤten/ ob ſolche feindliche Brieffe/
Schloͤſſer und Feſtungen Abriſſe/ oder zauberiſchen Characteren oder
Buchſtaben Buͤcher und andere Schrifften/ Werckzeuge oder ver-
daͤchtige Dinge unter Beſchuldigten Sachen zu finden/ welches in
Falſchheit ebenmaͤſſig zu beobachten/ wie in Dieberey mit Dieterichs/
Hacken/ Schluͤſſel und geſtohlner Sachen Findung.
Verrath und
verletzten Ma-
jeſtaͤt Anzeig-
Verdacht.
§. 20. Deßgleichen bey Pasquillen/ Schand- oder Schmaͤh-
Schrifften oder falſchen Muͤntz-Verbrechen Praͤgungs-Handwercks-
zeugen. Nachdem nun aus allerley Urſachen eines greulichen Laſters
Verdacht wider jemanden entſtehet/ iſt noͤthig/ daß der Richter ei-
nes Fluͤchtigen oder Gefangenen Hauß und Logiaments verſchloſſne
Thuͤren im Nothfall durch einen Schloͤſſer aufforechen/ in Schreibers
und Zeugen Beyſeyn alle Kaͤſten/ Laͤdlein und Schraͤncke eroͤffnen
laſſe/ zur Sachen verdaͤchtige Brieffe verſiegele und gerichtlich ver-
wahre.
Pasquillen und
Muͤntz-Ver-
brechen Anzei-
gung.
Wie wider
Fluͤchtiger
Sachen zu
verfahren.
§. 21. Ja/ wenn ſonſt jemand eines Verbrechen halber gefangen
genommen/ muß der Richter alsbald deſſen Hauß durch Notarien und
Zeugen Pitſchafft verſiegeln/ hernach fleißig nach verdaͤchtigen Din-
gen ſuchen/ alles genau verzeichnen/ und was man findet klaͤrlich be-
mercken laſſen/ auch unterſchrieben zu nehmen/ damit Beklagter nicht
verlaͤugnen koͤnne/ daß ſolches in ſeinem Hauſe gefunden.
Notarien und
Zeugen Pet-
ſchafft Recht.
§. 22. Beweiß-Art durch die Parthey ſelbſt/ iſt die gerichtliche
Bekaͤntniß/ welche End-Urtheils Krafft hat/ darauff des Richters
Befehl erfolget. Auſſer gerichtliche aber iſt dem Bekenner nicht ver-
faͤnglich/ es waͤre denn ſolche von der andern Parthey fuͤr bekant ange-
nommen/ oder auch mehr als einmahl geſchehen/ ſonſt macht es keinen
beſtaͤndigen Glauben/ denn was ein Theil in des andern Abweſen-
heit
Bekaͤutniß Be-
weiß Recht.
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