Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.IV. Buch/ Cap. XXIX. mens bißweilen der zehende/ bißweilen der zwantzig-dreyßig- oder ver-möge gemeiner Käyser Rechte der funfftzigste Pfennig des Kauffgel- des/ ein Erbzinßherr aber von einem verkaufften schlechten Zinßgut hat solche Lehnwahr nicht zu fordern; und ob wohl bißweilen auch schlechte Zinßgüter durch die neu ankommende Zinß-Leute etwan irgends- wo mit einem schönen Brodt und Maaß Wein/ wie gemeiniglich bey den Geistlichen im Brauch gewesen/ oder sonst mit einem andern bräuchlichen Leihgeld empfangen werden/ so wird doch durch solche blosse Empfängniß/ wofern sonst keine andere Urkunden vorhanden/ nicht bewiesen/ daß solche empfangene Güter bona Emphyteutica seyn und derselben Eigenschafft haben. terscheid im Zweiffel. §. 15. So sich nun zwischen Zinßherrn und Zinßmann ein Streit §. 16. Wo-
IV. Buch/ Cap. XXIX. mens bißweilen der zehende/ bißweilen der zwantzig-dreyßig- oder ver-moͤge gemeiner Kaͤyſer Rechte der funfftzigſte Pfennig des Kauffgel- des/ ein Erbzinßherr aber von einem verkaufften ſchlechten Zinßgut hat ſolche Lehnwahr nicht zu fordern; und ob wohl bißweilen auch ſchlechte Zinßguͤter durch die neu ankom̃ende Zinß-Leute etwan irgends- wo mit einem ſchoͤnen Brodt und Maaß Wein/ wie gemeiniglich bey den Geiſtlichen im Brauch geweſen/ oder ſonſt mit einem andern braͤuchlichen Leihgeld empfangen werden/ ſo wird doch durch ſolche bloſſe Empfaͤngniß/ wofern ſonſt keine andere Urkunden vorhanden/ nicht bewieſen/ daß ſolche empfangene Guͤter bona Emphyteutica ſeyn und derſelben Eigenſchafft haben. terſcheid im Zweiffel. §. 15. So ſich nun zwiſchen Zinßherrn und Zinßmann ein Streit §. 16. Wo-
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IV. Buch/ Cap. XXIX.
mens bißweilen der zehende/ bißweilen der zwantzig-dreyßig- oder ver-
moͤge gemeiner Kaͤyſer Rechte der funfftzigſte Pfennig des Kauffgel-
des/ ein Erbzinßherr aber von einem verkaufften ſchlechten Zinßgut
hat ſolche Lehnwahr nicht zu fordern; und ob wohl bißweilen auch
ſchlechte Zinßguͤter durch die neu ankom̃ende Zinß-Leute etwan irgends-
wo mit einem ſchoͤnen Brodt und Maaß Wein/ wie gemeiniglich bey
den Geiſtlichen im Brauch geweſen/ oder ſonſt mit einem andern
braͤuchlichen Leihgeld empfangen werden/ ſo wird doch durch ſolche
bloſſe Empfaͤngniß/ wofern ſonſt keine andere Urkunden vorhanden/
nicht bewieſen/ daß ſolche empfangene Guͤter bona Emphyteutica ſeyn
und derſelben Eigenſchafft haben.
§. 15. So ſich nun zwiſchen Zinßherrn und Zinßmann ein Streit
zutruͤge/ daß der Zinßherr den Zinßmann um auffgewachſenen drey-
jaͤhrigen Zinſes willen des Guts priviren wolte/ und daher gezweif-
felt wuͤrde/ ob das Gut/ darum die privation vorgenommen werden
wolte/ pro Emphyteuſi und fuͤr ein Erbzinß oder pro bonis Cenſiticis
und fuͤr ein ſchlecht Zinßgut zu halten; da ſetzen/ ordnen und wollen
wir/ daß in ſolchem Zweiffel/ wann kein Leih-Brieff noch andere Be-
weiſung fuͤrhanden/ die ſtreitigen Guͤter pro Cenſiticis und fuͤr ſchlech-
te Zinßguͤter zu halten/ und demnach der Beſitzer oder Zinßmann/ ob
er gleich den Zinß in drey Jahren nicht bezahlet/ nicht zu priviren/ ſon-
dern vielmehr zur Bezahlung deſſelben hinterſtaͤndigen Zinſes/ auch
beweißlichen Koſten und Schadens zu verdammen ſey/ auch mag dar-
neben ſolchem wiederſpenſtigen Zinßmann und boͤſem Bezahler/ um ſei-
nes muthwilligen Auffenthalts willen/ eine gebuͤhrende pœn nach Er-
meſſung aufferlegt werden; Alſo auch/ ſo um ein Zinßgut ſich ein ſol-
cher Streit erhuͤbe/ daß der Zinßherr daſſelbe fuͤr ein Loß oder Meyer-
gut angebe/ und es derowegen gegen Erlegung kundbaren Beſſerung
zu ſich zu nehmen/ und den Zinßmann zu entſetzen haben wolte/ der Zinß-
mann aber und Jnhaber des Guts ein ſolches nicht geſtuͤnde/ ſondern
vorwendete/ daß er und ſeine Vorfahren ſolch Gut um einen gleichfoͤr-
migen Zinß viertzig Jahr lang und daruͤber inne gehabt; wofern ſich
dann ein ſolches erfuͤnde/ und der Zinßherr dargegen nicht beweiſen
koͤnte/ daß er oder ſeine Vorfahren dem Zinßmann daſſelbe Gut An-
fangs auff eine gewiſſe Zeit vermeyert/ oder ums Theil ausgethan/
oder immittelſt den Zinß veraͤndert haͤtte/ ſo ſetzen/ ordnen und wollen
wir/ daß dißfalls in dubio fuͤr den Zinßmann und Beſitzer des Guts
geſprochen werden ſoll.
Streitigen
Zinßguͤter Er-
oͤrterungs
Recht.
§. 16. Wo-
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