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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von gerichtlichem Beweiß und Kundschafft.

§. 53. Eyd der Warheit wegen beraubt- und gestohlenen SachenEyd der Waa-
ren Schätzung.

Schätzung hat Kläger Macht zu thun/ weilen es anders schwer zu be-
weisen/ und zum Haß der Räuber und Diebe nöthig/ welches auch
gültig ist bey hinterlegt- und versiegelt-anbetrauten/ aber eröffnet-
und auffgebrochen erstatteten Gütern/ es muß aber zugefügeter
Schade so groß seyn/ daß Eyd Statt findet auch bey Klägers Erben.

L. 9. C. unde vi. c. fin. X. quod met. caus.

§. 54. Eyd der eigenen Zuneigungs Schätzung mag Kläger ab-Eyd der eigent
Zuneigungs
Schätzung.

legen wegen Beklagten Ungehorsams/ der ihm sein entwendetes Gut
nicht wiedergeben will/ da nemlich die Sachen für Gericht gebracht/
nach Klägers Willen beschworner Weise gewürdiret werden; damit
aber Kläger die Maasse nicht überschreite/ pfleget der Richter ihm et-
was gewisses zu benennen oder seine Schätzung zu mässigen/ alsdann
die durch Mässigung geringerte Würdierung eydlich zu bekräfftigen;
wann nun zu erweisen/ daß er übermässig geschätzet/ oder Beklagter
ohne Betrug Besitzes entsetzt/ kan der Richter den Spruch mildern/
oder Beklagten zu weilen gar loß zehlen.

L. 5. §. 1. & fin. ff. de juram. in tit. L. 4. §. 2. & seq. Eod. Auth. post jusjurandum,
C. de judic. Nov. 82. c. 10.

§. 55. Wenn nemlich Kläger schweren wolte und möchte/ daß er
lieber so viel Geldes verliehren/ als sein Gut entbehren wolle/ so soll er mit
angedeuteter Schätzung zugelassen seyn/ und darauff erfolgen wasSumma mit In-
teresse
und Un-
kosten wann zu
bezahlen.

recht ist/ so dann Kläger die eingegebene gemässigte Posten in Summa
eydlich erhalten und beschweren würde/ daß er dieselbe so hoch und nicht
geringer achte/ so ist Beklagter so thane Summam nebst interesse und
Unkosten zu bezahlen schuldig.

§. 56. Eyd der Reinig-Befrey- oder Entschuldigung wird zuge-Eyd der Rei-
nig-Befrey-
oder Entschul-
digung.

lassen in Ehe-Schmäh-Klage Streit/ allwo man sich von Arglist be-
freyen muß/ auch in peinlichen Sachen/ darinn man zur Leibes-Straf-
fe noch Tortur nicht kommen kan/ jedoch nicht ohne Argwohns Ver-
dacht/ sondern es müssen gegen Beklagten Anzeigungen vorhanden
seyn/ oder Schmähung und Unwissenheit angeführet werden/ daß man
anders die Warheit nicht erforschen können/ weilen es wegen Mein-
eyds Furcht ein gefährlicher Eyd/ der offt Beklagtem billiger nachzu-
lassen; Bey grossen Betrugs Vermuthung aber kan der Richter ihn
Amts wegen gebieten und zwar dem Ehrsamen/ der sonsten einen wohl
berüchteten Wandel geführet/ und Laster halber am wenigsten verdäch-
tig/ zu erst/ darum auch Beklagtem/ solchen Eyd zu leisten ein gewisser

Tag
Von gerichtlichem Beweiß und Kundſchafft.

§. 53. Eyd der Warheit wegen beraubt- und geſtohlenen SachenEyd der Waa-
ren Schaͤtzung.

Schaͤtzung hat Klaͤger Macht zu thun/ weilen es anders ſchwer zu be-
weiſen/ und zum Haß der Raͤuber und Diebe noͤthig/ welches auch
guͤltig iſt bey hinterlegt- und verſiegelt-anbetrauten/ aber eroͤffnet-
und auffgebrochen erſtatteten Guͤtern/ es muß aber zugefuͤgeter
Schade ſo groß ſeyn/ daß Eyd Statt findet auch bey Klaͤgers Erben.

L. 9. C. unde vi. c. fin. X. quod met. cauſ.

§. 54. Eyd der eigenen Zuneigungs Schaͤtzung mag Klaͤger ab-Eyd der eigent
Zuneigungs
Schaͤtzung.

legen wegen Beklagten Ungehorſams/ der ihm ſein entwendetes Gut
nicht wiedergeben will/ da nemlich die Sachen fuͤr Gericht gebracht/
nach Klaͤgers Willen beſchworner Weiſe gewuͤrdiret werden; damit
aber Klaͤger die Maaſſe nicht uͤberſchreite/ pfleget der Richter ihm et-
was gewiſſes zu benennen oder ſeine Schaͤtzung zu maͤſſigen/ alsdann
die durch Maͤſſigung geringerte Wuͤrdierung eydlich zu bekraͤfftigen;
wann nun zu erweiſen/ daß er uͤbermaͤſſig geſchaͤtzet/ oder Beklagter
ohne Betrug Beſitzes entſetzt/ kan der Richter den Spruch mildern/
oder Beklagten zu weilen gar loß zehlen.

L. 5. §. 1. & fin. ff. de juram. in tit. L. 4. §. 2. & ſeq. Eod. Auth. poſt jusjurandum,
C. de judic. Nov. 82. c. 10.

§. 55. Wenn nemlich Klaͤger ſchweren wolte und moͤchte/ daß er
lieber ſo viel Geldes verliehren/ als ſein Gut entbehren wolle/ ſo ſoll er mit
angedeuteter Schaͤtzung zugelaſſen ſeyn/ und darauff erfolgen wasSumma mit In-
tereſſe
und Un-
koſten wann zu
bezahlen.

recht iſt/ ſo dann Klaͤger die eingegebene gemaͤſſigte Poſten in Summa
eydlich erhalten und beſchweren wuͤrde/ daß er dieſelbe ſo hoch und nicht
geringer achte/ ſo iſt Beklagter ſo thane Summam nebſt intereſſe und
Unkoſten zu bezahlen ſchuldig.

§. 56. Eyd der Reinig-Befrey- oder Entſchuldigung wird zuge-Eyd der Rei-
nig-Befrey-
oder Entſchul-
digung.

laſſen in Ehe-Schmaͤh-Klage Streit/ allwo man ſich von Argliſt be-
freyen muß/ auch in peinlichen Sachen/ darinn man zur Leibes-Straf-
fe noch Tortur nicht kommen kan/ jedoch nicht ohne Argwohns Ver-
dacht/ ſondern es muͤſſen gegen Beklagten Anzeigungen vorhanden
ſeyn/ oder Schmaͤhung und Unwiſſenheit angefuͤhret werden/ daß man
anders die Warheit nicht erforſchen koͤnnen/ weilen es wegen Mein-
eyds Furcht ein gefaͤhrlicher Eyd/ der offt Beklagtem billiger nachzu-
laſſen; Bey groſſen Betrugs Vermuthung aber kan der Richter ihn
Amts wegen gebieten und zwar dem Ehrſamen/ der ſonſten einen wohl
beruͤchteten Wandel gefuͤhret/ und Laſter halber am wenigſten verdaͤch-
tig/ zu erſt/ darum auch Beklagtem/ ſolchen Eyd zu leiſten ein gewiſſer

Tag
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[47/0054] Von gerichtlichem Beweiß und Kundſchafft. §. 53. Eyd der Warheit wegen beraubt- und geſtohlenen Sachen Schaͤtzung hat Klaͤger Macht zu thun/ weilen es anders ſchwer zu be- weiſen/ und zum Haß der Raͤuber und Diebe noͤthig/ welches auch guͤltig iſt bey hinterlegt- und verſiegelt-anbetrauten/ aber eroͤffnet- und auffgebrochen erſtatteten Guͤtern/ es muß aber zugefuͤgeter Schade ſo groß ſeyn/ daß Eyd Statt findet auch bey Klaͤgers Erben. Eyd der Waa- ren Schaͤtzung. L. 9. C. unde vi. c. fin. X. quod met. cauſ. §. 54. Eyd der eigenen Zuneigungs Schaͤtzung mag Klaͤger ab- legen wegen Beklagten Ungehorſams/ der ihm ſein entwendetes Gut nicht wiedergeben will/ da nemlich die Sachen fuͤr Gericht gebracht/ nach Klaͤgers Willen beſchworner Weiſe gewuͤrdiret werden; damit aber Klaͤger die Maaſſe nicht uͤberſchreite/ pfleget der Richter ihm et- was gewiſſes zu benennen oder ſeine Schaͤtzung zu maͤſſigen/ alsdann die durch Maͤſſigung geringerte Wuͤrdierung eydlich zu bekraͤfftigen; wann nun zu erweiſen/ daß er uͤbermaͤſſig geſchaͤtzet/ oder Beklagter ohne Betrug Beſitzes entſetzt/ kan der Richter den Spruch mildern/ oder Beklagten zu weilen gar loß zehlen. Eyd der eigent Zuneigungs Schaͤtzung. L. 5. §. 1. & fin. ff. de juram. in tit. L. 4. §. 2. & ſeq. Eod. Auth. poſt jusjurandum, C. de judic. Nov. 82. c. 10. §. 55. Wenn nemlich Klaͤger ſchweren wolte und moͤchte/ daß er lieber ſo viel Geldes verliehren/ als ſein Gut entbehren wolle/ ſo ſoll er mit angedeuteter Schaͤtzung zugelaſſen ſeyn/ und darauff erfolgen was recht iſt/ ſo dann Klaͤger die eingegebene gemaͤſſigte Poſten in Summa eydlich erhalten und beſchweren wuͤrde/ daß er dieſelbe ſo hoch und nicht geringer achte/ ſo iſt Beklagter ſo thane Summam nebſt intereſſe und Unkoſten zu bezahlen ſchuldig. Summa mit In- tereſſe und Un- koſten wann zu bezahlen. §. 56. Eyd der Reinig-Befrey- oder Entſchuldigung wird zuge- laſſen in Ehe-Schmaͤh-Klage Streit/ allwo man ſich von Argliſt be- freyen muß/ auch in peinlichen Sachen/ darinn man zur Leibes-Straf- fe noch Tortur nicht kommen kan/ jedoch nicht ohne Argwohns Ver- dacht/ ſondern es muͤſſen gegen Beklagten Anzeigungen vorhanden ſeyn/ oder Schmaͤhung und Unwiſſenheit angefuͤhret werden/ daß man anders die Warheit nicht erforſchen koͤnnen/ weilen es wegen Mein- eyds Furcht ein gefaͤhrlicher Eyd/ der offt Beklagtem billiger nachzu- laſſen; Bey groſſen Betrugs Vermuthung aber kan der Richter ihn Amts wegen gebieten und zwar dem Ehrſamen/ der ſonſten einen wohl beruͤchteten Wandel gefuͤhret/ und Laſter halber am wenigſten verdaͤch- tig/ zu erſt/ darum auch Beklagtem/ ſolchen Eyd zu leiſten ein gewiſſer Tag Eyd der Rei- nig-Befrey- oder Entſchul- digung.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/54>, abgerufen am 27.11.2024.