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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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I. Buch/ Cap. VI.
Tag angesetzet wird; würde er sich aber dessen weigern/ oder etliche
mahl geladen ausbleiben/ soll er für bekant verurtheilet und als über-
wunden gehalten werden; wann dann Beklagter schweret/ ist er gäntz-
lich klagloß/ wolte er aber anders seine Unschuld beweisen/ stehet ihm
auch frey.

L. 6. §. 4. ff. de his qui not. inf. L. 18. C. Eod. c. 8. X. de purg. can. Auth. novo jure,
C. de poen. jud. C. Presbyter caus. 2. q. 5. C. 1. 5. 7. 10. & fin. X. de purgat.

§. 57. Demnechst/ weil denen Armen/ nicht weniger als denen
Reichen/ ohne Ansehen der Person/ zu dem/ wessen sie befugt/ durch
Armuth Vor-
recht in Proceß.
ordentliche/ auch nach Gelegenheit der Sachen summarische Pro-
cesse verhelffen zu lassen billig ist/ so ist ihnen das Vortheil/ welches
das Armuth in Rechten hat/ daß es in gewissen Fällen entweder vom
Gegentheil oder vom Gericht mit Proceß-Verlag versehen werde/
nicht allein zu gönnen/ sondern sollen auch alle Beamten und Gerichts-
Herrn solche Verordnung in Obacht nehmen/ damit niemand wegen
Armuth an seinem Recht verkürtzet werde.

§. 58. Wann sich aber offt befindet/ daß zancksüchtige Leute in
Armen Proceß
wann zu ver-
statten.
bösen ungegründeten Sachen solcher Wohlthat mißbrauchen/ und
da sie vermercken/ daß ihnen Streits-Unkosten aus frembdem Beu-
tel dargereichet werden/ nicht allein dem Verleger unnöthige Kosten/
sondern auch Gegentheil Geld-Verlust und Beschwerung zuziehen.
So soll man die Armen Sachen nicht alsbald zum Proceß verweisen/
Obrigkeit wann
nicht zu belau-
gen.
sondern vorher summarische Erkäntniß erwegen/ ob und wie weit ihr
vorgewandtes Recht vermuthlich wohl auszuführen müglich; So
lang nun Obrigkeiten hierinn und sonst ihr Amt thun/ mag man sie
nicht gerichtlich verklagen.

L. 48. ff. de judic. L. 32. ff. de injur. L. 2. ff. de in jus vocand. L. 10. ff. de accusat.
Eyd der Ar-
muth wann zu
gestatten.

§. 59. Wann sich nun befinden würde/ daß einer aus offenbarer
Boßheit zu seinem Gegentheil sich nöthiget/ soll er bey Obergerichten
mit gütlicher Handlung nach Gelegenheit abgewiesen/ von andern
Untergerichten aber muß der Sachen Beschaffenheit dem Landes-
Herrn berichtet und Verordnung darinn erwartet werden; wiedrigen
Falls soll man den Armen Proceß verstatten/ und das Eyd der Armuth
nach eingenommener Erkundigung beschweren/ auch solches bey die
Acten verzeichnen lassen/ damit hernach nicht darüber disput erreget
werden dürffte.

Eyd der Ar-
muth Jnnhalt.

§. 60. Wann nun Kläger den Eyd der Armen/ daß er nicht über
50. fl. an gangbarer Müntze in Vermögen habe/ ablegen und schweren/

wie

I. Buch/ Cap. VI.
Tag angeſetzet wird; wuͤrde er ſich aber deſſen weigern/ oder etliche
mahl geladen ausbleiben/ ſoll er fuͤr bekant verurtheilet und als uͤber-
wunden gehalten werden; wann dann Beklagter ſchweret/ iſt er gaͤntz-
lich klagloß/ wolte er aber anders ſeine Unſchuld beweiſen/ ſtehet ihm
auch frey.

L. 6. §. 4. ff. de his qui not. inf. L. 18. C. Eod. c. 8. X. de purg. can. Auth. novo jure,
C. de pœn. jud. C. Presbyter cauſ. 2. q. 5. C. 1. 5. 7. 10. & fin. X. de purgat.

§. 57. Demnechſt/ weil denen Armen/ nicht weniger als denen
Reichen/ ohne Anſehen der Perſon/ zu dem/ weſſen ſie befugt/ durch
Armuth Vor-
recht in Proceß.
ordentliche/ auch nach Gelegenheit der Sachen ſummariſche Pro-
ceſſe verhelffen zu laſſen billig iſt/ ſo iſt ihnen das Vortheil/ welches
das Armuth in Rechten hat/ daß es in gewiſſen Faͤllen entweder vom
Gegentheil oder vom Gericht mit Proceß-Verlag verſehen werde/
nicht allein zu goͤnnen/ ſondern ſollen auch alle Beamten und Gerichts-
Herrn ſolche Verordnung in Obacht nehmen/ damit niemand wegen
Armuth an ſeinem Recht verkuͤrtzet werde.

§. 58. Wann ſich aber offt befindet/ daß zanckſuͤchtige Leute in
Armen Proceß
wann zu ver-
ſtatten.
boͤſen ungegruͤndeten Sachen ſolcher Wohlthat mißbrauchen/ und
da ſie vermercken/ daß ihnen Streits-Unkoſten aus frembdem Beu-
tel dargereichet werden/ nicht allein dem Verleger unnoͤthige Koſten/
ſondern auch Gegentheil Geld-Verluſt und Beſchwerung zuziehen.
So ſoll man die Armen Sachen nicht alsbald zum Proceß verweiſen/
Obrigkeit wañ
nicht zu belau-
gen.
ſondern vorher ſummariſche Erkaͤntniß erwegen/ ob und wie weit ihr
vorgewandtes Recht vermuthlich wohl auszufuͤhren muͤglich; So
lang nun Obrigkeiten hierinn und ſonſt ihr Amt thun/ mag man ſie
nicht gerichtlich verklagen.

L. 48. ff. de judic. L. 32. ff. de injur. L. 2. ff. de in jus vocand. L. 10. ff. de accuſat.
Eyd der Ar-
muth wann zu
geſtatten.

§. 59. Wann ſich nun befinden wuͤrde/ daß einer aus offenbarer
Boßheit zu ſeinem Gegentheil ſich noͤthiget/ ſoll er bey Obergerichten
mit guͤtlicher Handlung nach Gelegenheit abgewieſen/ von andern
Untergerichten aber muß der Sachen Beſchaffenheit dem Landes-
Herrn berichtet und Verordnung darinn erwartet werden; wiedrigen
Falls ſoll man den Armen Proceß verſtatten/ und das Eyd der Armuth
nach eingenommener Erkundigung beſchweren/ auch ſolches bey die
Acten verzeichnen laſſen/ damit hernach nicht daruͤber diſput erreget
werden duͤrffte.

Eyd der Ar-
muth Jnnhalt.

§. 60. Wann nun Klaͤger den Eyd der Armen/ daß er nicht uͤber
50. fl. an gangbarer Muͤntze in Vermoͤgen habe/ ablegen und ſchweren/

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[48/0055] I. Buch/ Cap. VI. Tag angeſetzet wird; wuͤrde er ſich aber deſſen weigern/ oder etliche mahl geladen ausbleiben/ ſoll er fuͤr bekant verurtheilet und als uͤber- wunden gehalten werden; wann dann Beklagter ſchweret/ iſt er gaͤntz- lich klagloß/ wolte er aber anders ſeine Unſchuld beweiſen/ ſtehet ihm auch frey. L. 6. §. 4. ff. de his qui not. inf. L. 18. C. Eod. c. 8. X. de purg. can. Auth. novo jure, C. de pœn. jud. C. Presbyter cauſ. 2. q. 5. C. 1. 5. 7. 10. & fin. X. de purgat. §. 57. Demnechſt/ weil denen Armen/ nicht weniger als denen Reichen/ ohne Anſehen der Perſon/ zu dem/ weſſen ſie befugt/ durch ordentliche/ auch nach Gelegenheit der Sachen ſummariſche Pro- ceſſe verhelffen zu laſſen billig iſt/ ſo iſt ihnen das Vortheil/ welches das Armuth in Rechten hat/ daß es in gewiſſen Faͤllen entweder vom Gegentheil oder vom Gericht mit Proceß-Verlag verſehen werde/ nicht allein zu goͤnnen/ ſondern ſollen auch alle Beamten und Gerichts- Herrn ſolche Verordnung in Obacht nehmen/ damit niemand wegen Armuth an ſeinem Recht verkuͤrtzet werde. Armuth Vor- recht in Proceß. §. 58. Wann ſich aber offt befindet/ daß zanckſuͤchtige Leute in boͤſen ungegruͤndeten Sachen ſolcher Wohlthat mißbrauchen/ und da ſie vermercken/ daß ihnen Streits-Unkoſten aus frembdem Beu- tel dargereichet werden/ nicht allein dem Verleger unnoͤthige Koſten/ ſondern auch Gegentheil Geld-Verluſt und Beſchwerung zuziehen. So ſoll man die Armen Sachen nicht alsbald zum Proceß verweiſen/ ſondern vorher ſummariſche Erkaͤntniß erwegen/ ob und wie weit ihr vorgewandtes Recht vermuthlich wohl auszufuͤhren muͤglich; So lang nun Obrigkeiten hierinn und ſonſt ihr Amt thun/ mag man ſie nicht gerichtlich verklagen. Armen Proceß wann zu ver- ſtatten. Obrigkeit wañ nicht zu belau- gen. L. 48. ff. de judic. L. 32. ff. de injur. L. 2. ff. de in jus vocand. L. 10. ff. de accuſat. §. 59. Wann ſich nun befinden wuͤrde/ daß einer aus offenbarer Boßheit zu ſeinem Gegentheil ſich noͤthiget/ ſoll er bey Obergerichten mit guͤtlicher Handlung nach Gelegenheit abgewieſen/ von andern Untergerichten aber muß der Sachen Beſchaffenheit dem Landes- Herrn berichtet und Verordnung darinn erwartet werden; wiedrigen Falls ſoll man den Armen Proceß verſtatten/ und das Eyd der Armuth nach eingenommener Erkundigung beſchweren/ auch ſolches bey die Acten verzeichnen laſſen/ damit hernach nicht daruͤber diſput erreget werden duͤrffte. §. 60. Wann nun Klaͤger den Eyd der Armen/ daß er nicht uͤber 50. fl. an gangbarer Muͤntze in Vermoͤgen habe/ ablegen und ſchweren/ wie

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/55>, abgerufen am 26.11.2024.