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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Ketzerey/ Gotteslästerung auch Hexen Straffe.

§. 10. Wer auch/ wie vorgesagt/ die Mutter Gottes schmähet/ ver-Gotteslästerer
angehöriger
Gerichts Ort.

dienet Leibes oder Geldstraffe/ welches Geld zu derer armen Jung-
frauen Heimsteuer nicht unbillig anzuwenden; Sonsten werden im
Heil. Römischen Reich geistliche Personen als Gottslästerer vom
geistlichen/ weltliche aber vom weltlichen Gerichts-Herrn ergriffen und
gestrafft; an Reformirten Kirchen Orten aber werden solche/ ohn
Unterscheid geist- oder weltlichen Standes/ vom weltlichen Richter
angesprochen; also gehören auch Juden nicht für geistliches Recht/ so
fern nur das weltliche Gericht darinn nicht säumig oder nachläßig be-
funden.

Nov. 77.

§. 11. Bey der Straffe aber mag man Personen Alter/ GeschlechtGottesläste-
rung Straff-
Linderungs
Ursachen.

und andere Zufälle wohl betrachten/ als wenn einer übermäßig trun-
cken/ oder zornig dazu beweget worden/ oder daß es einem so bald an
dem Ort/ wo er gesündiget/ bereuet und die Lästerung wiederruffen/
oder aus böser Gewohnheit solche Worte unbedachtsam ausgestossen/
oder so jemand nur einmahl dergleichen vorgebracht; auch pflegt man
Gotteslästerung Straffe zu lindern/ wegen Orts gewöhnlichen ver-
kehrten Sitten/ allwo leyder solche Fehler offt und viel begangen/ oder
im Schwange sind/ daß wegen Menge derer Ubelthäter etwas zu über-
sehen/ sonsten ist nach göttlichem Recht Steinigungs Straffe befoh-
len/ nach geistlichem Recht aber gilt öffentliche Kirchen-Busse.

Levit. XIV. C. 2. X. de maledic.

§. 12. Zu dem Ende nun auch/ gotteslästerliches Fluchen undObrigkeiten
Pflicht wegen
Fluchen und
Schweren.

Schweren eifferig zu bestraffen/ und desto schleuniger Execution zu
thun/ wird allen und jeden Obrigkeiten/ denen Unter- und Erbgerich-
te verliehen/ bey denen Kirchhöfen/ Rathhäusern oder Schenckstätten
Pranger oder Hals-Eisen anzuschlagen/ und die Verbrecher daran zu
stellen/ auch ohne vorhergehend rechtliches Erkäntniß gnädigst erlau-
bet und vom Landes-Herrn nachgelassen; jedoch/ daß solches nicht auf
den Fall/ da einer nach Umstände Gelegenheit am Leben oder mit
Staupenschlägen und Landes-Verweisung zu straffen/ gezogen/ son-
dern dasselbe alsdann denen/ welchen die Obergerichte zuständig/ zu
rächen und vollstrecken/ untergeben werde.

§. 13. Es sollen auch billig alle Gerichts-Herrn und deren Be-Flücher und
Gottesläste-
rer sonderliche
Straffe.

amte erinnert seyn/ daß sie die Unterthanen mit verbotener übermäßi-
gen Geld-Busse keines weges wieder Gebühr belegen mögen/ dabey
sie nöthigster massen zu unterrichten/ daß solche Unziemlichkeiten zu

ver-
C c c c 2
Von Ketzerey/ Gotteslaͤſterung auch Hexen Straffe.

§. 10. Wer auch/ wie vorgeſagt/ die Mutter Gottes ſchmaͤhet/ ver-Gotteslaͤſterer
angehoͤriger
Gerichts Ort.

dienet Leibes oder Geldſtraffe/ welches Geld zu derer armen Jung-
frauen Heimſteuer nicht unbillig anzuwenden; Sonſten werden im
Heil. Roͤmiſchen Reich geiſtliche Perſonen als Gottslaͤſterer vom
geiſtlichen/ weltliche aber vom weltlichen Gerichts-Herrn ergriffen und
geſtrafft; an Reformirten Kirchen Orten aber werden ſolche/ ohn
Unterſcheid geiſt- oder weltlichen Standes/ vom weltlichen Richter
angeſprochen; alſo gehoͤren auch Juden nicht fuͤr geiſtliches Recht/ ſo
fern nur das weltliche Gericht darinn nicht ſaͤumig oder nachlaͤßig be-
funden.

Nov. 77.

§. 11. Bey der Straffe aber mag man Perſonen Alter/ GeſchlechtGotteslaͤſte-
rung Straff-
Linderungs
Urſachen.

und andere Zufaͤlle wohl betrachten/ als wenn einer uͤbermaͤßig trun-
cken/ oder zornig dazu beweget worden/ oder daß es einem ſo bald an
dem Ort/ wo er geſuͤndiget/ bereuet und die Laͤſterung wiederruffen/
oder aus boͤſer Gewohnheit ſolche Worte unbedachtſam ausgeſtoſſen/
oder ſo jemand nur einmahl dergleichen vorgebracht; auch pflegt man
Gotteslaͤſterung Straffe zu lindern/ wegen Orts gewoͤhnlichen ver-
kehrten Sitten/ allwo leyder ſolche Fehler offt und viel begangen/ oder
im Schwange ſind/ daß wegen Menge derer Ubelthaͤter etwas zu uͤber-
ſehen/ ſonſten iſt nach goͤttlichem Recht Steinigungs Straffe befoh-
len/ nach geiſtlichem Recht aber gilt oͤffentliche Kirchen-Buſſe.

Levit. XIV. C. 2. X. de maledic.

§. 12. Zu dem Ende nun auch/ gotteslaͤſterliches Fluchen undObrigkeiten
Pflicht wegen
Fluchen und
Schweren.

Schweren eifferig zu beſtraffen/ und deſto ſchleuniger Execution zu
thun/ wird allen und jeden Obrigkeiten/ denen Unter- und Erbgerich-
te verliehen/ bey denen Kirchhoͤfen/ Rathhaͤuſern oder Schenckſtaͤtten
Pranger oder Hals-Eiſen anzuſchlagen/ und die Verbrecher daran zu
ſtellen/ auch ohne vorhergehend rechtliches Erkaͤntniß gnaͤdigſt erlau-
bet und vom Landes-Herrn nachgelaſſen; jedoch/ daß ſolches nicht auf
den Fall/ da einer nach Umſtaͤnde Gelegenheit am Leben oder mit
Staupenſchlaͤgen und Landes-Verweiſung zu ſtraffen/ gezogen/ ſon-
dern daſſelbe alsdann denen/ welchen die Obergerichte zuſtaͤndig/ zu
raͤchen und vollſtrecken/ untergeben werde.

§. 13. Es ſollen auch billig alle Gerichts-Herrn und deren Be-Fluͤcher und
Gotteslaͤſte-
rer ſonderliche
Straffe.

amte erinnert ſeyn/ daß ſie die Unterthanen mit verbotener uͤbermaͤßi-
gen Geld-Buſſe keines weges wieder Gebuͤhr belegen moͤgen/ dabey
ſie noͤthigſter maſſen zu unterrichten/ daß ſolche Unziemlichkeiten zu

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[571/0578] Von Ketzerey/ Gotteslaͤſterung auch Hexen Straffe. §. 10. Wer auch/ wie vorgeſagt/ die Mutter Gottes ſchmaͤhet/ ver- dienet Leibes oder Geldſtraffe/ welches Geld zu derer armen Jung- frauen Heimſteuer nicht unbillig anzuwenden; Sonſten werden im Heil. Roͤmiſchen Reich geiſtliche Perſonen als Gottslaͤſterer vom geiſtlichen/ weltliche aber vom weltlichen Gerichts-Herrn ergriffen und geſtrafft; an Reformirten Kirchen Orten aber werden ſolche/ ohn Unterſcheid geiſt- oder weltlichen Standes/ vom weltlichen Richter angeſprochen; alſo gehoͤren auch Juden nicht fuͤr geiſtliches Recht/ ſo fern nur das weltliche Gericht darinn nicht ſaͤumig oder nachlaͤßig be- funden. Gotteslaͤſterer angehoͤriger Gerichts Ort. Nov. 77. §. 11. Bey der Straffe aber mag man Perſonen Alter/ Geſchlecht und andere Zufaͤlle wohl betrachten/ als wenn einer uͤbermaͤßig trun- cken/ oder zornig dazu beweget worden/ oder daß es einem ſo bald an dem Ort/ wo er geſuͤndiget/ bereuet und die Laͤſterung wiederruffen/ oder aus boͤſer Gewohnheit ſolche Worte unbedachtſam ausgeſtoſſen/ oder ſo jemand nur einmahl dergleichen vorgebracht; auch pflegt man Gotteslaͤſterung Straffe zu lindern/ wegen Orts gewoͤhnlichen ver- kehrten Sitten/ allwo leyder ſolche Fehler offt und viel begangen/ oder im Schwange ſind/ daß wegen Menge derer Ubelthaͤter etwas zu uͤber- ſehen/ ſonſten iſt nach goͤttlichem Recht Steinigungs Straffe befoh- len/ nach geiſtlichem Recht aber gilt oͤffentliche Kirchen-Buſſe. Gotteslaͤſte- rung Straff- Linderungs Urſachen. Levit. XIV. C. 2. X. de maledic. §. 12. Zu dem Ende nun auch/ gotteslaͤſterliches Fluchen und Schweren eifferig zu beſtraffen/ und deſto ſchleuniger Execution zu thun/ wird allen und jeden Obrigkeiten/ denen Unter- und Erbgerich- te verliehen/ bey denen Kirchhoͤfen/ Rathhaͤuſern oder Schenckſtaͤtten Pranger oder Hals-Eiſen anzuſchlagen/ und die Verbrecher daran zu ſtellen/ auch ohne vorhergehend rechtliches Erkaͤntniß gnaͤdigſt erlau- bet und vom Landes-Herrn nachgelaſſen; jedoch/ daß ſolches nicht auf den Fall/ da einer nach Umſtaͤnde Gelegenheit am Leben oder mit Staupenſchlaͤgen und Landes-Verweiſung zu ſtraffen/ gezogen/ ſon- dern daſſelbe alsdann denen/ welchen die Obergerichte zuſtaͤndig/ zu raͤchen und vollſtrecken/ untergeben werde. Obrigkeiten Pflicht wegen Fluchen und Schweren. §. 13. Es ſollen auch billig alle Gerichts-Herrn und deren Be- amte erinnert ſeyn/ daß ſie die Unterthanen mit verbotener uͤbermaͤßi- gen Geld-Buſſe keines weges wieder Gebuͤhr belegen moͤgen/ dabey ſie noͤthigſter maſſen zu unterrichten/ daß ſolche Unziemlichkeiten zu ver- Fluͤcher und Gotteslaͤſte- rer ſonderliche Straffe. C c c c 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/578>, abgerufen am 22.11.2024.