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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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V. Buch/ Cap. III.
Caput III.

Vom Friedbruch/ Wunden/ Vergifftung/
Mord- und Todtschlag.

§. 1.

WEr seine Wehr- und Waffen anders als in zugelassenen Din-
Friedbrecher
Straffe.
gen mißbraucht/ wird für einen öffentlichen Friedbrecher gehal-
ten/ und dem Verbrecher des gebotenen Friedes soll die rechte Hand
abgehauen/ Landes verwiesen oder am Halse gestrafft werden; Also
wer bey Todtschlag mit verletzen und wunden geholffen/ daß offen-
bar erhellet/ wie sie alle den Vorsatz zu tödten gehabt/ indem öffters
ein jeder mit wiederhohleten Schlägen auff den Ermordeten gewütet
und tödtliche Wunden ihm zugefügt/ welches nach Art der Waffen/
That Beschaffenheit und Wunden Vielheit erscheinet; wann es aber
schlechter Dinge ungewiß/ wer der rechte Thäter sey/ auch unmüglich/
daß alle insgemein und jeder insonderheit einen ertödtet/ so ist besser/
gelinde zu straffen.

L. 1. ff. ad L. Jul. de vi publ. Tot. tit. C. ut armor. usus. L. 11. §. 2. & 4. ff. ad L.
aquil. L. 5. ff. de poenis.
Peinlichen
Frage genug-
same Anzeiger.

§. 2. Wann auch genugsame Anzeigung vorhanden/ so mag man
die Verdächtigen peinlich fragen/ als wann einer Streits Urheber
oder sonst ein berüchtigter Zäncker/ oder mit ungewöhnlichem Vorsatz
gewaffnet an solchen Ort hingangen/ allwo darnach Schlägerey ent-
standen/ oder so jemand wegen empfangener Schmähung/ Wunden
oder Schläge dem Entleibeten feind gewesen/ oder auch alsbald nach
verübtem Mord noch vor angestelter Nachfrage sich zur Flucht begiebt;
deßgleichen wann einer aus vielen das Licht ausgelöscht/ oder eines
Degen mit Blut besudelt/ er könne denn erweisen/ daß er ihn lange für
der That abgelegt oder verlohren/ oder es wäre einer für allen mehr
verdächtig.

§. 3. Eines Argwohns einige Anzeigung aber ist zur peinlichen
Peinlichen
Frage Arg-
wohns Anzei-
ge.
Frage nicht genung allein/ es wären denn etliche verdächtige Stücke bey
einander auff jemand erfunden/ die dazu erheblich zu ermessen wegen
deren Ursachen Wichtigkeit/ und ob nicht Gegenvermuthung/ die ver-
dachte Person von der Missethat zu entschuldigen/ vorhanden/ als daß
ihm der Degen entzogen/ oder selbst ihn lange vorher verlehnet/ ver-
schencket/ vertautscht/ verkaufft oder hinweggeworffen; so nun des
Argwohns Ursachen grösser als der Entschuldigung/ soll peinliche Fra-

ge ge-
V. Buch/ Cap. III.
Caput III.

Vom Friedbruch/ Wunden/ Vergifftung/
Mord- und Todtſchlag.

§. 1.

WEr ſeine Wehr- und Waffen anders als in zugelaſſenen Din-
Friedbrecher
Straffe.
gen mißbraucht/ wird fuͤr einen oͤffentlichen Friedbrecher gehal-
ten/ und dem Verbrecher des gebotenen Friedes ſoll die rechte Hand
abgehauen/ Landes verwieſen oder am Halſe geſtrafft werden; Alſo
wer bey Todtſchlag mit verletzen und wunden geholffen/ daß offen-
bar erhellet/ wie ſie alle den Vorſatz zu toͤdten gehabt/ indem oͤffters
ein jeder mit wiederhohleten Schlaͤgen auff den Ermordeten gewuͤtet
und toͤdtliche Wunden ihm zugefuͤgt/ welches nach Art der Waffen/
That Beſchaffenheit und Wunden Vielheit erſcheinet; wann es aber
ſchlechter Dinge ungewiß/ wer der rechte Thaͤter ſey/ auch unmuͤglich/
daß alle insgemein und jeder inſonderheit einen ertoͤdtet/ ſo iſt beſſer/
gelinde zu ſtraffen.

L. 1. ff. ad L. Jul. de vi publ. Tot. tit. C. ut armor. uſus. L. 11. §. 2. & 4. ff. ad L.
aquil. L. 5. ff. de pœnis.
Peinlichen
Frage genug-
ſame Anzeiger.

§. 2. Wann auch genugſame Anzeigung vorhanden/ ſo mag man
die Verdaͤchtigen peinlich fragen/ als wann einer Streits Urheber
oder ſonſt ein beruͤchtigter Zaͤncker/ oder mit ungewoͤhnlichem Vorſatz
gewaffnet an ſolchen Ort hingangen/ allwo darnach Schlaͤgerey ent-
ſtanden/ oder ſo jemand wegen empfangener Schmaͤhung/ Wunden
oder Schlaͤge dem Entleibeten feind geweſen/ oder auch alsbald nach
veruͤbtem Mord noch vor angeſtelter Nachfrage ſich zur Flucht begiebt;
deßgleichen wann einer aus vielen das Licht ausgeloͤſcht/ oder eines
Degen mit Blut beſudelt/ er koͤnne denn erweiſen/ daß er ihn lange fuͤr
der That abgelegt oder verlohren/ oder es waͤre einer fuͤr allen mehr
verdaͤchtig.

§. 3. Eines Argwohns einige Anzeigung aber iſt zur peinlichen
Peinlichen
Frage Arg-
wohns Anzei-
ge.
Frage nicht genung allein/ es waͤren denn etliche verdaͤchtige Stuͤcke bey
einander auff jemand erfunden/ die dazu erheblich zu ermeſſen wegen
deren Urſachen Wichtigkeit/ und ob nicht Gegenvermuthung/ die ver-
dachte Perſon von der Miſſethat zu entſchuldigen/ vorhanden/ als daß
ihm der Degen entzogen/ oder ſelbſt ihn lange vorher verlehnet/ ver-
ſchencket/ vertautſcht/ verkaufft oder hinweggeworffen; ſo nun des
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[586/0593] V. Buch/ Cap. III. Caput III. Vom Friedbruch/ Wunden/ Vergifftung/ Mord- und Todtſchlag. §. 1. WEr ſeine Wehr- und Waffen anders als in zugelaſſenen Din- gen mißbraucht/ wird fuͤr einen oͤffentlichen Friedbrecher gehal- ten/ und dem Verbrecher des gebotenen Friedes ſoll die rechte Hand abgehauen/ Landes verwieſen oder am Halſe geſtrafft werden; Alſo wer bey Todtſchlag mit verletzen und wunden geholffen/ daß offen- bar erhellet/ wie ſie alle den Vorſatz zu toͤdten gehabt/ indem oͤffters ein jeder mit wiederhohleten Schlaͤgen auff den Ermordeten gewuͤtet und toͤdtliche Wunden ihm zugefuͤgt/ welches nach Art der Waffen/ That Beſchaffenheit und Wunden Vielheit erſcheinet; wann es aber ſchlechter Dinge ungewiß/ wer der rechte Thaͤter ſey/ auch unmuͤglich/ daß alle insgemein und jeder inſonderheit einen ertoͤdtet/ ſo iſt beſſer/ gelinde zu ſtraffen. Friedbrecher Straffe. L. 1. ff. ad L. Jul. de vi publ. Tot. tit. C. ut armor. uſus. L. 11. §. 2. & 4. ff. ad L. aquil. L. 5. ff. de pœnis. §. 2. Wann auch genugſame Anzeigung vorhanden/ ſo mag man die Verdaͤchtigen peinlich fragen/ als wann einer Streits Urheber oder ſonſt ein beruͤchtigter Zaͤncker/ oder mit ungewoͤhnlichem Vorſatz gewaffnet an ſolchen Ort hingangen/ allwo darnach Schlaͤgerey ent- ſtanden/ oder ſo jemand wegen empfangener Schmaͤhung/ Wunden oder Schlaͤge dem Entleibeten feind geweſen/ oder auch alsbald nach veruͤbtem Mord noch vor angeſtelter Nachfrage ſich zur Flucht begiebt; deßgleichen wann einer aus vielen das Licht ausgeloͤſcht/ oder eines Degen mit Blut beſudelt/ er koͤnne denn erweiſen/ daß er ihn lange fuͤr der That abgelegt oder verlohren/ oder es waͤre einer fuͤr allen mehr verdaͤchtig. §. 3. Eines Argwohns einige Anzeigung aber iſt zur peinlichen Frage nicht genung allein/ es waͤren denn etliche verdaͤchtige Stuͤcke bey einander auff jemand erfunden/ die dazu erheblich zu ermeſſen wegen deren Urſachen Wichtigkeit/ und ob nicht Gegenvermuthung/ die ver- dachte Perſon von der Miſſethat zu entſchuldigen/ vorhanden/ als daß ihm der Degen entzogen/ oder ſelbſt ihn lange vorher verlehnet/ ver- ſchencket/ vertautſcht/ verkaufft oder hinweggeworffen; ſo nun des Argwohns Urſachen groͤſſer als der Entſchuldigung/ ſoll peinliche Fra- ge ge- Peinlichen Frage Arg- wohns Anzei- ge.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/593>, abgerufen am 22.11.2024.