Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.V. Buch/ Cap. V. ben/ nicht zu Nutze kommen. Wann auch ein Weib sich öffentlich/nach Huren Art/ zum Gebrauch hingegeben/ die doch in der Ehe behal- ten/ und nicht eigenen Gewalts vorhero abgesondert worden/ wird sie mit dem ersten Ehebrecher ordentlich gestrafft/ die andern aber will- kührlich; So wird auch Ehebruchs ordentliche Straffe bey Verlob- ten nachgelassen/ so wohl als andere Leibes-Straffe/ wofern der un- schuldige Theil für den Ehebrecher bittet/ alsdann aber muß der Un- schuldige dem Schuldigen/ so ins Elend verwiesen/ zur Ehe nachfolgen. Also verhält sichs auch mit geheimer Erlaß- und Begnadigung eines Ehebruchs or- dentl. Straffe/ wann auffhöret.Gemahls/ wenn er die Braut oder Ehe-Frau behalten/ und nach er- fahrnem Ehebruch wieder bey ihr schlaffen will; ja es wird auch Ver- brechen Nachlassung vermuthet/ daß leibliche Straffe eben nicht statt findet/ wann nach der unschuldigen Person Tode der Ehebruch erst kundbar würde. L. 17. §. 6. ff. de adult. L. 22. C. eod. Deut. 22. v. 22. & 24. Levit. 18, 20. Matth. 5, 27. Joh. 8, 5. den/ Perser/ Türcken und Moscowiter Brauch/ we- gen Ehebruch. §. 6. Jm Päbstlichen Recht ist der Ehebruch gering geachtet/ C. 4. §. de adult. Ext. de Judic. dentl. Straffe und deren Lin- derung Recht. §. 7. Wann nun ein Ehe-Mann mit eines andern Ehe-Weib le und
V. Buch/ Cap. V. ben/ nicht zu Nutze kommen. Wann auch ein Weib ſich oͤffentlich/nach Huren Art/ zum Gebrauch hingegeben/ die doch in der Ehe behal- ten/ und nicht eigenen Gewalts vorhero abgeſondert worden/ wird ſie mit dem erſten Ehebrecher ordentlich geſtrafft/ die andern aber will- kuͤhrlich; So wird auch Ehebruchs ordentliche Straffe bey Verlob- ten nachgelaſſen/ ſo wohl als andere Leibes-Straffe/ wofern der un- ſchuldige Theil fuͤr den Ehebrecher bittet/ alsdann aber muß der Un- ſchuldige dem Schuldigen/ ſo ins Elend verwieſen/ zur Ehe nachfolgen. Alſo verhaͤlt ſichs auch mit geheimer Erlaß- und Begnadigung eines Ehebruchs or- dentl. Straffe/ wañ auffhoͤret.Gemahls/ wenn er die Braut oder Ehe-Frau behalten/ und nach er- fahrnem Ehebruch wieder bey ihr ſchlaffen will; ja es wird auch Ver- brechen Nachlaſſung vermuthet/ daß leibliche Straffe eben nicht ſtatt findet/ wann nach der unſchuldigen Perſon Tode der Ehebruch erſt kundbar wuͤrde. L. 17. §. 6. ff. de adult. L. 22. C. eod. Deut. 22. v. 22. & 24. Levit. 18, 20. Matth. 5, 27. Joh. 8, 5. den/ Perſer/ Tuͤrcken und Moſcowiter Brauch/ we- gen Ehebruch. §. 6. Jm Paͤbſtlichen Recht iſt der Ehebruch gering geachtet/ C. 4. §. de adult. Ext. de Judic. dentl. Straffe und deren Lin- derung Recht. §. 7. Wann nun ein Ehe-Mann mit eines andern Ehe-Weib le und
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V. Buch/ Cap. V.
ben/ nicht zu Nutze kommen. Wann auch ein Weib ſich oͤffentlich/
nach Huren Art/ zum Gebrauch hingegeben/ die doch in der Ehe behal-
ten/ und nicht eigenen Gewalts vorhero abgeſondert worden/ wird ſie
mit dem erſten Ehebrecher ordentlich geſtrafft/ die andern aber will-
kuͤhrlich; So wird auch Ehebruchs ordentliche Straffe bey Verlob-
ten nachgelaſſen/ ſo wohl als andere Leibes-Straffe/ wofern der un-
ſchuldige Theil fuͤr den Ehebrecher bittet/ alsdann aber muß der Un-
ſchuldige dem Schuldigen/ ſo ins Elend verwieſen/ zur Ehe nachfolgen.
Alſo verhaͤlt ſichs auch mit geheimer Erlaß- und Begnadigung eines
Gemahls/ wenn er die Braut oder Ehe-Frau behalten/ und nach er-
fahrnem Ehebruch wieder bey ihr ſchlaffen will; ja es wird auch Ver-
brechen Nachlaſſung vermuthet/ daß leibliche Straffe eben nicht ſtatt
findet/ wann nach der unſchuldigen Perſon Tode der Ehebruch erſt
kundbar wuͤrde.
Ehebruchs or-
dentl. Straffe/
wañ auffhoͤret.
L. 17. §. 6. ff. de adult. L. 22. C. eod. Deut. 22. v. 22. & 24. Levit. 18, 20. Matth. 5, 27.
Joh. 8, 5.
§. 6. Jm Paͤbſtlichen Recht iſt der Ehebruch gering geachtet/
und nehmen insgemein die Chriſtl. Obrigkeiten geringe Geld-Buße
fuͤr der Ehebrecher Leben. Die Juden haben dieſen Gebrauch: Weñ
ein Weib im Ehebruch ergriffen/ muß ſie 40. Tage eine halbe Stun-
de taͤglich/ des Winters biß an den Nabel nackend im kalten Waſſer/
des Sommers auff einem Ameiſen-Neſt ſitzen/ ein gantzes Jahr ohne
Hembd gehen/ und darzu Nachts auſſerhalb dem Hauſe vor der Thuͤr
ſchlaffen. Die Perſer laſſen denen Ehebrechern ihre Geburts-Glie-
der abſchneiden/ die Weiber aber ſtuͤrtzen ſie von hohen Thuͤrmen/ daß
jene der Kurtzweil Werckzeug verliehren/ und dieſe den geſchminckten
Huren-Hals zerbrechen. Die Tuͤrcken laſſen ihre Weiber verſchlieſ-
ſen/ oder ohne Verhuͤllung nimmer ſehen; Hingegen halten die Mo-
ſcowiter einen eigenen Weiber-Marckt/ darauff ſie ſtehen und einen
Tuͤrckiß-Ring im Munde haben muͤſſen/ damit anzudeuten/ daß ihr
Ehren-Guͤrtel feil ſey.
C. 4. §. de adult. Ext. de Judic.
§. 7. Wann nun ein Ehe-Mann mit eines andern Ehe-Weib
die Ehe bricht/ ſoll ihm das Haupt abgehauen werden/ maßen dadurch
zwey Ehe-Bette verſchwaͤchet ſind. Wann aber ein Ehe-Mann mit
einer ledigen Perſon die Ehe bricht/ mag man ihn verweiſen/ oder mit
Geld ſtraffen; ſo fern nemlich Eheleute einander/ wegen vollbrachten
Ehebruchs/ peinlich beklagen und uͤberwinden moͤgen/ weil bloſſer Wil-
le und
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