Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Vom erfahrnen Land-Kriegsmann. sentlich solche paßiren läst/ und nicht aufffängt/ wenn er kan/ ist gleicherStraffe schuldig/ als wenn er sie selbst geschrieben hätte; darum man sich münd- und schrifftlich/ durch Botschafften oder auff andere Weise/ für dergleichen Verrätherey/ so den Feinden gleich/ gemeiniglich am Leben zu straffen; Ja/ alle Correspondentz mit dem Feinde/ auch zwi- schen Vater und Sohn/ ist verboten/ gleichwie alle Spionen; darum alle Gefangene ihre Brieffe nicht selbst versiegeln mögen/ sonst werden sie Verräthern gleich gestrafft; Hingegen mag ein CommendantCommendanten Brieffe Eröff- nungs Recht. alle verdächtige Brieffe ohne Tadel eröffnen. Belisarius ließ denen Uberläuffern Nas- und Ohren abschneiden/ und sie also wiederum zu denen Feinden hinschicken. Käyser Fridericus AEnobarbus ließ ihnen die Augen ausstechen und die Zunge abschneiden. L. 1. ff. ad L. Jul. Majest. L. 6. §. 4. L. 7. de re milit. L. 8. §. hostes, ff. de poen. L. 38. §. 1. ff. eod. §. 15. Wann sonst eines Soldaten Verbrechen gering ist/Soldaten Ver- §. 16. So mag nun ein Soldat seinen Feind im Kriege/ oderUber- u. Weg- ge- S s s s 3
Vom erfahrnen Land-Kriegsmann. ſentlich ſolche paßiren laͤſt/ und nicht aufffaͤngt/ wenn er kan/ iſt gleicherStraffe ſchuldig/ als wenn er ſie ſelbſt geſchrieben haͤtte; darum man ſich muͤnd- und ſchrifftlich/ durch Botſchafften oder auff andere Weiſe/ fuͤr dergleichen Verraͤtherey/ ſo den Feinden gleich/ gemeiniglich am Leben zu ſtraffen; Ja/ alle Correſpondentz mit dem Feinde/ auch zwi- ſchen Vater und Sohn/ iſt verboten/ gleichwie alle Spionen; darum alle Gefangene ihre Brieffe nicht ſelbſt verſiegeln moͤgen/ ſonſt werden ſie Verraͤthern gleich geſtrafft; Hingegen mag ein CommendantCom̃endanten Brieffe Eroͤff- nungs Recht. alle verdaͤchtige Brieffe ohne Tadel eroͤffnen. Beliſarius ließ denen Uberlaͤuffern Naſ- und Ohren abſchneiden/ und ſie alſo wiederum zu denen Feinden hinſchicken. Kaͤyſer Fridericus Ænobarbus ließ ihnen die Augen ausſtechen und die Zunge abſchneiden. L. 1. ff. ad L. Jul. Majeſt. L. 6. §. 4. L. 7. de re milit. L. 8. §. hoſtes, ff. de pœn. L. 38. §. 1. ff. eod. §. 15. Wann ſonſt eines Soldaten Verbrechen gering iſt/Soldaten Ver- §. 16. So mag nun ein Soldat ſeinen Feind im Kriege/ oderUber- u. Weg- ge- S s s s 3
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Vom erfahrnen Land-Kriegsmann.
ſentlich ſolche paßiren laͤſt/ und nicht aufffaͤngt/ wenn er kan/ iſt gleicher
Straffe ſchuldig/ als wenn er ſie ſelbſt geſchrieben haͤtte; darum man
ſich muͤnd- und ſchrifftlich/ durch Botſchafften oder auff andere Weiſe/
fuͤr dergleichen Verraͤtherey/ ſo den Feinden gleich/ gemeiniglich am
Leben zu ſtraffen; Ja/ alle Correſpondentz mit dem Feinde/ auch zwi-
ſchen Vater und Sohn/ iſt verboten/ gleichwie alle Spionen; darum
alle Gefangene ihre Brieffe nicht ſelbſt verſiegeln moͤgen/ ſonſt werden
ſie Verraͤthern gleich geſtrafft; Hingegen mag ein Commendant
alle verdaͤchtige Brieffe ohne Tadel eroͤffnen. Beliſarius ließ denen
Uberlaͤuffern Naſ- und Ohren abſchneiden/ und ſie alſo wiederum zu
denen Feinden hinſchicken. Kaͤyſer Fridericus Ænobarbus ließ ihnen
die Augen ausſtechen und die Zunge abſchneiden.
Com̃endanten
Brieffe Eroͤff-
nungs Recht.
L. 1. ff. ad L. Jul. Majeſt. L. 6. §. 4. L. 7. de re milit. L. 8. §. hoſtes, ff. de pœn. L. 38.
§. 1. ff. eod.
§. 15. Wann ſonſt eines Soldaten Verbrechen gering iſt/
der zwar kurtz gedienet/ ſo kan einer/ der nicht geſchwohren/ ohne or-
dentliches Kriegs-Recht/ gelinder beſtrafft werden; wofern es aber
ein groß- und ſchwehres Haupt-Verbrechen/ welchem in gemeinen
Rechten eben ſo ſchwehre Straffe oblieget/ ob er ſchon nicht lange ge-
dienet/ ſo kan ihn ſolche Ausflucht nicht beſchuͤtzen/ er habe geſchwohren
oder nicht. Darum auch ein rechtſchaffener Officier nicht allzu ſtreng
und hart/ noch gar zu gelinde und ſanfft/ nicht zu ſehr demuͤthig/
noch allzu hoch auffgeblaſen ſeyn ſoll; dann gleichwie Hochmuth der
Thorheit Mutter und Urſprung zu nennen/ alſo wird auch durch un-
maͤßige Erniedrigung des Kriegs-Regiments Macht und Anſehen ge-
waltſam unterbrochen und zerſtoͤhret.
Soldaten Ver-
brechen ſtraf-
fen/ der ge-
ſchwohren hat
oder nicht.
§. 16. So mag nun ein Soldat ſeinen Feind im Kriege/ oder
einen Uberlaͤuffer ohne Straffe/ gleichwie einen gewaffneten ſich zur
Wehre ſtellenden Dieb/ bey Tage/ wann Huͤlffe geruffen/ jedoch nicht
aus ſonderbahrem Haß/ zu todte ſchlagen. Wer ſich aber eines Feld-
fluͤchtigen/ Ausreiſſer oder Uberlaͤuffers bemaͤchtigen kan/ mag ihn nicht
toͤdten; wer ſonſt ihn/ nicht aus ſonderbahrem Haß/ ſondern Geſetzes
Antrieb und gemeinen Wohlfarths redlichen Vorhaben toͤdtet/ iſt un-
ſtraffbar und Gewiſſen-rein. Daher auch ein Officier oder Soldat/
der nicht durch Pforten oder gewoͤhnliche Wege/ aus Lager/ Stadt
oder Veſtung gehet/ ſoll erhencket werden/ maßen/ wofern ihn der Feind
nicht darzu zwinget/ ſolches allezeit fuͤr Verraͤtherey und Uberlauffen
gehalten wird. Ja/ weilen Mauren und Stadt-Thore gleichſam
ge-
Uber- u. Weg-
laͤuffer Recht.
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