Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von Arresten/ Bürgen/ Urtheilen und Straffen. che Art verboten/ wie wohl dergleichen nach Geistlichem und Gewohn-heits Recht mit ewigem Kummer-Brod und Angst-Wasser/ Busse zu thun/ an Fälschnern zu straffen wohl zugelassen; wie auch/ wann ei-Kummer Brod und Angst- wasser Straffe erlaubet. nem dadurch das Leben geschenckt/ so ist solche Straffe etlichen Per- sonen eine Begnadigung/ wofern es nur nicht dem göttlichen Recht zu wieder/ als in Tod-Schlags-Straffen. So kan nun ein Verbrecher mit zeitlichem Gefängniß auff gewisse Tage/ Monat und Jahre/ bele- get werden/ wobey wohl zu beobachten/ ob er etwa lange Zeit vor demLangwieriges Gefängniß lindert Straf- fe. Kriegs und andern Dienste Vorrecht. Urtheil gefangen gehalten worden/ solches thut viel darzu/ daß hernach ferner Gefängniß nicht zu weit ausgesetzet werde/ sondern wird billig durch langwierige Gefängniß die Straffe gelindert/ vornehmlich wenn es eine geschickte Person/ so durch Krieges- oder andere Dienste/ gegen dem gemeinen Besten/ dergleichen Fehltritt wieder ersetzen kan. L. 59. in fin. ff. de cond. & demonstr. §. pen. instit. de jure Person. c. 27. in fin. Ext. de V. S. Arg. L. si diutino, ff. de poen. §. 26. Krähmer und Kauffleute haben diese Freyheit/ daß sie nie-Jahrmärckte L. 2. ff. de jure immunit. L. quod semel, ff. de decret. ab ordin. fac. L. 25. ff. de ju- dic. L. pactum, ff. de pact. L. 29. C. Eod. L. 1. & 2. ff. de nundin. L. unic. C. Eod. c. Roman. §. contrahentes, de for. comp. in 6. §. 27. Wann sonst irgendwo bey grossen Gerichts-Verwal- oder M 2
Von Arreſten/ Buͤrgen/ Urtheilen und Straffen. che Art verboten/ wie wohl dergleichen nach Geiſtlichem und Gewohn-heits Recht mit ewigem Kummer-Brod und Angſt-Waſſer/ Buſſe zu thun/ an Faͤlſchnern zu ſtraffen wohl zugelaſſen; wie auch/ wann ei-Kummer Brod und Angſt- waſſer Straffe erlaubet. nem dadurch das Leben geſchenckt/ ſo iſt ſolche Straffe etlichen Per- ſonen eine Begnadigung/ wofern es nur nicht dem goͤttlichen Recht zu wieder/ als in Tod-Schlags-Straffen. So kan nun ein Verbrecher mit zeitlichem Gefaͤngniß auff gewiſſe Tage/ Monat und Jahre/ bele- get werden/ wobey wohl zu beobachten/ ob er etwa lange Zeit vor demLangwieriges Gefaͤngniß lindert Straf- fe. Kriegs und andern Dienſte Vorrecht. Urtheil gefangen gehalten worden/ ſolches thut viel darzu/ daß hernach ferner Gefaͤngniß nicht zu weit ausgeſetzet werde/ ſondern wird billig durch langwierige Gefaͤngniß die Straffe gelindert/ vornehmlich wenn es eine geſchickte Perſon/ ſo durch Krieges- oder andere Dienſte/ gegen dem gemeinen Beſten/ dergleichen Fehltritt wieder erſetzen kan. L. 59. in fin. ff. de cond. & demonſtr. §. pen. inſtit. de jure Perſon. c. 27. in fin. Ext. de V. S. Arg. L. ſi diutino, ff. de pœn. §. 26. Kraͤhmer und Kauffleute haben dieſe Freyheit/ daß ſie nie-Jahrmaͤrckte L. 2. ff. de jure immunit. L. quod ſemel, ff. de decret. ab ordin. fac. L. 25. ff. de ju- dic. L. pactum, ff. de pact. L. 29. C. Eod. L. 1. & 2. ff. de nundin. L. unic. C. Eod. c. Roman. §. contrahentes, de for. comp. in 6. §. 27. Wann ſonſt irgendwo bey groſſen Gerichts-Verwal- oder M 2
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Von Arreſten/ Buͤrgen/ Urtheilen und Straffen.
che Art verboten/ wie wohl dergleichen nach Geiſtlichem und Gewohn-
heits Recht mit ewigem Kummer-Brod und Angſt-Waſſer/ Buſſe
zu thun/ an Faͤlſchnern zu ſtraffen wohl zugelaſſen; wie auch/ wann ei-
nem dadurch das Leben geſchenckt/ ſo iſt ſolche Straffe etlichen Per-
ſonen eine Begnadigung/ wofern es nur nicht dem goͤttlichen Recht
zu wieder/ als in Tod-Schlags-Straffen. So kan nun ein Verbrecher
mit zeitlichem Gefaͤngniß auff gewiſſe Tage/ Monat und Jahre/ bele-
get werden/ wobey wohl zu beobachten/ ob er etwa lange Zeit vor dem
Urtheil gefangen gehalten worden/ ſolches thut viel darzu/ daß hernach
ferner Gefaͤngniß nicht zu weit ausgeſetzet werde/ ſondern wird billig
durch langwierige Gefaͤngniß die Straffe gelindert/ vornehmlich
wenn es eine geſchickte Perſon/ ſo durch Krieges- oder andere Dienſte/
gegen dem gemeinen Beſten/ dergleichen Fehltritt wieder erſetzen kan.
Kummer Brod
und Angſt-
waſſer Straffe
erlaubet.
Langwieriges
Gefaͤngniß
lindert Straf-
fe.
Kriegs und
andern Dienſte
Vorrecht.
L. 59. in fin. ff. de cond. & demonſtr. §. pen. inſtit. de jure Perſon. c. 27. in fin. Ext.
de V. S. Arg. L. ſi diutino, ff. de pœn.
§. 26. Kraͤhmer und Kauffleute haben dieſe Freyheit/ daß ſie nie-
mand zu Jahrmarckt-Zeiten unterm Schein einiger vorhin auſſerhalb
gemachten Schulden an Leib und Gut arreſtiren/ noch gefaͤnglich ein-
ziehen laſſen mag/ damit ſie an ihrem Gewerbe nicht verhindert/ ſon-
dern die Waaren in groͤſſerer Menge zugefuͤhret werden/ es ſey denn
beſchworne oder an ſelbigem Jahrmarckt gemachte Schuld/ oder daß
die Schuldner dieſer rechtlichen Freyheit abgeſaget haͤtten/ maſſen
ein jeder des ihm zu gut verordneten Vorrechts ſich freywillig verzei-
hen und begeben kan.
Jahrmaͤrckte
Freyheit we-
gen verbote-
nen Arreſt
oder Schuld-
ners Gefaͤng-
niß.
L. 2. ff. de jure immunit. L. quod ſemel, ff. de decret. ab ordin. fac. L. 25. ff. de ju-
dic. L. pactum, ff. de pact. L. 29. C. Eod. L. 1. & 2. ff. de nundin. L. unic.
C. Eod. c. Roman. §. contrahentes, de for. comp. in 6.
§. 27. Wann ſonſt irgendwo bey groſſen Gerichts-Verwal-
tung oder in Haupt-Staͤdten eine groſſe Menge Gefangener ſich be-
findet/ ſoll der Haupt Gefangenen Waͤchter dem peinlichen Richter-
Amt alle Monat von deren Nahmen/ Verbrechen/ Gefaͤngniß-
Alter und Ordnung/ ein richtiges Verzeichniß einlieffern/ damit der
Richter keines Gefangenen vergeſſe/ ſondern alle entweder bey Zeiten
loßgeſprochen oder verurtheilet/ noch mit langwierigen Gefangen-
ſchafft zerplaget werden. So nun ein Gefangener durch Waͤchters Un-
fleiß entkaͤme/ iſt er nach geſtalter Sachen willkuͤhrlich zu ſtraffen;
wann aber ein Huͤter der peinlichen Gefaͤngniß einem/ der peinliche
Straffe verwuͤrcket/ aushilfft/ der hat ſolche an des ausgelaſſenen
Ubelthaͤters Statt verdienet/ es waͤre denn/ daß ein Weib den Mann/
oder
Waͤchter
Straffe/ ſo Ge-
fangener ent-
kommt.
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