[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen ihrem Portrait. Mariane hatte ihn oftbey ihrem Manne, wir ihn aber noch gar nicht gesehen. Doch was brauchte er zu seiner Empfehlung mehr, als den Namen eines guten Freundes von un- serm Carlson? Er war ein Holländer von Geburt, und von Person sehr an- genehm. Er gewann unsere Vertrau- lichkeit sehr bald. Er war ein Stabs- officier, hatte nunmehr abgedankt, und wollte von seinen Renten für sich le- ben. Er war noch jung. Er hatte nicht studirt; allein er hatte doch etlichen Büchern und dem Umgange einen ge- wissen Witz zu danken, der im An- fange sehr einnahm. Er konnte etliche Sprachen, und auch gut deutsch. Er ließ sich in Amsterdam nieder, und wir konnten seine Absicht leicht merken. Ma- riane war sein Wunsch, und Mariane verdiente in der That, daß man ihrent- wegen Feld und Hof verließ. Sie war noch vollkommen schön. Das Unglück hatte
Leben der Schwediſchen ihrem Portrait. Mariane hatte ihn oftbey ihrem Manne, wir ihn aber noch gar nicht geſehen. Doch was brauchte er zu ſeiner Empfehlung mehr, als den Namen eines guten Freundes von un- ſerm Carlſon? Er war ein Holländer von Geburt, und von Perſon ſehr an- genehm. Er gewann unſere Vertrau- lichkeit ſehr bald. Er war ein Stabs- officier, hatte nunmehr abgedankt, und wollte von ſeinen Renten für ſich le- ben. Er war noch jung. Er hatte nicht ſtudirt; allein er hatte doch etlichen Büchern und dem Umgange einen ge- wiſſen Witz zu danken, der im An- fange ſehr einnahm. Er konnte etliche Sprachen, und auch gut deutſch. Er ließ ſich in Amſterdam nieder, und wir konnten ſeine Abſicht leicht merken. Ma- riane war ſein Wunſch, und Mariane verdiente in der That, daß man ihrent- wegen Feld und Hof verließ. Sie war noch vollkommen ſchön. Das Unglück hatte
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Leben der Schwediſchen
ihrem Portrait. Mariane hatte ihn oft
bey ihrem Manne, wir ihn aber noch
gar nicht geſehen. Doch was brauchte
er zu ſeiner Empfehlung mehr, als den
Namen eines guten Freundes von un-
ſerm Carlſon? Er war ein Holländer
von Geburt, und von Perſon ſehr an-
genehm. Er gewann unſere Vertrau-
lichkeit ſehr bald. Er war ein Stabs-
officier, hatte nunmehr abgedankt, und
wollte von ſeinen Renten für ſich le-
ben. Er war noch jung. Er hatte
nicht ſtudirt; allein er hatte doch etlichen
Büchern und dem Umgange einen ge-
wiſſen Witz zu danken, der im An-
fange ſehr einnahm. Er konnte etliche
Sprachen, und auch gut deutſch. Er
ließ ſich in Amſterdam nieder, und wir
konnten ſeine Abſicht leicht merken. Ma-
riane war ſein Wunſch, und Mariane
verdiente in der That, daß man ihrent-
wegen Feld und Hof verließ. Sie war
noch vollkommen ſchön. Das Unglück
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