[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen heit gedienet habe, sich solche zu erwerben.Sie hatte Carolinen und dem Umgange mit meinem Manne sehr vieles zu danken. Sie war mehr unter Mannspersonen, als unter ihrem Geschlechte aufgewachsen. Dieses halte ich allemal für ein Glück bey einem Frauenzimmer. Denn wenn es wahr ist, daß die Mannspersonen in dem Umgange mit uns artig und manierlich werden: so ist es ebenfalls wahr, daß wir in ihrer Gesellschaft klug und gesetzt wer- den. Jch meyne aber gar nicht sol- che Mannspersonen, die insgemein für galant ausgeschryen werden, und die sich bemühen, ein junges Mädchen durch nie- derträchtige Schmeicheleyen zu vergöttern; die ihr durch ieden Blick, durch iede Be- wegung des Mundes und der Hand von nichts als einer abgeschmackten Liebe sa- gen. Solche Leute müssen freylich nicht die Sittenlehrer der Frauenzimmer wer- den, wenn man haben will, daß eine jun- ge Schöne keine Närrinn werden soll. Mir
Leben der Schwediſchen heit gedienet habe, ſich ſolche zu erwerben.Sie hatte Carolinen und dem Umgange mit meinem Manne ſehr vieles zu danken. Sie war mehr unter Mannsperſonen, als unter ihrem Geſchlechte aufgewachſen. Dieſes halte ich allemal für ein Glück bey einem Frauenzimmer. Denn wenn es wahr iſt, daß die Mannsperſonen in dem Umgange mit uns artig und manierlich werden: ſo iſt es ebenfalls wahr, daß wir in ihrer Geſellſchaft klug und geſetzt wer- den. Jch meyne aber gar nicht ſol- che Mannsperſonen, die insgemein für galant ausgeſchryen werden, und die ſich bemühen, ein junges Mädchen durch nie- derträchtige Schmeicheleyen zu vergöttern; die ihr durch ieden Blick, durch iede Be- wegung des Mundes und der Hand von nichts als einer abgeſchmackten Liebe ſa- gen. Solche Leute müſſen freylich nicht die Sittenlehrer der Frauenzimmer wer- den, wenn man haben will, daß eine jun- ge Schöne keine Närrinn werden ſoll. Mir
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Leben der Schwediſchen
heit gedienet habe, ſich ſolche zu erwerben.
Sie hatte Carolinen und dem Umgange
mit meinem Manne ſehr vieles zu danken.
Sie war mehr unter Mannsperſonen, als
unter ihrem Geſchlechte aufgewachſen.
Dieſes halte ich allemal für ein Glück bey
einem Frauenzimmer. Denn wenn es
wahr iſt, daß die Mannsperſonen in dem
Umgange mit uns artig und manierlich
werden: ſo iſt es ebenfalls wahr, daß wir
in ihrer Geſellſchaft klug und geſetzt wer-
den. Jch meyne aber gar nicht ſol-
che Mannsperſonen, die insgemein für
galant ausgeſchryen werden, und die ſich
bemühen, ein junges Mädchen durch nie-
derträchtige Schmeicheleyen zu vergöttern;
die ihr durch ieden Blick, durch iede Be-
wegung des Mundes und der Hand von
nichts als einer abgeſchmackten Liebe ſa-
gen. Solche Leute müſſen freylich nicht
die Sittenlehrer der Frauenzimmer wer-
den, wenn man haben will, daß eine jun-
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