[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen ich ihn durch allerhand kleine Kaltsinnig-keiten nöthigte, ein Geheimniß aus mir heraus zu locken, das mein Herz nicht um- sonst entdecket haben wollte. Er erschrack, und beklagte sich über die Unvorsichtigkeit seines Vaters, daß er mich an einen Ort geführet hätte, der unsrer Zärtlichkeit so nachtheilig seyn könnte. Er gab den Au- genblick Befehl, daß man dieses Frauen- zimmer nebst ihrem Sohne entfernen, und alles, was sie verlangte, zu ihrem Unter- halte ausmachen sollte. Dieses geschah auch binnen acht Tagen. Jch konnte kei- ne deutlichere Probe von seiner Treue ver- langen, und es war mir unmöglich, ihn wegen dieser Sache auch nur einen Au- genblick zu hassen, ob ich mich gleich von aller Unruhe nicht frey sprechen will. Er gestund mir, daß er dieses Frauen- That
Leben der Schwediſchen ich ihn durch allerhand kleine Kaltſinnig-keiten nöthigte, ein Geheimniß aus mir heraus zu locken, das mein Herz nicht um- ſonſt entdecket haben wollte. Er erſchrack, und beklagte ſich über die Unvorſichtigkeit ſeines Vaters, daß er mich an einen Ort geführet hätte, der unſrer Zärtlichkeit ſo nachtheilig ſeyn könnte. Er gab den Au- genblick Befehl, daß man dieſes Frauen- zimmer nebſt ihrem Sohne entfernen, und alles, was ſie verlangte, zu ihrem Unter- halte ausmachen ſollte. Dieſes geſchah auch binnen acht Tagen. Jch konnte kei- ne deutlichere Probe von ſeiner Treue ver- langen, und es war mir unmöglich, ihn wegen dieſer Sache auch nur einen Au- genblick zu haſſen, ob ich mich gleich von aller Unruhe nicht frey ſprechen will. Er geſtund mir, daß er dieſes Frauen- That
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Leben der Schwediſchen
ich ihn durch allerhand kleine Kaltſinnig-
keiten nöthigte, ein Geheimniß aus mir
heraus zu locken, das mein Herz nicht um-
ſonſt entdecket haben wollte. Er erſchrack,
und beklagte ſich über die Unvorſichtigkeit
ſeines Vaters, daß er mich an einen Ort
geführet hätte, der unſrer Zärtlichkeit ſo
nachtheilig ſeyn könnte. Er gab den Au-
genblick Befehl, daß man dieſes Frauen-
zimmer nebſt ihrem Sohne entfernen, und
alles, was ſie verlangte, zu ihrem Unter-
halte ausmachen ſollte. Dieſes geſchah
auch binnen acht Tagen. Jch konnte kei-
ne deutlichere Probe von ſeiner Treue ver-
langen, und es war mir unmöglich, ihn
wegen dieſer Sache auch nur einen Au-
genblick zu haſſen, ob ich mich gleich von
aller Unruhe nicht frey ſprechen will.
Er geſtund mir, daß er dieſes Frauen-
zimmer gewiß zu ſeiner Gemahlinn erwäh-
let haben würde, wenn er die Einwilligung
vom Hofe hätte erhalten können. Jn der
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