[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen Sie gestund mir zu gleicher Zeit, daß sievon meinem verstorbenen Gemahle auch eine Tochter gehabt hätte. Sie wäre mit ihr in Holland darnieder gekommen, und hätte sie bey ihrem Bruder, einem Kauf- manne im Haag, theils auf sein Bitten, theils aus andern Ursachen zurück gelas- sen; dieses Kind aber wäre in seinem sechsten Jahre gestorben, wie ihr ihr Bru- der geschrieben hätte. Jch wollte wün- schen, fuhr sie fort, daß sie ihren Auf- enthalt in Holland bey meinem Bruder nehmen könnten. Doch, so viel ich weis, ist er nicht mehr in den besten Umständen. Jch habe lange keine Nachricht von ihm, und weis nicht, ob er sich von seinem star- ken Bankerotte wieder erholet hat, oder nicht? Der Herr R-- kam unterdessen von ver-
Leben der Schwediſchen Sie geſtund mir zu gleicher Zeit, daß ſievon meinem verſtorbenen Gemahle auch eine Tochter gehabt hätte. Sie wäre mit ihr in Holland darnieder gekommen, und hätte ſie bey ihrem Bruder, einem Kauf- manne im Haag, theils auf ſein Bitten, theils aus andern Urſachen zurück gelaſ- ſen; dieſes Kind aber wäre in ſeinem ſechsten Jahre geſtorben, wie ihr ihr Bru- der geſchrieben hätte. Jch wollte wün- ſchen, fuhr ſie fort, daß ſie ihren Auf- enthalt in Holland bey meinem Bruder nehmen könnten. Doch, ſo viel ich weis, iſt er nicht mehr in den beſten Umſtänden. Jch habe lange keine Nachricht von ihm, und weis nicht, ob er ſich von ſeinem ſtar- ken Bankerotte wieder erholet hat, oder nicht? Der Herr R-- kam unterdeſſen von ver-
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Leben der Schwediſchen
Sie geſtund mir zu gleicher Zeit, daß ſie
von meinem verſtorbenen Gemahle auch
eine Tochter gehabt hätte. Sie wäre mit
ihr in Holland darnieder gekommen, und
hätte ſie bey ihrem Bruder, einem Kauf-
manne im Haag, theils auf ſein Bitten,
theils aus andern Urſachen zurück gelaſ-
ſen; dieſes Kind aber wäre in ſeinem
ſechsten Jahre geſtorben, wie ihr ihr Bru-
der geſchrieben hätte. Jch wollte wün-
ſchen, fuhr ſie fort, daß ſie ihren Auf-
enthalt in Holland bey meinem Bruder
nehmen könnten. Doch, ſo viel ich weis,
iſt er nicht mehr in den beſten Umſtänden.
Jch habe lange keine Nachricht von ihm,
und weis nicht, ob er ſich von ſeinem ſtar-
ken Bankerotte wieder erholet hat, oder
nicht?
Der Herr R-- kam unterdeſſen von
ſeiner vergebenen Reiſe wieder. Es
war Zeit, daß wir uns von einem Orte
weg machten, wo wir länger nicht wohl
ver-
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