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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Leben der Schwedischen
bezeigte Lust zu dem Soldatenstande, und
der Herr R-- war so wenig dawider, daß
er seine Wahl vielmehr billigte. Gesitte-
te und geschickte Leute, sagte er, sind nir-
gends nöthiger und nützlicher, als wo es
viele Ungesittete giebt. Werden sie ein
Soldat, und zeigen sie, daß man uner-
schrocken, tapfer, strenge, und doch auch
weise, vorsichtig und liebreich seyn kann.
So lange sie die Religion und ein gutes
Gewissen haben werden: so lange wer-
den sie den Tod zwar nicht gleichgültig
ansehen; aber doch ohne Entsetzen erwar-
ten, und nie aus Zagheit vermeiden. Die-
ses ist die wahre Tapferkeit. Wir kauf-
ten ihm eine Fähndrichsstelle; und er
gieng zu seinem Regimente ab, welches
nachmals an die Grenze von Holland zu
stehen kam.

Nunmehr kömmt eine von den wunder-
samsten Begebenheiten meines Lebens,
welche mir von Leuten, die den Stand

lieben,

Leben der Schwediſchen
bezeigte Luſt zu dem Soldatenſtande, und
der Herr R-- war ſo wenig dawider, daß
er ſeine Wahl vielmehr billigte. Geſitte-
te und geſchickte Leute, ſagte er, ſind nir-
gends nöthiger und nützlicher, als wo es
viele Ungeſittete giebt. Werden ſie ein
Soldat, und zeigen ſie, daß man uner-
ſchrocken, tapfer, ſtrenge, und doch auch
weiſe, vorſichtig und liebreich ſeyn kann.
So lange ſie die Religion und ein gutes
Gewiſſen haben werden: ſo lange wer-
den ſie den Tod zwar nicht gleichgültig
anſehen; aber doch ohne Entſetzen erwar-
ten, und nie aus Zagheit vermeiden. Die-
ſes iſt die wahre Tapferkeit. Wir kauf-
ten ihm eine Fähndrichsſtelle; und er
gieng zu ſeinem Regimente ab, welches
nachmals an die Grenze von Holland zu
ſtehen kam.

Nunmehr kömmt eine von den wunder-
ſamſten Begebenheiten meines Lebens,
welche mir von Leuten, die den Stand

lieben,
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[68/0068] Leben der Schwediſchen bezeigte Luſt zu dem Soldatenſtande, und der Herr R-- war ſo wenig dawider, daß er ſeine Wahl vielmehr billigte. Geſitte- te und geſchickte Leute, ſagte er, ſind nir- gends nöthiger und nützlicher, als wo es viele Ungeſittete giebt. Werden ſie ein Soldat, und zeigen ſie, daß man uner- ſchrocken, tapfer, ſtrenge, und doch auch weiſe, vorſichtig und liebreich ſeyn kann. So lange ſie die Religion und ein gutes Gewiſſen haben werden: ſo lange wer- den ſie den Tod zwar nicht gleichgültig anſehen; aber doch ohne Entſetzen erwar- ten, und nie aus Zagheit vermeiden. Die- ſes iſt die wahre Tapferkeit. Wir kauf- ten ihm eine Fähndrichsſtelle; und er gieng zu ſeinem Regimente ab, welches nachmals an die Grenze von Holland zu ſtehen kam. Nunmehr kömmt eine von den wunder- ſamſten Begebenheiten meines Lebens, welche mir von Leuten, die den Stand lieben,

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/68>, abgerufen am 24.11.2024.