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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Leben der Schwedischen
einmal entdeckten. Nein, fieng ich an,
wir bringen Marianen auf diese Art um
das Leben. Jst sie die wahre Caroline:
so will ich sie bitten, daß sie mir zu Liebe
auf einige Zeit mit nach Amsterdam rei-
sen soll. Jhr Mann wird ihr dieß Ver-
gnügen nicht abschlagen. Jst sie einmal
in Amsterdam: so wird es Zeit seyn, ihr
das Geheimniß nicht so wohl zu entde-
cken, als es sie nach und nach entdecken
zu lassen. Weis es Mariane: so soll es
Carlson auch erfahren. Er muß sie in
seinem Leben nicht wieder zu sehn bekom-
men. Dieses wird der einzige Trost seyn,
mit dem wir ihm in seinem mitleidenswür-
digen Jrrthume beystehen können. Er
kennt die Religion, und hört die Ver-
nunft. Die Tochter aus dieser unglück-
lichen Ehe will ich erziehen lassen, damit
Mariane den traurigen Beweis einer so
zärtlichen und nunmehr unerlaubten Liebe
nicht vor Augen hat. Jn dieser Berath-
schlagung langten wir bey Carlson an.

Er

Leben der Schwediſchen
einmal entdeckten. Nein, fieng ich an,
wir bringen Marianen auf dieſe Art um
das Leben. Jſt ſie die wahre Caroline:
ſo will ich ſie bitten, daß ſie mir zu Liebe
auf einige Zeit mit nach Amſterdam rei-
ſen ſoll. Jhr Mann wird ihr dieß Ver-
gnügen nicht abſchlagen. Jſt ſie einmal
in Amſterdam: ſo wird es Zeit ſeyn, ihr
das Geheimniß nicht ſo wohl zu entde-
cken, als es ſie nach und nach entdecken
zu laſſen. Weis es Mariane: ſo ſoll es
Carlſon auch erfahren. Er muß ſie in
ſeinem Leben nicht wieder zu ſehn bekom-
men. Dieſes wird der einzige Troſt ſeyn,
mit dem wir ihm in ſeinem mitleidenswür-
digen Jrrthume beyſtehen können. Er
kennt die Religion, und hört die Ver-
nunft. Die Tochter aus dieſer unglück-
lichen Ehe will ich erziehen laſſen, damit
Mariane den traurigen Beweis einer ſo
zärtlichen und nunmehr unerlaubten Liebe
nicht vor Augen hat. Jn dieſer Berath-
ſchlagung langten wir bey Carlſon an.

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[94/0094] Leben der Schwediſchen einmal entdeckten. Nein, fieng ich an, wir bringen Marianen auf dieſe Art um das Leben. Jſt ſie die wahre Caroline: ſo will ich ſie bitten, daß ſie mir zu Liebe auf einige Zeit mit nach Amſterdam rei- ſen ſoll. Jhr Mann wird ihr dieß Ver- gnügen nicht abſchlagen. Jſt ſie einmal in Amſterdam: ſo wird es Zeit ſeyn, ihr das Geheimniß nicht ſo wohl zu entde- cken, als es ſie nach und nach entdecken zu laſſen. Weis es Mariane: ſo ſoll es Carlſon auch erfahren. Er muß ſie in ſeinem Leben nicht wieder zu ſehn bekom- men. Dieſes wird der einzige Troſt ſeyn, mit dem wir ihm in ſeinem mitleidenswür- digen Jrrthume beyſtehen können. Er kennt die Religion, und hört die Ver- nunft. Die Tochter aus dieſer unglück- lichen Ehe will ich erziehen laſſen, damit Mariane den traurigen Beweis einer ſo zärtlichen und nunmehr unerlaubten Liebe nicht vor Augen hat. Jn dieſer Berath- ſchlagung langten wir bey Carlſon an. Er

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/94>, abgerufen am 21.05.2024.