[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Gräfinn von G ** Er trat in die Thüre, indem wir anka-men, und lief uns mit Verwunderung entgegen. Wir heiterten unsere Gesichter so gut auf, als es möglich war, nnd sag- ten ihm, daß Herr Andreas, Caroli- nens Bruder, den wir in dem Haag von seiner Wiederkunft aus Jndien angetrof- fen hätten, die Ursache unserer Zurückkunft wäre. Wer war froher, als er! Wir traten in die Stube zu seiner Mariane. Kaum hatte Andreas Marianen erblickt: so fiel er ihr um den Hals, und schrie mit einem entsetzlichen Tone: Ach das Gott erbarme, sie ist es, sie ist es! Jch un- glücklicher Mann, ich bin an allem Schuld! Dieses war die Erfüllung von dem Vor- satze, bey der Sache behutsam zu gehen. Caroline lief als verzweifelnd zur Thüre hinaus. Mariane wollte sich von dem Andreas los machen; allein er ließ sie nicht aus seinen Armen. Jch hatte nicht so viel Gewalt über mich, daß ich hingehen, und ihn von ihr los reissen konnte. Carl- son
Gräfinn von G ** Er trat in die Thüre, indem wir anka-men, und lief uns mit Verwunderung entgegen. Wir heiterten unſere Geſichter ſo gut auf, als es möglich war, nnd ſag- ten ihm, daß Herr Andreas, Caroli- nens Bruder, den wir in dem Haag von ſeiner Wiederkunft aus Jndien angetrof- fen hätten, die Urſache unſerer Zurückkunft wäre. Wer war froher, als er! Wir traten in die Stube zu ſeiner Mariane. Kaum hatte Andreas Marianen erblickt: ſo fiel er ihr um den Hals, und ſchrie mit einem entſetzlichen Tone: Ach das Gott erbarme, ſie iſt es, ſie iſt es! Jch un- glücklicher Mann, ich bin an allem Schuld! Dieſes war die Erfüllung von dem Vor- ſatze, bey der Sache behutſam zu gehen. Caroline lief als verzweifelnd zur Thüre hinaus. Mariane wollte ſich von dem Andreas los machen; allein er ließ ſie nicht aus ſeinen Armen. Jch hatte nicht ſo viel Gewalt über mich, daß ich hingehen, und ihn von ihr los reiſſen konnte. Carl- ſon
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Gräfinn von G **
Er trat in die Thüre, indem wir anka-
men, und lief uns mit Verwunderung
entgegen. Wir heiterten unſere Geſichter
ſo gut auf, als es möglich war, nnd ſag-
ten ihm, daß Herr Andreas, Caroli-
nens Bruder, den wir in dem Haag von
ſeiner Wiederkunft aus Jndien angetrof-
fen hätten, die Urſache unſerer Zurückkunft
wäre. Wer war froher, als er! Wir
traten in die Stube zu ſeiner Mariane.
Kaum hatte Andreas Marianen erblickt:
ſo fiel er ihr um den Hals, und ſchrie mit
einem entſetzlichen Tone: Ach das Gott
erbarme, ſie iſt es, ſie iſt es! Jch un-
glücklicher Mann, ich bin an allem Schuld!
Dieſes war die Erfüllung von dem Vor-
ſatze, bey der Sache behutſam zu gehen.
Caroline lief als verzweifelnd zur Thüre
hinaus. Mariane wollte ſich von dem
Andreas los machen; allein er ließ ſie
nicht aus ſeinen Armen. Jch hatte nicht
ſo viel Gewalt über mich, daß ich hingehen,
und ihn von ihr los reiſſen konnte. Carl-
ſon
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