[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen son blieb auf einer Stelle stehen, und frag-te hundertmal, was es wäre. Mein Mann wollte es ihm sagen, und kehrte doch bey iedem Worte wieder ein. Mariane kam endlich auf mich zu. Jch sollte ihr entde- cken, was es wäre. Jch fieng an zu re- den, ohne zu wissen was. Jch bat sie um Vergebung. Jch versicherte sie meiner ewigen Freundschaft. Jch umarmte sie. Dieses war es alles. Jndessen kam ihr Mann, und wollte sie aus meinen Armen nehmen. Nein, nein, schrie ich, Mariane ist nicht ihre Frau, Mariane ist ihre Schwe- ster. Jn diesem Augenblicke sank Mari- ane nieder, und ich erwachte darüber, als wie aus einem unruhigen Schlafe. Jch und mein Mann waren am ersten wieder bey uns selbst. Wir brachten Marianen auf ein Bette, und sie erholte sich aus ei- ner Ohnmacht, um in die andre zu fal- len. Jhre Leibesbeschaffenheit trug zu dieser Schwachheit vermuthlich viel bey. Sie war schwanger. Wir brachten sie
Leben der Schwediſchen ſon blieb auf einer Stelle ſtehen, und frag-te hundertmal, was es wäre. Mein Mann wollte es ihm ſagen, und kehrte doch bey iedem Worte wieder ein. Mariane kam endlich auf mich zu. Jch ſollte ihr entde- cken, was es wäre. Jch fieng an zu re- den, ohne zu wiſſen was. Jch bat ſie um Vergebung. Jch verſicherte ſie meiner ewigen Freundſchaft. Jch umarmte ſie. Dieſes war es alles. Jndeſſen kam ihr Mann, und wollte ſie aus meinen Armen nehmen. Nein, nein, ſchrie ich, Mariane iſt nicht ihre Frau, Mariane iſt ihre Schwe- ſter. Jn dieſem Augenblicke ſank Mari- ane nieder, und ich erwachte darüber, als wie aus einem unruhigen Schlafe. Jch und mein Mann waren am erſten wieder bey uns ſelbſt. Wir brachten Marianen auf ein Bette, und ſie erholte ſich aus ei- ner Ohnmacht, um in die andre zu fal- len. Jhre Leibesbeſchaffenheit trug zu dieſer Schwachheit vermuthlich viel bey. Sie war ſchwanger. Wir brachten ſie
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Leben der Schwediſchen
ſon blieb auf einer Stelle ſtehen, und frag-
te hundertmal, was es wäre. Mein Mann
wollte es ihm ſagen, und kehrte doch bey
iedem Worte wieder ein. Mariane kam
endlich auf mich zu. Jch ſollte ihr entde-
cken, was es wäre. Jch fieng an zu re-
den, ohne zu wiſſen was. Jch bat ſie um
Vergebung. Jch verſicherte ſie meiner
ewigen Freundſchaft. Jch umarmte ſie.
Dieſes war es alles. Jndeſſen kam ihr
Mann, und wollte ſie aus meinen Armen
nehmen. Nein, nein, ſchrie ich, Mariane
iſt nicht ihre Frau, Mariane iſt ihre Schwe-
ſter. Jn dieſem Augenblicke ſank Mari-
ane nieder, und ich erwachte darüber, als
wie aus einem unruhigen Schlafe. Jch
und mein Mann waren am erſten wieder
bey uns ſelbſt. Wir brachten Marianen
auf ein Bette, und ſie erholte ſich aus ei-
ner Ohnmacht, um in die andre zu fal-
len. Jhre Leibesbeſchaffenheit trug zu
dieſer Schwachheit vermuthlich viel bey.
Sie war ſchwanger. Wir brachten
ſie
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