Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben der Schwedischen
denn ich sehe doch, daß wir itzt nicht essen können.
Wir thaten es. Jch bin ihr Freund, fieng
Robert endlich an, mehr kann ich ihnen nicht sagen;
ich will es ihnen aber beweisen. Er fuhr nunmehr
dem Prinzen entgegen und bat, daß wir uns bis
zu seiner Zurückkunft in dem Garten aufhalten
sollten. Wir erwarteten ihn daselbst zwischen
Furcht und Hoffnung und waren beynahe ent-
schlossen, ohne seine Erlaubniß wieder zurück zu
kehren. Endlich sahen wir ihn nebst dem Prinzen
in den Garten kommen, und mein ganzes Herz
empörte sich über diesen Anblick. Der Prinz
gieng gerade auf den Grafen zu, der die Augen
niederschlug, und umarmte ihn, nachdem er mir
und Amalien ein Compliment gemacht. Jch
bin ihr Freund, sprach er, wenn ichs auch nicht
immer gewesen bin, und ich wünsche, daß sie der
meinige werden möchten. Wir haben sie alle
für todt gehalten. Jch weis, daß ihnen bey der
Armee zu viel geschehen ist, und es kömmt auf
sie an, was sie für eine Genugthuung fodern
wollen. Keine, antwortete der Graf, als dieje-
nige, die sie mir schon ertheilt haben, nämlich
daß ich unschuldig und der Gnade des Königs
nicht unwerth bin. Sie sind ihrer so werth,
versetzte der Prinz, daß ich ihnen in seinem Na-
men zweyerley zum Voraus verspreche. Wol-
len sie mit nach Schweden und zur Armee zu-
rückkehren: so biete ich ihnen die Stelle eines
Generals an. Dieß wird die beste Ehrenerklä-
rung für das seyn, was ihnen als Obersten
Schuld gegeben worden ist. Wollen sie dieß

nicht:

Leben der Schwediſchen
denn ich ſehe doch, daß wir itzt nicht eſſen koͤnnen.
Wir thaten es. Jch bin ihr Freund, fieng
Robert endlich an, mehr kann ich ihnen nicht ſagen;
ich will es ihnen aber beweiſen. Er fuhr nunmehr
dem Prinzen entgegen und bat, daß wir uns bis
zu ſeiner Zuruͤckkunft in dem Garten aufhalten
ſollten. Wir erwarteten ihn daſelbſt zwiſchen
Furcht und Hoffnung und waren beynahe ent-
ſchloſſen, ohne ſeine Erlaubniß wieder zuruͤck zu
kehren. Endlich ſahen wir ihn nebſt dem Prinzen
in den Garten kommen, und mein ganzes Herz
empoͤrte ſich uͤber dieſen Anblick. Der Prinz
gieng gerade auf den Grafen zu, der die Augen
niederſchlug, und umarmte ihn, nachdem er mir
und Amalien ein Compliment gemacht. Jch
bin ihr Freund, ſprach er, wenn ichs auch nicht
immer geweſen bin, und ich wuͤnſche, daß ſie der
meinige werden moͤchten. Wir haben ſie alle
fuͤr todt gehalten. Jch weis, daß ihnen bey der
Armee zu viel geſchehen iſt, und es koͤmmt auf
ſie an, was ſie fuͤr eine Genugthuung fodern
wollen. Keine, antwortete der Graf, als dieje-
nige, die ſie mir ſchon ertheilt haben, naͤmlich
daß ich unſchuldig und der Gnade des Koͤnigs
nicht unwerth bin. Sie ſind ihrer ſo werth,
verſetzte der Prinz, daß ich ihnen in ſeinem Na-
men zweyerley zum Voraus verſpreche. Wol-
len ſie mit nach Schweden und zur Armee zu-
ruͤckkehren: ſo biete ich ihnen die Stelle eines
Generals an. Dieß wird die beſte Ehrenerklaͤ-
rung fuͤr das ſeyn, was ihnen als Oberſten
Schuld gegeben worden iſt. Wollen ſie dieß

nicht:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0132" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben der Schwedi&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
denn ich &#x017F;ehe doch, daß wir itzt nicht e&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen.<lb/>
Wir thaten es. Jch bin ihr Freund, fieng<lb/>
Robert endlich an, mehr kann ich ihnen nicht &#x017F;agen;<lb/>
ich will es ihnen aber bewei&#x017F;en. Er fuhr nunmehr<lb/>
dem Prinzen entgegen und bat, daß wir uns bis<lb/>
zu &#x017F;einer Zuru&#x0364;ckkunft in dem Garten aufhalten<lb/>
&#x017F;ollten. Wir erwarteten ihn da&#x017F;elb&#x017F;t zwi&#x017F;chen<lb/>
Furcht und Hoffnung und waren beynahe ent-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, ohne &#x017F;eine Erlaubniß wieder zuru&#x0364;ck zu<lb/>
kehren. Endlich &#x017F;ahen wir ihn neb&#x017F;t dem Prinzen<lb/>
in den Garten kommen, und mein ganzes Herz<lb/>
empo&#x0364;rte &#x017F;ich u&#x0364;ber die&#x017F;en Anblick. Der Prinz<lb/>
gieng gerade auf den Grafen zu, der die Augen<lb/>
nieder&#x017F;chlug, und umarmte ihn, nachdem er mir<lb/>
und Amalien ein Compliment gemacht. Jch<lb/>
bin ihr Freund, &#x017F;prach er, wenn ichs auch nicht<lb/>
immer gewe&#x017F;en bin, und ich wu&#x0364;n&#x017F;che, daß &#x017F;ie der<lb/>
meinige werden mo&#x0364;chten. Wir haben &#x017F;ie alle<lb/>
fu&#x0364;r todt gehalten. Jch weis, daß ihnen bey der<lb/>
Armee zu viel ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, und es ko&#x0364;mmt auf<lb/>
&#x017F;ie an, was &#x017F;ie fu&#x0364;r eine Genugthuung fodern<lb/>
wollen. Keine, antwortete der Graf, als dieje-<lb/>
nige, die &#x017F;ie mir &#x017F;chon ertheilt haben, na&#x0364;mlich<lb/>
daß ich un&#x017F;chuldig und der Gnade des Ko&#x0364;nigs<lb/>
nicht unwerth bin. Sie &#x017F;ind ihrer &#x017F;o werth,<lb/>
ver&#x017F;etzte der Prinz, daß ich ihnen in &#x017F;einem Na-<lb/>
men zweyerley zum Voraus ver&#x017F;preche. Wol-<lb/>
len &#x017F;ie mit nach Schweden und zur Armee zu-<lb/>
ru&#x0364;ckkehren: &#x017F;o biete ich ihnen die Stelle eines<lb/>
Generals an. Dieß wird die be&#x017F;te Ehrenerkla&#x0364;-<lb/>
rung fu&#x0364;r das &#x017F;eyn, was ihnen als Ober&#x017F;ten<lb/>
Schuld gegeben worden i&#x017F;t. Wollen &#x017F;ie dieß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht:</fw><lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0132] Leben der Schwediſchen denn ich ſehe doch, daß wir itzt nicht eſſen koͤnnen. Wir thaten es. Jch bin ihr Freund, fieng Robert endlich an, mehr kann ich ihnen nicht ſagen; ich will es ihnen aber beweiſen. Er fuhr nunmehr dem Prinzen entgegen und bat, daß wir uns bis zu ſeiner Zuruͤckkunft in dem Garten aufhalten ſollten. Wir erwarteten ihn daſelbſt zwiſchen Furcht und Hoffnung und waren beynahe ent- ſchloſſen, ohne ſeine Erlaubniß wieder zuruͤck zu kehren. Endlich ſahen wir ihn nebſt dem Prinzen in den Garten kommen, und mein ganzes Herz empoͤrte ſich uͤber dieſen Anblick. Der Prinz gieng gerade auf den Grafen zu, der die Augen niederſchlug, und umarmte ihn, nachdem er mir und Amalien ein Compliment gemacht. Jch bin ihr Freund, ſprach er, wenn ichs auch nicht immer geweſen bin, und ich wuͤnſche, daß ſie der meinige werden moͤchten. Wir haben ſie alle fuͤr todt gehalten. Jch weis, daß ihnen bey der Armee zu viel geſchehen iſt, und es koͤmmt auf ſie an, was ſie fuͤr eine Genugthuung fodern wollen. Keine, antwortete der Graf, als dieje- nige, die ſie mir ſchon ertheilt haben, naͤmlich daß ich unſchuldig und der Gnade des Koͤnigs nicht unwerth bin. Sie ſind ihrer ſo werth, verſetzte der Prinz, daß ich ihnen in ſeinem Na- men zweyerley zum Voraus verſpreche. Wol- len ſie mit nach Schweden und zur Armee zu- ruͤckkehren: ſo biete ich ihnen die Stelle eines Generals an. Dieß wird die beſte Ehrenerklaͤ- rung fuͤr das ſeyn, was ihnen als Oberſten Schuld gegeben worden iſt. Wollen ſie dieß nicht:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/132
Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/132>, abgerufen am 21.11.2024.