George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.Du singst das lied der summenden gemarken Das sanfte lied vor einer thür am abend Und lehrest dulden wie die einfach starken In lächeln jede thräne scheu begrabend: Die vögel fliehen vor den herben schlehen Die falter bergen sich in sturmestoben Sie funkeln wieder auf so er verstoben -- Und wer hat jemals blumen weinen sehen? Die silberbüschel die das gras verbrämen Und eine tageskerze die uns nickt Erkennen uns und forschen ob wir kämen Von einem gütigeren stern geschickt Die reiser streichen über unsre scheitel Lasst sie vereinen was die furcht noch trennt Und alle frage sei der lippe eitel Die brennend einer fremden sich bekennt Nun sorgen wir dass uns kein los mehr dräue Wenn eins des andren heisses leben trinkt Und schauen einig in die sommerbläue Die freundlich uns aus heller welle winkt · · Gemahnt dich noch das schöne bildnis dessen Der nach den schluchten-rosen kühn gehascht Der über seiner jagd den tag vergessen Der von der dolden vollem seim genascht Du singst das lied der summenden gemarken Das sanfte lied vor einer thür am abend Und lehrest dulden wie die einfach starken In lächeln jede thräne scheu begrabend: Die vögel fliehen vor den herben schlehen Die falter bergen sich in sturmestoben Sie funkeln wieder auf so er verstoben — Und wer hat jemals blumen weinen sehen? Die silberbüschel die das gras verbrämen Und eine tageskerze die uns nickt Erkennen uns und forschen ob wir kämen Von einem gütigeren stern geschickt Die reiser streichen über unsre scheitel Lasst sie vereinen was die furcht noch trennt Und alle frage sei der lippe eitel Die brennend einer fremden sich bekennt Nun sorgen wir dass uns kein los mehr dräue Wenn eins des andren heisses leben trinkt Und schauen einig in die sommerbläue Die freundlich uns aus heller welle winkt · · Gemahnt dich noch das schöne bildnis dessen Der nach den schluchten-rosen kühn gehascht Der über seiner jagd den tag vergessen Der von der dolden vollem seim genascht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0023"/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>u singst das lied der summenden gemarken</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>as sanfte lied vor einer thür am abend</l><lb/> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd lehrest dulden wie die einfach starken</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>n lächeln jede thräne scheu begrabend:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie vögel fliehen vor den herben schlehen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>ie falter bergen sich in sturmestoben</l><lb/> <l><hi rendition="#red">S</hi>ie funkeln wieder auf so er verstoben —</l><lb/> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd wer hat jemals blumen weinen sehen?</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">D</hi>ie silberbüschel die das gras verbrämen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd eine tageskerze die uns nickt</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">E</hi>rkennen uns und forschen ob wir kämen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">V</hi>on einem gütigeren stern geschickt</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#red">D</hi>ie reiser streichen über unsre scheitel</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">L</hi>asst sie vereinen was die furcht noch trennt</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd alle frage sei der lippe eitel</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie brennend einer fremden sich bekennt</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#red">N</hi>un sorgen wir dass uns kein los mehr dräue</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">W</hi>enn eins des andren heisses leben trinkt</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd schauen einig in die sommerbläue</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie freundlich uns aus heller welle winkt · ·</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#blue #in">G</hi>emahnt dich noch das schöne bildnis dessen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>er nach den schluchten-rosen kühn gehascht</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>er über seiner jagd den tag vergessen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>er von der dolden vollem seim genascht</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0023]
Du singst das lied der summenden gemarken
Das sanfte lied vor einer thür am abend
Und lehrest dulden wie die einfach starken
In lächeln jede thräne scheu begrabend:
Die vögel fliehen vor den herben schlehen
Die falter bergen sich in sturmestoben
Sie funkeln wieder auf so er verstoben —
Und wer hat jemals blumen weinen sehen?
Die silberbüschel die das gras verbrämen
Und eine tageskerze die uns nickt
Erkennen uns und forschen ob wir kämen
Von einem gütigeren stern geschickt
Die reiser streichen über unsre scheitel
Lasst sie vereinen was die furcht noch trennt
Und alle frage sei der lippe eitel
Die brennend einer fremden sich bekennt
Nun sorgen wir dass uns kein los mehr dräue
Wenn eins des andren heisses leben trinkt
Und schauen einig in die sommerbläue
Die freundlich uns aus heller welle winkt · ·
Gemahnt dich noch das schöne bildnis dessen
Der nach den schluchten-rosen kühn gehascht
Der über seiner jagd den tag vergessen
Der von der dolden vollem seim genascht
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