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George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.

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Du streichest zürnend über deine locken
Da ich dich heute schon so ruhig finde
Ich klage fast: sind meine thränen trocken
Die thränen fern von Lilia dem kinde?

Der raum mit sammetblumigen tapeten
So waren sie zur zeit der ahnin mode --
An meinem arme bist du eingetreten
Nun reden wir vom guten tode
Die starren eisesranken an den scheiben
Entrücken uns den welten wo wir gingen
Des herdes flammen zuckend sich umschlingen
Vor ihnen lass uns eine weile bleiben
So glaubst du fest dass auch das spiel der musen
Ihn den sie liebten niemals wieder freue --
Und ist das reiche licht in deinem busen
Auch ganz erloschen? sag es mir in treue!

Es lacht in dem steigenden jahr dir
Der duft aus dem garten noch leis
Flicht in dem flatternden haar dir
Eppich und ehrenpreis
Die wehende saat ist wie gold noch
Vielleicht nicht so hoch mehr und reich
Rosen begrüssen dich hold noch
Ward auch ihr glanz etwas bleich

Du streichest zürnend über deine locken
Da ich dich heute schon so ruhig finde
Ich klage fast: sind meine thränen trocken
Die thränen fern von Lilia dem kinde?

Der raum mit sammetblumigen tapeten
So waren sie zur zeit der ahnin mode —
An meinem arme bist du eingetreten
Nun reden wir vom guten tode
Die starren eisesranken an den scheiben
Entrücken uns den welten wo wir gingen
Des herdes flammen zuckend sich umschlingen
Vor ihnen lass uns eine weile bleiben
So glaubst du fest dass auch das spiel der musen
Ihn den sie liebten niemals wieder freue —
Und ist das reiche licht in deinem busen
Auch ganz erloschen? sag es mir in treue!

Es lacht in dem steigenden jahr dir
Der duft aus dem garten noch leis
Flicht in dem flatternden haar dir
Eppich und ehrenpreis
Die wehende saat ist wie gold noch
Vielleicht nicht so hoch mehr und reich
Rosen begrüssen dich hold noch
Ward auch ihr glanz etwas bleich

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[0042] Du streichest zürnend über deine locken Da ich dich heute schon so ruhig finde Ich klage fast: sind meine thränen trocken Die thränen fern von Lilia dem kinde? Der raum mit sammetblumigen tapeten So waren sie zur zeit der ahnin mode — An meinem arme bist du eingetreten Nun reden wir vom guten tode Die starren eisesranken an den scheiben Entrücken uns den welten wo wir gingen Des herdes flammen zuckend sich umschlingen Vor ihnen lass uns eine weile bleiben So glaubst du fest dass auch das spiel der musen Ihn den sie liebten niemals wieder freue — Und ist das reiche licht in deinem busen Auch ganz erloschen? sag es mir in treue! Es lacht in dem steigenden jahr dir Der duft aus dem garten noch leis Flicht in dem flatternden haar dir Eppich und ehrenpreis Die wehende saat ist wie gold noch Vielleicht nicht so hoch mehr und reich Rosen begrüssen dich hold noch Ward auch ihr glanz etwas bleich

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Zitationshilfe: George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/42>, abgerufen am 21.11.2024.