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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Zweiter Abschnitt. Die verschiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.

Es mag nicht zum geringsten Theile der gewaltige finanzielle
Erfolg sein, den Whitehead hatte, welcher namentlich amerikanische
Erfinder zu unausgesetzter Thätigkeit anspornt.

So giebt es denn unzählige Projekte von Torpedos, welche aber
mit Ausnahme der Wurf- und Raketentorpedos sämmtlich an zu
großer Komplizirtheit leiden. Nur die beiden schon genannten
Systeme können als einfache oder doch einfachere bezeichnet werden.
Läßt man aber diese Hauptanforderung an eine Kriegswaffe außer
Betracht, so ist es bei dem Stande und dem Fortschreiten der heutigen
Technik nicht schwer, jede andere Anforderung zu erfüllen. Es soll
daher nachstehend nur eine allgemeine Beschreibung der Prinzipien
folgen, nach denen die sonstigen Torpedos hergestellt sind. Diese
Torpedos lassen sich gruppiren in Wurf-, Raketen-, lenkbare
und automobile Torpedos.

Unter Wurftorpedos versteht man nichts Anderes als eine
Art von Unterwassergeschoß im Sinne der Artillerie.

Es handelt sich hierbei hauptsächlich um den Ericsontorpedo,
eine Waffe, deren Förderung in den Händen einer nordamerikanischen
Privatgesellschaft liegt. Der Torpedo hat die äußere Gestalt des
Whiteheadtorpedos, ist aber schlanker gehalten. Dieses Geschoß wird
einfach aus dem Lanzirrohre hinausgeschossen. Zwar ist der Gedanke
einfach genug, und der Vorwurf der Komplizirtheit kann dieser Waffe
nicht gemacht werden, der Nachtheil liegt aber in der rapiden

[Abbildung] Fig. 24.
[Abbildung] Geschwindigkeitsabnahme des Geschosses. So hat dasselbe beispiels-
weise auf einer Entfernung von 30 m vor der Mündung des
Lanzirrohres die höchst achtbare Geschwindigkeit von 60 m pro

Zweiter Abſchnitt. Die verſchiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.

Es mag nicht zum geringſten Theile der gewaltige finanzielle
Erfolg ſein, den Whitehead hatte, welcher namentlich amerikaniſche
Erfinder zu unausgeſetzter Thätigkeit anſpornt.

So giebt es denn unzählige Projekte von Torpedos, welche aber
mit Ausnahme der Wurf- und Raketentorpedos ſämmtlich an zu
großer Komplizirtheit leiden. Nur die beiden ſchon genannten
Syſteme können als einfache oder doch einfachere bezeichnet werden.
Läßt man aber dieſe Hauptanforderung an eine Kriegswaffe außer
Betracht, ſo iſt es bei dem Stande und dem Fortſchreiten der heutigen
Technik nicht ſchwer, jede andere Anforderung zu erfüllen. Es ſoll
daher nachſtehend nur eine allgemeine Beſchreibung der Prinzipien
folgen, nach denen die ſonſtigen Torpedos hergeſtellt ſind. Dieſe
Torpedos laſſen ſich gruppiren in Wurf-, Raketen-, lenkbare
und automobile Torpedos.

Unter Wurftorpedos verſteht man nichts Anderes als eine
Art von Unterwaſſergeſchoß im Sinne der Artillerie.

Es handelt ſich hierbei hauptſächlich um den Ericſontorpedo,
eine Waffe, deren Förderung in den Händen einer nordamerikaniſchen
Privatgeſellſchaft liegt. Der Torpedo hat die äußere Geſtalt des
Whiteheadtorpedos, iſt aber ſchlanker gehalten. Dieſes Geſchoß wird
einfach aus dem Lanzirrohre hinausgeſchoſſen. Zwar iſt der Gedanke
einfach genug, und der Vorwurf der Komplizirtheit kann dieſer Waffe
nicht gemacht werden, der Nachtheil liegt aber in der rapiden

[Abbildung] Fig. 24.
[Abbildung] Geſchwindigkeitsabnahme des Geſchoſſes. So hat daſſelbe beiſpiels-
weiſe auf einer Entfernung von 30 m vor der Mündung des
Lanzirrohres die höchſt achtbare Geſchwindigkeit von 60 m pro

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[46/0060] Zweiter Abſchnitt. Die verſchiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos. Es mag nicht zum geringſten Theile der gewaltige finanzielle Erfolg ſein, den Whitehead hatte, welcher namentlich amerikaniſche Erfinder zu unausgeſetzter Thätigkeit anſpornt. So giebt es denn unzählige Projekte von Torpedos, welche aber mit Ausnahme der Wurf- und Raketentorpedos ſämmtlich an zu großer Komplizirtheit leiden. Nur die beiden ſchon genannten Syſteme können als einfache oder doch einfachere bezeichnet werden. Läßt man aber dieſe Hauptanforderung an eine Kriegswaffe außer Betracht, ſo iſt es bei dem Stande und dem Fortſchreiten der heutigen Technik nicht ſchwer, jede andere Anforderung zu erfüllen. Es ſoll daher nachſtehend nur eine allgemeine Beſchreibung der Prinzipien folgen, nach denen die ſonſtigen Torpedos hergeſtellt ſind. Dieſe Torpedos laſſen ſich gruppiren in Wurf-, Raketen-, lenkbare und automobile Torpedos. Unter Wurftorpedos verſteht man nichts Anderes als eine Art von Unterwaſſergeſchoß im Sinne der Artillerie. Es handelt ſich hierbei hauptſächlich um den Ericſontorpedo, eine Waffe, deren Förderung in den Händen einer nordamerikaniſchen Privatgeſellſchaft liegt. Der Torpedo hat die äußere Geſtalt des Whiteheadtorpedos, iſt aber ſchlanker gehalten. Dieſes Geſchoß wird einfach aus dem Lanzirrohre hinausgeſchoſſen. Zwar iſt der Gedanke einfach genug, und der Vorwurf der Komplizirtheit kann dieſer Waffe nicht gemacht werden, der Nachtheil liegt aber in der rapiden [Abbildung Fig. 24.] [Abbildung] Geſchwindigkeitsabnahme des Geſchoſſes. So hat daſſelbe beiſpiels- weiſe auf einer Entfernung von 30 m vor der Mündung des Lanzirrohres die höchſt achtbare Geſchwindigkeit von 60 m pro

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/60>, abgerufen am 28.11.2024.