Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

6. Kapitel. Sonstige Torpedos.
Station zurückgesteuert werden. Hier wäre mithin größte Vorsicht
beim gleichzeitigen Gebrauch zweier oder mehrerer Torpedos geboten.

Es bleibt mithin nur die Anwendung eines Torpedos zur Zeit
zulässig.

Da aber ein nicht treffender Torpedo die ganze Batterie außer
Thätigkeit setzen oder doch ihren Wirkungskreis stark beeinträchtigen
könnte, so wäre es zum Mindesten sehr unsparsam, überhaupt mehr
als einen Torpedo an einem Orte aufzustellen.

Ist aber nur ein Torpedo vorhanden, und erfüllt dieser eine
Torpedo auch wirklich seinen Zweck an einem Schiffe, so ist ja die
Bahn für weitere Schiffe wieder frei.

Es sind aber nicht diese Nachtheile, welche die lenkbaren Torpedos
kriegsunbrauchbar erscheinen lassen. Man erreicht den Zweck ein-
facher, billiger und besser auf anderem Wege, und es wäre nicht zu
verwundern, wenn die englische Armee *) den Brennantorpedo, welchen
sie mit einem Kostenaufwande von über 150000 Pfund Sterling
eingeführt hat, wieder fallen läßt.

In Fig. 26 sind der Sims-Edison- und der Nordenfeld-
torpedo
dargestellt. Ersterer besteht aus dem Schwimmer und
dem eigentlichen Torpedo. Der Schwimmer ist ein aus Kupfer
hergestelltes, leichtes, kleines Boot, dazu bestimmt, den Torpedo zu
tragen. Auf dem Deck des Bootes sind zwei mit Flaggen oder
Bällen versehene Stützen angebracht, welche über Wasser ragen und
als Visir dienen. Damit der Torpedo unter leichteren Hindernissen
durchschlüpfen kann, sind diese beiden Visire mit Scharnieren ver-
sehen, so daß sie nach hinten umklappen und sich dann wieder auf-
richten können. Demselben Zwecke des Durchschlüpfens dient die
schräge vordere Verbindung des Schwimmers mit dem Torpedo.
Letzterer enthält die Sprengladung s, die Kabelkammer K und die
Maschinenkammer M.

Das Kabel enthält zwei isolirte Leitungen, von denen die innere
zum Steuermotor, die äußere zum Maschinenmotor führt. Das
Kabel wickelt sich ab und läuft unten aus einem Rohre am Torpedo
aus; es ist je nach der Größe des Torpedos bis 3600 m lang.
Die Maschine ist von Edison konstruirt. Die Zündung der Spreng-

*) Der Brennantorpedo wird nicht von der englischen Marine, sondern
von der Armee (Royal Engineers) bedient.
H. Gercke, Die Torpedowaffe. 4

6. Kapitel. Sonſtige Torpedos.
Station zurückgeſteuert werden. Hier wäre mithin größte Vorſicht
beim gleichzeitigen Gebrauch zweier oder mehrerer Torpedos geboten.

Es bleibt mithin nur die Anwendung eines Torpedos zur Zeit
zuläſſig.

Da aber ein nicht treffender Torpedo die ganze Batterie außer
Thätigkeit ſetzen oder doch ihren Wirkungskreis ſtark beeinträchtigen
könnte, ſo wäre es zum Mindeſten ſehr unſparſam, überhaupt mehr
als einen Torpedo an einem Orte aufzuſtellen.

Iſt aber nur ein Torpedo vorhanden, und erfüllt dieſer eine
Torpedo auch wirklich ſeinen Zweck an einem Schiffe, ſo iſt ja die
Bahn für weitere Schiffe wieder frei.

Es ſind aber nicht dieſe Nachtheile, welche die lenkbaren Torpedos
kriegsunbrauchbar erſcheinen laſſen. Man erreicht den Zweck ein-
facher, billiger und beſſer auf anderem Wege, und es wäre nicht zu
verwundern, wenn die engliſche Armee *) den Brennantorpedo, welchen
ſie mit einem Koſtenaufwande von über 150000 Pfund Sterling
eingeführt hat, wieder fallen läßt.

In Fig. 26 ſind der Sims-Ediſon- und der Nordenfeld-
torpedo
dargeſtellt. Erſterer beſteht aus dem Schwimmer und
dem eigentlichen Torpedo. Der Schwimmer iſt ein aus Kupfer
hergeſtelltes, leichtes, kleines Boot, dazu beſtimmt, den Torpedo zu
tragen. Auf dem Deck des Bootes ſind zwei mit Flaggen oder
Bällen verſehene Stützen angebracht, welche über Waſſer ragen und
als Viſir dienen. Damit der Torpedo unter leichteren Hinderniſſen
durchſchlüpfen kann, ſind dieſe beiden Viſire mit Scharnieren ver-
ſehen, ſo daß ſie nach hinten umklappen und ſich dann wieder auf-
richten können. Demſelben Zwecke des Durchſchlüpfens dient die
ſchräge vordere Verbindung des Schwimmers mit dem Torpedo.
Letzterer enthält die Sprengladung s, die Kabelkammer K und die
Maſchinenkammer M.

Das Kabel enthält zwei iſolirte Leitungen, von denen die innere
zum Steuermotor, die äußere zum Maſchinenmotor führt. Das
Kabel wickelt ſich ab und läuft unten aus einem Rohre am Torpedo
aus; es iſt je nach der Größe des Torpedos bis 3600 m lang.
Die Maſchine iſt von Ediſon konſtruirt. Die Zündung der Spreng-

*) Der Brennantorpedo wird nicht von der engliſchen Marine, ſondern
von der Armee (Royal Engineers) bedient.
H. Gercke, Die Torpedowaffe. 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0063" n="49"/><fw place="top" type="header">6. Kapitel. Son&#x017F;tige Torpedos.</fw><lb/>
Station zurückge&#x017F;teuert werden. Hier wäre mithin größte Vor&#x017F;icht<lb/>
beim gleichzeitigen Gebrauch zweier oder mehrerer Torpedos geboten.</p><lb/>
          <p>Es bleibt mithin nur die Anwendung eines Torpedos zur Zeit<lb/>
zulä&#x017F;&#x017F;ig.</p><lb/>
          <p>Da aber ein <hi rendition="#g">nicht</hi> treffender Torpedo die ganze Batterie außer<lb/>
Thätigkeit &#x017F;etzen oder doch ihren Wirkungskreis &#x017F;tark beeinträchtigen<lb/>
könnte, &#x017F;o wäre es zum Minde&#x017F;ten &#x017F;ehr un&#x017F;par&#x017F;am, überhaupt mehr<lb/>
als einen Torpedo an einem Orte aufzu&#x017F;tellen.</p><lb/>
          <p>I&#x017F;t aber nur ein Torpedo vorhanden, und erfüllt die&#x017F;er eine<lb/>
Torpedo auch wirklich &#x017F;einen Zweck an einem Schiffe, &#x017F;o i&#x017F;t ja die<lb/>
Bahn für weitere Schiffe wieder frei.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;ind aber nicht die&#x017F;e Nachtheile, welche die lenkbaren Torpedos<lb/>
kriegsunbrauchbar er&#x017F;cheinen la&#x017F;&#x017F;en. Man erreicht den Zweck ein-<lb/>
facher, billiger und be&#x017F;&#x017F;er auf anderem Wege, und es wäre nicht zu<lb/>
verwundern, wenn die engli&#x017F;che Armee <note place="foot" n="*)">Der Brennantorpedo wird nicht von der engli&#x017F;chen Marine, &#x017F;ondern<lb/>
von der Armee (<hi rendition="#aq">Royal Engineers</hi>) bedient.</note> den Brennantorpedo, welchen<lb/>
&#x017F;ie mit einem Ko&#x017F;tenaufwande von über 150000 Pfund Sterling<lb/>
eingeführt hat, wieder fallen läßt.</p><lb/>
          <p>In Fig. 26 &#x017F;ind der <hi rendition="#g">Sims-Edi&#x017F;on-</hi> und der <hi rendition="#g">Nordenfeld-<lb/>
torpedo</hi> darge&#x017F;tellt. Er&#x017F;terer be&#x017F;teht aus dem Schwimmer und<lb/>
dem eigentlichen Torpedo. Der Schwimmer i&#x017F;t ein aus Kupfer<lb/>
herge&#x017F;telltes, leichtes, kleines Boot, dazu be&#x017F;timmt, den Torpedo zu<lb/>
tragen. Auf dem Deck des Bootes &#x017F;ind zwei mit Flaggen oder<lb/>
Bällen ver&#x017F;ehene Stützen angebracht, welche über Wa&#x017F;&#x017F;er ragen und<lb/>
als Vi&#x017F;ir dienen. Damit der Torpedo unter leichteren Hinderni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
durch&#x017F;chlüpfen kann, &#x017F;ind die&#x017F;e beiden Vi&#x017F;ire mit Scharnieren ver-<lb/>
&#x017F;ehen, &#x017F;o daß &#x017F;ie nach hinten umklappen und &#x017F;ich dann wieder auf-<lb/>
richten können. Dem&#x017F;elben Zwecke des Durch&#x017F;chlüpfens dient die<lb/>
&#x017F;chräge vordere Verbindung des Schwimmers mit dem Torpedo.<lb/>
Letzterer enthält die Sprengladung <hi rendition="#aq">s,</hi> die Kabelkammer <hi rendition="#aq">K</hi> und die<lb/>
Ma&#x017F;chinenkammer <hi rendition="#aq">M</hi>.</p><lb/>
          <p>Das Kabel enthält zwei i&#x017F;olirte Leitungen, von denen die innere<lb/>
zum Steuermotor, die äußere zum Ma&#x017F;chinenmotor führt. Das<lb/>
Kabel wickelt &#x017F;ich ab und läuft unten aus einem Rohre am Torpedo<lb/>
aus; es i&#x017F;t je nach der Größe des Torpedos bis 3600 <hi rendition="#aq">m</hi> lang.<lb/>
Die Ma&#x017F;chine i&#x017F;t von Edi&#x017F;on kon&#x017F;truirt. Die Zündung der Spreng-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H. <hi rendition="#g">Gercke</hi>, Die Torpedowaffe. 4</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0063] 6. Kapitel. Sonſtige Torpedos. Station zurückgeſteuert werden. Hier wäre mithin größte Vorſicht beim gleichzeitigen Gebrauch zweier oder mehrerer Torpedos geboten. Es bleibt mithin nur die Anwendung eines Torpedos zur Zeit zuläſſig. Da aber ein nicht treffender Torpedo die ganze Batterie außer Thätigkeit ſetzen oder doch ihren Wirkungskreis ſtark beeinträchtigen könnte, ſo wäre es zum Mindeſten ſehr unſparſam, überhaupt mehr als einen Torpedo an einem Orte aufzuſtellen. Iſt aber nur ein Torpedo vorhanden, und erfüllt dieſer eine Torpedo auch wirklich ſeinen Zweck an einem Schiffe, ſo iſt ja die Bahn für weitere Schiffe wieder frei. Es ſind aber nicht dieſe Nachtheile, welche die lenkbaren Torpedos kriegsunbrauchbar erſcheinen laſſen. Man erreicht den Zweck ein- facher, billiger und beſſer auf anderem Wege, und es wäre nicht zu verwundern, wenn die engliſche Armee *) den Brennantorpedo, welchen ſie mit einem Koſtenaufwande von über 150000 Pfund Sterling eingeführt hat, wieder fallen läßt. In Fig. 26 ſind der Sims-Ediſon- und der Nordenfeld- torpedo dargeſtellt. Erſterer beſteht aus dem Schwimmer und dem eigentlichen Torpedo. Der Schwimmer iſt ein aus Kupfer hergeſtelltes, leichtes, kleines Boot, dazu beſtimmt, den Torpedo zu tragen. Auf dem Deck des Bootes ſind zwei mit Flaggen oder Bällen verſehene Stützen angebracht, welche über Waſſer ragen und als Viſir dienen. Damit der Torpedo unter leichteren Hinderniſſen durchſchlüpfen kann, ſind dieſe beiden Viſire mit Scharnieren ver- ſehen, ſo daß ſie nach hinten umklappen und ſich dann wieder auf- richten können. Demſelben Zwecke des Durchſchlüpfens dient die ſchräge vordere Verbindung des Schwimmers mit dem Torpedo. Letzterer enthält die Sprengladung s, die Kabelkammer K und die Maſchinenkammer M. Das Kabel enthält zwei iſolirte Leitungen, von denen die innere zum Steuermotor, die äußere zum Maſchinenmotor führt. Das Kabel wickelt ſich ab und läuft unten aus einem Rohre am Torpedo aus; es iſt je nach der Größe des Torpedos bis 3600 m lang. Die Maſchine iſt von Ediſon konſtruirt. Die Zündung der Spreng- *) Der Brennantorpedo wird nicht von der engliſchen Marine, ſondern von der Armee (Royal Engineers) bedient. H. Gercke, Die Torpedowaffe. 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/63
Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/63>, abgerufen am 18.05.2024.