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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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aber gestorben 37,437 (Beechey 1, 370). -- Als nun später die Missionen durch die politischen Verhältnisse Californiens verfielen, wurde das Loos der Eingeborenen noch schlimmer. Sklavenjagden oder auch geradezu Menschenhetzen begannen, man schoss sie nieder, ohne Unterschied des Alters und Geschlechtes, wo man sie traf. Ein spanischer General hatte (nach Wilkes) Californier zu Soldaten einexercirt; als sie sich aber sehr brauchbar zeigten, bekam er Furcht vor ihnen und liess sie alle niederschiessen (Waitz 2, 244-51).

Am allerärgsten aber haben die Weissen in den kultivirten Gegenden Amerikas gehaust, welche sie zuerst vom ganzen Continente kennen lernten. Die Eroberung von Mexiko kostete, wie ein Spanier (Clavigero bei Waitz 1, 189-90) angibt, mehr Menschen, als während der ganzen Dauer des mexikanischen Reiches den Göttern geopfert sind; wenn auch die Behauptung desselben Schriftstellers, die Bevölkerung des Landes sei durch die Eroberung bis auf ein Zehntel gesunken, von Waitz (4, 190) mit Recht als übertrieben angesehen werden mag. Aber Gomara selbst, der für Cortez schreibt, berichtet, dass weder Weiber noch Kinder von den Spaniern geschont seien (Waitz 4, 186); und doch war Cortez noch derjenige, welcher wenigstens ohne unnöthige Grausamkeit verfuhr, während seine Nachfolger geradezu unmenschlich hausten. Doch auch Cortez vertheilte, trotzdem es ihm hart erschien, die Mexikaner unter die spanischen Eroberer als Knechte und der höchste Adel sowohl wie gemeines Volk mussten ihren Enkomenderos die härteste Arbeit thun, unter der sie, überhaupt nicht an strenge Arbeit, am allerwenigsten aber an so ganz unmenschliche Ueberbürdung gewöhnt, massenweis erlagen. Widerspenstige oder wer, gleichviel aus welchem Grunde, den Tribut nicht zahlte, wurden als Sklaven verkauft. Dieser Tribut aber war enorm und wurde mit der grössten Strenge, sehr häufig auch mit den ärgsten Betrügereien und Erpressungen beigetrieben. Viele tödteten sich nun aus Verzweiflung, andere verabredeten sich, keine Kinder mehr zu erzeugen oder künstlichen Abortus zu bewirken, um wenigstens ihre Nachkommen von diesem ganz unerträglichen Elend, das noch durch jene fürchterlichen eingeschleppten Krankheiten furchtbar erhöht wurde, zu bewahren. Bei der Eroberung waren die Wasserleitungen mit zerstört und dadurch erhob sich neues Elend: denn ein grosser Theil des Landes ward dadurch zur Wüste (Waitz 4, 187). Das Christenthum, das übrigens sobald es sich der Eingeborenen annahm, von den spanischen Machthabern aufs Heftigste angefeindet wurde, kam nun auch und mit ihm die Inquisition, die gar nicht selten 100 Ketzer auf einmal verbrennen liess (4, 189) -- kurz, es ergoss sich auf die unglücklichen Menschen ein so grimmiges Elend, wie vielleicht kein Volk sonst hat aushalten müssen, und es ist kein Wunder, wenn auch hier die Eingeborenen vor dem "Hauche der Kultur" schaarenweis starben; ein

aber gestorben 37,437 (Beechey 1, 370). — Als nun später die Missionen durch die politischen Verhältnisse Californiens verfielen, wurde das Loos der Eingeborenen noch schlimmer. Sklavenjagden oder auch geradezu Menschenhetzen begannen, man schoss sie nieder, ohne Unterschied des Alters und Geschlechtes, wo man sie traf. Ein spanischer General hatte (nach Wilkes) Californier zu Soldaten einexercirt; als sie sich aber sehr brauchbar zeigten, bekam er Furcht vor ihnen und liess sie alle niederschiessen (Waitz 2, 244-51).

Am allerärgsten aber haben die Weissen in den kultivirten Gegenden Amerikas gehaust, welche sie zuerst vom ganzen Continente kennen lernten. Die Eroberung von Mexiko kostete, wie ein Spanier (Clavigero bei Waitz 1, 189-90) angibt, mehr Menschen, als während der ganzen Dauer des mexikanischen Reiches den Göttern geopfert sind; wenn auch die Behauptung desselben Schriftstellers, die Bevölkerung des Landes sei durch die Eroberung bis auf ein Zehntel gesunken, von Waitz (4, 190) mit Recht als übertrieben angesehen werden mag. Aber Gomara selbst, der für Cortez schreibt, berichtet, dass weder Weiber noch Kinder von den Spaniern geschont seien (Waitz 4, 186); und doch war Cortez noch derjenige, welcher wenigstens ohne unnöthige Grausamkeit verfuhr, während seine Nachfolger geradezu unmenschlich hausten. Doch auch Cortez vertheilte, trotzdem es ihm hart erschien, die Mexikaner unter die spanischen Eroberer als Knechte und der höchste Adel sowohl wie gemeines Volk mussten ihren Enkomenderos die härteste Arbeit thun, unter der sie, überhaupt nicht an strenge Arbeit, am allerwenigsten aber an so ganz unmenschliche Ueberbürdung gewöhnt, massenweis erlagen. Widerspenstige oder wer, gleichviel aus welchem Grunde, den Tribut nicht zahlte, wurden als Sklaven verkauft. Dieser Tribut aber war enorm und wurde mit der grössten Strenge, sehr häufig auch mit den ärgsten Betrügereien und Erpressungen beigetrieben. Viele tödteten sich nun aus Verzweiflung, andere verabredeten sich, keine Kinder mehr zu erzeugen oder künstlichen Abortus zu bewirken, um wenigstens ihre Nachkommen von diesem ganz unerträglichen Elend, das noch durch jene fürchterlichen eingeschleppten Krankheiten furchtbar erhöht wurde, zu bewahren. Bei der Eroberung waren die Wasserleitungen mit zerstört und dadurch erhob sich neues Elend: denn ein grosser Theil des Landes ward dadurch zur Wüste (Waitz 4, 187). Das Christenthum, das übrigens sobald es sich der Eingeborenen annahm, von den spanischen Machthabern aufs Heftigste angefeindet wurde, kam nun auch und mit ihm die Inquisition, die gar nicht selten 100 Ketzer auf einmal verbrennen liess (4, 189) — kurz, es ergoss sich auf die unglücklichen Menschen ein so grimmiges Elend, wie vielleicht kein Volk sonst hat aushalten müssen, und es ist kein Wunder, wenn auch hier die Eingeborenen vor dem »Hauche der Kultur« schaarenweis starben; ein

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 kennen lernten. Die Eroberung von Mexiko kostete, wie ein Spanier
 (Clavigero bei Waitz 1, 189-90) angibt, mehr Menschen, als
 während der ganzen Dauer des mexikanischen Reiches den
 Göttern geopfert sind; wenn auch die Behauptung desselben
 Schriftstellers, die Bevölkerung des Landes sei durch die
 Eroberung bis auf ein Zehntel gesunken, von Waitz (4, 190) mit
 Recht als übertrieben angesehen werden mag. Aber Gomara
 selbst, der für Cortez schreibt, berichtet, dass weder Weiber
 noch Kinder von den Spaniern geschont seien (Waitz 4, 186); und
 doch war Cortez noch derjenige, welcher wenigstens ohne
 unnöthige Grausamkeit verfuhr, während seine Nachfolger
 geradezu unmenschlich hausten. Doch auch Cortez vertheilte,
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 Eroberer als Knechte und der höchste Adel sowohl wie gemeines
 Volk mussten ihren Enkomenderos die härteste Arbeit thun,
 unter der sie, überhaupt nicht an strenge Arbeit, am
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 gewöhnt, massenweis erlagen. Widerspenstige oder wer,
 gleichviel aus welchem Grunde, den Tribut nicht zahlte, wurden als
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 grössten Strenge, sehr häufig auch mit den ärgsten
 Betrügereien und Erpressungen beigetrieben. Viele
 tödteten sich nun aus Verzweiflung, andere verabredeten sich,
 keine Kinder mehr zu erzeugen oder künstlichen Abortus zu
 bewirken, um wenigstens ihre Nachkommen von diesem ganz
 unerträglichen Elend, das noch durch jene fürchterlichen
 eingeschleppten Krankheiten furchtbar erhöht wurde, zu
 bewahren. Bei der Eroberung waren die Wasserleitungen mit
 zerstört und dadurch erhob sich neues Elend: denn ein grosser
 Theil des Landes ward dadurch zur Wüste (Waitz 4, 187). Das
 Christenthum, das übrigens sobald es sich der Eingeborenen
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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/118>, abgerufen am 24.11.2024.