Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.man freilich nur als höchste Belohnung für Thätigkeit, Rechtschaffenheit und Frömmigkeit und allerdings fand Lichtenstein noch keine Hottentotten unvermischten Blutes, sondern nur Mischlinge getauft; aber da sich die Herrnhuter bemühten, sie "erst zu Menschen und dann zu Christen" zu machen (eb. 253), so hob sich die Colonie immer mehr, so dass von der Zeit nach 1828 der Bericht lautet: "Die frei gewordenen Hottentotten fingen an mehr für die Zukunft zu sorgen, der Landbau wurde eifrig betrieben und durch künstliche Bewässerung verbessert, Mässigkeit und Sittlichkeit, die Zahl der regelmässigen Ehen, der Besuch und die Sorge der Eltern für die Erziehung der Kinder war im Steigen begriffen und es bedurfte dazu keiner Unterstützung von aussen" (Waitz 2, 337). Dies ist allerdings nur von einem kleinen Distrikt gesagt; aber wo hat man sich sonst auch mit demselben Verstand und derselben Ausdauer der Hottentotten so redlich angenommen? Wo man das thut, da gedeihen sie und werden brauchbare Menschen (vergl. W. 2, 341). In Amerika haben die Cherokees, die Algonkins, die Irokesen und andere Völker deutlich genug bewiesen, dass auch die Indianer der Erhebung und Kultivirung fähig sind. Die Irokesen sind seit 1820 "bedeutend fortgeschritten im Ackerbau, Hausbau und den mechanischen Künsten überhaupt; sie besuchten die Kirche regelmässig, viele von ihnen waren im Lesen, Schreiben und Rechnen so weit gekommen, dass sie Schullehrer werden konnten, einige andere sogar respektable Geistliche" (Waitz 3, 291 mit d. Quellen). Sie hatten das Mohawk zur allgemeinen Verkehrssprache im Gebrauch und nach Schoolcrafts Bericht für 1845 war ihre Volkszahl im Wachsen (a.a.O.). Ebenso hatten die Ottawa, ein heidnischer Algonkinstamm, sowie die Sauk und noch mehr die Delaware grosse Fortschritte gemacht; sie leben ganz von dem Ackerbau, den sie sehr eifrig und tüchtig betreiben, sowie vom Handel mit den Produkten ihrer Felder (292-93): ihre Zahl ist im Wachsen (294). Noch mehr war dies Alles der Fall bei den Cherokees, deren Volkszahl in den Jahren 1819 bis 1825 von 10,000 auf 13,500 nebst 200 Weissen und 1300 Negersklaven anwuchs. Schon vor 1820 waren sie sehr tüchtige Ackerbauer, welche im Laufe von 8 Jahren (M'Kennay bei Waitz 3, 294) die Wildniss in einen Garten umschufen. Schon um 1773 hatten sie 43 Städte und ihre Bildung war schon damals nicht unbedeutend (Bartram 353-60); seit 1796 waren Baumwollenmanufakturen bei ihnen errichtet, Luxusgegenstände traf man hin und wieder und Einzelne hatten ein nicht unbedeutendes Privatvermögen. Die Polygamie wurde abgeschafft; ihre Kinder zeigten sich "sehr lenksam, anhänglich und bildungsfähig" (Waitz 3, 295). 1820 führten sie geschriebene Gesetze und eine Repräsentativverfassung ein. Der oberste Häuptling, dem nebst einem hohen Rath die Exekutive zusteht, soll alle zwei Jahre das Land bereisen, um dessen man freilich nur als höchste Belohnung für Thätigkeit, Rechtschaffenheit und Frömmigkeit und allerdings fand Lichtenstein noch keine Hottentotten unvermischten Blutes, sondern nur Mischlinge getauft; aber da sich die Herrnhuter bemühten, sie »erst zu Menschen und dann zu Christen« zu machen (eb. 253), so hob sich die Colonie immer mehr, so dass von der Zeit nach 1828 der Bericht lautet: »Die frei gewordenen Hottentotten fingen an mehr für die Zukunft zu sorgen, der Landbau wurde eifrig betrieben und durch künstliche Bewässerung verbessert, Mässigkeit und Sittlichkeit, die Zahl der regelmässigen Ehen, der Besuch und die Sorge der Eltern für die Erziehung der Kinder war im Steigen begriffen und es bedurfte dazu keiner Unterstützung von aussen« (Waitz 2, 337). Dies ist allerdings nur von einem kleinen Distrikt gesagt; aber wo hat man sich sonst auch mit demselben Verstand und derselben Ausdauer der Hottentotten so redlich angenommen? Wo man das thut, da gedeihen sie und werden brauchbare Menschen (vergl. W. 2, 341). In Amerika haben die Cherokees, die Algonkins, die Irokesen und andere Völker deutlich genug bewiesen, dass auch die Indianer der Erhebung und Kultivirung fähig sind. Die Irokesen sind seit 1820 »bedeutend fortgeschritten im Ackerbau, Hausbau und den mechanischen Künsten überhaupt; sie besuchten die Kirche regelmässig, viele von ihnen waren im Lesen, Schreiben und Rechnen so weit gekommen, dass sie Schullehrer werden konnten, einige andere sogar respektable Geistliche« (Waitz 3, 291 mit d. Quellen). Sie hatten das Mohawk zur allgemeinen Verkehrssprache im Gebrauch und nach Schoolcrafts Bericht für 1845 war ihre Volkszahl im Wachsen (a.a.O.). Ebenso hatten die Ottawa, ein heidnischer Algonkinstamm, sowie die Sauk und noch mehr die Delaware grosse Fortschritte gemacht; sie leben ganz von dem Ackerbau, den sie sehr eifrig und tüchtig betreiben, sowie vom Handel mit den Produkten ihrer Felder (292-93): ihre Zahl ist im Wachsen (294). Noch mehr war dies Alles der Fall bei den Cherokees, deren Volkszahl in den Jahren 1819 bis 1825 von 10,000 auf 13,500 nebst 200 Weissen und 1300 Negersklaven anwuchs. Schon vor 1820 waren sie sehr tüchtige Ackerbauer, welche im Laufe von 8 Jahren (M'Kennay bei Waitz 3, 294) die Wildniss in einen Garten umschufen. Schon um 1773 hatten sie 43 Städte und ihre Bildung war schon damals nicht unbedeutend (Bartram 353-60); seit 1796 waren Baumwollenmanufakturen bei ihnen errichtet, Luxusgegenstände traf man hin und wieder und Einzelne hatten ein nicht unbedeutendes Privatvermögen. Die Polygamie wurde abgeschafft; ihre Kinder zeigten sich »sehr lenksam, anhänglich und bildungsfähig« (Waitz 3, 295). 1820 führten sie geschriebene Gesetze und eine Repräsentativverfassung ein. 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Dies ist allerdings nur von einem kleinen Distrikt gesagt; aber wo hat man sich sonst auch mit demselben Verstand und derselben Ausdauer der Hottentotten so redlich angenommen? Wo man das thut, da gedeihen sie und werden brauchbare Menschen (vergl. W. 2, 341).</p> <p>In Amerika haben die Cherokees, die Algonkins, die Irokesen und andere Völker deutlich genug bewiesen, dass auch die Indianer der Erhebung und Kultivirung fähig sind. Die Irokesen sind seit 1820 »bedeutend fortgeschritten im Ackerbau, Hausbau und den mechanischen Künsten überhaupt; sie besuchten die Kirche regelmässig, viele von ihnen waren im Lesen, Schreiben und Rechnen so weit gekommen, dass sie Schullehrer werden konnten, einige andere sogar respektable Geistliche« (Waitz 3, 291 mit d. Quellen). Sie hatten das Mohawk zur allgemeinen Verkehrssprache im Gebrauch und nach Schoolcrafts Bericht für 1845 war ihre Volkszahl im Wachsen (a.a.O.). Ebenso hatten die Ottawa, ein heidnischer Algonkinstamm, sowie die Sauk und noch mehr die Delaware grosse Fortschritte gemacht; sie leben ganz von dem Ackerbau, den sie sehr eifrig und tüchtig betreiben, sowie vom Handel mit den Produkten ihrer Felder (292-93): ihre Zahl ist im Wachsen (294).</p> <p>Noch mehr war dies Alles der Fall bei den Cherokees, deren Volkszahl in den Jahren 1819 bis 1825 von 10,000 auf 13,500 nebst 200 Weissen und 1300 Negersklaven anwuchs. Schon vor 1820 waren sie sehr tüchtige Ackerbauer, welche im Laufe von 8 Jahren (M'Kennay bei Waitz 3, 294) die Wildniss in einen Garten umschufen. Schon um 1773 hatten sie 43 Städte und ihre Bildung war schon damals nicht unbedeutend (Bartram 353-60); seit 1796 waren Baumwollenmanufakturen bei ihnen errichtet, Luxusgegenstände traf man hin und wieder und Einzelne hatten ein nicht unbedeutendes Privatvermögen. Die Polygamie wurde abgeschafft; ihre Kinder zeigten sich »sehr lenksam, anhänglich und bildungsfähig« (Waitz 3, 295). 1820 führten sie geschriebene Gesetze und eine Repräsentativverfassung ein. Der oberste Häuptling, dem nebst einem hohen Rath die Exekutive zusteht, soll alle zwei Jahre das Land bereisen, um dessen </p> </div> </body> </text> </TEI> [0138]
man freilich nur als höchste Belohnung für Thätigkeit, Rechtschaffenheit und Frömmigkeit und allerdings fand Lichtenstein noch keine Hottentotten unvermischten Blutes, sondern nur Mischlinge getauft; aber da sich die Herrnhuter bemühten, sie »erst zu Menschen und dann zu Christen« zu machen (eb. 253), so hob sich die Colonie immer mehr, so dass von der Zeit nach 1828 der Bericht lautet: »Die frei gewordenen Hottentotten fingen an mehr für die Zukunft zu sorgen, der Landbau wurde eifrig betrieben und durch künstliche Bewässerung verbessert, Mässigkeit und Sittlichkeit, die Zahl der regelmässigen Ehen, der Besuch und die Sorge der Eltern für die Erziehung der Kinder war im Steigen begriffen und es bedurfte dazu keiner Unterstützung von aussen« (Waitz 2, 337). Dies ist allerdings nur von einem kleinen Distrikt gesagt; aber wo hat man sich sonst auch mit demselben Verstand und derselben Ausdauer der Hottentotten so redlich angenommen? Wo man das thut, da gedeihen sie und werden brauchbare Menschen (vergl. W. 2, 341).
In Amerika haben die Cherokees, die Algonkins, die Irokesen und andere Völker deutlich genug bewiesen, dass auch die Indianer der Erhebung und Kultivirung fähig sind. Die Irokesen sind seit 1820 »bedeutend fortgeschritten im Ackerbau, Hausbau und den mechanischen Künsten überhaupt; sie besuchten die Kirche regelmässig, viele von ihnen waren im Lesen, Schreiben und Rechnen so weit gekommen, dass sie Schullehrer werden konnten, einige andere sogar respektable Geistliche« (Waitz 3, 291 mit d. Quellen). Sie hatten das Mohawk zur allgemeinen Verkehrssprache im Gebrauch und nach Schoolcrafts Bericht für 1845 war ihre Volkszahl im Wachsen (a.a.O.). Ebenso hatten die Ottawa, ein heidnischer Algonkinstamm, sowie die Sauk und noch mehr die Delaware grosse Fortschritte gemacht; sie leben ganz von dem Ackerbau, den sie sehr eifrig und tüchtig betreiben, sowie vom Handel mit den Produkten ihrer Felder (292-93): ihre Zahl ist im Wachsen (294).
Noch mehr war dies Alles der Fall bei den Cherokees, deren Volkszahl in den Jahren 1819 bis 1825 von 10,000 auf 13,500 nebst 200 Weissen und 1300 Negersklaven anwuchs. Schon vor 1820 waren sie sehr tüchtige Ackerbauer, welche im Laufe von 8 Jahren (M'Kennay bei Waitz 3, 294) die Wildniss in einen Garten umschufen. Schon um 1773 hatten sie 43 Städte und ihre Bildung war schon damals nicht unbedeutend (Bartram 353-60); seit 1796 waren Baumwollenmanufakturen bei ihnen errichtet, Luxusgegenstände traf man hin und wieder und Einzelne hatten ein nicht unbedeutendes Privatvermögen. Die Polygamie wurde abgeschafft; ihre Kinder zeigten sich »sehr lenksam, anhänglich und bildungsfähig« (Waitz 3, 295). 1820 führten sie geschriebene Gesetze und eine Repräsentativverfassung ein. Der oberste Häuptling, dem nebst einem hohen Rath die Exekutive zusteht, soll alle zwei Jahre das Land bereisen, um dessen
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