Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.Zustand kennen zu lernen. Die richterliche Gewalt wird vom obersten Gerichtshofe, dem wandernden Gericht und von Friedensrichtern ausgeübt. Geschworenengerichte und drei Instanzen sind eingeführt, die Richter nur durch den Willen beider Häuser absetzbar. Es herrscht allgemeine Religionsfreiheit, doch kann Niemand ein Amt bekleiden, der nicht an Gott und an Vergeltung in einem künftigen Leben glaubt" (Waitz 3, 295-96). Es wurde dann ein Alphabet von 85 Zeichen 1821 von einem Cherokee erfunden und bald war die Kunst des Lesens und Schreibens unter ihnen allgemein; seit 1828 erschien eine periodische Zeitschrift in ihrer Sprache. Auch diese aufblühende Kultur hat man nicht geschont; man hat auch die Cherokees, trotz ihres heftigen Widerstrebens, über den Missisippi vertrieben. Allein obwohl ihre Kultur dadurch im hohen Grade gefährdet wurde, so unterlag sie nicht; sie erhob sich bald wieder und seit 1841 allgemeiner wie früher (296). Ebenso verhält es sich mit den Choktaw, den Creek und einigen anderen Völkern, über die Waitz (296-99) ausführlichere Nachrichten gibt. Ebenso in Südamerika: die Volkszahl der Abiponer nahm nach Dobrizhofer bedeutend zu, als das Verstossen der Weiber, der Kindermord und die Polygamie abgeschafft wurde (Waitz 1, 164); in Guatemala (nach einem Bericht von 1771) vermehrten sich die Eingeborenen trotz des schweren Drucks der Spanier so sehr, dass diese sie zu fürchten anfingen (eb. 163). In Mexiko bilden nach Humboldt die Eingeborenen noch immer fast die Hälfte der Einwohner (b, 3, 9) and in dieser Zahl haben sich die Indianer überall erhalten, wo die Spanier organisirte Reiche vorfanden (eb. 3, 8); die einheimische Bevölkerung ist im Steigen (derselbe a 1, 83 und 107) und zwar in Folge eigenes Wohlstands, nicht fremden Zuwachses (eb. 105) und diese "für die Menschheit sehr tröstliche" Zunahme der indianischen Bevölkerung beweist Humboldt durch speciellere Angaben a, 5, 6; 4/7 der gesammten Volkszahl sind Indianer (Waitz 4, 195). Auch in Polynesien finden wir sehr wichtige Erscheinungen der Art. Von Hawaii sagt Jarves 371-72: die Kultur zerstört im Anfang; nachher wirkt sie segensreich; so war auch auf den Sandwichinseln die Entvölkerung unter Tamehameha I. und Liholiho grösser als in späterer Zeit. "In dem Verhältniss, in welchem Christenthum und Civilisation wächst, vermindert sich die Sterblichkeit. Allerdings sind ihre Wirkungen jetzt noch zu neu, um ihre Endresultate vorherzusagen, aber man kann sicher hoffen, dass, wenn die bösen Einflüsse aufhören und anderen Platz machen, gute Ergebnisse folgen werden. Der Despotismus der Fürsten ist völlig abgeschafft und Gesetze wirken für das Anwachsen der Bevölkerung. Familien mit 3 Kindern sind von den Abgaben befreit; die, welche mehr haben, bekommen Land und andere Geschenke, um sie zu heben. Die Abgaben, obwohl immer noch hoch, sind gleich vertheilt und für das Volk erleichtert. Zustand kennen zu lernen. Die richterliche Gewalt wird vom obersten Gerichtshofe, dem wandernden Gericht und von Friedensrichtern ausgeübt. Geschworenengerichte und drei Instanzen sind eingeführt, die Richter nur durch den Willen beider Häuser absetzbar. Es herrscht allgemeine Religionsfreiheit, doch kann Niemand ein Amt bekleiden, der nicht an Gott und an Vergeltung in einem künftigen Leben glaubt« (Waitz 3, 295-96). Es wurde dann ein Alphabet von 85 Zeichen 1821 von einem Cherokee erfunden und bald war die Kunst des Lesens und Schreibens unter ihnen allgemein; seit 1828 erschien eine periodische Zeitschrift in ihrer Sprache. Auch diese aufblühende Kultur hat man nicht geschont; man hat auch die Cherokees, trotz ihres heftigen Widerstrebens, über den Missisippi vertrieben. Allein obwohl ihre Kultur dadurch im hohen Grade gefährdet wurde, so unterlag sie nicht; sie erhob sich bald wieder und seit 1841 allgemeiner wie früher (296). Ebenso verhält es sich mit den Choktaw, den Creek und einigen anderen Völkern, über die Waitz (296-99) ausführlichere Nachrichten gibt. Ebenso in Südamerika: die Volkszahl der Abiponer nahm nach Dobrizhofer bedeutend zu, als das Verstossen der Weiber, der Kindermord und die Polygamie abgeschafft wurde (Waitz 1, 164); in Guatemala (nach einem Bericht von 1771) vermehrten sich die Eingeborenen trotz des schweren Drucks der Spanier so sehr, dass diese sie zu fürchten anfingen (eb. 163). In Mexiko bilden nach Humboldt die Eingeborenen noch immer fast die Hälfte der Einwohner (b, 3, 9) and in dieser Zahl haben sich die Indianer überall erhalten, wo die Spanier organisirte Reiche vorfanden (eb. 3, 8); die einheimische Bevölkerung ist im Steigen (derselbe a 1, 83 und 107) und zwar in Folge eigenes Wohlstands, nicht fremden Zuwachses (eb. 105) und diese »für die Menschheit sehr tröstliche« Zunahme der indianischen Bevölkerung beweist Humboldt durch speciellere Angaben a, 5, 6; 4/7 der gesammten Volkszahl sind Indianer (Waitz 4, 195). Auch in Polynesien finden wir sehr wichtige Erscheinungen der Art. Von Hawaii sagt Jarves 371-72: die Kultur zerstört im Anfang; nachher wirkt sie segensreich; so war auch auf den Sandwichinseln die Entvölkerung unter Tamehameha I. und Liholiho grösser als in späterer Zeit. »In dem Verhältniss, in welchem Christenthum und Civilisation wächst, vermindert sich die Sterblichkeit. Allerdings sind ihre Wirkungen jetzt noch zu neu, um ihre Endresultate vorherzusagen, aber man kann sicher hoffen, dass, wenn die bösen Einflüsse aufhören und anderen Platz machen, gute Ergebnisse folgen werden. Der Despotismus der Fürsten ist völlig abgeschafft und Gesetze wirken für das Anwachsen der Bevölkerung. Familien mit 3 Kindern sind von den Abgaben befreit; die, welche mehr haben, bekommen Land und andere Geschenke, um sie zu heben. Die Abgaben, obwohl immer noch hoch, sind gleich vertheilt und für das Volk erleichtert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139"/> Zustand kennen zu lernen. Die richterliche Gewalt wird vom obersten Gerichtshofe, dem wandernden Gericht und von Friedensrichtern ausgeübt. Geschworenengerichte und drei Instanzen sind eingeführt, die Richter nur durch den Willen beider Häuser absetzbar. Es herrscht allgemeine Religionsfreiheit, doch kann Niemand ein Amt bekleiden, der nicht an Gott und an Vergeltung in einem künftigen Leben glaubt« (Waitz 3, 295-96). Es wurde dann ein Alphabet von 85 Zeichen 1821 von einem Cherokee erfunden und bald war die Kunst des Lesens und Schreibens unter ihnen allgemein; seit 1828 erschien eine periodische Zeitschrift in ihrer Sprache. Auch diese aufblühende Kultur hat man nicht geschont; man hat auch die Cherokees, trotz ihres heftigen Widerstrebens, über den Missisippi vertrieben. Allein obwohl ihre Kultur dadurch im hohen Grade gefährdet wurde, so unterlag sie nicht; sie erhob sich bald wieder und seit 1841 allgemeiner wie früher (296). Ebenso verhält es sich mit den Choktaw, den Creek und einigen anderen Völkern, über die Waitz (296-99) ausführlichere Nachrichten gibt.</p> <p>Ebenso in Südamerika: die Volkszahl der Abiponer nahm nach Dobrizhofer bedeutend zu, als das Verstossen der Weiber, der Kindermord und die Polygamie abgeschafft wurde (Waitz 1, 164); in Guatemala (nach einem Bericht von 1771) vermehrten sich die Eingeborenen trotz des schweren Drucks der Spanier so sehr, dass diese sie zu fürchten anfingen (eb. 163). In Mexiko bilden nach Humboldt die Eingeborenen noch immer fast die Hälfte der Einwohner (b, 3, 9) and in dieser Zahl haben sich die Indianer überall erhalten, wo die Spanier organisirte Reiche vorfanden (eb. 3, 8); die einheimische Bevölkerung ist im Steigen (derselbe a 1, 83 und 107) und zwar in Folge eigenes Wohlstands, nicht fremden Zuwachses (eb. 105) und diese »für die Menschheit sehr tröstliche« Zunahme der indianischen Bevölkerung beweist Humboldt durch speciellere Angaben a, 5, 6; 4/7 der gesammten Volkszahl sind Indianer (Waitz 4, 195).</p> <p>Auch in Polynesien finden wir sehr wichtige Erscheinungen der Art. Von Hawaii sagt Jarves 371-72: die Kultur zerstört im Anfang; nachher wirkt sie segensreich; so war auch auf den Sandwichinseln die Entvölkerung unter Tamehameha I. und Liholiho grösser als in späterer Zeit. »In dem Verhältniss, in welchem Christenthum und Civilisation wächst, vermindert sich die Sterblichkeit. Allerdings sind ihre Wirkungen jetzt noch zu neu, um ihre Endresultate vorherzusagen, aber man kann sicher hoffen, dass, wenn die bösen Einflüsse aufhören und anderen Platz machen, gute Ergebnisse folgen werden. Der Despotismus der Fürsten ist völlig abgeschafft und Gesetze wirken für das Anwachsen der Bevölkerung. Familien mit 3 Kindern sind von den Abgaben befreit; die, welche mehr haben, bekommen Land und andere Geschenke, um sie zu heben. Die Abgaben, obwohl immer noch hoch, sind gleich vertheilt und für das Volk erleichtert. </p> </div> </body> </text> </TEI> [0139]
Zustand kennen zu lernen. Die richterliche Gewalt wird vom obersten Gerichtshofe, dem wandernden Gericht und von Friedensrichtern ausgeübt. Geschworenengerichte und drei Instanzen sind eingeführt, die Richter nur durch den Willen beider Häuser absetzbar. Es herrscht allgemeine Religionsfreiheit, doch kann Niemand ein Amt bekleiden, der nicht an Gott und an Vergeltung in einem künftigen Leben glaubt« (Waitz 3, 295-96). Es wurde dann ein Alphabet von 85 Zeichen 1821 von einem Cherokee erfunden und bald war die Kunst des Lesens und Schreibens unter ihnen allgemein; seit 1828 erschien eine periodische Zeitschrift in ihrer Sprache. Auch diese aufblühende Kultur hat man nicht geschont; man hat auch die Cherokees, trotz ihres heftigen Widerstrebens, über den Missisippi vertrieben. Allein obwohl ihre Kultur dadurch im hohen Grade gefährdet wurde, so unterlag sie nicht; sie erhob sich bald wieder und seit 1841 allgemeiner wie früher (296). Ebenso verhält es sich mit den Choktaw, den Creek und einigen anderen Völkern, über die Waitz (296-99) ausführlichere Nachrichten gibt.
Ebenso in Südamerika: die Volkszahl der Abiponer nahm nach Dobrizhofer bedeutend zu, als das Verstossen der Weiber, der Kindermord und die Polygamie abgeschafft wurde (Waitz 1, 164); in Guatemala (nach einem Bericht von 1771) vermehrten sich die Eingeborenen trotz des schweren Drucks der Spanier so sehr, dass diese sie zu fürchten anfingen (eb. 163). In Mexiko bilden nach Humboldt die Eingeborenen noch immer fast die Hälfte der Einwohner (b, 3, 9) and in dieser Zahl haben sich die Indianer überall erhalten, wo die Spanier organisirte Reiche vorfanden (eb. 3, 8); die einheimische Bevölkerung ist im Steigen (derselbe a 1, 83 und 107) und zwar in Folge eigenes Wohlstands, nicht fremden Zuwachses (eb. 105) und diese »für die Menschheit sehr tröstliche« Zunahme der indianischen Bevölkerung beweist Humboldt durch speciellere Angaben a, 5, 6; 4/7 der gesammten Volkszahl sind Indianer (Waitz 4, 195).
Auch in Polynesien finden wir sehr wichtige Erscheinungen der Art. Von Hawaii sagt Jarves 371-72: die Kultur zerstört im Anfang; nachher wirkt sie segensreich; so war auch auf den Sandwichinseln die Entvölkerung unter Tamehameha I. und Liholiho grösser als in späterer Zeit. »In dem Verhältniss, in welchem Christenthum und Civilisation wächst, vermindert sich die Sterblichkeit. Allerdings sind ihre Wirkungen jetzt noch zu neu, um ihre Endresultate vorherzusagen, aber man kann sicher hoffen, dass, wenn die bösen Einflüsse aufhören und anderen Platz machen, gute Ergebnisse folgen werden. Der Despotismus der Fürsten ist völlig abgeschafft und Gesetze wirken für das Anwachsen der Bevölkerung. Familien mit 3 Kindern sind von den Abgaben befreit; die, welche mehr haben, bekommen Land und andere Geschenke, um sie zu heben. Die Abgaben, obwohl immer noch hoch, sind gleich vertheilt und für das Volk erleichtert.
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