Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.haften Lebensmittel untersagt, was bei ihren schweren Arbeiten von doppeltem Gewichte war. In Poly- und Mikronesien (in Melanesien herrschten Sitten, die den australischen näher kommen und Fidschi steht zwischen beiden) war die Stellung der Weiber nicht schlecht; allerdings waren sie meist von der Gesellschaft und den Genüssen der Männer ausgeschlossen, doch empfanden sie dies sowie die Prostitution, zu der sie verurtheilt waren, nicht, weil es die Sitte nun einmal mit sich brachte und man sie sonst als Freudenspenderinnen ehrte. Wirklich schlecht scheinen sie nur in der Paumotugruppe behandelt zu sein, von wo und zwar von Mangareva Mörenhout 2, 71 schreckliche Beispiele äusserster Bedrückung und grausamster Misshandlung erzählt. Während an den meisten Orten den Weibern so gut wie gar keine oder nur weibliche Arbeit, Zeugbereiten und dergl. obliegt, wie in Tonga, in Tahiti, in Nukuhiva (Melville 2, 147); so müssen sie in andern Inseln fast alle Arbeit thun, wie in Neuseeland (Dieffenb. 2, 12). Frühreife der Weiber ist in Polynesien sehr gewöhnlich. Auf Neuseeland tritt die Pubertät früher als bei uns, doch später als in Südeuropa ein (Dieffenb. 2, 33) nach Browne 38 sind sie schon mit dem 11. Jahre heirathsfähig und früher coitus ist auf der ganzen Insel gewöhnlich (Dieffenb. 2, 12). Aehnlich fand es Cook auf Tahiti (b, 126-127). Dass sich 11jährige Mädchen den Fremden anbieten, ist gar nicht selten; es soll auch noch jüngere geben, die es thun. Die Geschlechtsentwickelung auf den Fidschiinseln fällt später: für die Mädchen ins 14., für Knaben ins 17. oder 18. Jahr (Wilkes bei Waitz 1, 126). Auch in Amerika reifen die Weiber sehr früh (Azara an vielen Stellen). Schomburgk (1, 123) sah unter den Waraus in Guyana eine Frau von kaum 10 Jahren, die dennoch hochschwanger war. Humboldt der b 2, 188 sagt, dass die Chaymasweiber mit 11-12 Jahren sich verheiratheten, erzählt dasselbe von den Eskimos der Nordwestküste von Amerika, den Koriäken und den Kamtschadalen (190), bei denen häufig 10jährige Mädchen Mütter sind. Er meint zwar, dass diese frühzeitigen Heirathen der Bevölkerung nichts schadeten: jedenfalls aber hängt das frühzeitige Verblühen der Weiber (Waitz b, 99; Tschudi 2, 298; Schoinburgk sagt in Beziehung auf Guyana dasselbe) mit dieser Frühreife zusammen. Doch gibt es Stämme in Nordamerika, wo die Geschlechtsreife viel später eintritt (Waitz 1, 125) Thunberg sah bei den Hottentotten hinwiederum Mädchen von 11-12 Jahren, welche schon Kinder hatten (25-26*)). *) Diese Frühreife der Weiber ist wohl nicht, wie Humboldt b 2, 190 will, Racencharakter. Einmal widerspricht dieser Behauptung, dass sich mancherlei Beispiele von später Entwicklung auch unter den Amerikanerinnen findet; und sodann, dass fast bei allen Naturvölkern die Mannbarkeit so früh eintritt. Wenn nun auch das Klima mannigfachen Einfluss hierauf hat (Waitz 1, 45), so doch keineswegs einen überall gleich bleibenden und sicher nachzuweisenden. Denn bei den Eskimos, bei den Kamtschadalen und anderen Völkern in so hohen Breitengraden finden wir dieselbe Erscheinung und die Fidschis z. B. in der heissen Zone zeigen sie nicht. Waitz 1, 125 führt die animalische Nahrung und die hohe Temperatur in den Hütten vieler dieser Völker als Grund an. Allein auch dies trifft nicht bei allen zu. Sollte nicht der Grund der frühen Mannbarkeit der sein, dass einmal bei der gänzlichen Schrankenlosigkeit der Naturvölker die Wünsche früher erregt und ferner die Mädchen zu frühe begehrt werden? Das konnte und musste im Laufe der Generationen seine Wirkung zeigen. Die Gewöhnung vererbte sich immer mehr, setzte sich durch Vererbung immer fester, und so entwickeln sich die Geschlechtsfunktionen wirklich früher, als es der menschlichen Natur eigentlich normal ist. So würde sich diese Erscheinung bei allen Naturvölkern gleich gut erklären: und man lernt täglich Gewöhnung und Vererbung mehr in ihrer Bedeutung für die Geschichte der Menschheit schätzen. Dass Klima und sonstige Lebensweise mit gewirkt haben, soll damit nicht abgeläugnet werden; nur sind sie bei den Naturvölkern von untergeordnetem Einfluss, und die Einwirkung von Gewöhnung und Vererbung ist gewiss die Hauptsache. Nirgends ist der Einfluss des Willens, der Wünsche und Gedanken so gross, als gerade im geschlechtlichen Verhältniss.
haften Lebensmittel untersagt, was bei ihren schweren Arbeiten von doppeltem Gewichte war. In Poly- und Mikronesien (in Melanesien herrschten Sitten, die den australischen näher kommen und Fidschi steht zwischen beiden) war die Stellung der Weiber nicht schlecht; allerdings waren sie meist von der Gesellschaft und den Genüssen der Männer ausgeschlossen, doch empfanden sie dies sowie die Prostitution, zu der sie verurtheilt waren, nicht, weil es die Sitte nun einmal mit sich brachte und man sie sonst als Freudenspenderinnen ehrte. Wirklich schlecht scheinen sie nur in der Paumotugruppe behandelt zu sein, von wo und zwar von Mangareva Mörenhout 2, 71 schreckliche Beispiele äusserster Bedrückung und grausamster Misshandlung erzählt. Während an den meisten Orten den Weibern so gut wie gar keine oder nur weibliche Arbeit, Zeugbereiten und dergl. obliegt, wie in Tonga, in Tahiti, in Nukuhiva (Melville 2, 147); so müssen sie in andern Inseln fast alle Arbeit thun, wie in Neuseeland (Dieffenb. 2, 12). Frühreife der Weiber ist in Polynesien sehr gewöhnlich. Auf Neuseeland tritt die Pubertät früher als bei uns, doch später als in Südeuropa ein (Dieffenb. 2, 33) nach Browne 38 sind sie schon mit dem 11. Jahre heirathsfähig und früher coitus ist auf der ganzen Insel gewöhnlich (Dieffenb. 2, 12). Aehnlich fand es Cook auf Tahiti (b, 126-127). Dass sich 11jährige Mädchen den Fremden anbieten, ist gar nicht selten; es soll auch noch jüngere geben, die es thun. Die Geschlechtsentwickelung auf den Fidschiinseln fällt später: für die Mädchen ins 14., für Knaben ins 17. oder 18. Jahr (Wilkes bei Waitz 1, 126). Auch in Amerika reifen die Weiber sehr früh (Azara an vielen Stellen). Schomburgk (1, 123) sah unter den Waraus in Guyana eine Frau von kaum 10 Jahren, die dennoch hochschwanger war. Humboldt der b 2, 188 sagt, dass die Chaymasweiber mit 11-12 Jahren sich verheiratheten, erzählt dasselbe von den Eskimos der Nordwestküste von Amerika, den Koriäken und den Kamtschadalen (190), bei denen häufig 10jährige Mädchen Mütter sind. Er meint zwar, dass diese frühzeitigen Heirathen der Bevölkerung nichts schadeten: jedenfalls aber hängt das frühzeitige Verblühen der Weiber (Waitz b, 99; Tschudi 2, 298; Schoinburgk sagt in Beziehung auf Guyana dasselbe) mit dieser Frühreife zusammen. Doch gibt es Stämme in Nordamerika, wo die Geschlechtsreife viel später eintritt (Waitz 1, 125) Thunberg sah bei den Hottentotten hinwiederum Mädchen von 11-12 Jahren, welche schon Kinder hatten (25-26*)). *) Diese Frühreife der Weiber ist wohl nicht, wie Humboldt b 2, 190 will, Raçencharakter. Einmal widerspricht dieser Behauptung, dass sich mancherlei Beispiele von später Entwicklung auch unter den Amerikanerinnen findet; und sodann, dass fast bei allen Naturvölkern die Mannbarkeit so früh eintritt. Wenn nun auch das Klima mannigfachen Einfluss hierauf hat (Waitz 1, 45), so doch keineswegs einen überall gleich bleibenden und sicher nachzuweisenden. Denn bei den Eskimos, bei den Kamtschadalen und anderen Völkern in so hohen Breitengraden finden wir dieselbe Erscheinung und die Fidschis z. B. in der heissen Zone zeigen sie nicht. Waitz 1, 125 führt die animalische Nahrung und die hohe Temperatur in den Hütten vieler dieser Völker als Grund an. Allein auch dies trifft nicht bei allen zu. Sollte nicht der Grund der frühen Mannbarkeit der sein, dass einmal bei der gänzlichen Schrankenlosigkeit der Naturvölker die Wünsche früher erregt und ferner die Mädchen zu frühe begehrt werden? Das konnte und musste im Laufe der Generationen seine Wirkung zeigen. Die Gewöhnung vererbte sich immer mehr, setzte sich durch Vererbung immer fester, und so entwickeln sich die Geschlechtsfunktionen wirklich früher, als es der menschlichen Natur eigentlich normal ist. So würde sich diese Erscheinung bei allen Naturvölkern gleich gut erklären: und man lernt täglich Gewöhnung und Vererbung mehr in ihrer Bedeutung für die Geschichte der Menschheit schätzen. Dass Klima und sonstige Lebensweise mit gewirkt haben, soll damit nicht abgeläugnet werden; nur sind sie bei den Naturvölkern von untergeordnetem Einfluss, und die Einwirkung von Gewöhnung und Vererbung ist gewiss die Hauptsache. Nirgends ist der Einfluss des Willens, der Wünsche und Gedanken so gross, als gerade im geschlechtlichen Verhältniss.
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haften Lebensmittel untersagt, was bei ihren schweren Arbeiten von doppeltem Gewichte war. In Poly- und Mikronesien (in Melanesien herrschten Sitten, die den australischen näher kommen und Fidschi steht zwischen beiden) war die Stellung der Weiber nicht schlecht; allerdings waren sie meist von der Gesellschaft und den Genüssen der Männer ausgeschlossen, doch empfanden sie dies sowie die Prostitution, zu der sie verurtheilt waren, nicht, weil es die Sitte nun einmal mit sich brachte und man sie sonst als Freudenspenderinnen ehrte. Wirklich schlecht scheinen sie nur in der Paumotugruppe behandelt zu sein, von wo und zwar von Mangareva Mörenhout 2, 71 schreckliche Beispiele äusserster Bedrückung und grausamster Misshandlung erzählt. Während an den meisten Orten den Weibern so gut wie gar keine oder nur weibliche Arbeit, Zeugbereiten und dergl. obliegt, wie in Tonga, in Tahiti, in Nukuhiva (Melville 2, 147); so müssen sie in andern Inseln fast alle Arbeit thun, wie in Neuseeland (Dieffenb. 2, 12). Frühreife der Weiber ist in Polynesien sehr gewöhnlich. Auf Neuseeland tritt die Pubertät früher als bei uns, doch später als in Südeuropa ein (Dieffenb. 2, 33) nach Browne 38 sind sie schon mit dem 11. Jahre heirathsfähig und früher coitus ist auf der ganzen Insel gewöhnlich (Dieffenb. 2, 12). Aehnlich fand es Cook auf Tahiti (b, 126-127). Dass sich 11jährige Mädchen den Fremden anbieten, ist gar nicht selten; es soll auch noch jüngere geben, die es thun. Die Geschlechtsentwickelung auf den Fidschiinseln fällt später: für die Mädchen ins 14., für Knaben ins 17. oder 18. Jahr (Wilkes bei Waitz 1, 126). Auch in Amerika reifen die Weiber sehr früh (Azara an vielen Stellen). Schomburgk (1, 123) sah unter den Waraus in Guyana eine Frau von kaum 10 Jahren, die dennoch hochschwanger war. Humboldt der b 2, 188 sagt, dass die Chaymasweiber mit 11-12 Jahren sich verheiratheten, erzählt dasselbe von den Eskimos der Nordwestküste von Amerika, den Koriäken und den Kamtschadalen (190), bei denen häufig 10jährige Mädchen Mütter sind. Er meint zwar, dass diese frühzeitigen Heirathen der Bevölkerung nichts schadeten: jedenfalls aber hängt das frühzeitige Verblühen der Weiber (Waitz b, 99; Tschudi 2, 298; Schoinburgk sagt in Beziehung auf Guyana dasselbe) mit dieser Frühreife zusammen. Doch gibt es Stämme in Nordamerika, wo die Geschlechtsreife viel später eintritt (Waitz 1, 125) Thunberg sah bei den Hottentotten hinwiederum Mädchen von 11-12 Jahren, welche schon Kinder hatten (25-26 *)).
*) Diese Frühreife der Weiber ist wohl nicht, wie Humboldt b 2, 190 will, Raçencharakter. Einmal widerspricht dieser Behauptung, dass sich mancherlei Beispiele von später Entwicklung auch unter den Amerikanerinnen findet; und sodann, dass fast bei allen Naturvölkern die Mannbarkeit so früh eintritt. Wenn nun auch das Klima mannigfachen Einfluss hierauf hat (Waitz 1, 45), so doch keineswegs einen überall gleich bleibenden und sicher nachzuweisenden. Denn bei den Eskimos, bei den Kamtschadalen und anderen Völkern in so hohen Breitengraden finden wir dieselbe Erscheinung und die Fidschis z. B. in der heissen Zone zeigen sie nicht. Waitz 1, 125 führt die animalische Nahrung und die hohe Temperatur in den Hütten vieler dieser Völker als Grund an. Allein auch dies trifft nicht bei allen zu. Sollte nicht der Grund der frühen Mannbarkeit der sein, dass einmal bei der gänzlichen Schrankenlosigkeit der Naturvölker die Wünsche früher erregt und ferner die Mädchen zu frühe begehrt werden? Das konnte und musste im Laufe der Generationen seine Wirkung zeigen. Die Gewöhnung vererbte sich immer mehr, setzte sich durch Vererbung immer fester, und so entwickeln sich die Geschlechtsfunktionen wirklich früher, als es der menschlichen Natur eigentlich normal ist. So würde sich diese Erscheinung bei allen Naturvölkern gleich gut erklären: und man lernt täglich Gewöhnung und Vererbung mehr in ihrer Bedeutung für die Geschichte der Menschheit schätzen. Dass Klima und sonstige Lebensweise mit gewirkt haben, soll damit nicht abgeläugnet werden; nur sind sie bei den Naturvölkern von untergeordnetem Einfluss, und die Einwirkung von Gewöhnung und Vererbung ist gewiss die Hauptsache. Nirgends ist der Einfluss des Willens, der Wünsche und Gedanken so gross, als gerade im geschlechtlichen Verhältniss.
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