Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.Zu dieser frühen Entwickelung kommt nun ein sehr langes Säugen. Wie in Neuholland die Weiber -- und in Polynesien ist es ebenso, nach Dieffenbach a.a.O. und anderen -- so säugen auch die Amerikanerinnen ihre Kinder öfters bis ins 12. Jahr und dies Säugen wird, wenn die Mutter mittlerweile durch ein 2. Kind beansprucht wird, von der Grossmutter fortgesetzt! Die Indianerinnen behaupten, im Besitz eines Mittels zu sein, welches ihnen länger und unerschöpflicher die Milch erhalte (Schomburgk 2, 239. 315). Muss eine solche Lebensart, welche auch bei den Hottentotten um nichts besser und nur in Nebendingen anders ist, die Weiber frühzeitig welken lassen und dahinraffen, so ist die Lebensweise der Männer vielfach auch vollkommen aufreibend durch das Uebermass von Anstrengungen, was sie mit sich bringt. Man denke auch nur, was es heissen will, Tag für Tag, bei oft ganz ungenügender oder durch ihre zu reichliche Fülle schädlicher Nahrung, fortwährend umherzuziehen, über endlose Strecken dem Wild nach, in den Anstrengungen der Jagd oder des Krieges und dabei allen Unbilden des Klimas, des Wetters ausgesetzt! Daher finden wir nirgends in Neuholland oder dem Feuerland oder unter den Wanderstämmen Amerikas ein so hohes Alter unter den Einzelnen als es Chamisso auf den Ratakinseln und San Vitores (nach le Gobien 47) auf den Marianen fand, wo 100jährige Greise nicht selten waren, während Grey schon 70 Jahre als hohes Alter unter den Neuholländern betrachtet (2, 247-248), aber gleich hinzusetzt, dass bei der grossen Sterblichkeit der Kinder, die mittlere Lebensdauer bei ihnen viel geringer als in Europa ist. Nach Azara freilich erreichen die brasilianischen Zu dieser frühen Entwickelung kommt nun ein sehr langes Säugen. Wie in Neuholland die Weiber — und in Polynesien ist es ebenso, nach Dieffenbach a.a.O. und anderen — so säugen auch die Amerikanerinnen ihre Kinder öfters bis ins 12. Jahr und dies Säugen wird, wenn die Mutter mittlerweile durch ein 2. Kind beansprucht wird, von der Grossmutter fortgesetzt! Die Indianerinnen behaupten, im Besitz eines Mittels zu sein, welches ihnen länger und unerschöpflicher die Milch erhalte (Schomburgk 2, 239. 315). Muss eine solche Lebensart, welche auch bei den Hottentotten um nichts besser und nur in Nebendingen anders ist, die Weiber frühzeitig welken lassen und dahinraffen, so ist die Lebensweise der Männer vielfach auch vollkommen aufreibend durch das Uebermass von Anstrengungen, was sie mit sich bringt. Man denke auch nur, was es heissen will, Tag für Tag, bei oft ganz ungenügender oder durch ihre zu reichliche Fülle schädlicher Nahrung, fortwährend umherzuziehen, über endlose Strecken dem Wild nach, in den Anstrengungen der Jagd oder des Krieges und dabei allen Unbilden des Klimas, des Wetters ausgesetzt! Daher finden wir nirgends in Neuholland oder dem Feuerland oder unter den Wanderstämmen Amerikas ein so hohes Alter unter den Einzelnen als es Chamisso auf den Ratakinseln und San Vitores (nach le Gobien 47) auf den Marianen fand, wo 100jährige Greise nicht selten waren, während Grey schon 70 Jahre als hohes Alter unter den Neuholländern betrachtet (2, 247-248), aber gleich hinzusetzt, dass bei der grossen Sterblichkeit der Kinder, die mittlere Lebensdauer bei ihnen viel geringer als in Europa ist. Nach Azara freilich erreichen die brasilianischen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0042"/> <p>Zu dieser frühen Entwickelung kommt nun ein sehr langes Säugen. 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Man denke auch nur, was es heissen will, Tag für Tag, bei oft ganz ungenügender oder durch ihre zu reichliche Fülle schädlicher Nahrung, fortwährend umherzuziehen, über endlose Strecken dem Wild nach, in den Anstrengungen der Jagd oder des Krieges und dabei allen Unbilden des Klimas, des Wetters ausgesetzt! Daher finden wir nirgends in Neuholland oder dem Feuerland oder unter den Wanderstämmen Amerikas ein so hohes Alter unter den Einzelnen als es Chamisso auf den Ratakinseln und San Vitores (nach le Gobien 47) auf den Marianen fand, wo 100jährige Greise nicht selten waren, während Grey schon 70 Jahre als hohes Alter unter den Neuholländern betrachtet (2, 247-248), aber gleich hinzusetzt, dass bei der grossen Sterblichkeit der Kinder, die mittlere Lebensdauer bei ihnen viel geringer als in Europa ist. Nach Azara freilich erreichen die brasilianischen </p> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
Zu dieser frühen Entwickelung kommt nun ein sehr langes Säugen. Wie in Neuholland die Weiber — und in Polynesien ist es ebenso, nach Dieffenbach a.a.O. und anderen — so säugen auch die Amerikanerinnen ihre Kinder öfters bis ins 12. Jahr und dies Säugen wird, wenn die Mutter mittlerweile durch ein 2. Kind beansprucht wird, von der Grossmutter fortgesetzt! Die Indianerinnen behaupten, im Besitz eines Mittels zu sein, welches ihnen länger und unerschöpflicher die Milch erhalte (Schomburgk 2, 239. 315).
Muss eine solche Lebensart, welche auch bei den Hottentotten um nichts besser und nur in Nebendingen anders ist, die Weiber frühzeitig welken lassen und dahinraffen, so ist die Lebensweise der Männer vielfach auch vollkommen aufreibend durch das Uebermass von Anstrengungen, was sie mit sich bringt. Man denke auch nur, was es heissen will, Tag für Tag, bei oft ganz ungenügender oder durch ihre zu reichliche Fülle schädlicher Nahrung, fortwährend umherzuziehen, über endlose Strecken dem Wild nach, in den Anstrengungen der Jagd oder des Krieges und dabei allen Unbilden des Klimas, des Wetters ausgesetzt! Daher finden wir nirgends in Neuholland oder dem Feuerland oder unter den Wanderstämmen Amerikas ein so hohes Alter unter den Einzelnen als es Chamisso auf den Ratakinseln und San Vitores (nach le Gobien 47) auf den Marianen fand, wo 100jährige Greise nicht selten waren, während Grey schon 70 Jahre als hohes Alter unter den Neuholländern betrachtet (2, 247-248), aber gleich hinzusetzt, dass bei der grossen Sterblichkeit der Kinder, die mittlere Lebensdauer bei ihnen viel geringer als in Europa ist. Nach Azara freilich erreichen die brasilianischen
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