Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.Indianern in Canada, die ihn aber minder verabscheuen (Waitz 3, 89). Allein bei den Algonkins und den Irokesen, den Sioux war der Kannibalismus früher (jetzt hat er aufgehört) weit verbreitet und besonders merkwürdig ist es, dass es bei den Miami und Potowatomi eine besondere, aus bestimmten Familien sich ergänzende Gesellschaft gab, welche Menschenfleisch ass und sich im Besitz von übernatürlichen, auf andere übertragbaren Zauberkräften wähnte (Waitz 3, 159 nach Keating): man wird an die Gesellschaften der Areois auf Tahiti und die entsprechenden auf den anderen polynesischen Inseln erinnert.*) Aber bei allen diesen amerikanischen Völkern sowie auch bei den Oregonindianern (Waitz 3, 345) ward der Kannibalismus nur an gefangenen oder gefallenen Feinden ausgeübt, deren Herz man ass, theils aus Rache, theils um sich die Tapferkeit und Kraft dessen, dem das Herz gehörte, anzueignen (Waitz 3, 159). In Südamerika hat der Krieg nicht minder, die Anthropophagie noch weit mehr gewirkt, als in Nordamerika: lebte doch hier das Volk, welches dem Kannibalismus seinen Namen gegeben hat, die Kaniben, Kariben oder Karaiben. Ursprünglich auf den kleinen Antillen und dem ihnen gegenüberliegenden Festland heimisch machten sie von dort aus, nach Columbus Erzählung, verheerende Kriegszüge in weite Ferne, um Weiber zu erbeuten, während sie die Männer erschlugen und sie, wie auch ihre eigenen mit den gefangenen Weibern erzeugten Kinder frassen (Waitz 3, 374-375). Auch ihre Weiber waren ausserordentlich kriegerisch und kämpften so selbstständig, dass die Sage von den Amazonen, die im nördlichen Südamerika häufig vorkommt, durch sie veranlasst zu sein scheint. *) Auch was Humboldt b5, 110-111 von den "Mysterien des Botuto", einer Trompete von Thon mit mehreren kugelartigen Anschwellungen, die zu allen feierlichen Ceremonien gebraucht wird, erzählt, gehört hierher: "um in die Mysterien des Botuto eingeweiht zu werden, muss man rein von Sitten und unbeweibt sein. Die Eingeweihten unterziehen sich der Geiselung, dem Fasten und anderen angreifenden Andachtsübungen." Durch die Trompete theilt der grosse Geist den Eingeweihten seinen Willen mit; sie stehen also mit den Göttern in näherem Verkehr als andere Menschen und das war auch der Grundgedanke der Areois. Ganz ähnlich wird von Haiti berichtet. "Die Caziken nämlich standen", erzählt Waitz 4, 329 nach Herrera, Torquemada und Petr. Martyr, "ohne selbst Priester zu sein, doch an der Spitze des Cultus: die Tempel und Opferplätze, wo die Gottesverehrung stattfand, waren entweder ihre Häuser selbst oder Hütten, die als ihnen gehörig betrachtet wurden; dort waren die Bilder der Ahnen aufgestellt, die von Holz, inwendig hohl und mit einem Rohre versehen nur von ihnen um Orakel befragt werden konnten und nur aussprachen was sie ihnen eingaben. Sie berauschten sich zu diesem Zwecke mit einer Art von Schnupftabak und führten die heilige Handlung allein aus, von der natürlich das Volk ausgeschlossen blieb." Auch Tänze gehörten zu diesen religiösen Mysterien, die sie allein kannten, auch dies wieder wie bei den Areois.
Indianern in Canada, die ihn aber minder verabscheuen (Waitz 3, 89). Allein bei den Algonkins und den Irokesen, den Sioux war der Kannibalismus früher (jetzt hat er aufgehört) weit verbreitet und besonders merkwürdig ist es, dass es bei den Miami und Potowatomi eine besondere, aus bestimmten Familien sich ergänzende Gesellschaft gab, welche Menschenfleisch ass und sich im Besitz von übernatürlichen, auf andere übertragbaren Zauberkräften wähnte (Waitz 3, 159 nach Keating): man wird an die Gesellschaften der Areois auf Tahiti und die entsprechenden auf den anderen polynesischen Inseln erinnert.*) Aber bei allen diesen amerikanischen Völkern sowie auch bei den Oregonindianern (Waitz 3, 345) ward der Kannibalismus nur an gefangenen oder gefallenen Feinden ausgeübt, deren Herz man ass, theils aus Rache, theils um sich die Tapferkeit und Kraft dessen, dem das Herz gehörte, anzueignen (Waitz 3, 159). In Südamerika hat der Krieg nicht minder, die Anthropophagie noch weit mehr gewirkt, als in Nordamerika: lebte doch hier das Volk, welches dem Kannibalismus seinen Namen gegeben hat, die Kaniben, Kariben oder Karaiben. Ursprünglich auf den kleinen Antillen und dem ihnen gegenüberliegenden Festland heimisch machten sie von dort aus, nach Columbus Erzählung, verheerende Kriegszüge in weite Ferne, um Weiber zu erbeuten, während sie die Männer erschlugen und sie, wie auch ihre eigenen mit den gefangenen Weibern erzeugten Kinder frassen (Waitz 3, 374-375). Auch ihre Weiber waren ausserordentlich kriegerisch und kämpften so selbstständig, dass die Sage von den Amazonen, die im nördlichen Südamerika häufig vorkommt, durch sie veranlasst zu sein scheint. *) Auch was Humboldt b5, 110-111 von den »Mysterien des Botuto«, einer Trompete von Thon mit mehreren kugelartigen Anschwellungen, die zu allen feierlichen Ceremonien gebraucht wird, erzählt, gehört hierher: »um in die Mysterien des Botuto eingeweiht zu werden, muss man rein von Sitten und unbeweibt sein. Die Eingeweihten unterziehen sich der Geiselung, dem Fasten und anderen angreifenden Andachtsübungen.« Durch die Trompete theilt der grosse Geist den Eingeweihten seinen Willen mit; sie stehen also mit den Göttern in näherem Verkehr als andere Menschen und das war auch der Grundgedanke der Areois. Ganz ähnlich wird von Haiti berichtet. »Die Caziken nämlich standen«, erzählt Waitz 4, 329 nach Herrera, Torquemada und Petr. Martyr, »ohne selbst Priester zu sein, doch an der Spitze des Cultus: die Tempel und Opferplätze, wo die Gottesverehrung stattfand, waren entweder ihre Häuser selbst oder Hütten, die als ihnen gehörig betrachtet wurden; dort waren die Bilder der Ahnen aufgestellt, die von Holz, inwendig hohl und mit einem Rohre versehen nur von ihnen um Orakel befragt werden konnten und nur aussprachen was sie ihnen eingaben. Sie berauschten sich zu diesem Zwecke mit einer Art von Schnupftabak und führten die heilige Handlung allein aus, von der natürlich das Volk ausgeschlossen blieb.« Auch Tänze gehörten zu diesen religiösen Mysterien, die sie allein kannten, auch dies wieder wie bei den Areois.
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Indianern in Canada, die ihn aber minder verabscheuen (Waitz 3, 89). Allein bei den Algonkins und den Irokesen, den Sioux war der Kannibalismus früher (jetzt hat er aufgehört) weit verbreitet und besonders merkwürdig ist es, dass es bei den Miami und Potowatomi eine besondere, aus bestimmten Familien sich ergänzende Gesellschaft gab, welche Menschenfleisch ass und sich im Besitz von übernatürlichen, auf andere übertragbaren Zauberkräften wähnte (Waitz 3, 159 nach Keating): man wird an die Gesellschaften der Areois auf Tahiti und die entsprechenden auf den anderen polynesischen Inseln erinnert. *) Aber bei allen diesen amerikanischen Völkern sowie auch bei den Oregonindianern (Waitz 3, 345) ward der Kannibalismus nur an gefangenen oder gefallenen Feinden ausgeübt, deren Herz man ass, theils aus Rache, theils um sich die Tapferkeit und Kraft dessen, dem das Herz gehörte, anzueignen (Waitz 3, 159).
In Südamerika hat der Krieg nicht minder, die Anthropophagie noch weit mehr gewirkt, als in Nordamerika: lebte doch hier das Volk, welches dem Kannibalismus seinen Namen gegeben hat, die Kaniben, Kariben oder Karaiben. Ursprünglich auf den kleinen Antillen und dem ihnen gegenüberliegenden Festland heimisch machten sie von dort aus, nach Columbus Erzählung, verheerende Kriegszüge in weite Ferne, um Weiber zu erbeuten, während sie die Männer erschlugen und sie, wie auch ihre eigenen mit den gefangenen Weibern erzeugten Kinder frassen (Waitz 3, 374-375). Auch ihre Weiber waren ausserordentlich kriegerisch und kämpften so selbstständig, dass die Sage von den Amazonen, die im nördlichen Südamerika häufig vorkommt, durch sie veranlasst zu sein scheint.
*) Auch was Humboldt b5, 110-111 von den »Mysterien des Botuto«, einer Trompete von Thon mit mehreren kugelartigen Anschwellungen, die zu allen feierlichen Ceremonien gebraucht wird, erzählt, gehört hierher: »um in die Mysterien des Botuto eingeweiht zu werden, muss man rein von Sitten und unbeweibt sein. Die Eingeweihten unterziehen sich der Geiselung, dem Fasten und anderen angreifenden Andachtsübungen.« Durch die Trompete theilt der grosse Geist den Eingeweihten seinen Willen mit; sie stehen also mit den Göttern in näherem Verkehr als andere Menschen und das war auch der Grundgedanke der Areois. Ganz ähnlich wird von Haiti berichtet. »Die Caziken nämlich standen«, erzählt Waitz 4, 329 nach Herrera, Torquemada und Petr. Martyr, »ohne selbst Priester zu sein, doch an der Spitze des Cultus: die Tempel und Opferplätze, wo die Gottesverehrung stattfand, waren entweder ihre Häuser selbst oder Hütten, die als ihnen gehörig betrachtet wurden; dort waren die Bilder der Ahnen aufgestellt, die von Holz, inwendig hohl und mit einem Rohre versehen nur von ihnen um Orakel befragt werden konnten und nur aussprachen was sie ihnen eingaben. Sie berauschten sich zu diesem Zwecke mit einer Art von Schnupftabak und führten die heilige Handlung allein aus, von der natürlich das Volk ausgeschlossen blieb.« Auch Tänze gehörten zu diesen religiösen Mysterien, die sie allein kannten, auch dies wieder wie bei den Areois.
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