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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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Schomburgk 2, 429 erzählt, dass die Kariben sich namentlich gegen die Makusis wandten, um Sklaven zu erbeuten, zu welcher Menschenjagd sie von den Holländern aus Eigennutz angetrieben wurden, denn diese kauften die Sklaven von ihnen. Er schildert diesen scheusslichen Handel näher und sagt, dass er bis gegen die vierziger Jahre dieses Jahrhunderts, also bis auf unsere Zeit hin bestanden habe! Die Art nun, wie noch jetzt die Kariben von allen anderen indianischen Stämmen als Herrn und Gebieter gefürchtet werden, so dass sie ohne Weiteres sich in jeder beliebigen Hütte was ihnen gefällt nehmen können (ebendas. 427); so wie die blinde Angst, welche man noch jetzt in jenen Gegenden vor ihnen hat, lässt erkennen, was sie einst gewesen sein mögen. Und wie durch sie die Aturen (Humboldt c, 1, 284) in die Katarakten des Orinoko, wo

ihres Stammes letzte Spuren
birgt des Uferschilfes Grün,

hineingedrängt verkamen: so waren die blutigen Kriege, welche von ihnen ausgingen, eine Hauptursache für die Verminderung der Stämme in Guyana. Indess verzehren sie jetzt (Schomburgk 2, 430) Menschenfleisch nicht mehr; und jetzt sind auch sie sehr zusammengeschmolzen (eb. 417), wozu ihre eigenen Kriege nicht wenig beigetragen haben mögen. Da nun auch die Tupi tapfere, ja wilde Krieger waren (Azara 218) und sie sowohl wie auch die Guarani (welche Azara 213 ff. freilich als sehr scheu schildert) Menschenfleisch verzehrten; da nun auch fast alle südamerikanischen Stämme, die Araukaner (Waitz 3, 529 ff.), Chiquitos (eb. 530), die Pampas, Patagonier u. s. w. (Azara an vielen Stellen) sich durch wilde Tapferkeit auszeichneten und demzufolge zwischen ihnen fast stetiger Krieg herrschte; da sie fast alle Kannibalen waren, wie die Mbayas (Waitz 3, 473), ganz besonders die Guaykurus (471), die Tobas (475), die Abiponer (476), die Feuerländer (508) und ebenso die Patagonier, welche alle feindlichen Männer niederhieben, Weiber und Kinder aber zu Gefangenen machten: so werden wir begreiflich finden, dass die Zahl dieser Völker, die in so heftigem und unablässigem Kampf mit einander sind, auch dadurch abgenommen hat und noch jetzt abnimmt. Tschudi 2, 259 sagt geradezu, dass die Angriffe der Botokuden auf die von den Portugiesen um Rio Janeiro unterworfenen halb civilisirten Indianer die Ursache seien, dass jene Gegenden auch heute noch so spärlich bevölkert seien. Auch mag daran erinnert werden, dass jene Völker in dem Urarigift, mit dem sie ihre Lanzen vergifteten, eine ganz besonders gefährliche Waffe haben, da dies Gift auch bei der leisesten Verwundung unfehlbar tödtet.

Tüchtige Krieger waren nun, nach der trefflichen Schilderung bei Waitz, auch die Kulturvölker des alten Amerikas. Doch da ihre Kriege keine Vernichtung des Feindes bezweckten, sondern diesem, auch wenn er besiegt wurde, seine Nationalität und Hab und Gut

Schomburgk 2, 429 erzählt, dass die Kariben sich namentlich gegen die Makusis wandten, um Sklaven zu erbeuten, zu welcher Menschenjagd sie von den Holländern aus Eigennutz angetrieben wurden, denn diese kauften die Sklaven von ihnen. Er schildert diesen scheusslichen Handel näher und sagt, dass er bis gegen die vierziger Jahre dieses Jahrhunderts, also bis auf unsere Zeit hin bestanden habe! Die Art nun, wie noch jetzt die Kariben von allen anderen indianischen Stämmen als Herrn und Gebieter gefürchtet werden, so dass sie ohne Weiteres sich in jeder beliebigen Hütte was ihnen gefällt nehmen können (ebendas. 427); so wie die blinde Angst, welche man noch jetzt in jenen Gegenden vor ihnen hat, lässt erkennen, was sie einst gewesen sein mögen. Und wie durch sie die Aturen (Humboldt c, 1, 284) in die Katarakten des Orinoko, wo

ihres Stammes letzte Spuren
birgt des Uferschilfes Grün,

hineingedrängt verkamen: so waren die blutigen Kriege, welche von ihnen ausgingen, eine Hauptursache für die Verminderung der Stämme in Guyana. Indess verzehren sie jetzt (Schomburgk 2, 430) Menschenfleisch nicht mehr; und jetzt sind auch sie sehr zusammengeschmolzen (eb. 417), wozu ihre eigenen Kriege nicht wenig beigetragen haben mögen. Da nun auch die Tupi tapfere, ja wilde Krieger waren (Azara 218) und sie sowohl wie auch die Guarani (welche Azara 213 ff. freilich als sehr scheu schildert) Menschenfleisch verzehrten; da nun auch fast alle südamerikanischen Stämme, die Araukaner (Waitz 3, 529 ff.), Chiquitos (eb. 530), die Pampas, Patagonier u. s. w. (Azara an vielen Stellen) sich durch wilde Tapferkeit auszeichneten und demzufolge zwischen ihnen fast stetiger Krieg herrschte; da sie fast alle Kannibalen waren, wie die Mbayas (Waitz 3, 473), ganz besonders die Guaykurus (471), die Tobas (475), die Abiponer (476), die Feuerländer (508) und ebenso die Patagonier, welche alle feindlichen Männer niederhieben, Weiber und Kinder aber zu Gefangenen machten: so werden wir begreiflich finden, dass die Zahl dieser Völker, die in so heftigem und unablässigem Kampf mit einander sind, auch dadurch abgenommen hat und noch jetzt abnimmt. Tschudi 2, 259 sagt geradezu, dass die Angriffe der Botokuden auf die von den Portugiesen um Rio Janeiro unterworfenen halb civilisirten Indianer die Ursache seien, dass jene Gegenden auch heute noch so spärlich bevölkert seien. Auch mag daran erinnert werden, dass jene Völker in dem Urarigift, mit dem sie ihre Lanzen vergifteten, eine ganz besonders gefährliche Waffe haben, da dies Gift auch bei der leisesten Verwundung unfehlbar tödtet.

Tüchtige Krieger waren nun, nach der trefflichen Schilderung bei Waitz, auch die Kulturvölker des alten Amerikas. Doch da ihre Kriege keine Vernichtung des Feindes bezweckten, sondern diesem, auch wenn er besiegt wurde, seine Nationalität und Hab und Gut

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Schomburgk 2, 429
 erzählt, dass die Kariben sich namentlich gegen die Makusis
 wandten, um Sklaven zu erbeuten, zu welcher Menschenjagd sie von
 den Holländern aus Eigennutz angetrieben wurden, denn diese
 kauften die Sklaven von ihnen. Er schildert diesen scheusslichen
 Handel näher und sagt, dass er bis gegen die vierziger Jahre
 dieses Jahrhunderts, also bis auf unsere Zeit hin bestanden habe!
 Die Art nun, wie noch jetzt die Kariben von allen anderen
 indianischen Stämmen als Herrn und Gebieter gefürchtet
 werden, so dass sie ohne Weiteres sich in jeder beliebigen
 Hütte was ihnen gefällt nehmen können (ebendas.
 427); so wie die blinde Angst, welche man noch jetzt in jenen
 Gegenden vor ihnen hat, lässt erkennen, was sie einst gewesen
 sein mögen. Und wie durch sie die Aturen (Humboldt c, 1, 284)
 in die Katarakten des Orinoko, wo</p>
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 welche von ihnen ausgingen, eine Hauptursache für die
 Verminderung der Stämme in Guyana. Indess verzehren sie jetzt
 (Schomburgk 2, 430) Menschenfleisch nicht mehr; und jetzt sind auch
 sie sehr zusammengeschmolzen (eb. 417), wozu ihre eigenen Kriege
 nicht wenig beigetragen haben mögen. Da nun auch die Tupi
 tapfere, ja wilde Krieger waren (Azara 218) und sie sowohl wie auch
 die Guarani (welche Azara 213 ff. freilich als sehr scheu
 schildert) Menschenfleisch verzehrten; da nun auch fast alle
 südamerikanischen Stämme, die Araukaner (Waitz 3, 529
 ff.), Chiquitos (eb. 530), die Pampas, Patagonier u. s. w. (Azara an
 vielen Stellen) sich durch wilde Tapferkeit auszeichneten und
 demzufolge zwischen ihnen fast stetiger Krieg herrschte; da sie
 fast alle Kannibalen waren, wie die Mbayas (Waitz 3, 473), ganz
 besonders die Guaykurus (471), die Tobas (475), die Abiponer (476),
 die Feuerländer (508) und ebenso die Patagonier, welche alle
 feindlichen Männer niederhieben, Weiber und Kinder aber zu
 Gefangenen machten: so werden wir begreiflich finden, dass die Zahl
 dieser Völker, die in so heftigem und unablässigem Kampf
 mit einander sind, auch dadurch abgenommen hat und noch jetzt
 abnimmt. Tschudi 2, 259 sagt geradezu, dass die Angriffe der
 Botokuden auf die von den Portugiesen um Rio Janeiro unterworfenen
 halb civilisirten Indianer die Ursache seien, dass jene Gegenden
 auch heute noch so spärlich bevölkert seien. Auch mag
 daran erinnert werden, dass jene Völker in dem Urarigift, mit
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[0076] Schomburgk 2, 429 erzählt, dass die Kariben sich namentlich gegen die Makusis wandten, um Sklaven zu erbeuten, zu welcher Menschenjagd sie von den Holländern aus Eigennutz angetrieben wurden, denn diese kauften die Sklaven von ihnen. Er schildert diesen scheusslichen Handel näher und sagt, dass er bis gegen die vierziger Jahre dieses Jahrhunderts, also bis auf unsere Zeit hin bestanden habe! Die Art nun, wie noch jetzt die Kariben von allen anderen indianischen Stämmen als Herrn und Gebieter gefürchtet werden, so dass sie ohne Weiteres sich in jeder beliebigen Hütte was ihnen gefällt nehmen können (ebendas. 427); so wie die blinde Angst, welche man noch jetzt in jenen Gegenden vor ihnen hat, lässt erkennen, was sie einst gewesen sein mögen. Und wie durch sie die Aturen (Humboldt c, 1, 284) in die Katarakten des Orinoko, wo ihres Stammes letzte Spuren birgt des Uferschilfes Grün, hineingedrängt verkamen: so waren die blutigen Kriege, welche von ihnen ausgingen, eine Hauptursache für die Verminderung der Stämme in Guyana. Indess verzehren sie jetzt (Schomburgk 2, 430) Menschenfleisch nicht mehr; und jetzt sind auch sie sehr zusammengeschmolzen (eb. 417), wozu ihre eigenen Kriege nicht wenig beigetragen haben mögen. Da nun auch die Tupi tapfere, ja wilde Krieger waren (Azara 218) und sie sowohl wie auch die Guarani (welche Azara 213 ff. freilich als sehr scheu schildert) Menschenfleisch verzehrten; da nun auch fast alle südamerikanischen Stämme, die Araukaner (Waitz 3, 529 ff.), Chiquitos (eb. 530), die Pampas, Patagonier u. s. w. (Azara an vielen Stellen) sich durch wilde Tapferkeit auszeichneten und demzufolge zwischen ihnen fast stetiger Krieg herrschte; da sie fast alle Kannibalen waren, wie die Mbayas (Waitz 3, 473), ganz besonders die Guaykurus (471), die Tobas (475), die Abiponer (476), die Feuerländer (508) und ebenso die Patagonier, welche alle feindlichen Männer niederhieben, Weiber und Kinder aber zu Gefangenen machten: so werden wir begreiflich finden, dass die Zahl dieser Völker, die in so heftigem und unablässigem Kampf mit einander sind, auch dadurch abgenommen hat und noch jetzt abnimmt. Tschudi 2, 259 sagt geradezu, dass die Angriffe der Botokuden auf die von den Portugiesen um Rio Janeiro unterworfenen halb civilisirten Indianer die Ursache seien, dass jene Gegenden auch heute noch so spärlich bevölkert seien. Auch mag daran erinnert werden, dass jene Völker in dem Urarigift, mit dem sie ihre Lanzen vergifteten, eine ganz besonders gefährliche Waffe haben, da dies Gift auch bei der leisesten Verwundung unfehlbar tödtet. Tüchtige Krieger waren nun, nach der trefflichen Schilderung bei Waitz, auch die Kulturvölker des alten Amerikas. Doch da ihre Kriege keine Vernichtung des Feindes bezweckten, sondern diesem, auch wenn er besiegt wurde, seine Nationalität und Hab und Gut

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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/76>, abgerufen am 24.11.2024.