Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Arnold umschlang wieder Gertrud zu neuem Tanze, als diese sich plötzlich von ihm losmachte, seinen Arm ergriff und leise flüsterte: Kommt! Arnold behielt keine Zeit, sie zu fragen wohin, denn sie glitt ihm unter den Händen weg und der Saalthüre zu. Wohin, Trudchen? riefen sie ein paar der Gespielinnen an. Bin gleich wieder da, lautete die kurze Antwort, und wenige Secunden später stand sie mit Arnold draußen in der frischen Abendluft vor dem Hause. Wo willst du hin, Gertrud? Kommt! -- Wieder ergriff sie seinen Arm und führte ihn durch das Dorf, an ihres Vaters Haus vorbei, in das sie hineinsprang und mit einem kleinen Bündel zurückkehrte. Was hast du vor! fragte Arnold erschreckt. Kommt! war das Einzige, was sie erwiderte, und an den Häusern vorbei schritt sie mit ihm, bis sie die äußere Ringmauer des Dorfes hinter sich ließen. Sie waren bis jetzt der breiten, festen und hartgefahrenen Straße gefolgt; jetzt bog Gertrud links vom Wege ab und schritt einen kleinen, flachen Hügel hinauf, von dem aus man gerade auf die hellerleuchteten Fenster und Thüren des Wirthshauses sehen konnte. Hier blieb sie stehen, reichte Arnold die Hand und sagte herzlich: Grüßt Eure Mutter von mir -- lebt wohl! Arnold umschlang wieder Gertrud zu neuem Tanze, als diese sich plötzlich von ihm losmachte, seinen Arm ergriff und leise flüsterte: Kommt! Arnold behielt keine Zeit, sie zu fragen wohin, denn sie glitt ihm unter den Händen weg und der Saalthüre zu. Wohin, Trudchen? riefen sie ein paar der Gespielinnen an. Bin gleich wieder da, lautete die kurze Antwort, und wenige Secunden später stand sie mit Arnold draußen in der frischen Abendluft vor dem Hause. Wo willst du hin, Gertrud? Kommt! — Wieder ergriff sie seinen Arm und führte ihn durch das Dorf, an ihres Vaters Haus vorbei, in das sie hineinsprang und mit einem kleinen Bündel zurückkehrte. Was hast du vor! fragte Arnold erschreckt. Kommt! war das Einzige, was sie erwiderte, und an den Häusern vorbei schritt sie mit ihm, bis sie die äußere Ringmauer des Dorfes hinter sich ließen. Sie waren bis jetzt der breiten, festen und hartgefahrenen Straße gefolgt; jetzt bog Gertrud links vom Wege ab und schritt einen kleinen, flachen Hügel hinauf, von dem aus man gerade auf die hellerleuchteten Fenster und Thüren des Wirthshauses sehen konnte. Hier blieb sie stehen, reichte Arnold die Hand und sagte herzlich: Grüßt Eure Mutter von mir — lebt wohl! <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <pb facs="#f0041"/> <p>Arnold umschlang wieder Gertrud zu neuem Tanze, als diese sich plötzlich von ihm losmachte, seinen Arm ergriff und leise flüsterte:</p><lb/> <p>Kommt!</p><lb/> <p>Arnold behielt keine Zeit, sie zu fragen wohin, denn sie glitt ihm unter den Händen weg und der Saalthüre zu.</p><lb/> <p>Wohin, Trudchen? riefen sie ein paar der Gespielinnen an.</p><lb/> <p>Bin gleich wieder da, lautete die kurze Antwort, und wenige Secunden später stand sie mit Arnold draußen in der frischen Abendluft vor dem Hause.</p><lb/> <p>Wo willst du hin, Gertrud?</p><lb/> <p>Kommt! — Wieder ergriff sie seinen Arm und führte ihn durch das Dorf, an ihres Vaters Haus vorbei, in das sie hineinsprang und mit einem kleinen Bündel zurückkehrte.</p><lb/> <p>Was hast du vor! fragte Arnold erschreckt.</p><lb/> <p>Kommt! war das Einzige, was sie erwiderte, und an den Häusern vorbei schritt sie mit ihm, bis sie die äußere Ringmauer des Dorfes hinter sich ließen. Sie waren bis jetzt der breiten, festen und hartgefahrenen Straße gefolgt; jetzt bog Gertrud links vom Wege ab und schritt einen kleinen, flachen Hügel hinauf, von dem aus man gerade auf die hellerleuchteten Fenster und Thüren des Wirthshauses sehen konnte. Hier blieb sie stehen, reichte Arnold die Hand und sagte herzlich:</p><lb/> <p>Grüßt Eure Mutter von mir — lebt wohl!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0041]
Arnold umschlang wieder Gertrud zu neuem Tanze, als diese sich plötzlich von ihm losmachte, seinen Arm ergriff und leise flüsterte:
Kommt!
Arnold behielt keine Zeit, sie zu fragen wohin, denn sie glitt ihm unter den Händen weg und der Saalthüre zu.
Wohin, Trudchen? riefen sie ein paar der Gespielinnen an.
Bin gleich wieder da, lautete die kurze Antwort, und wenige Secunden später stand sie mit Arnold draußen in der frischen Abendluft vor dem Hause.
Wo willst du hin, Gertrud?
Kommt! — Wieder ergriff sie seinen Arm und führte ihn durch das Dorf, an ihres Vaters Haus vorbei, in das sie hineinsprang und mit einem kleinen Bündel zurückkehrte.
Was hast du vor! fragte Arnold erschreckt.
Kommt! war das Einzige, was sie erwiderte, und an den Häusern vorbei schritt sie mit ihm, bis sie die äußere Ringmauer des Dorfes hinter sich ließen. Sie waren bis jetzt der breiten, festen und hartgefahrenen Straße gefolgt; jetzt bog Gertrud links vom Wege ab und schritt einen kleinen, flachen Hügel hinauf, von dem aus man gerade auf die hellerleuchteten Fenster und Thüren des Wirthshauses sehen konnte. Hier blieb sie stehen, reichte Arnold die Hand und sagte herzlich:
Grüßt Eure Mutter von mir — lebt wohl!
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Zitationshilfe: | Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910/41>, abgerufen am 01.10.2023. |