Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

aber wünschen, will ich Sie begleiten, bis wir den Ort liegen sehen; ich gehe mir so nicht viel aus dem Wege.

Ich danke Ihnen, wehrte aber Arnold ab. Dort hinüber finde ich mich schon zurecht. Also alle hundert Jahre nur soll das Dorf nach oben kommen?

So erzählen die Leute, meinte der Jäger -- wer weiß aber, ob's wahr ist.

Arnold hatte seinen Tornister wieder aufgenommen. Grüß Gott! sagte er, dem Jäger die Hand entgegenstreckend.

Schönen Dank, erwiderte der Forstmann -- wo geht Ihr jetzt hin?

Nach Dillstedt.

Das ist recht -- dort über den Hang kommt Ihr auch wieder auf den breiten Fahrweg.

Arnold wandte sich ab und schritt langsam seine Bahn entlang. Erst auf dem Hange oben, von dem aus er den ganzen Grund übersehen konnte, blieb er noch einmal stehen und schaute zurück.

Leb wohl, Gertrud! murmelte er leise, und als er über den Hang hinüberschritt, drängten sich ihm die großen, hellen Thränen aus den Augen.

aber wünschen, will ich Sie begleiten, bis wir den Ort liegen sehen; ich gehe mir so nicht viel aus dem Wege.

Ich danke Ihnen, wehrte aber Arnold ab. Dort hinüber finde ich mich schon zurecht. Also alle hundert Jahre nur soll das Dorf nach oben kommen?

So erzählen die Leute, meinte der Jäger — wer weiß aber, ob’s wahr ist.

Arnold hatte seinen Tornister wieder aufgenommen. Grüß Gott! sagte er, dem Jäger die Hand entgegenstreckend.

Schönen Dank, erwiderte der Forstmann — wo geht Ihr jetzt hin?

Nach Dillstedt.

Das ist recht — dort über den Hang kommt Ihr auch wieder auf den breiten Fahrweg.

Arnold wandte sich ab und schritt langsam seine Bahn entlang. Erst auf dem Hange oben, von dem aus er den ganzen Grund übersehen konnte, blieb er noch einmal stehen und schaute zurück.

Leb wohl, Gertrud! murmelte er leise, und als er über den Hang hinüberschritt, drängten sich ihm die großen, hellen Thränen aus den Augen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="0">
        <p><pb facs="#f0051"/>
aber wünschen, will ich Sie begleiten, bis wir den Ort liegen sehen; ich gehe mir     so nicht viel aus dem Wege.</p><lb/>
        <p>Ich danke Ihnen, wehrte aber Arnold ab. Dort hinüber finde ich mich schon zurecht. Also alle     hundert Jahre nur soll das Dorf nach oben kommen?</p><lb/>
        <p>So erzählen die Leute, meinte der Jäger &#x2014; wer weiß aber, ob&#x2019;s wahr ist.</p><lb/>
        <p>Arnold hatte seinen Tornister wieder aufgenommen. Grüß Gott! sagte er, dem Jäger die Hand     entgegenstreckend.</p><lb/>
        <p>Schönen Dank, erwiderte der Forstmann &#x2014; wo geht Ihr jetzt hin?</p><lb/>
        <p>Nach Dillstedt.</p><lb/>
        <p>Das ist recht &#x2014; dort über den Hang kommt Ihr auch wieder auf den breiten Fahrweg.</p><lb/>
        <p>Arnold wandte sich ab und schritt langsam seine Bahn entlang. Erst auf dem Hange oben, von dem     aus er den ganzen Grund übersehen konnte, blieb er noch einmal stehen und schaute zurück.</p><lb/>
        <p>Leb wohl, Gertrud! murmelte er leise, und als er über den Hang hinüberschritt, drängten sich     ihm die großen, hellen Thränen aus den Augen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0051] aber wünschen, will ich Sie begleiten, bis wir den Ort liegen sehen; ich gehe mir so nicht viel aus dem Wege. Ich danke Ihnen, wehrte aber Arnold ab. Dort hinüber finde ich mich schon zurecht. Also alle hundert Jahre nur soll das Dorf nach oben kommen? So erzählen die Leute, meinte der Jäger — wer weiß aber, ob’s wahr ist. Arnold hatte seinen Tornister wieder aufgenommen. Grüß Gott! sagte er, dem Jäger die Hand entgegenstreckend. Schönen Dank, erwiderte der Forstmann — wo geht Ihr jetzt hin? Nach Dillstedt. Das ist recht — dort über den Hang kommt Ihr auch wieder auf den breiten Fahrweg. Arnold wandte sich ab und schritt langsam seine Bahn entlang. Erst auf dem Hange oben, von dem aus er den ganzen Grund übersehen konnte, blieb er noch einmal stehen und schaute zurück. Leb wohl, Gertrud! murmelte er leise, und als er über den Hang hinüberschritt, drängten sich ihm die großen, hellen Thränen aus den Augen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:22:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:22:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910/51
Zitationshilfe: Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910/51>, abgerufen am 28.03.2024.