Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ich war darinnen -- ich habe darin gegessen, getrunken und getanzt. Der Jäger betrachtete sich die Gestalt des jungen Mannes ruhig von oben bis unten, dann sagte er lächelnd: Aber es hieß anders, nicht wahr? -- wahrscheinlich kommen Sie gerade von Dillstedt herüber, dort war gestern Abend Tanz, und das starke Bier, das der Wirth jetzt braut, kann nicht ein Jeder vertragen. Arnold öffnete, statt aller Antwort, seine Mappe und nahm die Zeichnung heraus, die er vom Kirchhof aus entworfen hatte. Kennen Sie das Dorf? Nein! sagte der Jäger kopfschüttelnd -- solch ein flacher Thurm ist hier in der ganzen Gegend nicht. Das ist Germelshausen, rief Arnold -- und tragen sich so die Bauernmädchen in der Nachbarschaft, wie das Mädchen hier? Hm, -- nein! was ist denn das für ein wunderlicher Leichenzug, den Ihr da darauf habt? Arnold antwortete ihm nicht; er schob die Blätter wieder in seine Mappe zurück, und ein eigenes, wehes Gefühl durchbebte ihn. Den Weg nach Dillstedt können Sie nicht verfehlen, sagte der Jäger gutmüthig, denn ein dunkler Verdacht stieg jetzt in ihm auf, daß es im Kopfe des Fremden nicht so ganz richtig sein möchte, -- wenn Sie es ich war darinnen — ich habe darin gegessen, getrunken und getanzt. Der Jäger betrachtete sich die Gestalt des jungen Mannes ruhig von oben bis unten, dann sagte er lächelnd: Aber es hieß anders, nicht wahr? — wahrscheinlich kommen Sie gerade von Dillstedt herüber, dort war gestern Abend Tanz, und das starke Bier, das der Wirth jetzt braut, kann nicht ein Jeder vertragen. Arnold öffnete, statt aller Antwort, seine Mappe und nahm die Zeichnung heraus, die er vom Kirchhof aus entworfen hatte. Kennen Sie das Dorf? Nein! sagte der Jäger kopfschüttelnd — solch ein flacher Thurm ist hier in der ganzen Gegend nicht. Das ist Germelshausen, rief Arnold — und tragen sich so die Bauernmädchen in der Nachbarschaft, wie das Mädchen hier? Hm, — nein! was ist denn das für ein wunderlicher Leichenzug, den Ihr da darauf habt? Arnold antwortete ihm nicht; er schob die Blätter wieder in seine Mappe zurück, und ein eigenes, wehes Gefühl durchbebte ihn. Den Weg nach Dillstedt können Sie nicht verfehlen, sagte der Jäger gutmüthig, denn ein dunkler Verdacht stieg jetzt in ihm auf, daß es im Kopfe des Fremden nicht so ganz richtig sein möchte, — wenn Sie es <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0050"/> ich war darinnen — ich habe darin gegessen, getrunken und getanzt.</p><lb/> <p>Der Jäger betrachtete sich die Gestalt des jungen Mannes ruhig von oben bis unten, dann sagte er lächelnd:</p><lb/> <p>Aber es hieß anders, nicht wahr? — wahrscheinlich kommen Sie gerade von Dillstedt herüber, dort war gestern Abend Tanz, und das starke Bier, das der Wirth jetzt braut, kann nicht ein Jeder vertragen.</p><lb/> <p>Arnold öffnete, statt aller Antwort, seine Mappe und nahm die Zeichnung heraus, die er vom Kirchhof aus entworfen hatte.</p><lb/> <p>Kennen Sie das Dorf?</p><lb/> <p>Nein! sagte der Jäger kopfschüttelnd — solch ein flacher Thurm ist hier in der ganzen Gegend nicht.</p><lb/> <p>Das ist Germelshausen, rief Arnold — und tragen sich so die Bauernmädchen in der Nachbarschaft, wie das Mädchen hier?</p><lb/> <p>Hm, — nein! was ist denn das für ein wunderlicher Leichenzug, den Ihr da darauf habt?</p><lb/> <p>Arnold antwortete ihm nicht; er schob die Blätter wieder in seine Mappe zurück, und ein eigenes, wehes Gefühl durchbebte ihn.</p><lb/> <p>Den Weg nach Dillstedt können Sie nicht verfehlen, sagte der Jäger gutmüthig, denn ein dunkler Verdacht stieg jetzt in ihm auf, daß es im Kopfe des Fremden nicht so ganz richtig sein möchte, — wenn Sie es<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0050]
ich war darinnen — ich habe darin gegessen, getrunken und getanzt.
Der Jäger betrachtete sich die Gestalt des jungen Mannes ruhig von oben bis unten, dann sagte er lächelnd:
Aber es hieß anders, nicht wahr? — wahrscheinlich kommen Sie gerade von Dillstedt herüber, dort war gestern Abend Tanz, und das starke Bier, das der Wirth jetzt braut, kann nicht ein Jeder vertragen.
Arnold öffnete, statt aller Antwort, seine Mappe und nahm die Zeichnung heraus, die er vom Kirchhof aus entworfen hatte.
Kennen Sie das Dorf?
Nein! sagte der Jäger kopfschüttelnd — solch ein flacher Thurm ist hier in der ganzen Gegend nicht.
Das ist Germelshausen, rief Arnold — und tragen sich so die Bauernmädchen in der Nachbarschaft, wie das Mädchen hier?
Hm, — nein! was ist denn das für ein wunderlicher Leichenzug, den Ihr da darauf habt?
Arnold antwortete ihm nicht; er schob die Blätter wieder in seine Mappe zurück, und ein eigenes, wehes Gefühl durchbebte ihn.
Den Weg nach Dillstedt können Sie nicht verfehlen, sagte der Jäger gutmüthig, denn ein dunkler Verdacht stieg jetzt in ihm auf, daß es im Kopfe des Fremden nicht so ganz richtig sein möchte, — wenn Sie es
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Zitationshilfe: | Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910/50>, abgerufen am 24.09.2023. |