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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Keil.
§. 151.

Zum Keile gehören alle Gattungen Hacken, Messer und andere Schneidinstrumente.
Von den erstern sind die nachstehenden bei den Zimmerleuten am meisten im Gebrauche:
Fig.
11.
Tab.
5.
Die Bandhacke (Fig. 11), welche zum Abzimmern der runden Baumstämme gebraucht
wird; der Unterschied derselben von andern Hacken besteht darin, dass sie länger ist,
um damit stärkere Baumstämme behauen zu können, und dass sie schmäler ist und nach
ihrer ganzen Länge eine gleiche Breite besitzt, weil sie bei dem Gebrauche zu-
Fig.
12.
gleich als Hebel zum Abbrechen der Holzspäne dient. Die breite Hacke (Fig. 12)
dient zum Ausgleichen der mit der Bandhacke roh abgezimmerten Baumstämme. Die
Fig.
13.
Zwerchaxt (Fig. 13), welche der Zimmermann statt des sonst gewöhnlichen Stemm-
eisens zur Verfertigung der Löcher braucht, u. s. w. Da die zwei erstern wegen ihres
Zweckes nur zum Behauen des Holzes an der linken Seite des Arbeiters verwendet wer-
den, so befindet sich ihre Schneide an der linken Seite, sie sind daher als einfache Keile
zu betrachten; die Zwerchaxt hingegen ist von beiden Seiten zugeschärft und bildet da-
her einen doppelten Keil. Bei dieser Axt ist der mittlere Theil oder die Haube, durch
welche der Stiel geht, gewöhnlich länger als bei andern Hacken, weil dieselbe zugleich
als Hebel zum Herausreissen des ausgestemmten Holzes gebraucht wird.

§. 152.

Sonach haben wir die Theorie der fünf einfachen Maschinen : des Hebels, des
Rades an der Welle, der Rolle, der Schraube und des Keiles geendet.

Bei allen diesen Maschinen findet der Satz statt, dass die Bewegungsmomente
oder die Produkte der Kraft in ihren Raum und der Last in den zu gleicher Zeit beschrie-
benen Raum immer einander gleich sind. Sind daher von den 4 Grössen, Kraft,
Last und den Räumen der Kraft und Last drei gegeben, so kann man die vierte berech-
nen und zwar auf gleiche Art, es mag was immer für eine Maschine verwendet wer-
den. Derselbe Satz wird sich auch in der Folge bei allen zusammengesetzten Maschinen
bestätiget finden. Wenn man daher bei der Berechnung einer Arbeit nicht bloss die
Last, sondern auch den von ihr zurückgelegten Raum in Rechnung nimmt, so ergibt sich,
dass alle Maschinen in ihrer Wirkung einander gleich sind, dass
durch keine Maschine das Arbeitsprodukt vermehrt, wohl aber wegen eintretender
nebenseitiger Hindernisse (wovon später gehandelt werden wird) vermindert werde, so
dass man diejenige Maschine für die beste halten muss, bei welcher
das Resultat der Arbeit dem Bewegungsmomente der Kraft am näch-
sten kommt
.

Zum Schlusse dieses Kapitels wollen wir nun noch die verschiedenen Gattungen von
Hebladen und Wagen, dann den Göpel (mit seinen neuen Verbesserungen) um-
ständlich behandeln, nachdem diese Maschinen den bisher behandelten einfachen am
nächsten kommen und am häufigsten angewendet werden.


Keil.
§. 151.

Zum Keile gehören alle Gattungen Hacken, Messer und andere Schneidinstrumente.
Von den erstern sind die nachstehenden bei den Zimmerleuten am meisten im Gebrauche:
Fig.
11.
Tab.
5.
Die Bandhacke (Fig. 11), welche zum Abzimmern der runden Baumstämme gebraucht
wird; der Unterschied derselben von andern Hacken besteht darin, dass sie länger ist,
um damit stärkere Baumstämme behauen zu können, und dass sie schmäler ist und nach
ihrer ganzen Länge eine gleiche Breite besitzt, weil sie bei dem Gebrauche zu-
Fig.
12.
gleich als Hebel zum Abbrechen der Holzspäne dient. Die breite Hacke (Fig. 12)
dient zum Ausgleichen der mit der Bandhacke roh abgezimmerten Baumstämme. Die
Fig.
13.
Zwerchaxt (Fig. 13), welche der Zimmermann statt des sonst gewöhnlichen Stemm-
eisens zur Verfertigung der Löcher braucht, u. s. w. Da die zwei erstern wegen ihres
Zweckes nur zum Behauen des Holzes an der linken Seite des Arbeiters verwendet wer-
den, so befindet sich ihre Schneide an der linken Seite, sie sind daher als einfache Keile
zu betrachten; die Zwerchaxt hingegen ist von beiden Seiten zugeschärft und bildet da-
her einen doppelten Keil. Bei dieser Axt ist der mittlere Theil oder die Haube, durch
welche der Stiel geht, gewöhnlich länger als bei andern Hacken, weil dieselbe zugleich
als Hebel zum Herausreissen des ausgestemmten Holzes gebraucht wird.

§. 152.

Sonach haben wir die Theorie der fünf einfachen Maschinen : des Hebels, des
Rades an der Welle, der Rolle, der Schraube und des Keiles geendet.

Bei allen diesen Maschinen findet der Satz statt, dass die Bewegungsmomente
oder die Produkte der Kraft in ihren Raum und der Last in den zu gleicher Zeit beschrie-
benen Raum immer einander gleich sind. Sind daher von den 4 Grössen, Kraft,
Last und den Räumen der Kraft und Last drei gegeben, so kann man die vierte berech-
nen und zwar auf gleiche Art, es mag was immer für eine Maschine verwendet wer-
den. Derselbe Satz wird sich auch in der Folge bei allen zusammengesetzten Maschinen
bestätiget finden. Wenn man daher bei der Berechnung einer Arbeit nicht bloss die
Last, sondern auch den von ihr zurückgelegten Raum in Rechnung nimmt, so ergibt sich,
dass alle Maschinen in ihrer Wirkung einander gleich sind, dass
durch keine Maschine das Arbeitsprodukt vermehrt, wohl aber wegen eintretender
nebenseitiger Hindernisse (wovon später gehandelt werden wird) vermindert werde, so
dass man diejenige Maschine für die beste halten muss, bei welcher
das Resultat der Arbeit dem Bewegungsmomente der Kraft am näch-
sten kommt
.

Zum Schlusse dieses Kapitels wollen wir nun noch die verschiedenen Gattungen von
Hebladen und Wagen, dann den Göpel (mit seinen neuen Verbesserungen) um-
ständlich behandeln, nachdem diese Maschinen den bisher behandelten einfachen am
nächsten kommen und am häufigsten angewendet werden.


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[160/0190] Keil. §. 151. Zum Keile gehören alle Gattungen Hacken, Messer und andere Schneidinstrumente. Von den erstern sind die nachstehenden bei den Zimmerleuten am meisten im Gebrauche: Die Bandhacke (Fig. 11), welche zum Abzimmern der runden Baumstämme gebraucht wird; der Unterschied derselben von andern Hacken besteht darin, dass sie länger ist, um damit stärkere Baumstämme behauen zu können, und dass sie schmäler ist und nach ihrer ganzen Länge eine gleiche Breite besitzt, weil sie bei dem Gebrauche zu- gleich als Hebel zum Abbrechen der Holzspäne dient. Die breite Hacke (Fig. 12) dient zum Ausgleichen der mit der Bandhacke roh abgezimmerten Baumstämme. Die Zwerchaxt (Fig. 13), welche der Zimmermann statt des sonst gewöhnlichen Stemm- eisens zur Verfertigung der Löcher braucht, u. s. w. Da die zwei erstern wegen ihres Zweckes nur zum Behauen des Holzes an der linken Seite des Arbeiters verwendet wer- den, so befindet sich ihre Schneide an der linken Seite, sie sind daher als einfache Keile zu betrachten; die Zwerchaxt hingegen ist von beiden Seiten zugeschärft und bildet da- her einen doppelten Keil. Bei dieser Axt ist der mittlere Theil oder die Haube, durch welche der Stiel geht, gewöhnlich länger als bei andern Hacken, weil dieselbe zugleich als Hebel zum Herausreissen des ausgestemmten Holzes gebraucht wird. Fig. 11. Tab. 5. Fig. 12. Fig. 13. §. 152. Sonach haben wir die Theorie der fünf einfachen Maschinen : des Hebels, des Rades an der Welle, der Rolle, der Schraube und des Keiles geendet. Bei allen diesen Maschinen findet der Satz statt, dass die Bewegungsmomente oder die Produkte der Kraft in ihren Raum und der Last in den zu gleicher Zeit beschrie- benen Raum immer einander gleich sind. Sind daher von den 4 Grössen, Kraft, Last und den Räumen der Kraft und Last drei gegeben, so kann man die vierte berech- nen und zwar auf gleiche Art, es mag was immer für eine Maschine verwendet wer- den. Derselbe Satz wird sich auch in der Folge bei allen zusammengesetzten Maschinen bestätiget finden. Wenn man daher bei der Berechnung einer Arbeit nicht bloss die Last, sondern auch den von ihr zurückgelegten Raum in Rechnung nimmt, so ergibt sich, dass alle Maschinen in ihrer Wirkung einander gleich sind, dass durch keine Maschine das Arbeitsprodukt vermehrt, wohl aber wegen eintretender nebenseitiger Hindernisse (wovon später gehandelt werden wird) vermindert werde, so dass man diejenige Maschine für die beste halten muss, bei welcher das Resultat der Arbeit dem Bewegungsmomente der Kraft am näch- sten kommt. Zum Schlusse dieses Kapitels wollen wir nun noch die verschiedenen Gattungen von Hebladen und Wagen, dann den Göpel (mit seinen neuen Verbesserungen) um- ständlich behandeln, nachdem diese Maschinen den bisher behandelten einfachen am nächsten kommen und am häufigsten angewendet werden.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/190>, abgerufen am 23.11.2024.