stimmen genau mit den obigen Erfahrungen, woraus die Formel für die Kraft des Menschen abgeleitet wurde, überein. Nimmt man nun für die mittlere Geschwindig- keit den Werth c = 2,5 Fuss und für die mittlere Kraft den Werth k = 25 Lb an, so ist die wirkliche Kraft
[Formel 1]
Setzt man jetzt v = 1 Fuss, so ist die wirkliche Kraft K = 10 (5 -- 1) = 40 Pfund,
v = 2 " = 10 (5--2) = 30 --
v = 3 " = 10 (5--3) = 20 --
v = 4 " = 10 (5--4) = 10 --
v = 5 " = 10 (5--5) = 0. --
Alle diese Werthe treffen genau mit den §. 17. angegebenen Erfahrungen überein, und man kann sonach behaupten, dass der Ausdruck k
[Formel 2]
die wirkliche Kraft eines Arbeiters für alle verschiedenen Geschwindigkeiten, die er bei der Arbeit anwendet, gibt. Dieser Ausdruck gewährt nunmehr noch den Vortheil, dass für stärkere oder schwächere Arbeiter die mittlere Kraft k grösser oder kleiner als 25 Lb angenommen werden kann, und dass auch eben so bei je- nen Menschen, welche grössere oder schnellere Schritte machen, oder mit einer grössern Geschwindigkeit zu arbeiten gewohnt sind, auch für c eine grössere Zahl als 2,5 Fuss gesetzt, und auf solche Art dieselbe Formel der eigenthümlichen Kraft eines jeden Menschen angepasst werden kann.
§. 19.
Die Kraft aller Menschen ist noch von einem zweiten Umstande abhängig, nämlich von der Zeit oder Dauer ihrer Tagesarbeit, d. h. von der Anzahl Stunden, während welcher die Arbeiter täglich beschäftigt werden. Es ist nämlich bekannt, dass jeder Mensch sich viel mehr anstrengen, oder eine weit grössere Last auf sich nehmen könne, wenn die Arbeit nur kurze Zeit währt, oder wenn die Last nicht weit zu tragen ist, und bald abgelegt werden kann; im Gegentheile vermag aber kein Mensch bei einer sehr lange dauernden Arbeit eine grosse Kraft anzuwenden.
Bei der obigen Angabe, dass es für einen mittelmässig starken Menschen einerlei ist, 30 Pfund mit 2 Fuss Geschwindigkeit, oder 20 Pfund mit 3 Fuss Geschwindigkeit zu bewegen, ist die gewöhnliche Arbeitszeit vorausgesetzt. Diese fängt hier Landes in der Regel im Sommer um 5 Uhr Morgens an, und dauert bis 11 Uhr, worauf eine Mit- tagsruhe bis 1 Uhr eintritt. Von 1 bis Abends 7 Uhr wird wieder gearbeitet, und es werden demnach zusammen 12 Stunden täglich bei der Arbeit zugebracht. Die wenigsten Arbei- ten sind jedoch von der Art, dass der Arbeiter diese 12 Stunden hindurch ununter- brochen seine ganze Kraft von 20 oder 30 ..... Lb anzuwenden hat. Es treten im Gegentheile meistens gewisse Stillstände ein, wobei der Arbeiter sich wieder erholen kann. Werden z. B. Baumaterialien aufgezogen, so findet nach jedem Aufzuge eine Stillstandszeit statt, während welcher die aufgezogene Last entweder abgebunden oder aus- geschüttet und in die untere Tonne eine neue Last wieder eingeladen wird etc. Man nimmt daher im Durchschnitte an, dass unsere Arbeiter nicht durch 12, sondern bloss durch acht Stunden ihre ganze Kraft anwenden, d. h. anhaltend arbeiten.
Gerstners Mechanik. Band I. 3
Kräfte der Menschen.
stimmen genau mit den obigen Erfahrungen, woraus die Formel für die Kraft des Menschen abgeleitet wurde, überein. Nimmt man nun für die mittlere Geschwindig- keit den Werth c = 2,5 Fuss und für die mittlere Kraft den Werth k = 25 ℔ an, so ist die wirkliche Kraft
[Formel 1]
Setzt man jetzt v = 1 Fuss, so ist die wirkliche Kraft K = 10 (5 — 1) = 40 Pfund,
v = 2 „ = 10 (5—2) = 30 —
v = 3 „ = 10 (5—3) = 20 —
v = 4 „ = 10 (5—4) = 10 —
v = 5 „ = 10 (5—5) = 0. —
Alle diese Werthe treffen genau mit den §. 17. angegebenen Erfahrungen überein, und man kann sonach behaupten, dass der Ausdruck k
[Formel 2]
die wirkliche Kraft eines Arbeiters für alle verschiedenen Geschwindigkeiten, die er bei der Arbeit anwendet, gibt. Dieser Ausdruck gewährt nunmehr noch den Vortheil, dass für stärkere oder schwächere Arbeiter die mittlere Kraft k grösser oder kleiner als 25 ℔ angenommen werden kann, und dass auch eben so bei je- nen Menschen, welche grössere oder schnellere Schritte machen, oder mit einer grössern Geschwindigkeit zu arbeiten gewohnt sind, auch für c eine grössere Zahl als 2,5 Fuss gesetzt, und auf solche Art dieselbe Formel der eigenthümlichen Kraft eines jeden Menschen angepasst werden kann.
§. 19.
Die Kraft aller Menschen ist noch von einem zweiten Umstande abhängig, nämlich von der Zeit oder Dauer ihrer Tagesarbeit, d. h. von der Anzahl Stunden, während welcher die Arbeiter täglich beschäftigt werden. Es ist nämlich bekannt, dass jeder Mensch sich viel mehr anstrengen, oder eine weit grössere Last auf sich nehmen könne, wenn die Arbeit nur kurze Zeit währt, oder wenn die Last nicht weit zu tragen ist, und bald abgelegt werden kann; im Gegentheile vermag aber kein Mensch bei einer sehr lange dauernden Arbeit eine grosse Kraft anzuwenden.
Bei der obigen Angabe, dass es für einen mittelmässig starken Menschen einerlei ist, 30 Pfund mit 2 Fuss Geschwindigkeit, oder 20 Pfund mit 3 Fuss Geschwindigkeit zu bewegen, ist die gewöhnliche Arbeitszeit vorausgesetzt. Diese fängt hier Landes in der Regel im Sommer um 5 Uhr Morgens an, und dauert bis 11 Uhr, worauf eine Mit- tagsruhe bis 1 Uhr eintritt. Von 1 bis Abends 7 Uhr wird wieder gearbeitet, und es werden demnach zusammen 12 Stunden täglich bei der Arbeit zugebracht. Die wenigsten Arbei- ten sind jedoch von der Art, dass der Arbeiter diese 12 Stunden hindurch ununter- brochen seine ganze Kraft von 20 oder 30 ..... ℔ anzuwenden hat. Es treten im Gegentheile meistens gewisse Stillstände ein, wobei der Arbeiter sich wieder erholen kann. Werden z. B. Baumaterialien aufgezogen, so findet nach jedem Aufzuge eine Stillstandszeit statt, während welcher die aufgezogene Last entweder abgebunden oder aus- geschüttet und in die untere Tonne eine neue Last wieder eingeladen wird etc. Man nimmt daher im Durchschnitte an, dass unsere Arbeiter nicht durch 12, sondern bloss durch acht Stunden ihre ganze Kraft anwenden, d. h. anhaltend arbeiten.
Gerstners Mechanik. Band I. 3
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[17/0047]
Kräfte der Menschen.
stimmen genau mit den obigen Erfahrungen, woraus die Formel für die Kraft des
Menschen abgeleitet wurde, überein. Nimmt man nun für die mittlere Geschwindig-
keit den Werth c = 2,5 Fuss und für die mittlere Kraft den Werth k = 25 ℔
an, so ist die wirkliche Kraft [FORMEL]
Setzt man jetzt v = 1 Fuss, so ist die wirkliche Kraft K = 10 (5 — 1) = 40 Pfund,
v = 2 „ = 10 (5—2) = 30 —
v = 3 „ = 10 (5—3) = 20 —
v = 4 „ = 10 (5—4) = 10 —
v = 5 „ = 10 (5—5) = 0. —
Alle diese Werthe treffen genau mit den §. 17. angegebenen Erfahrungen überein,
und man kann sonach behaupten, dass der Ausdruck k [FORMEL] die wirkliche
Kraft eines Arbeiters für alle verschiedenen Geschwindigkeiten,
die er bei der Arbeit anwendet, gibt. Dieser Ausdruck gewährt nunmehr
noch den Vortheil, dass für stärkere oder schwächere Arbeiter die mittlere Kraft k
grösser oder kleiner als 25 ℔ angenommen werden kann, und dass auch eben so bei je-
nen Menschen, welche grössere oder schnellere Schritte machen, oder mit einer grössern
Geschwindigkeit zu arbeiten gewohnt sind, auch für c eine grössere Zahl als 2,5 Fuss
gesetzt, und auf solche Art dieselbe Formel der eigenthümlichen Kraft eines jeden
Menschen angepasst werden kann.
§. 19.
Die Kraft aller Menschen ist noch von einem zweiten Umstande
abhängig, nämlich von der Zeit oder Dauer ihrer Tagesarbeit, d. h.
von der Anzahl Stunden, während welcher die Arbeiter täglich beschäftigt werden.
Es ist nämlich bekannt, dass jeder Mensch sich viel mehr anstrengen, oder eine weit
grössere Last auf sich nehmen könne, wenn die Arbeit nur kurze Zeit währt, oder wenn
die Last nicht weit zu tragen ist, und bald abgelegt werden kann; im Gegentheile vermag
aber kein Mensch bei einer sehr lange dauernden Arbeit eine grosse Kraft anzuwenden.
Bei der obigen Angabe, dass es für einen mittelmässig starken Menschen einerlei
ist, 30 Pfund mit 2 Fuss Geschwindigkeit, oder 20 Pfund mit 3 Fuss Geschwindigkeit zu
bewegen, ist die gewöhnliche Arbeitszeit vorausgesetzt. Diese fängt hier Landes
in der Regel im Sommer um 5 Uhr Morgens an, und dauert bis 11 Uhr, worauf eine Mit-
tagsruhe bis 1 Uhr eintritt. Von 1 bis Abends 7 Uhr wird wieder gearbeitet, und es werden
demnach zusammen 12 Stunden täglich bei der Arbeit zugebracht. Die wenigsten Arbei-
ten sind jedoch von der Art, dass der Arbeiter diese 12 Stunden hindurch ununter-
brochen seine ganze Kraft von 20 oder 30 ..... ℔ anzuwenden hat. Es treten im
Gegentheile meistens gewisse Stillstände ein, wobei der Arbeiter sich wieder erholen
kann. Werden z. B. Baumaterialien aufgezogen, so findet nach jedem Aufzuge eine
Stillstandszeit statt, während welcher die aufgezogene Last entweder abgebunden oder aus-
geschüttet und in die untere Tonne eine neue Last wieder eingeladen wird etc. Man nimmt
daher im Durchschnitte an, dass unsere Arbeiter nicht durch 12, sondern bloss durch
acht Stunden ihre ganze Kraft anwenden, d. h. anhaltend arbeiten.
Gerstners Mechanik. Band I. 3
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/47>, abgerufen am 21.11.2024.
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